Locke & Key (Staffel 1)
Für Autor Joe Hill (Fireman) und Zeichner Gabriel Rodriguez (Little Nemo: Return to Slumberland) geht ein Wunsch in Erfüllung. Als sie ihre Comic-Reihe Locke & Key 2008 starteten, war klar, dieser Stoff eignet sich einfach perfekt für eine Serienumsetzung. Doch bis es so weit war, wanderten die Rechte von einer Studiohaustür zur nächsten. Schlussendlich blieben sie bei FOX nicht nur liegen, sondern wurden auch von Carlton Cuse (Lost), Meredith Averill (Spuk in Hill House) und Aron Eli Coleite (Star Trek: Discovery) in eine zehnteilige Serie für den Streamingdienst Netflix umgesetzt. Daher können seit dem 7. Februar 2020 weltweit alle auf die Suche nach den magischen Schlüsseln gehen. Und wer hätte diese nicht gerne? Einen Schlüssel, mit dem wir an verschiedene Orte reisen oder anderen Leute Befehle aufdrücken können. Doch hat wie immer alles eine Schattenseite.
Nach dem grausamen Mord an Rendell Locke (Bill Heck, The Alienist: Die Einkreisung) zieht seine Familie in das alte Stammhaus der Lockes nach Matheson in den Bundesstaat Massachusetts. Für Nina (Darby Stanchfield, Scandal) soll es ein Neubeginn werden. Doch ihre Kinder sind nicht sonderlich begeistert, denn während Tyler (Connor Jessup, American Crime) sich schwere Vorwürfe macht, versucht Kinsey (Emilia Jones, Brimstone: Erlöse uns von dem Bösen) möglichst nicht aufzufallen und irgendwie die Tage zu meistern. Nur der junge Bode (Jackson Robert Scott, unser kleiner Georgie aus ES (2017)) geht im großen Haus voller Freude auf Erkundungstour. Dabei entdeckt er Schlüssel, mit deren magischen Fähigkeiten er zum Beispiel an jede ihm bekannte Tür reisen kann. Im Brunnenhaus stößt er jedoch auf ein Wesen, das es auf die Schlüssel absieht …
Der Verlust sitzt tief
Originaltitel | Locke & Key |
Jahr | 2020 |
Episoden | 10 (in Staffel 1) |
Genre | Horror, Drama |
Cast | Bode Locke: Jackson Robert Scott Tyler Locke: Connor Jessup Kinsey Locke: Emilia Jones Rendell Locke: Bill Heck Nina Locke: Darby Stanchfield Ellie Whedon: Sherri Saum Rufus Whedon: Coby Bird Dodge/ Brunnenfrau: Laysla De Oliveira Sam Lesser: Thomas Mitchell Barnet Scot: Petrice Jones |
Seit dem 7. Februar 2020 auf Netflix verfügbar |
Hinter Locke & Key verbirgt sich ein waschechtes Familiendrama. So starten wir in der ersten Episode direkt mit dem Umzug in das neue Locke-Domizil, doch erfahren wir durch verschiedene schockierende Rückblicke, mit welchen tragischen Ereignissen die Familien fertig werden müssen. Der Tod von Vater Rendell sitzt nämlich allen Mitgliedern tief in den Knochen und so versucht jeder auf seine Art damit umzugehen. Von Anfang an sind die Zuschauer mit dabei und dank der großen schauspielerischen Fähigkeiten der Besetzung fühlen auch wir ihren Schmerz. Dass dann auch noch magische Schlüssel auf den Plan treten, sorgt für eine ganz faszinierende Eigendynamik. Denn wenn Kinsey unter ihrer ständigen Angst leidet, wäre es doch zu schön, diese mit dem sogenannten Kopfschlüssel aus ihrem Verstand zu verbannen.
Willkommen im Keyhouse
Die verschiedenen Schlüssel tauchen nach und nach auf, jedoch ist nicht klar, wie viele es insgesamt gibt. Auch die Fähigkeiten müssen die Charaktere erst einmal testen. Dafür müssen sie die passenden Schlösser finden, was nicht immer offensichtlich ist. Wer kommt zum Beispiel auf die Idee, sich eines davon in den Nacken zu stecken? Es ist daher spannend zu beobachten, wie vor allem das jüngste Locke-Mitglied auf die Suche geht. Gerne auch einmal mit Schutzhelm bewaffnet. Für die verschiedenen Kräfte lohnt sich der Aufwand auf jeden Fall. Von Türreißen, über Feuer anzünden bis hin zum Geist werden — die Grenzen des Möglichen werden stark erweitert.
Keine leichte Aufgabe
Magie ist nicht nur eine Frage des kreativen Schaffens, sondern bei einer Serienumsetzung wie Locke & Key immer eine Kostenfrage. Vor allem der Kopfschlüssel dürfte dem Team hinter der Kamera starkes Kopfzerbrechen beschert haben, denn in Hills und Rodriguez’ Comic können die Figuren direkt in die Gedankenstube lugen, welche jedes Mal ein wahres Sammelsurium an Dingen darstellen. Fans der Vorlage dürfen sich allerdings freuen, denn die Umgestaltung für die Serie lässt sich sehen. Der Kern der „Köpfe“ blieb nämlich erhalten, sodass jede gute Stube anders aussieht und deswegen betreten die Protagonisten hier durch verschiedene Türen ganze Einkaufszentren oder Schulgebäude. Die voyeuristischen Ausflüge sind freilich nicht das Einzige, worauf wir uns freuen können. Im Laufe der Folgen wird auf jeden Fall jeder so seinen eigenen Lieblingsschlüssel finden.
