Eden of the East
Er ist der Jason Bourne der Animewelt: Akira Takizawa hat sein Gedächtnis verloren, doch er besitzt ein Handy, mehrere Reisepässe und ist Teil einer mysteriösen Gruppe. Was es genau mit ihm auf sich hat, erfahrt ihr in Eden of the East von Studio Produktion I.G. (Haikyu!!) aus dem Jahre 2009. Da die Geschichte in einer Staffel nicht zu Ende erzählt wurde, folgten der Film Eden of the East – Der König von Eden und das große Finale Eden of the East – Das verlorene Paradies. 2011 brachte Universum Anime den Titel als Komplettbox heraus und nur wenig später die beiden Filme, bei dem der Käufer zwischen DVD und Blu-ray wählen könnte. Ob und wie Akira seine Erinnerungen zurückbekommt, lest ihr im nachfolgenden Artikel.
Saki Morimi ist auf einer Studienfahrt in Amerika unterwegs. Um sich für ihre bevorstehenden Bewerbungsgespräche Glück zu holen, fährt sie zum Weißen Haus. Dort möchte sie ein paar Yen-Münzen in den Brunnen werfen. Leider stellt sie fest, dass dieser viel weiter entfernt ist, als es Fotos vermuten lassen. Trotzdem wirft sie das Geld über den Zaun, was die Aufmerksamkeit von zwei nahestehenden Polizisten erregt. Als die Beamten das Mädchen ausfragen möchten, erscheint auf der anderen Straßenseite ein nackter junger Mann mit einer Schusswaffe in der Hand. Durch einen Trick lockt dieser Fremde die Polizisten von Saki weg. Zum Dank dafür überreicht die junge Japanerin dem Nackten ihren Mantel, Schaal und Mütze. Daraufhin zieht dieser weiter und lässt die Studentin alleine zurück, die jedoch nach wenigen Minuten mit Erschrecken feststellt, dass ihr Reisepass noch in der Jacke steckt. Daher rennt sie dem Fremden hinterher, ohne zu wissen, dass sie damit in ein Spiel gerät, bei dem es um Geld, Macht und Menschenleben geht.
Der Mann ohne Erinnerungen
Eden of the East ist die Geschichte von Saki und Akira Takizawa. Jedenfalls so nennt sich der Nackte, nachdem er in seiner Wohnung ankommt und dort einen ganzen Stapel Reisepässe findet, wovon er einen auswählt. Wer genau er ist, weiß er nicht, denn er hat sein Gedächtnis verloren. In seinem Besitz ist ein seltsames Mobiltelefon, an dessen anderen Ende eine Concierge namens Juiz darauf wartet, ihm jeden Wunsch zu erfüllen. Leider ist es ihr nicht möglich, ihm zu sagen, wer er ist, und genauso wenig, was es mit dem Guthaben von 8,2 Milliarden Yen (etwa 62 Millionen Euro) auf sich hat, welches Akira zur Verfügung steht. Daher reist er mit seiner neuen Bekannten Saki nach Japan, wo eine Menge Fragen und Antworten auf ihn warten. Wie sich zum Glück schnell herausstellt, ist der Gute ein Spieler in einem Spiel, bei dem es um nichts Geringeres als die Rettung Japans geht. Neben ihm nehmen noch elf weitere Spieler teil, die allesamt ihre eigenen Pläne verfolgen. Auch Akira hat bereits einiges unternommen, doch fehlen ihm die Erinnerungen an seine Taten. So ist nicht klar, ob er an den Terroranschlägen mitverantwortlich ist, die ganz Japan in Aufruhr halten. Nur nach und nach lüften sich die Ereignisse, die vor dem Treffen mit Saki in Amerika passiert sind. Während Akira etwas länger braucht, um einige Puzzelteile zusammenzusetzen, werden sich viele Zuschauer schneller einen Reim darauf machen können, was es zum Beispiel mit dem Verschwinden von 20.000 NEETs (junge Erwachsene, die weder in Ausbildung sind, noch einen Beruf ausüben) auf sich hat. Hier wären ein paar Hinweise weniger besser gewesen, um die Spannungskurve hoch zu halten.
