Im Drei-Programme-Fernsehen der 70er war der Grund ganz banal: Es gab überhaupt etwas zu schauen. Bonanza lief am Sonntag um 18:10 Uhr, gerade noch in Kinderreichweite, vor den ZDF-Nachrichten, die den Beginn des Erwachsenenfernsehens markierten. Was danach kam, war Gegenstand zäher Verhandlungen, denn es kollidierte mit Zubettgeh-Zeiten und elterlichen Grundsätzen. Was davor kam, war Kinderquatsch. Und in einer Zeit, in der das beliebteste Spielszenario “Cowboy und Indianer” war und gefühlt jedes Kind einen Spielzeug-Revolver hatte, lieferte Bonanza Woche für Woche immer neues Material zum Herumtoben im Freien. Es lieferte auch eine ordentliche Auswahl an Identifikationsfiguren: Adam, der Coole, der so gern schwarz trug. Little Joe, der Hübsche, Ungestüme. Und natürlich Hoss, der lustige Dicke, der von Kindern verehrt wurde wie Obelix oder Bud Spencer. Alle wollten Hoss Cartwright sein. Dass es eine Familie komplett ohne Frauen war, kam uns nicht merkwürdig vor, schließlich kannten wir auch Entenhausen, wo man sich durch Veronkelung fortpflanzt. Zwar hatte fast jede Folge Bonanza auch eine Daisy Duck, die die Handlung ins Rollen bringt, indem sie dem einen oder anderen Cartwright näher kommt. Aber das war grundsätzlich mit Ende der Folge auch abgeschlossen. Die Cartwrights waren und blieben eine Familie für große Jungs, wo man unter der Aufsicht eines zuweilen strengen, aber coolen Papas nach Herzenslust reiten und schießen konnte und keine Mama einen ins Bett schickte.