Jujutsu Kaisen

Nachdem Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba einen großen Hype auslöste und viel Aufmerksamkeit der Anime-Fans auf sich versammelte, weht ein neuer Wind unter den Shonen-Helden. Die Rede ist von der Serie Jujutsu Kaisen, deren Manga-Vorlage ebenfalls aus dem Weekly Shonen Jump-Magazin stammt. Studio MAPPA (Banana Fish) nahm sich dem Dark Fantasy-Werk aus der Zeichenfeder von Gege Akutami (Kamishiro Sousa) an und produzierte in der Anime Fall Season 2020 eine Staffel. Die Geschichte rund um den Protagonisten Yuji Itadori gewann schlagartig an Popularität und so konnte die Serie unter anderem den Crunchyroll-Award 2021 als ”Anime des Jahres” abstauben. Seit dem 18. August 2022 erscheint die Serie auch physisch auf Disc.

   

Der 15-jährige Oberschüler Yuji Itadori entscheidet sich trotz seiner großartigen körperlichen Fähigkeiten in Leichtathletik, dem Okkultismus-Klub beizutreten. Dieser Klub beschäftigt sich mit der Erforschung und Aufklärung übernatürlicher Phänomene. Eines Tages fällt Yuji ein versiegeltes Fluchobjekt in die Hände und als in seiner Abwesenheit die anderen zwei Klubmitglieder das Siegelsticker des Fluchobjekts entfernen, werden weitere Flüche angelockt. In der Zwischenzeit trifft Yuji auf den Jujuzisten-Lehrling Megumi Fushiguro, der auf der Suche nach dem genannten Fluchobjekt ist. Die Klubmitglieder befinden sich in ernsthafter Gefahr und so eilen Yuji und Megumi ihnen zur Hilfe. Als dann Megumi von einem Fluch überwältigt wird, muss Yuji eine folgenschwere Entscheidung treffen, um sie alle zu retten.

Yuji kommt auf die Jujutsu-Akademie

Originaltitel Jujutsu Kaisen
Jahr 2020 ‒ 2021
Episoden 24 (in 1 Staffel)
Genre Action, Supernatural, Drama
Regie Seong-Hu Park
Studio MAPPA
Veröffentlichung: 18. August 2022

Zunächst wird der Protagonist Yuji Itadori vorgestellt, der einen familiären Verlust zu betrauern hat. So nimmt er einen letzten Abschied von seinem Großvater, der ihm noch die motivierenden Worte ,,Du bist stark, also hilf anderen!”, hinterlässt. Diese Äußerung wird quasi zu Yujis Leitlinie, denn sie prägt sein Handeln im Verlauf der Serie. Ansonsten kommt Yuji erstmalig mit Flüchen in Berührung, als er einen Sonderfluchgegenstand findet. Bei diesem handelt es sich um einen Finger von Zwiegesicht Sukuna und noch besser gesagt um einen gefährlichen Fluch mit enormen Kräften. Wie oft in Anime-Titeln üblich wird Yuji in der ersten Folge in eine bedrohliche Situation geworfen, bei der das Leben seiner Kameraden auf dem Spiel steht. Bei seiner Rettungsaktion entscheidet er sich, den verfluchten Finger zu verspeisen, um dessen Kräfte zu erlangen. Allerdings tut er dies, ohne mit den Konsequenzen zu rechnen. Zwar gelingt es ihm seine Kameraden zu retten, aber fortan gilt er selbst als Fluch und soll deswegen hingerichtet werden. Denn nun ist er ein Gefäß und ein Teil von Sukunas Seele wohnt in seinem Inneren. Daher kann Sukuna durchaus sein Leib übernehmen. Jedoch schafft es Yuji seinen Körper zu kontrollieren, wodurch der Jujuzist und Lehrer Satoru Gojo, zuständig für den ersten Jahrgang an der Jujutsu-Akademie, entscheidet ihn ”vorerst” am Leben zu lassen. Die Sache hat nur einen Haken, denn Yuji muss nach und nach alle 20 Finger von Sukuna vertilgen, damit dieser am Ende ausgetrieben werden kann. Um dies vollbringen zu können, beginnt er eine Ausbildung zum Jujuzisten an der Jujutsu-Akademie.