Noblesse Oblige. Mögest du auch weiterhin unser Retter sein!
Während Akira auf der Suche nach seinen Erinnerungen ist, verliert die Serie nicht aus den Augen, dass das Spiel in vollem Gang ist. Nach und nach werden weitere interessante Mitspieler vorgestellt, die alle ihre eigenen Wege haben, um zum Ziel zu kommen. Von den insgesamt zwölf Teilnehmern wird der Zuschauer nicht alle in der Serie kennenlernen. Das ist gut so, denn bei der geringen Folgenanzahl wäre sie sonst mit Figuren zu überfüllt. Der Zuschauer stellt sich währenddessen die Frage: Wie könnte jemand Japan überhaupt retten? Es wird sich daher die Zeit genommen, auf ernste Art zu erklären, welche sozialen und politischen Probleme es überhaupt gibt, wodurch verständlicher wird, welche Wege einige Mitspieler gehen. Ungewöhnliche Elemente, die hier für das Setting ausgewählt worden sind, auch wenn ansonsten das Grundgerüst ein bekanntes Battle Royal ist. Es ist nämlich so, dass es unter den Spielern einen sogenannten Supporter gibt, der Beteiligte aus dem Weg räumt, die sich a) nicht an die Regeln halten oder b) einen Weg gehen, der nicht zum Ziel führt. Daher trauen die Gegner sich nicht über den Weg und gehen mit äußerster Vorsicht bei ihren einzelnen Schritten vor.
Ein unvergessliches Treffen
Originaltitel | Higashi no Eden |
Jahr | 2009 |
Episoden | 11 (in 1 Staffel) |
Genre | Mystery, Thriller |
Regisseur | Kenji Kamiyama |
Studio | Production I.G. |
Nicht nur Akira trägt die Geschichte, sondern auch Saki, die gerade in einer schwierigen Phase des Lebens steht: dem Eintritt in das Berufsleben. Neben dem aufgeweckten Ex-Nackedei ist sie eher eine ruhige Natur, der es etwas an Selbstbewusstsein mangelt. Trotzdem hat sie einige Fähigkeiten, die ihr einen guten Ruf an der Uni verschafft haben. Sie ist Teil einer Gruppe, die ein Handyprogramm zur Personen- und Gegenstandserkennung programmiert haben: Eden of the East. Von der ersten Folge an stimmt die Chemie zwischen den beiden Hauptcharakteren, obwohl sie so verschieden sind. Schön zu beobachten ist, dass beide Figuren auf den jeweils anderen abfärben und das auf eine sehr natürliche Art. Neben Saki lernen wir auch noch ihre Studienfreunde kennen, die im Laufe der Serie ihre kleinen Heldentaten vollbringen dürfen. Ein sympathischer Haufen, der als Gegenstück zu den Mitspielern dient, von denen einige eher in die Kategorie Bösewichte fallen. Bei einem solch ersten Thema findet der Zuschauer hin und wieder Comedy-Elemente, doch bleiben diese dezent und passend platziert.
Ende des Spiels?
Während die erste Hälfte des Animes in einem angenehmen und eher ruhigeren Tempo verläuft, zieht die Geschichte im hinteren Teil etwas an. Leider wird dem Zuschauer schnell klar, dass nicht genug Zeit da ist, um das Spiel in seinem Ganzen zu beenden. Viel eher versuchen die Charaktere die Taten eines Mitspielers zu verhindern und die letzten Ereignisse vor Akiras Gedächtnisverlust zu rekonstruieren. Ersteres klappt in einem fulminanten Showdown, bei dem ein paar kreative Ideen verarbeitet worden sind. Letztes gelingt nur bedingt, denn am Ende von Eden of the East wissen wir immer noch nicht, wer Akira Taikizawa wirklich ist.
