Edge of Tomorrow – Live.Die.Repeat

Einen Tag immer und immer wieder zu erleben, ist eine Sache. Ihn immer wieder deswegen durchstehen zu müssen, weil man an einem Strand in der Normandie von Aliens getötet wird, eine ganz andere! In Edge of Tomorrow – der Hollywoodumsetzung von Hiroshi Sakurazakas Light Novel All You Need Is Kill – darf sich Tom Cruise (Mission: Impossible – Fallout) durch ein solches Szenario kämpfen und dabei immer wieder die Radieschen von unten betrachten. Der große Erfolg des Films ließ die Studiobosse nicht lange überlegen und ein Sequel mit dem Titel Live, Die, Repeat and Repeat ist seitdem in der Planung.

  

Eine Alienrasse, die auf den Namen Mimics getauft wurde, hat große Teile des Kontinentes Europa eingenommen und dabei eine Spur von Leichen zurückgelassen. Bei der Schlacht von Verdun konnte die Menschheit ihren ersten Sieg erringen. Um den Krieg zu gewinnen, plant United Defense Forces (UDF) General Brigham (Brendan Gleeson, Mr. Mercedes) die Operation „Downfall“. US-Major Bill Cage (Tom Cruise) wird nach London beordert, um dort die nötige PR für die bevorstehende Schlacht zu leiten. Kaum angekommen, erklärt ihm General Brigham, dass es seine Aufgabe sein wird, mit einem Kamerateam die Angriffswelle aufzunehmen. Cage, der keinerlei Kampferfahrung hat, weigert sich und droht dem General sogar mit schlechter Publicity. Als Brigham nicht einknickt, versucht der Major zu fliehen, wird jedoch mit einem Taser betäubt. Auf dem Flughafen London Heathrow erwacht Cage in Handschellen, denn er gilt nun als Deserteur, weswegen er auch vom Major zum Private degradiert worden ist. Jeder Versuch, sich vor den Kampf zu drücken, misslingt und so landet er in einem verstärkten, mit Waffen ausgerüsteten Exoskelett am Strand der Normandie. Kaum dort angekommen, entdeckt ihn ein bläulich aussehender Mimic und es kommt zum Kampf auf Leben und Tod. Cage schafft es zwar, diesen zu töten, segnet aber auch selbst das Zeitliche. Da er vor seinem Ableben das Blut des Mimic abbekommen hat, erwacht er erneut am Flughafen London Heathrow und steckt seitdem in einer Zeitschleife fest, die ihn zwingt die Schlacht in Frankreich immer wieder neu zu schlagen.

Vom Buch zum Film

Bei Edge of Tomorrow handelt es sich um eine lose Umsetzung des kurzen Romans All You Need Is Kill. Im Grunde haben sich die Scriptschreiber die interessantesten Punkte der Geschichte herausgepickt und diese dann mit neuen Elementen versehen. Zu einer der größten Änderungen zählt, dass der Schauplatz von der japanischen Küste nach Europa verlegt worden ist. Es überrascht schon sehr, dass bei einer amerikanischen Produktion nicht die heimische Landschaft gewählt wurde. Für den Film ist es auf jeden Fall eine gute Wahl gewesen, denn so entstehen alleine bei der beeindruckenden Invasion am Strand Parallelen zu Steven Spielbergs berühmtem Der Soldat James Ryan. Auch bei den Figuren gibt es massive Änderungen: So wurde aus dem jungen Private Keiji Kiriya der ältere US-Major Bill Cage, der durch seine Degradierung trotzdem mit dem gleichen Dienstrang herumläuft. Aus der jungen Mechanikerin, die in der Vorlage fehl am Platz wirkte, wurde der eher in die Rolle passende Dr. Carter (Noah Taylor, Predestination – Entführung in die Zukunft). Wer hingegen keine Veränderungen erleben musste, ist die von Emily Blunt (Girl on the Train) gespielte Figur Rita Vrataski, der Engel von Verdun. Noch immer ist sie die kühle Schönheit, die hier den Männern die Show stiehlt. Durch all die großen und kleinen Veränderungen entsteht ein stimmigeres Gesamtbild, das so bei einem breiten Publikum auf Gefallen stößt.