Der Mentor und seine Schüler

Neben Yuji gibt es noch eine Menge weiterer Lehrlinge, die als Jujuzisten tätig sind. Aber in den ersten drei Folgen kommen erst einmal alle Hauptcharaktere zusammen. So lernt Yuji nicht nur Megumi Fushiguro und Satoru Gojo kennen, sondern auch ein Mädchen gesellt sich zu ihnen. Ihr Name lautet Nobara Kugisaki und mit Megumi und Yuji bildet sie das Haupt-Trio der Serie. Frohnatur Yuji, der seriöse Megumi und die sich selbst treu bleibende Nobara ergeben ein sympathisches sowie ausgeglichenes Team. Satoru Gojo erfüllt die Funktion ihres Mentors und legt nicht oft Ernsthaftigkeit an den Tag. Doch abgesehen davon ist Satoru ein starker Jujuzist, der im Hintergrund an den hohen Tieren vorbei seine eigenen Ziele verfolgt. Unter den restlichen Jujuzisten aus weiteren Jahrgängen finden sich viele abgedrehte Charaktere mit seltsamen Vorlieben oder eigenen Konflikten. Sogar ein Panda lässt sich hier vorfinden. Zu den kämpferischen Fähigkeiten der Figuren gehören Fluchkräfte und Fluchtechniken, aber Werkzeuge werden ebenfalls eingesetzt. Jeder besitzt dabei seinen eigenen Kampfstil. Respektvoll zu erwähnen ist der Jujuzist Kento Nanami, den einfach nichts aus der Ruhe bringt. Dieser besitzt eine Abneigung gegen Arbeit jeglicher Art und Überstunden kann er einfach nicht ab. So legt er eine ziemliche Coolness auf, die durchaus mit der Satorus mithalten kann. Mit ihm besitzt die Serie also eine weitere starke Figur, die definitiv in Erinnerung verbleibt.

Die Stunde der Flüche hat geschlagen

In Jujutsu Kaisen dienen negative Gefühle von Menschen als Grundlage für Flüche. Sie sind daher mit dafür verantwortlich, dass Personen verschwinden und zu Tode kommen. Zudem können Flüche nur mit Flüchen ausgetrieben werden, wie in der Serie aufgeklärt wird. Dabei gibt es nicht nur unter den Flüchen verschiedene Stufen, sondern auch Ränge unter den Jujuzisten. Nicht alle Jujuzisten sind dazu fähig jeden Fluch auszutreiben, denn insbesondere Flüche der Sonderstufe gehören zu den gefährlichsten und sind nicht zu unterschätzen. Yuji besitzt zwar durch Sukuna eine starke Fluchkraft, aber dieser denkt nicht daran den Menschen in irgendeiner Weise zu helfen. Immerhin ist Sukuna ein Fluch und eben bösartig. Trotzdem schreitet er ab und zu ein, wenn ihm manche Fluchgeister auf den Nerv gehen. Yuji muss öfter mit schwierigen Situationen klarkommen, in denen auch Personen sterben. Denn die Antagonisten scheuen sich nicht davor Menschen bei lebendigem Leibe zu verbrennen oder in deformierte Monster zu verwandeln. Von der Seite der Fluchgeister geht also eine Menge Gewalt aus. Die Serie bedient sich durchaus an Horror-Elementen, aber eine waschechte Horror-Serie sollte hierbei nicht erwartet werden. Es hält sich alles im Rahmen, da das Werk auch viele lustige Momente besitzt.

