Guardians of the Galaxy

01Während die Avengers rund um Iron Man und Captain America schon nicht die allererste Riege in Marvels Comic-Universum darstellen, schien die Ankündigung, dass ein Film zu den 1969 erstmals in Erscheinung getretenen Guardians of the Galaxy in der Entwicklung steckt, endgültig ein Griff in die obskureren Regionen des Verlagsinventars zu sein. Eine Gruppe weltraumfahrender Superhelden, der unter anderen ein schießwütiger Waschbär und ein sprechender Baum angehört? Der Schachzug ging auf. Der 2014 erschienene Erfolgsfilm von James Gunn (Super: Shut Up, Crime!) etabliert zudem nicht nur ein erweitertes interstellares MCU abseits der Erde, sondern auch die Hintergründe für die Infinity-Steine und Phase 3-Oberscherge Thanos.

   

Als Kind von einer außerirdischen Verbrecherbande entführt, ist Peter Quill inzwischen selbst ein Mitglied dieser Bande, den Ravagers unter der Führung von Yondu Udonta. Peter, auch genannt Star-Lord (hauptsächlich nennt er sich selbst so und sonst niemand), macht sich bei der neuesten Unternehmung der Schmugglerbande jedoch frühzeitig alleine auf zu einem verlassenen Planeten, aus dessen Ruinen er ein mysteriöses, kugelförmiges Artefakt (der Orb) entwendet. Kaum hat er dieses an sich gebracht, macht er jedoch auch schon die unfreundliche Bekanntschaft mit Korath, dem Handlanger des Kree-Fanatikers und Terroristen genannt Ronan der Ankläger. Peter kann Korath zwar noch geradeso entkommen, doch auf dem Planeten Xandar, wo Peter das Artefakt an einen Hehler verkaufen will, warten schon die nächsten Schwierigkeiten auf ihn. So hat Ronan ein Bündnis mit dem intergalaktischen Eroberer Thanos geschlossen, der ihm als Hilfe seine miteinander verfeindeten Adoptivtöchter Nebula und Gamora ausgeliehen hat. Letztere kann Ronan schließlich davon überzeugen, sie nach Xandar zu entsenden, um dort den Orb zurück zu stehlen. Auch ist Yondu wenig erfreut darüber, dass Peter versucht ihn und den Rest der Bande aus dem Deal mit dem Orb auszuschließen und setzt als Antwort ein hohes Kopfgeld auf ihn aus. Dieses ruft wiederum das Duo bestehend aus dem sprechenden Waschbären Rocket und seinem Partner / seiner persönlichen Hauspflanze Groot auf den Plan. Bei so vielen Verbrechern auf einen Haufen werden natürlich auch die Gesetzeshüter von Xandar, die Nova-Force, schnell hellhörig. Sie nehmen die vier bei ihrer chaotischen Auseinandersetzung um Orb und Kopfgeld fest und stecken sie ins Gefängnis, wo die einschüchternde Gestalt von Drax dem Zerstörer auf sie wartet. Dieser hegt einen besonders persönlichen Groll gegen Ronan und alle, die etwas mit ihm zu tun haben und hat es entsprechend auf Gamora abgesehen. Erst als diese den astronomischen Wert des Orbs offenbart, scheint zwischen den grundverschiedenen Gesetzlosen ein Zweckbündnis möglich – nur müsste man zuerst aus dem Gefängnis entkommen.

Space Avengers

Originaltitel Guardians of the Galaxy
Jahr 2014
Land USA
Genre Science Fiction, Action
Regie James Gunn
Cast Peter Quill: Chris Pratt
Gamora: Zoe Saldana
Drax: Dave Bautista
Rocket: Bradley Cooper
Groot: Vin Diesel
Nebula: Karen Gillan
Yondu: Michael Rooker
Ronan: Lee Pace
Korath: Djimon Hounsou
Laufzeit 116 Minuten
FSK
Veröffentlichung: 8. Januar 2015