Die Suche nach der Vergangenheit
So viel Macht muss aber auch eine Hintergrundgeschichte haben. Nach und nach warten deswegen einige Puzzleteile auf uns, in deren Hinblick auch die jüngsten Ereignisse stehen. Denn der durchgedrehte Sam bedrohte Rendel wegen des Keyhouses. Gerade deswegen zieht Nina in das alte Anwesen, um Antworten zu finden, wirft damit aber eher neue packende Fragen auf. Selbst Duncan (Aaron Ashmore, Killjoy), Rendels jüngerer Bruder, kann ihr kaum helfen, denn aus irgendwelchen Gründen fehlen ihm Erinnerungen an früher. Was sich auf jeden Fall schnell herauskristallisiert, ist ein Zusammenhang der Ereignisse aus Rendels Vergangenheit und der Frau, die Bode im Brunnenhaus findet. Dem Wesen, das es unentwegt auf die Schlüssel absieht und dafür über Leichen geht. Laysla De Oliveira (Code 8) verkörpert die sexy Antagonistin mit viel Charme. Gerade in Hinblick auf das spannungsgeladene Finale von Locke & Key, das selbst Comic-Lesern eine Überraschung bietet, bleibt die Spannung, was sie alles ausheckt und wer ihr unglücklicherweise zum Opfer fällt.
Zwar nicht mehr „Willkommen in Lovecraft“ aber…
Bei der Serie handelt es sich nicht um eine 1:1-Umsetzung der Vorlage. Vieles aus den Comics wurde fast direkt übernommen (zum Beispiel die Locke-Familie), andere Dinge geändert, wie etwa der Ort, in dem die Geschichte spielt. Große Einschnitte warten unter anderem bei den Nebenfiguren auf. Allen voran die Figur Scot durchlebte die wohl gewaltigste Änderung, was ihn aber in der Serie zu einem extrem liebenswerten Nerd macht. Auch bei den Schlüsseln nahm das Drehbuch einige Anpassungen vor (Neues wie der Zündschlüssel), manch einer wurde auch verändert. Der größte Vorteil ist daher, dass Comic und Serie so ihren eigenen Charme besitzen und es sich lohnt, in beide einen Blick zu werfen. Übrigens: In der letzten Folge gut aufpassen, denn Autor Joe Hill erhält einen kleinen Gastauftritt.
Fazit
Als Fan der Comic-Vorlage war ich sehr gespannt, vor allem aber auch skeptisch, ob die Serienumsetzung von Locke & Key gelingen würde. Nach der ersten perfekt inszenierten Episode, waren meine Sorgen jedoch schon verschwunden. Zum einen ist es einfach das genial gestaltete und einladende Keyhouse, das bei mir pure Begeisterung auslöst. Zum anderen die perfekt besetzte Locke-Familie. Darby Stanchfield als Nina hat aber auch den großen Vorteil, dass sie ihre Sorgen nicht von Anfang an im Alkohol ertränkt und daher auf andere Art mit ihren Gefühlen kämpfen muss. Ich bin den Drehbuchautoren sehr dankbar über diese Änderungen, auch bezüglich der Handlung. Gerade weil die Geschichte hier anders verläuft, war sogar ich gespannt, wie es teilweise weitergehen würde. Schließlich kenne ich zwar alle Schlüssel, wurde dann aber positiv überrascht, dass das Kreativteam die Türöffner erweiterte. Alleine der Zündschlüssel gibt schon einiges her, kommt für mich aber nicht an meine beiden Lieblinge heran, die es schon in diese zehn Folgen schafften. Ich bin wirklich begeistert, wie sich die Fähigkeiten auf dem Bildschirm entfalten und dass hier wirklich viel Liebe zum Detail zu sehen ist. Der Kopfschlüssel dürfte für viele ein Highlight sein, denn es ist schon interessant, was sich hinter den unterschiedlichen Türen befindet. Jeder neue Schlüssel bringt daher eine große Portion Faszination mit, denn nicht immer ist gleich klar, was er kann. Genauso handhabt es sich mit dem Gegenspieler. Die Brunnenfrau, wie Bode sie tauft, ist eine Person, die viele Fragen aufwirft und dank der wandernden Schlüssel immer wieder andere Fähigkeiten besitzt.
© Netflix
In puncto Kurzauftritte hat sich die Serie wirklich einiges zu bieten. Bei dem zweiten Sanitäter am Ende der Staffel handelt es sich im den Zeichner Gabriel Rodriguez. Schon witzig, dass es damit beide Köpfe des Comics in die Serie geschafft haben.
Und hinter dem Schlosser, den Bode wegen der Schlüssel ausfragt, handelt es sich um Tom Savini höhst selbst! Schon cool und ich denke, wer wird sich sehr gefreut habe, dass er seine eigene Fangruppe in der Serie hat. Stephen King hat unter anderem auch geteilt, dass er seit 1971 Mitgleid der Savini Gang ist XD