V Wars
Vampire und Zombies. Horror-Wesen, die wohl niemals aussterben werden. Mit V Wars beschreitet Netflix neues Terrain und greift dabei auf die Comic-Reihe V-Wars – Die Vampirkriege von Jonathan Maberry zurück. Passenderweise und wohlwissend, worauf die Zielgruppe anspringt, wurde mit Ian Somerhalder ein Zugpferd an Land gezogen, um welches es nach dem Ende von Vampire Diaries ohnehin still wurde. Gleichzeitig durfte er auch in einer Folge den Regieposten einnehmen. Die zehn Folgen, welche die erste Staffel umfasst, wurden schließlich Anfang Dezember 2019 auf Netflix veröffentlicht. Wirklich gut weg kam die Serie bislang allerdings nicht, auch wenn sie sich mit ihrer erwachsenen Geschichte eher mit True Blood als Vampire Diaries vergleichen lässt.
Als sich sein bester Freund Michael (Adrian Holmes, Skyscraper) bei einem Forschungseinsatz mit einer mysteriösen Krankheit infiziert, ändert sich das Leben von Dr. Luther Swann (Ian Somerhalder, Vampire Diaries) schlagartig. Beide Männer werden zwar unter Quarantäne gestellt, doch im Gegensatz zu Luther erholt sich Michael nicht von der Infizierung. Die Krankheit breitet sich aus und transformiert ihn schließlich zu einer Bestie. Fortan gilt er als Patient Null einer Seuche, die dem Vampirismus gleicht. Die Regierung schlägt Alarm und entwirft Pläne zur Eingrenzung der Seuche. Luther forscht derweil nach einem Heilmittel, doch schon bald gerät die Öffentlichkeit in Aufruhr, da der mittlerweile aus der Quarantäne ausgebrochene Michael Menschen umbringt. Der Konflikt zwischen Menschen und Vampiren wird entfesselt …
Wissenschaftlicher Ansatz
Originaltitel | V Wars |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Episoden | 10 (in Staffel 1) |
Genre | Fantasy, Horror |
Cast | Luther Swann: Ian Somerhalder Michael Fayne: Adrian Holmes Kaylee Vo: Jacky Lai Desmond Swann: Kyle Breitkopf Danika Dubov: Kimberly-Sue Murray Calix Niklos: Peter Outerbridge |
Seit dem 5. Dezember 2019 auf Netflix verfügbar |
Während es sich bei der Vorlage V-Wars – Die Vampirkriege um eine Anthologie handelt, hat man sich für die Serie eine durchgehende Geschichte mit einer Hauptfigur erdacht. Die Wahl fiel dabei auf Luther Swann, der in der Comic-Grundlage einfach nur ein Arzt-Patienten-Verhältnis zu Michael pflegt. Die Serie versucht hierin emotionalen Impact aufzubauen, indem die Freundschaft zweier Männer auf die Probe gestellt wird. Doch so recht fehlt es der Freundschaft an einer Initialzündung: Was verbindet die beiden Männer denn nun? Darüber gibt die erste Staffel wenig Aufschluss. Ihre Wege kreuzen sich dann und wann, aber beide handeln autark und verfolgen ihre eigene Agenda. Auch das zweite vermeintliche Novum, Vampirismus als eine Seuche zu definieren, ist in der Praxis bei Weitem nicht so erfrischend, wie sich das zunächst lesen mag. Denn letztlich ist die Auswirkung auf den Vampir nur marginaler Natur und unterscheidet sich dabei nicht großartig von vergleichbaren Serien wie etwa The Strain. Der wissenschaftliche Blickwinkel erweist sich als unwesentliches Merkmal.
Altbekannte Konflikte
Ian Somerhalder gibt als schlagkräftiger Mediziner eine Figur ab, die man ihm kaum abnimmt. Er vereint zu viele klassische Helden-Attribute in sich, deswegen fehlt es an Ecken und Kanten. Die erste Folge setzt zwar Ereignisse in Gang, die ihn triggern und in ihm etwas auslösen, doch darüber hinaus ergibt sich nicht viel mehr innerhalb der zehn Folgen. Seine Figur bleibt weitgehend persönlichkeitsbefreit, so dass der Zuschauer kaum in der Lage ist, größere Anteilnahme aufzubringen – weder an ihm, noch an dem gesellschaftlichen Konflikt, welcher sich in dieser Form kaum von X-Men oder Tokyo Ghoul unterscheidet. Nur in dem Punkt, dass hier der Platzhalter der Ausgestoßenen eben von Vampire eingenommen wird, doch die Gedanken dahinter sind dieselben.
Verschenktes Potenzial trifft auf fehlende Inspiration
In der zweiten Staffelhälfte versucht das Drehbuch, weitere Nebenbaustellen zu eröffnen. Eine davon ist eine Romanze zwischen zwei Frauen – die eine Mensch, die andere Vampir. Der Ansatz, die Möglichkeiten ausschöpfen zu wollen, ist erkennbar. Doch das Ergebnis fällt so wenig originell bis lustlos aus, dass der Eindruck entsteht, als wüssten die Drehbuchautoren Glenn Davis und William Laurin zwar ganz genau, welche Themen funktionieren, allerdings nicht, wie man das Beste aus ihnen heraus holt. Das zieht sich auch wie ein roter Faden durch den Film: Die Dialoge bleiben uninspiriert, die sprechenden Charaktere teilweise sogar austauschbar. Gäbe es wenigstens ein paar Schauwerte, doch Look & Feel bleiben auf durchschnittlichem TV-Serienniveau. Und wenn die Serie technisch wenig reißt, dann hilft auch der Gore Flick nicht. Die Vampirgebisse in Nahaufnahme machen jedenfalls keinen Hehl daraus, dass der Budget-Geldbeutel eher schmal gefüllt war.
Fazit
Alles in allem besitzt V Wars keinerlei herausragenden Qualitäten: Das Produktionsdesign wirkt preiswert, die Figuren wenig glaubhaft und die Handlung kommt nur schwerlich voran, nachdem sie zu Beginn regelrecht nach vorne prescht. V Wars lässt Vielschichtigkeit und erfrischende Ansätze vermissen. Letztlich war leider doch nicht mehr drin als eine handelsübliche Thriller-Serie, die sich mit ihrem Blut und ihrem Vampirismus-Thema modern darstellen möchte, aber kaum etwas mitbringt, das man nicht schon woanders besser gesehen hat. Wer an der ersten Episode Gefallen findet, kann der Serie eine Chance geben. Alle anderen lassen es besser sein, denn besser wird zumindest die erste Staffel nicht mehr.
© Netflix