Monster

Die Aufgabe eines Arztes ist es in erster Linie, Menschenleben zu retten und das unabhängig davon, wer die Patienten sind. Doch in der Realität sieht es oft anders aus, denn die Klinikleitung entscheidet, welcher Patient mehr wert ist und daher die beste Behandlung bekommt. Diese fragwürdige Praktik wird in der Anime-Serie Monster thematisiert, denn der Protagonist Kenzo Tenma muss sich als Neurochirurg an die Anweisungen von oben richten. Doch Tenma kann dies nicht länger mit seinem Gewissen vereinbaren und trifft eine Entscheidung, die schlagartig sein Leben aus den Fugen geraten lässt. Nicht nur verfolgt er einen Serienmörder durch ganz Deutschland und Mitteleuropa, sondern wird dabei selbst noch zum Gejagten. Die nervenaufreibende Geschichte stammt hierbei aus der Zeichenfeder von Naoki Urasawa (20th Century Boys) und ist bei Carlsen Manga als Perfect Edition erhältlich. Der Publisher KSM Anime legte mit der zahlreich von Fans gewünschten Anime-Adaption von Studio Madhouse (Hunter x Hunter) nach. Seit September 2023 sind hierzulande alle 74 Folgen auf Blu-ray und DVD zu erwerben.

     

Die Geschichte des Neurochirurgen Kenzo Tenma nimmt 1986 in Düsseldorf ihren Lauf. Der in Deutschland lebende Japaner ist ein wahres Genie auf seinem Gebiet und kann vielen Menschen das Leben retten. Allerdings muss er sich des Öfteren an die Anweisungen des Klinikchefs Dr. Heinemann richten, was die Priorität der Patienten angeht. Dabei wird ersichtlich, dass nicht jeder Patient von gleichen Wert ist. Doch Dr. Tenma will eines Tages diese Praktik nicht länger hinnehmen und entscheidet sich lieber einen Jungen zu operieren, anstatt wie befohlen den Bürgermeister. Die Operation des Jungen Johann Liebert, der mit seiner unter Schock stehenden Zwillingsschwester Anna eingeliefert wurde, ist ein voller Erfolg. Der Bürgermeister stirbt hingegen und Tenma ahnt nicht, welche schwerwiegenden Konsequenzen seine Entscheidung auslöst. Zudem sind später die Zwillinge aus dem Krankenhaus spurlos verschwunden. Einige Jahre danach erfährt Tenma, dass Johann, dem er einst das Leben rettete, ein Serienmörder ist. Nun möchte Tenma seinen damaligen Fehler korrigieren und begibt sich auf die Suche nach Johann, dem sogenannten “Monster”, vor dem sich jeder fürchtet …

Patienten stehen an erster Stelle

Originaltitel Monster
Jahr 2004–2005
Episoden 74 (in 1 Staffel)
Genre Thriller, Psychodrama, Krimi
Regie Masayuki Kojima
Studio Madhouse
Seit 21. September 2023 vollständig im Handel erhältlich