Die Full Metal Bitch

Adieu Rollenbilder der zu errettenden Frau, denn mit Rita Vrataski erleben wir hier die Supersoldatin schlechthin. Die eher zierliche Emily Blunt verkörpert die erfahrene Kämpferin mit Bravour. Als Vorbereitung lernte sie Krav Maga, eine moderne israelische Selbstverteidigungstechnik. In einem Interview sagte sie zu ihrer Rolle:

“In these male-fueled genres, it’s usually the woman who’s holding the hand of the guy and he’s running through explosions leading her, and I wanted to be doing the leading.“  (Emily Blunt über ihre Rolle)

Es ist schlicht eine gelungene Abwechslung, wenn hier einmal eine Frau einem Mann das Kämpfen beibringen muss. Da Rita in Verdun ebenfalls in einer Zeitschleife festhing, kann sie ihr Wissen nun weitergeben, was die gesamte Handlung voranbringt. Cage und der Zuschauer erfahren so von der Struktur der Mimics und dem Problem, dass diese die Zeit manipulieren können. Um den Krieg zu gewinnen, muss das Omega gefunden und getötet werden. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan, denn die beiden Soldaten müssen den Strand überleben. Das bedeutet viel Training und einige Reset-Knöpfe in Form von Kopfschüssen für Cage. Die Beziehung, die sich hier zwischen den beiden aufbaut, ist perfekt in die Zeitschleifen eingeflochten. Zwar lernen wir nur sehr dezent etwas über Rita, aber diese Stücke reichen schon, um sich ein Gesamtbild zusammenzureimen.

Und täglich grüßt der Tod

Originaltitel Edge of Tomorrow
Jahr 2014
Land USA
Genre Action, Science-Fiction
Regisseur Doug Liman
Cast Major William „Bill“ Cage : Tom Cruise
Sergeant Rita Vrataski: Emily Blunt
General Brigham: Brendan Gleeson
Master Sergeant Farrell: Bill Paxton
Dr. Carter : Noah Taylor
Kimmel: Tony Way
Griff: Kick Gurry
Ford: Franz Drameh
Nance: Charlotte Riley
Takeda: Masayoshi Haneda
Laufzeit 113 Minuten
FSK

Besonders beeindruckend sind die Kampfhandlungen in den spektakulär in Szene gesetzten Exoskeletten. Diese wurden für die Dreharbeiten nachgebaut und wogen zwischen 39 und 58 Kilo, die Cruise und Blunt getragen haben. Keine leichte Aufgabe mit diesen Dingern durch die Gegend zu laufen bzw. rennen zu müssen, doch im fertigen Film sieht alles sehr natürlich aus. Zwar wiederholen sich die Kampfhandlungen durch die Zeitschleifen, doch stecken sie voller Abwechslungen, die gerade durch passende Schnitte hervorgeholt werden. Musikalisch wird das Ganze durch einen stimmigen Soundtrack aus der Feder von Christophe Beck (Ant-Man and the Wasp) begleitet. Es kommt nie Langweile auf und es entsteht der Effekt, dass der Zuschauer den Überblick verliert, wie oft Cage das Erlebte schon durchleiden musste. Gerade damit wird hier geschickt gespielt, wodurch überraschende Wendungen entstehen. Leute, die mit Tom Cruise auf Kriegsfuß stehen, werden hier ein Freudenfest erleben. Cages Todesarten verlaufen von spektakulär bis dezent, denn er wird zerfetzt, überfahren, erschossen, in die Luft gesprengt und von einem Flugzeug zerquetscht. Trotz, dass es sich hier um den Tod einer Figur handelt, kann ein Lachen nur schwer unterdrückt werden. Wer nun Sorge trägt, dass die Dramatik einer Schlacht verloren geht, kann beruhigt werden. Edge of Tomorrow wendet sich auch diesem Thema zu, denn das Stehaufmännchen durchläuft die psychologischen Phasen einer Zeitschleife. So ist er zu Beginn motiviert, resigniert aber auch hier und da und wird immer mehr erschöpft durch die sich nicht ändern wollende Lage. Vor allem der seelische Stress, den er erleben muss, immer und immer wieder Rita Vrataski sterben zu sehen, setzt ihm zu. Hier schwenkt die Stimmung nach und nach vom humorvollen leichten Ton zum Ernst der Lage. Tom Cruise verkörpert die Wandlung des Soldaten glaubhaft und es war eine gute Wahl ihn und nicht Brad Pitt für die Rolle des Cage zu nehmen.