Ein Anime für die Jujuzisten

Jujutsu Kaisen, was ”Sorcery Fight” bedeutet, umfasst mehr als 20 Bände und einen Band 0. Nach der Manga-Vorlage von Gege Akutami ließ Studio MAPPA unter der Regie von Seong-Hu Park (The God of High School) die Geschichte in der ersten Staffel bis Band 8 umsetzen. Dabei besticht die Anime-Serie mit einem angenehmen Pacing, da die Handlung nicht auf einen Kampf nach dem Anderen reduziert wird. In anderen Worten nimmt sich das Studio genug Zeit, um den Manga in den 24 Folgen vernünftig zu adaptieren. Gege Akutami verriet in Interviews, dass er ein großer Fan von Yoshihiro Togashi ist, was sich in Jujutsu Kaisen wiederspiegelt. So lassen sich Einflüsse von Hunter x Hunter und Yu Yu Hakusho in dem Werk vorfinden. Die Fluchkräfte basieren im wesentlichen auf der Aura ”Nen” aus Hunter x Hunter. Bei Yu Yu Hakusho ist insbesondere der ”Chapter Black Arc” gemeint, da Akutami fasziniert von der düsteren Geschichte rund um den Antagonisten Sensui ist. Zudem wollte Akutami einen ähnlichen Weg mit seinen Antagonisten einschlagen. Letztendlich stellt Jujutsu Kaisen einen relativ typischen, aber auch düsteren Fighting Shonen-Anime dar, der nach dem üblichen Rezept des Weekly Shonen Jump-Magazins verläuft.

Eindrucksvolle Kämpfe und mehr

Studio MAPPA steckte viel Aufwand in die Kampfszenen, denn nicht nur die Bewegungen der Figuren, sondern auch die Effekte sehen eindrucksvoll aus. Die Kamera-Perspektiven wurden dabei mit Bedacht gewählt und so verbleiben einige Szenen definitiv im Gedächtnis der Zuschauer. Stellenweise wechselt die Serie in eine düstere Umgebung, egal ob es sich dabei um dunkle Gebäude oder triste regnerische Szenen handelt. Dabei wird in eine dunkle Farbpalette gegriffen, was eine gegensätzliche Stimmung erzeugt und sich daher von lustigen Momenten abhebt. Zu den Stärken der Adaption gehören auch die japanischen Synchronsprecher, unter denen sich einige populäre Namen befinden. Besonders positiv stechen Yuichi Nakamura (Guren Ichinose in Seraph of the End) als Satoru Gojo, Junichi Suwabe (Archer in Fate/stay night: Unlimited Blade Works) als Zwiegesicht Sukuna und Kenjiro Tsuda (Tsuchigomori in Toilet-bound Hanako-kun) als Kento Nanami hervor. Jedoch ist die deutsche Vertonung ebenfalls hörenswert, denn auch hier wurde ein gutes Händchen bei der Wahl der Stimmfarben bewiesen. Zumal erfahrene Sprecher wie unter anderem Tommy Morgenstern (Son Goku in Dragon Ball Z) und René Dawn-Claude (Jean Kirschstein in Attack on Titan) mit von der Partie sind.

Der Klang von Jujutsu Kaisen

Zu Beginn wird das Publikum mit dem Opening “Kaikai Kitan” des Künstlers Eve (Ending 2 von Dororo) begrüßt. Der Song besitzt einen langsamen Anfang, geht im Refrain jedoch ins Temporeiche über. Ein durchaus passendes Lied für die Serie und die Animationssequenzen mit dem Wechsel der Schauplätze sowie dem Auftauchen der wichtigsten Charaktere, können sich sehen lassen. Danach wird das Intro von “VIVID VICE” der Band Who-ya Extended (Opening von Psycho-Pass 3) abgelöst. Dieses ist nicht minder cool und bietet einen gelungenen Ersatz. Zudem sind auch hier eindrucksvolle Szenen enthalten und die Animationen sind weiterhin auf einem hohen Niveau. Bei den Endings kommt zuerst “LOST IN PARADISE” von ALI* feat. AKLO (Opening von Beastars) zum Einsatz. Mit diesem hat Studio MAPPA einen Volltreffer gelandet, denn die Künstler steuerten einen echten Feel Good-Song bei, der einfach gute Laune unter den Zuschauern verbreitet. Zudem sind die tanzenden Charaktere in dem Video ein absolutes Highlight. Das Outro hat solch eine Beliebtheit erreicht, dass es zurecht mit dem Crunchyroll-Award für das ”Beste Ending” ausgezeichnet wurde. Als nächstes folgt noch das zweite Ending “Give it back” von der Band Cö shu Nie (Endings von The Promised Neverland). Dieses Gesangsstück geht mehr in die ruhige und sentimentale Richtung. Dabei werden die Szenen wie alte Handy-Aufnahmen dargestellt, wodurch es den Eindruck hinterlässt, als würden sich die Charaktere an schöne vergangene Zeiten erinnern. Ansonsten besitzt Jujutsu Kaisen durch die Komponisten Yoshimasa Terui (Opening von Houseki no Kuni), Hiroaki Tsutsumi und Arisa Okehazama auch eine ganz coole Hintergrundmusik, die besonders in actionreichen Szenen überzeugen kann.