Zunächst wird der Protagonist Kenzo Tenma vorgestellt, der einen sehr talentierten Gehirn- und Neurochirurgen darstellt und daher auch unter seinen Kollegen ein hohes Ansehen genießt. Er arbeitet an der Eisler-Gedenkklinik und seine Karriereaussichten sind schlichtweg gesagt fantastisch. Des Weiteren läuft es in der Liebe gut, denn er ist mit Eva Heinemann verlobt, der Tochter des Klinikchefs. In seinem jungen Leben als Arzt hat Tenma also schon eine Menge erreicht. Allerdings wird er aufgrund seiner gutmütigen Persönlichkeit gerne ausgenutzt, denn viele seiner Erfolge heimst der Klinikchef für sich ein, ohne ihn überhaupt zu erwähnen. So nimmt er dies schweigend hin, obwohl er damit nicht wirklich glücklich ist. Bei seiner Arbeit blüht Tenma erst so richtig auf, denn nicht das Geld, sondern das Wohl seiner Patienten steht an erster Stelle und deswegen steckt er auch sein ganzes Herzblut in jede Behandlung. Genauer betrachtet stellt er einen idealen Doktor dar, ähnlich und vergleichbar mit dem verstorbenen Arzt Giuseppe Moscati, der unfassbar beliebt bei den Menschen war. Damit hat Tenma es beim Publikum nicht schwer, denn sein empathischer Charakter wird von Folge zu Folge immer wieder unter Beweis gestellt. Anders sieht es hingegen bei Eva Heinemann aus, denn mit ihrer hochnäsigen und kühlen Art bildet sie einen Gegenpol zu Tenma, was verdeutlicht, dass sich Gegensätze anziehen. Während Tenma jeden Menschen als gleichwertig ansieht, vertritt sie dazu eine gegenteilige Meinung. Dies hängt damit zusammen, dass Eva aus einer wohlhabenden Familie stammt und daher nie etwas aus eigener Kraft aufgebaut hat. Ein luxuriöses Leben gehört für sie zum Alltag und so haben arme Menschen für sie keinerlei Bedeutung.

Lebensverändernde Entscheidungen

Im Verlauf sorgt ein Vorfall dafür, dass Tenma immer mehr an den Praktiken der Klinik zweifelt. So beklagt sich eine türkische Frau mit ihrem kleinen Sohn, dass er ihren Ehemann nicht behandelt hat, obwohl dieser früher in die Heilstätte eingeliefert wurde. Dies entspricht auch der Wahrheit, denn Tenma wurde plötzlich zu einer anderen Operation gerufen und handelte nur auf Anordnung des Klinikchefs. Dadurch beginnt er sich Vorwürfe zu machen, denn er hätte den Mann retten können. Später wird er plötzlich ins Spital gerufen, weil ein Junge namens Johann mit kritischem Kopfschuss eingeliefert wurde. Diese Verletzung soll sich bei einem vermeintlichen Raubüberfall im Wohnhaus der Lieberts ereignet haben. Doch als Tenma die Operation des Jungen beginnen will, wird ihm vom Klinikchef angeordnet den Bürgermeister zu operieren, denn dessen Genesung würde dem Krankenhaus einige Vorteile bringen. So soll Tenma wieder einen Patienten vorziehen, der später eingeliefert wurde. In dieser Situation fasst er den Entschluss, dass er den Jungen operieren möchte und widersetzt sich damit der Klinikleitung. Hierbei handelt er erstmalig nach seinem eigenen Willen, was für die erste Charakterentwicklung spricht. Vollkommen davon überzeugt, dass er in dem Fall das Richtige getan hat, muss er schon bald mit den Auswirkungen leben. Zwar ist die Operation des Jungen erfolgreich, aber seine Karriere erleidet einen Knick, denn Dr. Heinemann hindert ihn daran, beruflich aufzusteigen. Auch Eva wendet sich von ihm ab und löst das Verlöbnis auf, denn in ihren Augen ist er ein Versager. Eine Entscheidung, die sie später zutiefst bereut, denn ihre Liebe zu Tenma erlischt nie. Ihre späteren Versuche, sein Herz zurückzuerobern, schlagen fehl und so macht sie ihn für ihr gescheitertes Leben verantwortlich. Ihren Kummer ertränkt sie seither im Alkohol und wahre Liebe scheint für sie nur ein Traum zu bleiben. Jedoch ist insbesondere an Tenma zu sehen, welche Folgen Entscheidungen auf das Leben haben können. Johann ist nämlich kein normaler Junge, aber dies konnte er zum Zeitpunkt der Operation noch nicht wissen.

