Peace Maker Kurogane Movie 1 & 2

Auch 2019 fand das Akiba Pass Festival — Europas größtes Anime-Kinofestival— vom 27. Januar bis 11. Februar in gleich elf Städten statt. Im Schlepptau zwölf Animefilme, die ihre Europa- und Deutschlandpremieren feierten. Für Fans japanischer Geschichte gab es einen besonderen Leckerbissen in Form der beiden Teilfilme Peace Maker Kurogane Movie 1: Omou Michi und Movie 2: Yuumei, welche zusammen in einer Vorführung gezeigt wurden. Wir besprechen den Titel daher als einen Gesamtfilm. Studio White Fox (Goblin Slayer) produzierte 2018 die Umsetzung des gleichnamigen Mangas aus der Feder von Nanae Chrono (Vassalord.), die von den dramatischen Ereignissen rund um die Shinsengumi erzählt. Diese Schutztruppe sorgt für Recht und Ordnung in Kyoto, doch geht eine Rebellion durchs Land, welches das Shogunat entmachten möchte. Ist das Zeitalter des Schwertes damit beendet?

    

Nur wenige Tage sind nach dem Angriff von Kashitaro Ito, der die Shinsengumi vernichten wollte, vergangen. Doch auch wenn es auf der Oberfläche nach ruhigen Tagen aussieht, brodelt es an allen Ecken und Enden. Nach über 250 Jahren uneingeschränkter Herrschaft gibt das Shogunat der Tokugawa die Regierungsgewalt an den Kaiserhof zurück. Für die Shinsengumi brechen schwere Zeiten an, denn Toshizou Hijikata und Kommandeur Isami Kondou müssen entscheiden, wie es weitergehen soll. Immer mehr Schusswaffen kommen im Kampf zum Einsatz und lösen das Zeitalter des Schwertes ab. Heimlich arbeitete Tatsunosuke Ichimura an verschiedenen Schusswaffen, die er endlich der Führung der Schutztruppe präsentieren kann. Er möchte, dass mehr Leute damit ausgestattet werden, damit die Gruppe eine Chance in den nächsten Schlachten hat.
Vor einem ganz anderen Problem steht der junge Tetsunosuke „Tetsu“ Ichimura. Seine stumme Freundin Saya soll sich nun den Gästen im Freudenhaus präsentieren. Susumu spricht daraufhin Tetsu an, ob er das Mädchen nicht heiraten möchte, um ihr ein solches Leben zu ersparen. Völlig überrumpelt muss der junge Krieger sich seinen Gefühlen stellen und als er endlich weiß, was er will, bricht der Krieg aus.

Erst einmal Entwirrung

Originaltitel Peace Maker Kurogane Movie 1: Omou Michi + Movie 2: Yuumei
Jahr 2018 
Laufzeit 114 Minuten
Genre Historie, Action, Drama
Regisseur Shigeru Kimiya
Studio White Fox

Es handelt sich beim Peace Maker Kurogane-Film nicht um einen Reboot der von Studio Gonzo 2003 produzierten Animestaffel, die mit dem gleichen Namen herausgebracht wurde. Schon damals gab es Verwirrungen deswegen, da diese inhaltlich Tetsus erste Abenteuer mit der Shinsengumi erzählt. Also die Mangabände von Nanae Chrono, die auf den Namen Peace Maker getauft sind. Nach diesen Geschichten zeichnete die Mangaka die Fortsetzung Peace Maker Kurogane, welche sich mit den dramatischen Ereignissen des Umsturzes befasst. Und genau hier setzt der Film an, um genau zu sein bei Band 7 mit einer kurzen Zusammenfassung des „Aburanokoji Zwischenfalls“. Leider gibt es in Deutschland nur die ersten sechs Bände der Fortsetzung, da die Lizenz von Frau Chrono nach einer längeren Pause ablief und Tokyopop den weiteren Teil der Handlung nicht mehr bei uns herausbringt. Fakt ist daher, dass der Film sich an Mangakenner richtet und es allen anderen extrem schwer macht zu folgen. Wer nur die Animestaffel gesehen hat, wird inhaltlich viele Fragen haben, da einige Figuren sich stark verändert haben, Blick auf Gegenspieler Suzu Kitamura, und ein Teil auch gar nicht zu sehen ist, wie zum Beispiel der zweite Vizekommandant Keisuke “Sannan” Yamanami. Wer mit der Geschichte aus den hierzulande erschienenen Bänden vertraut ist, kann sich bei dem Peace Maker Kurogane-Film darüber freuen, dass er endlich erfährt, wie es mit Jungspund Tetsu weitergeht.

Liebe in Zeiten des Krieges!