Guardians of the Galaxy kommt filmübergreifend die erzählerische Schlüsselrolle zu, die bereits in den Vorgängerfilmen angedeuteten Erzählstränge im MCU zu verknüpfen. Wie kein anderer Film stellt Guardians die Weichen für das Doppelfinale von Phase 3 bestehend aus Avengers: Infinity War und Avengers: Endgame. Doch auch losgelöst davon, funktioniert er alleinstehend als unterhaltsames Weltraumabenteuer. Der zehnte MCU-Film hebt sich in vielerlei Hinsicht zudem von seinen Vorgängern ab. Zuerst natürlich durch das Sci-Fi-Setting weitab der Erde, die (abgesehen von Asgard in den Thor-Filmen) bis dahin als Handlungsort dient. Hier wird die Tür zu einem ganzen Universum an verschiedenen Alien-Spezies und intergalaktischen Machtzentren geöffnet. Abgesehen von Thanos‘ Hofstaat ist dies insbesondere das seither auch in Captain Marvel und Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. aufgegriffene Kree-Imperium. Weiterhin hebt sich der Streifen als Ensemble-Film ab (der zweite nach The Avengers zumindest), der sich nicht nur auf einen einzigen Superhelden konzentriert. So nimmt ein ganzes Team und dessen zusammenwachsende Interaktion untereinander mehr Platz ein als der Werdegang eines einzigen. Hinzu kommt ein erhebliches Maß an Raumschiff- und Weltraum-Action, abseits des üblichen Schaulaufens eines Superhelden mit seinem Superfähigkeiten gegen austauschbare Handlanger und Superantagonisten. Mehr glänzt der Film allerdings durch die Zusammenstellung der Figuren und ihren mit Witz gespickten Dialogen untereinander, die dem bereits 2009 von Nicole Perlman (Pokémon Meisterdetektiv Pikachu) basierend auf den Comics angefangenen und von Gunn noch einmal grundlegend zu einer Original-Story hin überarbeiteten Drehbuch entstammen.

Unheldige Helden

Die Figuren und die für sie gecasteten Darsteller funktionieren im Zusammenspiel einfach, was auch daran liegt, dass das Super und Held in ihrem Superhelden-Dasein ziemlich klein geschrieben wird. Eher sind sie Gesetzlose, die durch die Umstände in eine Heldenrolle gedrängt werden, für die sie kaum geeignet scheinen. Star-Lord (Chris Pratt, Parks and Recreation) projiziert zwar gerne das Image und Gehabe eines Weltraumhelden irgendwo zwischen James T. Kirk und Han Solo, hat aber nach seiner Entführung kurz nach dem Tod seiner Mutter eine ganze Reihe an Komplexen angehäuft, wie zum Beispiel nur eine bedingte Erwachsenenreife oder das zwanghafte Verhalten, mit allerlei Krimskrams, veralteten Popkulturreferenzen und Musik irgendwie seine Herkunft von der Erde aufrechtzuerhalten. Gamora (Zoe Saldana, Avatar: Aufbruch nach Pandora) wurde als Kind von Thanos entführt, ihre leiblichen Eltern von ihm hingerichtet und sie von ihm aufgezogen, was im Grunde ein täglicher Kampf ums Überleben war, auch gegen die eigene Schwester Nebula (Karen Gillan, Doctor Who). Entsprechend hat sie wenig Nerven für irgendwelche Albernheiten außerhalb ihres Zielrasters. Rocket, ein ehemaliges Versuchsobjekt und oft ausgelacht, kompensiert dies mit einem gezielt asozial feindseligen Verhalten, unterstrichen mit durchschlagskräftigeren Waffen. Als Gegenpol wird er von dem gutmütigen, aber auch etwas einfältigen Baumwesen Groot begleitet, dessen Vokabular sich allerdings nur auf die Wörter „Ich“ und „bin“ und „Groot“ in ausschließlich dieser Reihenfolge mit unterschiedlichen Tonlagen beschränkt. Während insbesondere der computeranimierte Rocket am Set von James Gunns Bruder Sean Gunn (Gilmore Girls) vertreten wurde (der zudem den Ravager Kraglin spielt), wurde für Rocket Bradley Cooper (A Star is Born) als Sprecher gewonnen und für Groot Vin Diesel (The Fast and the Furious), der sein „I am Groot“ für die Lokalisierungen des Films in diversen Sprachen eingesprochen hat. Guardians markiert zudem den schauspielerischen Durchbruch für Dave Bautista (Blade Runner 2049), der bis dahin unter dem Ringnamen Batista als Profi-Wrestler in der WWE Bekanntheit erlangt hat. Seine Figur Drax kann, trotz tragischer Hintergrundstory, durch sein komplett fehlendes Verständnis für bildliche Sprache regelmäßig für Comic-Relief-Momente sorgen. Zu guter Letzt noch Lee Pace (Halt and Catch Fire), der als Antagonist Ronan mit seiner Over the Top-Performance bestimmt nicht den Geschmack aller Zuschauer trifft. Er bildet mit seinem rhetorisch hochtrabenden und ausufernden Fanatismus jedoch einen passenden Gegenpart zu der inhomogenen Gruppe an untereinander zankenden Außenseitern rund um Star-Lord, die sich als Helden wider Willen zu Wächtern der Galaxy zusammenraffen müssen.