Enthüllung des Monsters

Es kommt zu einem Mordfall an Tenmas Vorgesetzten Dr. Heinemann und zwei weiteren Ärzten. Und Johann verschwindet daraufhin mit seiner unter Schock stehenden Zwillingsschwester aus dem Krankenhaus. Dabei gerät Tenma selbst ins Visier der Ermittler, denn er profitierte am meisten am Tod seines Chefs, indem er die Karriereleiter aufstieg. Neun Jahre später kommt es zu ähnlichen Mordfällen und Tenma rückt endgültig ins Blickfeld der Ermittler, insbesondere Heinrich Runge vom Bundeskriminalamt hat es nun hartnäckig auf ihn abgesehen. In der Zwischenzeit erfährt Tenma, wer der wahre Mörder ist: Sein ehemaliger Patient Johann Liebert, der noch andere Namen besitzt und für die Polizei gar nicht zu existieren scheint. Nicht nur tötete er schon im Kindesalter Tenmas Vorgesetzte mit vergifteten Whiskey-Bonbons, sondern hat noch deutlich mehr Menschen auf dem Gewissen. Gerade die Tötung von kinderlosen Ehepaaren mittleren Alters rückt in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Schnell wird klar, dass Johann ein Soziopath ist, der hauptsächlich andere Menschen manipuliert und sie zu grausamen Taten bewegt. Allerdings hat Johann nicht vor, seinen Lebensretter zu töten, denn dieser ist für ihn ein Art Vater, der ihm das Leben schenkte. Vielleicht, weil er das gute Wesen in Tenma erkannt hat. Der Grund, weshalb Johann die Klinikärzte tötete, lag bei Tenma selbst, denn er regte sich am Krankenbett über diese auf und wünschte sich deren Tod. Als Folge dessen hat ihm Johann nur seinen Wunsch erfüllt und sich damit bei ihm für sein neu gewonnenes Leben bedankt. Dabei entsteht eine besondere Beziehung zwischen Arzt und Serienmörder. Im Handlungsverlauf gibt es immer wieder schockierende Enthüllungen über ein Kinderheim und Johanns Vergangenheit, die Tenma daran zweifeln lassen, ob dieser wirklich das wahre Böse in der Welt ist. Fortan begibt sich Tenma vor der Polizei sowie dem BKA auf die Flucht und macht sich auf die Jagd nach Johann, um das sogenannte “Monster” zu töten. Nicht nur möchte er seine eigene Unschuld beweisen, sondern auch Johann von weiteren Morden abhalten. Ein ähnliches Ziel verfolgt gleichzeitig Johanns Zwillingsschwester Anna, die nun unter dem Namen Nina Fortner lebt, denn sie möchte ihren Bruder ebenfalls finden und töten. Doch Johann umzubringen, gestaltet sich als äußerst schwierig, denn nicht nur Zweifel, sondern auch die Furcht macht sich breit.

Power der Nebencharaktere

Zwar ist Dr. Tenma der Protagonist der Serie, aber neben ihm spielen auch Eva Heinemann, Heinrich Runge, Dieter und die Zwillinge Anna und Johann eine bedeutende Rolle. In manchen Folgen lässt sich Tenma gar nicht groß blicken, sondern überlässt anderen Charakteren das Feld. Die Handlung kommt dabei trotzdem voran und die Figuren können sich zudem weiterentwickeln. Am meisten profitiert Eva vom Ausbau, denn ihre negative Persönlichkeit wandelt sich mit der Zeit. Doch generell besitzt Monster ein großes Aufgebot an lebensnahen und oft sympathischen Nebencharakteren, die mal mehr und mal weniger wichtig sind. Egal, ob einfache Bürger, Ermittler, Patienten oder Verbrecher. So trifft Tenma auf der Flucht eine Menge Menschen, die zum Gesamtbild der Geschichte beitragen. Einige davon sind immer wiederkehrende Personen, wie der Kleingauner Otto Heckel, der Psychoanalytiker Rudi Gillen, der Psychiater Julius Reichwein, der Handlanger Roberto und der Journalist Wolfgang Grimmer. Alle Persönlichkeiten bleiben wunderbar im Gedächtnis der Zuschauerschaft hängen und vor allem Wolfgang Grimmer stellt sich als eine angenehme und beeindruckende Figur heraus. Dann ist da noch Dieter, ein Junge, der sich mit Tenma anfreundet und seitdem nicht mehr von seiner Seite weichen will. Er ist somit auch der Jüngste unter den auftretenden Hauptpersonen. Das Geheimnis rund um Johann wird nach und nach wie ein Puzzle aufgelöst, denn es gibt immer wieder neue Erkenntnisse, die alles vorherige über Bord werfen. Johann selbst tritt in den ersten Episoden spärlich auf und zeigt sich in den späteren Folgen ab der Mitte öfter. Erst, wenn sich die Serie dem Ende neigt, wird es ersichtlich, wie unfassbar gut die Figuren geschrieben sind und wie ausgeklügelt die Geschichte von Anfang bis Ende wirklich ist.