Die kurze Zusammenfassung des „Aburanokji Zwischenfalls“ stimmt perfekt auf den weiteren Verlauf des Films ein. Denn so friedliche, lustige Tage wie noch in der Animestaffel davor sind es nicht mehr. Der Kaiser hat das Shogunat praktisch entmachtet und damit steht fest, dass es Krieg geben wird. Trotz der angespannten Lage hält die Handlung für den Zuschauer ein, zwei passende, humorvolle Einlagen parat, wie wir sie im Leben von Tetsu gewohnt sind. Dieser ist mittlerweile ein ganzes Stück gewachsen und sieht auch endlich mehr seinem Alter entsprechend aus. Zum Leidwesen seines Bruders verwickelt er sich leider immer noch in viele Probleme. Ein großes Thema des Films ist Tetsus Beziehung zur stummen Saya. Diese lebt noch immer im Freudenviertel und muss sich nun als Musikerin den Gästen präsentieren. Das junge Mitglied der Shinsengumi muss sich daher seinen wahren Gefühlen bewusst werden. Während die Shinsengumi versucht, ihren Pflichten anzugehen, geht es bei Tetsu um dessen Selenheil. Das Glück der beiden ist mit ordentlichen Stolpersteinen gepflastert. Eine emotionale Achterbahnfahrt, die sich perfekt in die sonstigen Ereignisse der Handlung einfügt. Leider trifft der Junge zu spät seine Entscheidung und es kommt zu einem traurigen Moment, da ein anderer Mann Saya freikauft. Doch so einfach macht es uns die Geschichte nicht, denn die Herzensdame ist damit nicht außer Gefahr: Suzu Kitamura kaufte das stumme Mädchen. Dieser arbeitet noch immer an seinen Rachefeldzug gegen Tetsu.

Da sind Tränen erlaubt

Während “Omou Michi” übersetzt „Glauben“ heißt, geht der zweite Teil “Yunmei” in Richtung „Leben eines Freunds“. Daher widmet sich der hintere Teil der Handlung der Freundschaft von Tetsu und Ninja Susumu. Die Story präsentiert dem Zuschauer einige Rückblicke aus früheren Ereignissen, um die Erinnerungen aufzufrischen. Erneut müssen wir erleben, wie Susumus Schwester Ayumu auf brutale Art und Weise das Leben genommen wird. Und wenn das nicht schon tränenreiche Momente sind, steht schnell fest, dass wir uns von einem liebgewonnen Mitglied verabschieden müssen. Zwar versucht Hajime Saitou das Schicksal abzuwenden, doch Susumu selbst entscheidet sich dazu, sein Leben für Tetsu zu geben. Die letzte Einstellung der beiden Freunde könnte nicht passender sein, da sie erneut Rücken an Rücken sitzen.

Geschichte kennt kein Erbarmen

Nicht nur Tetsus Leben nimmt dramatische Wendungen, sondern auch die restlichen Mitglieder der Shinsengumi erwartet einiges. Allen voran Souji Okitas Tuberkulose zieht sich wortwörtlich wie ein roter Faden durch den Film. Es ist immer wieder ein freudlos Anblick, wenn er im Bild ist. Sein Kampfgeist ist noch vorhanden, aber der Körper kann nicht mehr. Da es aber um seine Familie geht, kann er nicht anders als zum Schwert zu greifen. Er hat damit die volle Unterstützung der Zuschauer auf seiner Seite. Der Feind kann der Führungsriege auch einige schlimme Schläge verpassen. Eine Schussverletzung, die Aufgabe einige anderer Shogunatsgruppen und der Flucht des Tokugawa-Oberhaupts. An dramatischen Momenten fehlt es diesem Film mitnichten, aber was leider nicht vorhanden ist, ist ein wirkliches Finale. Vereinzelt kleine Gefechte sind zu finden, doch endet der Film mit keiner großen Schlacht, sondern mitten in der Handlung. Ein wirklich unschön gesetzter Punkt, da alle Fragen offen bleiben und für viele das Schicksal noch keine Endbestimmung findet. Bis jetzt ist auch keine weitere filmische Fortsetzung in Sicht, womit sich der Film Peace Maker Kurogane wie ein Prolog anfühlt.

