Die glorreichen Sieben (2016)

Mit Die sieben Samurai erlangte der japanische Regisseur Akira Kurosawa (Ran) 1954 weltweiten Ruhm. Den amerikanischen Filmemacher John Sturges (Gesprengte Ketten) inspirierte die Geschichte über eine Handvoll Männer, die sich mutig einer Horde Feinde entgegenstellen, um ein kleines Dorf zu beschützen, so sehr, dass er 1960 die Handlung in den Wilden Westen verlagerte. Die Geburt der glorreichen Sieben. Noch heute gilt Sturges Version als ebenbürtiges Meisterwerk, sogar als Meilenstein der Western-Filmgeschichte und ist vor allem für seine Starbesetzung bliebt. Sich an zwei solche Klassiker heranzuwagen, bedarf wirklich viel Mutes. 2016 wagte sich Antoine Fugua (The Equalizer 2) an das waghalsige Vorhaben mit dem Ziel, einem jüngeren Publikum die Helden aus vergangenen Tagen näherzubringen. Ob er dieses Duell gegen zwei Schwergewichte überstanden hat? Wir finden es heraus.

 

Die Bewohner der kleinen Stadt Rose Creek haben ein ernstes Problem. Mit allen Mitteln versucht der habgierige Geschäftsmann Bartholomew Bogue (Peter Sarsgaard, The Sound Of Silence) ihnen ihr Land wegzunehmen, um noch mehr Gold zu schürfen. Nachdem eine Versammlung in der hiesigen Kirche mit Blei und Blut endete, beschließen einige Dorfleute, dass sie Hilfe brauchen. Emma Cullen (Haley Bennett, Girl on the Train), die durch Bogues Männer ihren Ehemann verlor, bricht mit einem Partner auf. Zum Glück finden die beiden schon in einer nicht weit entfernten Stadt einen geeigneten Mann. Gerade als sie dort ankommen, richtet nämlich der vereidigte Leutnant Sam Chisolm (Denzel Washington, Safe House) einen entflohenen Straftäter. Nachdem sie ihm die Sachlage erklären und ihm alles geben, was sie an Geld haben, beschließt der schnelle Schütze zu helfen. Doch für dieses Unterfangen braucht er noch ein paar Männer.

“Ich sehne mich nach Gerechtigkeit. Aber ich nehme auch Rache!“

Originaltitel The Magnificent Seven
Jahr 2016
Land USA
Genre Western, Action, Drama
Regie Antoine Fugua
Cast Sam Chisolm: Denzel Washington
Josh Faraday: Chris Pratt
Goodnight Robicheaux: Ethan Hawke
Billy Rocks: Byung-hun Lee
Jack Horne : Vincent D’Onofrio
Vasquez: Manuel Garcia-Rulfo
Red Harvest: Martin Sensmeier
Bartholomew Bogue: Peter Sarsgaard
Emma Cullen: Haley Bennett
Teddy Q.: Luke Grimes
Laufzeit 133 Minuten
FSK

Die Geschichte von Die glorreichen Sieben ist schnell erzählt. Doch da durch die brutalen Hinrichtungen in den Eröffnungsszenen die Emotionen sofort bei den einfachen Bauern sind, sorgt das Thema Rache von Anfang an dafür, im Sattel bleiben zu wollen. Vor allem, weil Peter Sarsgaard den tyrannischen Bösewicht abgrundtief verachtend spielt, dass der komplett in Schwarz gekleidete Denzel Washington nur zu gerne als Sensenmann fungieren soll. Doch zuallererst muss der charismatische Chisolm sich seinen Trupp aus unerschrockenen Männer zusammenstellen. Dafür trennen sich die Wege der Gefährten, was uns ein paar angenehme Landschaftsaufnahmen einbringt und den einen oder anderen spritzigen Dialog. Denn Nummer 2 auf der Rekrutierungsliste ist Josh Faraday (Dance-Battle-King Chris Pratt, Jurassic World), der Chisolm bei der Ergreifung des Straftäters etwas zur Seite stand. Ständig am Trinken und nie um einen anrüchigen Kommentar verlegen, sorgt Faraday für eine ordentliche Portion Humor.

Was machen ein Leutnant, ein Mörder, ein Scharfschütze und ein Indianer in einem Dorf?