Schauplätze in Deutschland und Mitteleuropa

Die Produktion bewegt sich bei den Schauplätzen größtenteils durch verschiedene Städte Deutschlands und Tschechiens. Dies stellt bei Anime-Serien aus Japan durchaus eine Ausnahme dar. So beginnt die Geschichte in Düsseldorf und verlagert sich manchmal unter anderem nach Frankfurt, Heidelberg und München. In Tschechien ist insbesondere Prag ein wichtiger Schauplatz. Dr. Tenma, der auf der Suche nach Johann ist, wechselt öfter die Ortschaft und bleibt nie allzu lange an einem Platz. Kaum überraschend sind dadurch diverse Nationalitäten mit von der Partie, denn neben deutschen sind dazu auch tschechische, vietnamesische und sogar türkische Personen involviert. Tenma als Japaner stellt hingegen einen seltenen Sonderfall dar und gerade bei Nazis ist er kein gern gesehener Gast. Die Orte in Deutschland sind ganz akkurat umgesetzt; Kultur und das nationale Essen werden nicht vernachlässigt. Das Kinderheim 511, welches in Monster immer wieder zum Thema wird, basiert offensichtlich auf einigen deutschen Kinderheimen der DDR. Gerade der Jugendwerkhof Torgau war ein grausames Umerziehungsheim der DDR. Im Verlauf der Serie wird ersichtlich, dass einige Figuren eine furchtbare Zeit im Kinderheim 511 verbrachten. Manga-Schöpfer Naoki Urasawa widmete sich einigen Nachforschungen, um Deutschland möglichst sorgfältig darzustellen. Damit gehört der Titel zu den wenigen japanischen Manga-Werken, die am meisten von Deutschland inspiriert wurden. Daher mag es nahezu verwunderlich sein, dass die Serie erst so spät ihren Weg in die hiesigen Verkaufsregale fand. Bei der Manga-Vorlage sieht es hingegen besser aus, denn Egmont Manga veröffentlichte von 2002 bis 2006 alle 18 Bände der Reihe. Ursprünglich erschien die mitreißende Geschichte von 1994 bis 2001 in Japan. Bei Egmont Manga konnte die Reihe nur einen mäßigen Erfolg verbuchen, was sich durch die damals überwiegend junge Manga-Leserschaft erklären lässt, die mit erwachsener Lektüre nicht allzu viel anfangen konnte. Allerdings baute der Titel durch die Jahre eine große Fanbase auf, was sich auf die beliebte Anime-Serie zurückführen lässt. Daher hat Carlsen Manga nochmal die Rechte an dem zuvor vergriffenen Manga erworben und ihn von 2019 bis 2021 in einer Perfect Edition veröffentlicht. Diesmal jedoch in neun Doppelbänden, die im Gegensatz zur damaligen Veröffentlichung, deutlich stärker über die Ladentheken gehen.