Aufpoliertes Charakterdesign und nervige Schwarzeinblendungen

Produziert wurde der Titel von Studio White Fox, welches sich mit Animes wie Steins;Gate, Akame ga Kill! und Re:ZERO -Starting Life in Another World- einen Namen machte. Leider kann sich das Studio mit diesem Film nicht unbedingt mit Ruhm bekleckern. Zwar sieht das Charakterdesign von Sayaka Koiso (Rokka: Braves of the Six Flowers) originalgetreu aus, dafür entgleiten die Gesichtszüge immer mal wieder, was wirklich unschön ist. Auch sehen die Kämpfe nicht sonderlich herausragend aus, dabei bietet der Titel nicht besonders viele. Richtig nervig sind die oft viel zu schnellen Schwarzabblendungen, um einen Szenenwechsel herbeizuführen. Da wird dann auch gerne einmal der durchwachsene Soundtrack von Ryosuke Nakanishi (Kuroko’s Basketball) abgewürgt. Shigeru Kimiya (Episodendirektor von Tatakau Shisho: The Book of Bantorra) stand von Anfang an vor keiner einfachen Aufgabe, denn inhaltlich erwarteten ihn eine ordentlicher Batzen Story, der irgendwie in einen abendfüllenden Film geformt werden musste. Immerhin, einen großen Lichtblick vernimmt der Zuschauer, denn auch wenn viel Zeit verging, sind fast alle japanischen Sprecher der Animestaffel in ihre bekannten Rollen geschlüpft. Eine kleine Änderung bietet sich, die aber verständlich ist: Yuki Kaji (Shouto Todoroki in My Hero Academia) übernimmt den nun älter gewordenen Tetsu und ersetzt damit Yumiko Kobayashi (Black☆Star in Soul Eater).

Fazit

Da ich Besitzerin der Mangabände bin und sie zum Glück auch vor dem Film noch einmal las, bietet der Peace Maker Kurogane-Film ein Stück neue Geschichte für mich. Endlich erfahre ich, wie es mit Tetsu und der Shinsengumi weitergeht. Es ist wirklich dramatisch, welche Wendungen die Geschichte damals nahm und welch trauriges Schicksal die Kameraden trifft. Immer und immer wieder herbe Rückschläge, doch die Männer geben nicht auf. Zwei Momente gingen mir persönlich sehr nahe. Ich mag das Pärchen Tetsu und Saya und deswegen tut es mir in der Seele weh, wie sich die beiden hier verpassen. Doch ich gebe die Hoffnung auf ein Happy End zwischen den beiden nicht auf. Jedoch lässt uns der Film diesbezüglich auf offenem Feld bei stürmischen Wetter alleine. Der andere traurige Höhepunkt ist der Tod von Susume. Er ist von Anfang an dabei und ein wirklich treuer Freund für Tetsu. Umso tragischer, dass er sich für ihn opfert. Seine letzten Momente gingen mir sehr nahe, da auch noch einmal Ayumu auftaucht, um ihren Bruder abzuholen.  Was jedoch wirklich schade ist, dass die Handlung gefühlt mittendrin aufhört. Wir bekommen für alle angefangen Storybögen keine Antworten. Wird Tetsu mit in die Schlacht ziehen? Wir er Saya wiedersehen und retten können? Wie werden die nächsten Schachzüge von Suzu aussehen? Und wie, verdammt noch mal, wird das Schicksal noch mit der Shinsengumi anstellen? Auf letzteres kenne ich einige Antworten durch andere Animes, aber trotzdem! Ich hoffe wirklich sehr auf eine weitere Umsetzung, von mir aus auch als Serie. Hauptsache ein Ende, weil wir im Deutschen schon den Manga nicht zu Ende sammeln können. Nur dann sollte sich Studio White Fox auch weniger Patzer leisten. Diese abrupten Schwarzeinblendungen haben so oft die Szenen ruiniert und auch der Soundtrack nervte hier und da, weil er sich sehr dominant in den Vordergrund drängte. Daher war der Film Peace Maker Kurogane ein wirklich durchwachsenes Erlebnis für mich.

© White Fox

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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Iruka
Iruka
29. März 2019 18:15

Ich habe kurz vor dem Filmbesuch die Peacemaker-Bände gelesen. Kurogane habe ich zeitlich nicht mehr geschafft. Deshalb war ich am Anfang erst einmal etwas irritiert: Es werden verschiedene Tage und Kämpfe eingeblendet und plötzlich der Tod von einer Person, die doch noch gar nicht aufgetaucht ist!? Danach eine Story, die gar nichts mit den Bänden zu tun hatte. Verwirrung, Verwirrung. Mir wurde dann erklärt, dass es sich hier um die Verfilmung von Kurogane handelt und nicht von den vorherigen Bände, wie die Filmbeschreibung angab. Da habe ich mich schon etwas veräppelt gefühlt. Abgesehen davon und wie die oben erwähnten Schwarzeinblendungen war der Film recht gut, ließ mich aber auch mit vielen Fragen zurück. Gegen einen weiteren Teil hätte ich nichts einzuwenden, auch wenn die Aussichten eher mager sind. Aber, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.