Die Sache mit der englischen Band Oasis
Auffällig ist das Charakter-Design, das bei vielen ein Wiedererkennen auslösen wird. Dieses stammt von der Mangaka Chika Umino, die für ihre Werke Honey and Clover oder March comes in like a Lion auch hierzulande bekannt ist. Für die ernste Geschichte zeichnete sie eher schlichte Figuren, die damit zu den realistischen, detaillierten Hintergründen passen. Auch wenn die Serie schon ein paar Jahre zurückliegt, sind die Animationen flüssig, und nur hier und da sind ein paar unsauber gezeichnete Figuren zu sehen. Woran ein Beobachter sich eher stört, sind die CGI-Personen im Hintergrund, die einfach auffallen. Bei dem Anime handelt es sich um einen Originaltitel, der keinerlei Vorlage entspringt. Kenji Kamiyama, der vor allem für seine Arbeiten am Ghost in the Shell-Franchise bekannt ist, ist der Erfinder des Titels. Er nahm während der Produktion auf dem Regiestuhl Platz. Während das Artwork Aufmerksamkeit erregt, erklingt der Soundtrack von Kenji Kawai (Touken Ranbu: Hanamaru) sehr dezent und kaum merkbar. Nur der jazzige Song „Reveal the World“, der von Brenda Vaughn gesungen wird, fällt extrem auf und gibt seinen Szenen eine besondere Note. Während der japanischen TV-Ausstrahlung wurde das Opening von der englischen Band Oasis gesungen. Ihr Song „Falling Down“ passt perfekt zum kreativen, symbolverhangenen Opening und sorgt für eine Individualität unter den Openings. Leider waren die Lizenzen zu teuer, weswegen auf der deutschen Kaufversion der alternative Titel „Michael Ka Belial“ von Saori Hayami zu hören ist. Dieser klingt nach japanischen Idol-Einheitsbrei und kommt mit keiner Note an den Song der Britpop-Band heran. Das Ending, das komplett mit Papierfiguren dargestellt wird, wird musikalisch von school food punishment begeleitet, dessen Song „futuristic imagination” im Ohr hängen bleibt.
Die Universium Anime Box
Die deutsche Blu-ray Box kommt in einem Pappschuber mit zwei Discs, Stickern und einem Beiheft daher. Während alle elf Folgen auf einer Disk sind, warten auf der zweiten einige nette Features auf den Käufer, wie Interviews mit Cast und Crew, Trailer und TV-Spots. Passende Sprecher und eine gelungene Übersetzung sorgen dafür, dass sich die deutsche Sprachfassung wohlklingend anhört. Saki wird im Japanischen von Saori Hayami gesprochen und im Deutschen von Josephine Schmidt. Beide Sprecherinnen haben im Anime Die rothaarige Schneeprinzessin die Hauptfigur Shirayuki gesprochen. Ryouhei Kimura (Izuminokami Kanesada in Katsugeki/Touken Ranbu) und Julius Jellinek (Nine in Terror in Resonance) verleihen Akira seine Stimme. Auch bei den Nebenfiguren wurde eine passende Wahl getroffen; besonders bei der sexy Mitspielerin Kuroha Shiratori, die von Rei Igarashi (Kanzeon Bosatsu in Saiyuuki Gaiden) im Japanischen gesprochen wird und im Deutschen mit der bekannten Stimme von Victoria Sturm besetzt ist. Detektiv Conan-Fans werden sie durch ihre Rollen als Jodie Starling und Vermouth kennen.
Eden of the East ist eine Anime im Thriller-Gewand, welches es nicht oft gibt. Schon alleine dieser Fakt machte mich sehr neugierig, da ich solche Geschichten gerne in Filmform genieße. Angezogen durch das Charakter-Design von Chika Umino — ich liebe ihren Manga Honey and Clover — hatte ich damals in die erste Folge reingeschaut und bin kaum wieder losgekommen. Die einzelnen Elemente des Spiels gefallen mir gut, auch wenn Juiz hier und da etwas zu übermächtig wirkt, wie sie einfach jeden Wunsch in Erfüllung gehen lässt. Das passt nicht ganz zum sonst realistisch gehaltenen Ablauf der Handlung. Auch hätten für mich einige Hinweise auf Geschehnisse nicht sein müssen, da sie den Enthüllungen etwas vorne weg nehmen. Akira und Saki habe ich beide schnell lieb gewonnen, weswegen ich bei den einzelnen Erlebnissen mitgefiebert habe.
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