Deutsche Synchronisation auf hohem Niveau

Die deutsche Vertonung wurde von KSM Anime beim Synchronstudio Think Global Media in Auftrag gegeben. Der Dialogregie nahm sich dabei Thomas Wolf (Death Note: The Last Name) an, der im Anime-Bereich noch recht frisch ist. Da viele Fans von Monster jahrelang auf eine hiesige Veröffentlichung warten mussten, waren die Erwartungen an die deutsche Synchronisation natürlich turmhoch. Daher mag es umso erstaunlicher sein, was für ein Ergebnis hierbei abgeliefert wurde, denn nicht nur sind alle Figuren mit passenden Stimmfarben besetzt, sondern generell hinterlässt die Arbeit einen durchweg positiven Eindruck. Sven Gerhardt (Shuuichi Aizawa in Death Note), der schon öfter in Anime-Serien mitsprechen durfte, stellt sich als eine hervorragende Wahl für die Hauptrolle Kenzo Tenma heraus. Er schafft es, das Wesen des freundlichen Arztes mit seiner charismatischen Stimme einzufangen und dabei tadellos die Figur herüberzubringen. In den Charakter Johann Liebert schlüpfte der Synchronsprecher Carlos Fanselow (Toge Inumaki in Jujutsu Kaisen), der bisher in kleineren Anime-Sprechrollen zu hören war. Die Vertonung des beliebten Antagonisten, stellt sich für Fanselow mit Sicherheit als ein echter Glücksgriff heraus. Zum einen, weil Johann eine der bedeutendsten Figuren in der Serie ist und zum anderen, weil Fanselow hierin wunderbar sein Können unter Beweis stellt. Doch auch Janin Stenzel (Dorothy / Claire in Poupelle und die andere Seite des Himmels) als Nina Fortner kann überzeugen und kommt sympathisch herüber. Des Weiteren sollten Peter Flechtner (Erwin Smith in Attack on Titan) als Heinrich Runge und Julia Blankenburg (Ulith in Selector Infected Wixoss) als Eva Heinemann nicht unerwähnt bleiben. Beide verschmelzen problemlos mit ihren Figuren und vor allem Julia Blankenburg kommt dem Original nahe. Die japanische Synchronisation lohnt sich aber ebenso, denn Hidenobu Kiuchi (Hol Horse in JoJo’s Bizarre Adventure: Stardust Crusaders) verleiht Tenma eine treffende Stimme, die definitiv in Erinnerung bleibt. Zudem ist da Nozomu Sasaki (Yusuke Urameshi in Yu Yu Hakusho: Ghost Files), der Johann Liebert vertont und ihn in einer einzigartigen Weise darstellt. Er schafft es, das “Monster” stimmlich unschuldig und charismatisch wirken zu lassen, was bei einem Serienmörder durchaus ungewöhnlich ist. Insgesamt lohnt es sich nicht nur die deutsche Synchronisation, sondern auch das japanische Original anzusehen, denn beide Versionen sind äußerst gelungen. Da der Titel jedoch dialoglastig ausfällt, kann es durchaus angenehmer sein, die deutsche Vertonung anzusehen.