Ende?

Eine letzte Wendung sorgt dafür, dass wir aus der Zeitschleife ausbrechen und ein ganz neues Szenario präsentiert bekommen. In diesem Abschnitt gesellen sich dann auch die anderen Soldaten aus Cages Einheit hinzu. Diese werden nicht näher beleuchtet, erfüllen aber ihren Zweck. Der Fokus bleibt passenderweise auf Cage und Vrataski. Die letzte Schlacht führt die Gruppe zum Louvre, der hier dank CGI zu einem dunklen, unter Wasser stehenden Schlachtfeld wird. Nach den Kämpfen am Strand bei Tag eine gelungene Abwechslung, die einiges an düsterer Stimmung mitbringt. Jedoch verläuft hier ein Teil in bekannten Bahnen, wie das Ableben von Figuren und den klischeehaften letzten Kuss zwischen den beiden Hauptakteuren. Trotz alledem lässt die Handlung den Zuschauer mit einer großen Frage zurück: Cage zerstört das Omega, badet aber in dessen Blut und landet so wieder zu dem Zeitpunkt als er gerade in London eintrifft. Da die Mimics jedoch tot sind, was nützt diese Fähigkeit jetzt? Ist Cage zu etwas anderem mutiert? Es bleibt abzuwarten, was der zweite Teil erzählen wird.  Nach dieser letzten Frage entlässt uns der Film in den Abspann, in dem der poppige Song „Love Me Again“ von John Newman gesungen wird.

Als der Abspann im Kino anfing, wünschte ich mir in der Zeit zurückreisen, um den Film sofort erneut anschauen zu können. Ich hatte damals wirklich hohe Erwartungen und die hat Edge of Tomorrow noch einmal übertroffen. Hier wird kein plumpes Actionfeuerwerk abgeschossen, das den Zuschauer von einer flachen Handlung ablenken soll. Nein, im Gegenteil: Hier harmonieren eine durchdachte Story mit ausgeklügelten Figuren in einem Szenario, das durch seine Effekte zur Augenweide wird. Als Fan von Zeitthematiken aller Art finde ich hier immer wieder meinen Spaß, wie sich Cage vom Loser zum Supersoldaten entwickelt und dabei wirklich viele Missgeschicke mitnimmt. Da die Wiederholungen abwechslungsreich sind, habe ich mich in keiner Sekunde gelangweilt. Was auch daran liegen mag, dass die Handlung immer ein gutes Stück vorangebracht wird. Genauso wie die Beziehung der beiden Hauptcharaktere, die hier glaubhaft von Cruise und Blunt vorgetragen wird. Mir gefällt es, wie sich Rita und Cage näher kommen, was vor allem daran liegt, dass sie hier die Hosen anhat. Richtig klasse finde ich das Design der Mimics, das um Welten ansehnlicher ist, als das, was in der Vorlage All you need is kill geboten wird. Dort sind die Mimics kugelförmige Wesen mit einem Backstein-Gebiss. Für mich ist Edge of Tomorrow ein extrem unterhaltsamer Film, den ich nur wärmstens empfehlen kann.

© Warner Home Video

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Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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