Doch auch bei dem Rest der Helden handelt es sich nicht um Trauerklöße. So stecken in den Vorstellungen der anderen Mitstreiter weitere lockere Sprüche, einige Schieß – oder Wurfkostproben (Haarnadel!) und allgemein lockere Sehminuten. Das eine oder andere tiefergehende Problem deutet die Handlung allerdings auch an. Schießlegende Goodnight Robicheaux (Ethan Hawke, Tesla) scheint zum Beispiel ein paar Probleme damit zu haben, den Abzug seiner Flinte zu betätigen. Während dies dann der Film im Lauf der Zeit weiter vertieft, bleiben die anderen Männer eher dünne Schatten in der Wüste. Gerade bei dem steckbrieflich gesuchten Vasquez (Manuel Garcia-Rulfo, 6 Underground) hätte eine stärkere Ausarbeitung von Seiten der Drehbuchautoren stattfinden können. Oder gar bei Vincent D’Onofrios (Death Wish) Figur Jack Horne, der früher Indianer jagte und nun mit einem von ihnen Seite an Seite kämpfen muss. Immerhin ist Fugua hoch anzurechnen, dass er seine Darsteller mit viel Diversität und Authentizität auswählte.

Diese Helden verstehen ihr Handwerk

Wenn die Herren schon oft mehr als nur einen Revolver an der Hüfte tragen, dann dürfen sie den natürlich wiederholt einsetzen. Die glorreichen Sieben präsentiert einige mitreisende Gefechte. „Sterben wie die Fliegen“ bildet da einen passenden Ausspruch für die Sterbequote des Feindes. In alter Kevin – Allein zu Haus-Manier bauen die Helden und Bewohner das Dorf zu einer waschechten fallenbestückten Schießbude um, bei dem gefühlt jeder, der irgendwie eine Waffe halten kann, dies auch tut. Selbst Emma — wir rechnen es den Autoren sehr hoch an, dass sie zu keinem Love Interest verkommt — verteidigt ihr Land im Namen ihres toten Mannes. Sehvergnügen auf hohem Niveau. Wenn da nicht ab und an die Blindgänger in Form von Computeranimationen wäre. Unglücklicherweise fallen gerade die Effekte eher störend im Bild auf, ob nun bei der Aufhübschung der Landschaften oder einiger Explosionen. Immerhin der epische, flotte Soundtrack fügt sich wie Faradays Hand an seinen geliebten Revolver Maria.

Die Sache mit dem Remake

Während Fugua doch einiges in seiner Version umänderte, bleibt er seinen Vorbildern in dem Punkt treu, dass nicht alle Männer am Ende noch mal eine Runde Feuerwasser trinken können. Doch es fehlt über die Filmminuten der Tiefgang, um diesen Verlust ähnlich zu betrauern, wie Emma am Anfang ihren Ehemann. Liebhaber der beiden Vorlagen vermissen in dies die nachdenklicheren, philosophischen Themen. Fuguas Variante bleibt daher ein spaßiger, actionreicher Western, der in seiner langen Laufzeit keine Langeweile aufkommen lässt, sich aber nicht mit Sturges oder Kurasawas Filmen messen kann.

Fazit

Dem Westerngenre nicht abgeneigt, zog es mich damals 2016 bei der Ankündigung von Die glorreichen Sieben sofort ins Kino. Und auch heute noch kann ich dem Titel viel abgewinnen, schafft er es doch mich während der kompletten Laufzeit zu unterhalten. Es sind die spritzigen Dialoge, die anziehenden Auftritte von Anführer Chisolm und natürlich die perfekt in Szenen eingefangenen Showdowns. Die oben erwähnte Haarnadel hier noch mal extra betont! Die bunte Truppe macht einfach Laune. Nur schade, dass die eine oder andere Figur Pech hat bei der Verteilung der Spielminuten. So bleiben doch mehr als die Hälfte der Männer etwas blass um die Hutkrempe. Trotzdem geht das Finale nicht spurlos an einem vorbei. Vor allem auf die Partner Goodnight und Billy (Byung-hun Lee, Terminator: Genisys) hebe ich ein Whiskeyglas! Fuguas Version ist kein psychologisches Kammerspiel, bietet jedoch einen unterhaltsamen, leichten Filmabend.

© Sony Pictures Home Entertainment

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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