Erstmals auf Blu-ray

Die Produktion Monster entstand in den Jahren 2004 bis 2005 unter der Regie von Masayuki Kojima (Master Keaton) im Studio Madhouse, wodurch sie 2023 schon mehr zu den älteren Eisen gehört. Doch von ihrer Genialität hat die wohldurchdachte Serie in der langen Zeit nichts eingebüßt, denn in Sachen Story und Spannung kann sie viele aktuelle Werke in den Schatten stellen. Seit Jahren wünschten sich Fans immer wieder eine hiesige Disc-Veröffentlichung, die der Publisher KSM Anime überraschend ermöglichte. Die Gründe, warum der Titel nicht schon früher nach Deutschland kam, sind vielfältig. So spielte die Länge eine Rolle, denn 74 Folgen sind mit hohen Kosten in Sachen Synchronisation verbunden. Des Weiteren spricht die Serie größtenteils ein erwachsenes Publikum an, was nicht nur an den Genres, sondern auch an der komplexen Geschichte liegt. Hierbei sei noch zu erwähnen, dass die Discs ab 16 Jahren freigegeben sind. Ein weiterer gewichtiger Grund ist jedoch die Tatsache, dass es jahrelang im Ausland nur DVDs von Monster gab. Eine Veröffentlichung auf Blu-ray war somit nicht möglich, was das endgültige Ausschlusskriterium für das Werk bedeutete. Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass KSM Anime als einer der ersten Publisher weltweit die Produktion zusätzlich auf Blu-ray veröffentlicht. Und dann sogar noch in sechs stylischen Steelbooks, die es bisher in dieser Weise ebenfalls nur hierzulande gibt. In Sachen Bildqualität können sich die Blu-rays durchaus sehen lassen, denn das Bild wirkt optisch schärfer und frischer. Dabei verbleibt das Material im ursprünglichen Seitenverhältnis 4:3, wodurch schwarze Balken an den Seiten vorhanden sind. Es gibt zwar ab und zu Stellen, in denen Linien an den Charakteren etwas unscharf sind, aber die positiven Aspekte überwiegen. Trotz des Alters wird hierin die best mögliche Qualität abgeliefert. Animationstechnisch wird Monster nicht unbedingt Begeisterungsstürme auslösen, aber es wäre unfair, eine Anime-Adaption aus 2004 mit modernen Titeln zu vergleichen. Am Ende ist sie wie alles andere ein Produkt ihrer Zeit und besitzt daher ihren eigenen Charme und Atmosphäre. Ein positiver Aspekt sticht noch heraus, denn es handelt sich immerhin um eine 1:1-Umsetzung des Manga, was im Anime-Bereich eher eine Ausnahme als die Regel darstellt. Wer also alle 74 Folgen anschaut, erhält eine vollständige Geschichte.

Vom Einklang zum Ausklang

In musikalischer Hinsicht wurde bei Monster einiges richtig gemacht. So werden die Zuschauenden mit dem teilweise instrumentalen Opening “Grain” des Komponisten Kuniaki Haishima (Master Keaton) begrüßt, welches hervorragend die Atmosphäre des Werkes einfängt. Ein durchaus gelungener Einklang in die mitreißende Serie. Neben der Musik sind Engelsstimmen zu hören, was sich als ein harmonisches Zusammenspiel erweist. Visuell werden darin Dr. Tenmas Flucht und die Suche nach Johann thematisiert, aber auch einige bedeutende Charaktere sind im Intro vorzufinden. Das Ending “For the Love of Life” von David Sylvian nimmt sich ruhigen Tönen an und überrascht mit einem treffenden nachdenklichen Songtext für die Geschichte. Allerdings ist die Stimme von David Sylvian in der internationalen Version nicht zu hören und somit auf den deutschen Discs nicht vorhanden. Daher müssen sich Fans der Serie mit einer instrumentalen Version des Outros begnügen. Ansonsten sind im Ending einige Zeichnungen aus einem Bilderbuch zu sehen, welches im Verlauf der Story enthüllt wird und mit Johann im Zusammenhang steht. Als zweiter Ausklang wird ab Folge 33 “Make It Home” von Fujiko Heming eingeführt, welcher eher ungewohnte, aber ebenfalls ruhige Töne anschlägt. Zu Beginn vom musikalischen Aspekt etwas gewöhnungsbedürftig, aber mit der Zeit entfaltet das Gesangsstück seine volle Wirkung. Doch auch hierin wird sich visuell dem Bilderbuch gewidmet, das in Monster von großer Bedeutung ist. Fujiko Hemings Song lässt sich auf den deutschen Discs jedoch nicht hören, denn bei allen 74 Folgen ist nur die Version des ersten Endings zu hören. Dagegen wurde innerhalb der Folgen in einigen Szenen eine instrumentale Version von “Make It Home” gespielt. Dies hinterlässt einen etwas merkwürdigen Eindruck, denn dann hätte es auch als Abspann verwendet werden können.

