TV-Kindheitserinnerungen – Teil 17: Fillmore!

Unsere Reihe “Meine Kindheit vor dem Fernseher” besinnt sich zurück auf jene Tage, in denen die Hausaufgaben warten mussten, es Gründe gab, schon während des Unterrichts auf den Nachmittag zu warten oder an Wochenenden besonders früh aufzustehen: Das TV-Programm. In einer Zeit, in der Smartphones und Internet nicht die Kinderzimmer einnahmen, sondern die Flimmerkiste (oftmals noch in der Variante Röhrenfernseher) den Alltag bestimmte. Wir widmen uns Formaten, die unsere Kindheit prägten und heute zum Teil bereits längst in Vergessenheit geraten sind. Die Nostalgiebrille aufgesetzt und volle Kraft rückwärts in der Zeit!

Titel: 

Fillmore! (26 Episoden, 2002–2004)

Dort war es zu sehen:   

Disney Channel (2003–2009), ProSieben (2004), SuperRTL (2005–2013)

Darum geht es:

An der X-Middle-School sorgt das Security-Team für Ordnung: Die Mitglieder des Security-Teams, selbst Schülerinnen und Schüler, die leicht an ihrer orangenen Schärpe zu erkennen sind, kümmern sich um die verschiedenen Fälle an der Schule. Cornelius Fillmore, selbst einst ein notorischer Nachsitzer mit langer Akte, ermittelt zusammen mit seiner Partnerin Ingrid Third, einer neuen Schülerin der Middle-School, und stellt so die üblen Rabauken. Egal ob illegale Froschrennen, Schokoladendiebstahl oder Kritzeleien!

Wissenswertes:

Tatsächlich wurde Fillmore! als Parodie des insbesondere in den 70er-Jahren beliebten Police Drama-Genres entworfen (in diesem wurde sich, anders als es zu der Zeit gängig war, auf die Ermittlungsarbeit von Polizisten und Detectives konzentriert). Als “Polizisten” fungieren hier die der in Amerika üblichen Fluraufsicht nachempfundenen Security-Officer. Vermutlich die berühmteste Referenz ist aber die des berüchtigten Hannibal Lecter aus Das Schweigen der Lämmer: Randall Julian ist ein Serien-Randalierer (der in der Schule in Isolationshaft (!) sitzt), an den sich Fillmore und Ingrid wenden müssen, als ein neuer Vandalierer sein Unwesen treibt. Die Ähnlichkeiten sind dabei geradezu unheimlich, wer rechnet auch schon in einer Kinderserie mit einem Hannibal Lecter-Verschnitt?

Darum handelte es sich um ein Kinderzimmer-Highlight:

Was Fillmore! stark von den anderen Serien unterschied, was in den früheren 2000er-Jahren so im Kinder-TV lief, ist vor allem der Umstand, wie ernst sie war: Das Security-Team mit der orangenen Schärpe sind nicht einfach ein paar Kinder, sondern “echte” Officers mit echten Fällen. Bei den Fällen handelt es sich um kinderfreundliche Versionen richtiger Verbrechen: Aus illegalen Autorennen werden illegale Froschrennen und aus Kidnapping der Diebstahl eines Tamagotchi. Ein Fall um den Schmuggel gestohlener Schokolade erinnert aus der Perspektive eines heute erwachsenen Zuschauers gar ein wenig an die kindliche Version eines Drogenhandels (was vor allem daran liegt, wie diese entdeckt wird). Dadurch fühlte sich der Cartoon ein bisschen wie ein eigener Krimi an, ein Genre, das sicherlich in vielen deutschen Haushalten von den Eltern geschaut wurde (man denke nur an all die deutschen Krimi-Formate!).

Persönliche Erinnerungen:

Besitzt Fillmore! wirklich nur 26 Episoden?! Als Kind kam mir die Serie viel länger vor. Dabei gab es Folgen, die irgendwie ständig zu sehen waren und solche, die ich irgendwie erst sehr spät mal sehen konnte. Auch kamen mir Fillmore und insbesondere Ingrid (mein Lieblingscharakter, obgleich ich bei ihrem Namen zunächst extrem irritiert war, da ich diesen nur mit meiner Großmutter verband) unglaublich cool und erwachsen vor, was wohl wenig verwundert, schließlich ging ich selbst erst in die Grundschule. Damals träumte ich auch davon, dass es so ein Security-Team mit orangenen Schärpen auch an meiner weiterführenden Schule geben würde und ich genau wie Fillmore und Ingrid sein könnte. Natürlich war das nicht der Fall, immerhin handelt es sich dabei um eine amerikanische Tradition, die noch dazu nur sehr wenig mit dem zutun hat, was hier in der Serie gezeigt wird. Aber träumen darf man ja, die Security-Officer waren einfach cool. Was mir besonders gefiel, war auch, dass die Hauptfiguren trotz ihres jungen Alters durchaus von den Erwachsenen ernst genommen wurden.

Lohnt sich die Serie heute noch?

Es hat durchaus seinen Grund, warum die Serie damals auch bei vielen erwachsenen Zuschauern beliebt war: Die Fälle sind spannend, die Charaktere interessant und das ganze Setting wirkt außergewöhnlich erwachsen. So außergewöhnlich, dass es an vielen Stellen doch komisch wirkt, wenn man sich vor Augen hält, dass es sich bei den Figuren um zwölf- bis 13-jährige (!) Kinder handelt: Etwa wirkt das Treffen von Fillmore und seiner Ex-Freundin wie das zweier verflossener Geliebter in ihren 40ern oder das Aufgreifen von Fillmores Vergangenheit so, als sei er ein Ex-Häftling und nicht einfach nur ein ehemaliger Rowdy. Trotzdem sind es gerade der Charme der vielen Referenzen und das ernsthafte Herangehen an die verschiedenen Fälle, die die Serie noch heute unglaublich sehenswert macht. Mit 26 Episoden ist sie auch schnell durchgesehen, sodass es auch heute noch Spaß macht, Ingrid und Fillmore bei der Verbrechensbekämpfung zuzusehen.

Wie kommt man an die Serie heran?

Bis dato sind zu Fillmore! weder eine Disc-Veröffentlichung noch eine Abo-Bereitstellung über einen Streaming-Dienst geplant. Die Serie war auch schon lange nicht mehr im linearen Fernsehen zu sehen. Wer mag, kann sich aber über Amazon Prime Video oder Apple TV die Episoden bzw. die gesamte Staffel kaufen.

Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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