Fazit

Jujutsu Kaisen unterscheidet sich genauer betrachtet kaum von anderen Shonen-Vertretern, denn auch hier absolviert der Protagonist mit anderen Schülern eine Ausbildung. Während in anderen Serien Dämonen, Vampire oder Titanen gejagt werden, sind es hier eben die Fluchgeister. Man sollte also schon damit rechnen, dass hier nicht unbedingt der innovativste Titel um die Ecke kommt. Doch abgesehen davon macht Jujutsu Kaisen eine Menge Spaß und die Animationen sowie die Kampfszenen sind schlichtweg gesagt auf einem hohen Niveau. Die Kombination aus Yuji und Sukuna finde ich ganz erfrischend, denn hier wird gut und böse in einem Körper vereint. Dennoch finde ich es erstaunlich mit welcher Leichtigkeit Yuji die schrumpligen Finger Sukunas verschlingt, ohne sich davor zu ekeln. Kaum vorstellbar, dass dies ein normaler Mensch tun würde. Letztendlich bietet die erste Staffel einen gelungenen Start und es überrascht mich daher nicht, dass aufgrund der großen Popularität schon eine zweite Staffel folgt.

Zweite Meinung:

Jujutsu Kaisen erfindet das Rad definitiv nicht neu. Gerade bei den bekannten Elementen aus dem Shonen Jump-Magazin bedient sich der Titel häufiger. Doch gerade mit dem einfachgestrickten Yuji und seinem bösartigen Untermieter findet sich in der Handlung eine spannende Komponente, für die ich unbedingt weiterschauen wollte. Das ungewöhnliche Gespann überrascht auch einfach zu sehr in den ersten Folgen (Schlagwort: Herz!). Mit weiteren interessanten Figuren wird die Welt rund um die Flüche immer lebendiger und interessant, vor allem weil die spektakulären Animationen von Studio MAPPA den Manga wirklich mehr als gerecht umsetzen. Für mich bringt die Umsetzung die Geschichte sogar besser herüber als die Papiervorlage. Es sind die vielen Farbspiele, perfekt gewählten Kamerawinkel, die engagierten Sprecher*innen und der passende Soundtrack – ja, mit Jujutsu Kaisen macht Spaß. Gerade wenn Yuji lacht oder Sukuna von seinem Thron herunterschaut. Ich hoffe daher, dass eine zweite Staffel nicht lange auf sich warten lässt.

© Crunchyroll


Veröffentlichung: 18. August 2022

Alva Sangai

Alva Sangai beschäftigt sich in ihrer Freizeit gerne mit Medien verschiedenster Art. Egal, ob Serien, Filme, Anime oder Manga. Dabei spielt es keine Rolle aus welchem Land die Produktionen stammen, denn Alva ist da sehr weltoffen. Des Weiteren hört sie gerne Musik, schreibt Geschichten und zeichnet ab und zu. Ein Tee oder ein Cappuccino darf dabei natürlich nicht fehlen. Nebenbei beschäftigt sich Alva mit den vielen Funktionen von Clip Studio Paint EX, denn sie möchte sich in der Zukunft an einem Web-Comic versuchen. Der Name Alva Sangai setzt sich aus dem Vornamen der Protagonistin ihrer ersten längeren Geschichte, sowie ”Sangai”, Hirschen die nur in Manipur (Indien) zu finden sind, zusammen. Sangai spielt also auf ihre Bollywood-Artikel an.

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