Die Musik macht den Film

Eine weitere Besonderheit des Films dürfte zudem sein Soundtrack sein, dem Regisseur James Gunn mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat, als wohl allgemein üblich ist. Dieser besteht zum einen aus der filmmusikalischen Begleitung von Tyler Bates (John Wick), die sich mit den gewohnt heroischen Melodien nicht allzu sehr von anderen Musikbegleitungen des MCU unterscheidet. Während die Filmmusik aber meist während oder nach der Fertigstellung des Films entsteht, hat Bates diese auf Wunsch von Gunn schon vor den Dreh zum Teil komponiert und aufgenommen, damit der Regisseur bei den Aufnahmen zu der fertigen Musik drehen konnte. Auch hat sich Gunn mit der Idee von Quills Walkman und dem Mixtape im Vorfeld durch diverse Chartlisten der 60er und 70er gehört, um Songs zu finden, die tonal zum Film und diversen Szenen darin als Untermalung passen. Letztlich hat er auch Szenen rund um bestimmte inspirierende Songs herum gestaltet und weiterhin am Set die Songs auch gespielt, um alle Beteiligten beim Dreh in die richtige Stimmung zu bringen. Dies ist im Film durchaus bemerkbar, wenn Bilder und Handlung zu Gunsten eines Songs in den Hintergrund treten und der Film kurzzeitig den Übergang zu einem Musikvideo vollzieht. Auch wenn der Musik von vielen Filmfans immer wieder die Rolle als sekundäres oder nur unterstützendes Hintergrundgedudel zugedacht wird, ist es wichtig, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass ein Film letztlich ein Gesamtwerk ist, in dem teilweise hunderte von Kreativen in zahlreichen Kunstformen zusammenkommen: Schriftstellerei, Fotografie, Mode, Schauspielerei, plastische Gestaltung und natürlich auch die Musik, ohne die ein Film eine sehr viel trockenere Angelegenheit wäre. Dass Gunn einerseits zu den sehr viel zugänglicheren Rock und Pop-Klassikern greift (entgegen der Sci-Fi-üblichen John Williams’schen Star Wars-Klassik oder etwaigen futuristischen Elektronikklängen) und dass er diese Musik zudem als gestalterisches Mittel schon bei Konzeption und Dreh eingesetzt hat, gibt Guardians of the Galaxy letztlich das gewisse Etwas: eine seltene Synergie zwischen Bildern und Musik. Das macht den Film nicht nur anders als die Marvel-Filme bis dahin, sondern auch anders als so viele Science-Fiction-Weltraumabenteuer davor.

Fazit

Guardians of the Galaxy in jedem Fall ein sehr unterhaltsamer Sci-Fi- und Abenteuerfilm mit einer guten Mischung aus Action und Humor, der zudem ein wichtigerer erzählerischer Teil des MCU ist. Ansonsten habe ich eine ziemlich einfache Methode, meine Lieblingsfilme zu benennen: Es sind schlicht die, die ich am öftesten geguckt habe. Rein quantitativ sticht selbst unter diesen Filmen Guardians noch hervor, da ich den Streifen teilweise schon mitsprechen kann und immer noch meine helle Freude daran habe. In dem Film stimmt einfach alles: Die Figuren, ihr dysfunktionales Verhalten untereinander, der Humor, die Dialoge und besonders die Musik. Wie sie integriert ist, trifft bei mir einen Nerv, wie es kaum ein anderer Film schafft.

© Walt Disney


Im Handel erhältlich:

 

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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