Musikalische Verschlimmbesserung 

Für die Hintergrundmusik war wie beim Opening Kuniaki Haishima am Werk, der für Monster einen beeindruckenden Soundtrack komponierte. Die Musikstücke erschaffen für den Thriller genau die richtige Atmosphäre, egal ob es um ruhige, actionreiche, emotionale oder furchteinflößende Momente geht. Allerdings sei auch hierbei anzumerken, dass in Deutschland eine internationale Version veröffentlicht wurde, die vom japanischen Original abweicht. Genauer gesagt wurde in vielen Szenen die Musikstücke anders platziert, abgeändert oder vollständig ersetzt. Für Kenner der Serie eine eindeutige Verschlimmbesserung, denn damit verändert sich auch die Wirkung einiger Szenen und die altbekannte Atmosphäre kommt nicht im gleichen Maße an, wie im Original. Warum sich der japanische Lizenzgeber dazu entschieden hat, den Soundtrack zu verändern, bleibt ein Mysterium. Denkbar sind jedoch lizenzrechtliche Gründe, die eine originalgetreue Veröffentlichung außerhalb Japans behindern. Insgesamt wurde der Lokalisierung damit kein Gefallen getan und am meisten leiden die Fans darunter, die Monster einfach nur in der Weise sehen möchten, wie sie es kennen.

Fazit

Die Thriller-Serie Monster erzählt eine spannende, anspruchsvolle, wohldurchdachte, aber auch realistische Geschichte, die etwas anders ist, als das Übliche, was sich im Anime-Segment vorfinden lässt. Am ehesten lässt sie sich mit Death Note vergleichen, aber mit dem Unterschied, dass sie vollständig auf Übernatürliches verzichtet. Der Realismusgehalt in Monster bleibt von Anfang bis Ende hoch, wodurch sogar der Eindruck entsteht, dass die Geschichte sich tatsächlich in dieser Weise in Deutschland und Mitteleuropa abgespielt haben könnte. Dies spricht für die Qualität des Werks, denn hierin werden keine halben Sachen gemacht. Mangaka Urasawa hat sich merklich stark mit der deutschen Kultur und den Schauplätzen auseinandergesetzt. Eine weitere Stärke des Titels sind die Figuren, die sehr vielfältig und lebensnah ausfallen. Angefangen mit dem liebenswerten sowie genialen Arzt Dr. Tenma, der durchaus von einer realen Persönlichkeit wie Giuseppe Moscati inspiriert sein könnte. Johann, der als titelgebendes “Monster”, die Menschen das Fürchten lehrt, gehört zu den außergewöhnlichsten Antagonisten und erfreut sich nicht ohne Grund bei den Fans großer Beliebtheit. Innerhalb der unvorhersehbaren Handlung, die wie ein Puzzle wirkt, gilt es das Geheimnis rund um Johann und seine Vergangenheit zu lösen. Dabei überrascht die Serie mit einer Vielzahl an Nebencharakteren, die zwar nicht immer viel Screentime haben, aber dennoch oft einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Monster ist ein echtes Ausnahmewerk, welches sich Thriller-Fans nicht entgehen lassen sollten. Ich freue mich riesig über die Disc-Veröffentlichung hierzulande und dank KSM Anime hat der Titel eine spitzenmäßige deutsche Synchronisation erhalten.

© KSM Anime

Alva Sangai

Alva Sangai beschäftigt sich in ihrer Freizeit gerne mit Medien verschiedenster Art. Egal, ob Serien, Filme, Anime oder Manga. Dabei spielt es keine Rolle aus welchem Land die Produktionen stammen, denn Alva ist da sehr weltoffen. Des Weiteren hört sie gerne Musik, schreibt Geschichten und zeichnet ab und zu. Ein Tee oder ein Cappuccino darf dabei natürlich nicht fehlen. Nebenbei beschäftigt sich Alva mit den vielen Funktionen von Clip Studio Paint EX, denn sie möchte sich in der Zukunft an einem Web-Comic versuchen. Der Name Alva Sangai setzt sich aus dem Vornamen der Protagonistin ihrer ersten längeren Geschichte, sowie ”Sangai”, Hirschen die nur in Manipur (Indien) zu finden sind, zusammen. Sangai spielt also auf ihre Bollywood-Artikel an.

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