The Pool

Es gibt Orte, an denen man partout nicht aufwachen möchte. Dazu gehört sicherlich auch ein leerer Pool in einem verlassenen Schwimmbad. Vor allem dann, wenn gerade ein hungriges Krokodil am eigenen Fuß zerrt. Thriller, die auf engstem Raume spielen, sind weiterhin hoch im Kurs. So auch bei dem thailändischen Regisseur Ping Lumpraploeng, der für The Pool sich ein Szenario ausgesucht hat, das in dieser Form definitiv noch nirgendwo zum Einsatz kam. Über 91 Minuten erzählt er die Geschichte von einem Mann und einem Krokodil. Auge und Auge und selbstverständlich Zahn um Zahn. Lumpraploengs erster international beachteter Film fand nach seiner Premiere auf dem HARD: LINE Film Festival 2019 im Januar 2020 schließlich auch den Direktweg in den Handel.

Day (Theeradej Wongpuapan) ist Tagelöhner und will sich nach einem aufregenden Werbedreh in einem verlassenen Freibad noch etwas Erholung gönnen. Gemütlich chillt er auf einer Luftmatraze in dem Pool und schläft schließlich ein. Pech für ihn: Ein Kollege hat derweil den Stöpsel gezogen. Als Day wieder erwacht, ist er fast auf den Grund gesunken und auch die Location ist vollkommen verlassen. Die Wände sind zu hoch, um wieder aus dem Becken zu gelangen und so bleibt er mit seiner Luftmatraze erst einmal in dem Pool gefangen. Bis er Gesellschaft durch ein entflohenes Krokodil erhält, das das Becken als Brutstätte auserkoren hat …

So ein leerer Pool als Schauplatz, das kann man mal machen

Originaltitel The Pool นรก 6 เมตร
Jahr 2018
Land Thailand
Genre Survival-Horror
Regie Ping Lumpraploeng
Cast Day: Theeradej Wongpuapan
Koi: Ratnamon Ratchiratham
Laufzeit 93 Minuten
FSK
seit dem 17. Januar 2020 im Handel erhältlich

Manchmal kommt das Setting einfach zum Regisseur. Bereits 12 Jahre vor Drehbeginn stieß Regisseur Ping Lumphapleng bei einem Location Scouting auf einen Pool, der ihn zu dem Gedankenspiel inspirierte, wie es wohl sein muss, in einem tiefen Becken gefangen zu sein. Daraus entstand die Grundidee von The Pool, der eine weitere Herausforderung hinzugefügt werden musste. So entstand schließlich das Szenario “Mensch gegen Tier”. Minimale Kulisse, effektiver Horror. Das mag auf uns Europäer unheimlich befremdlich wirken, kann in Thailand aber durchaus vorkommen. Regenfluten und Hochwasser spülen die Tiere in die Städte.

Sechs Meter Tiefe, sieben Tage

93 Minuten Spielzeit an einem überschaubaren Ort gilt es zu füllen. Zuletzt erzählte 12 Feet Deep – Gefangen im Wasser eine Geschichte, die sich ebenfalls in einem Pool abspielt, nur mit Wasser. Ob Wasser oder nicht: Der Handlungsraum ist auch bei The Pool nicht größer. Day kann insofern beglückwünscht werden, dass das Krokodil nicht sonderlich schnell zu Fuß ist. Aber Hunger, Schlafentzug und Verletzung machen es dem jungen Mann nicht leichter. Dem Drehbuch kann man sicherlich nicht vorwerfen, dass es sich nicht allerhand einfallen ließe, um Abwechslung in das überschaubare Geschehen zu bringen. Interne wie externe Faktoren begünstigen mal Day, mal das Krokodil. Das ist Segen und Fluch zugleich – und einzig aus diesem Grund besitzt The Pool das Potenzial, bei seinen Zuschauern zu polarisieren.

Spannung – aber um jeden Preis

Es gibt ein einfach zu beobachtendes Phänomen: Je kleiner der Handlungsspielraum, desto kreativer werden viele Regisseure. Das trifft auch zu 100% auf Lumpraploeng vor, der im fünfminütigen Takt neue Geschehnisse ins Rollen bringt. Darin liegt auch die Krux: Sein ohnehin bereits überkonstruierter Plot verliert zunehmend an Glaubhaftigkeit. Denn hier läuft ebenso viel auf wenig glaubwürdige Weise schief, wie Day ebenso wenig nachvollziehbar Glück hat. Das sorgt für einen Spannungsboost, wird vor allem aber Realismusfanatiker an ihre Grenzen bringen. So richtig auf die Spitze getrieben wird dies mit der Ankunft von Days Verlobter, Koi (Ratnamon Ratchiratham). Diese stellt sich alles andere als clever an, sorgt aber für zusätzliche Fallhöhe. Leider bringt sie auch unnötig viel Kitsch in die Handlung, dessen Höhepunkt dankenswerterweise erst im Abspann stattfindet.

Spar-Krokodil

Mit beeindruckenden Kameraperspektiven schafft Lumpraploeng ein Gefühl für die Tiefe des Beckens und wenn der Protagonist versucht, nach oben zu klettern, wird beim Zusehen regelrecht bewusst, wie hart der Aufprall ausfallen muss. Darüber hinaus halten sich die Schauwerte arg in Grenzen und fallen bisweilen sogar ziemlich schlecht aus. Besonders in den Nahaufnahmen ist dem Krokodil die Herkunft aus dem CGI-Zoo deutlich aufs Maul geschrieben. Von Weitem bereitet dies keine Probleme, doch je näher die Kamera an unserem CGI-Wirbeltier ist, desto grauenhafter machen Copy-Paste-Effekte auf sich aufmerksam. Bei schnellem Tempo fällt das weniger auf, das erfahrene Auge wird das allerdings bereits in der ersten Einstellung entlarven.

Fazit

The Pool ist weit davon entfernt, als Langweiler eingestuft zu werden. Das Drehbuch erweist sich als Köcher mit niemals ausgehenden Pfeilen und sorgt für 91 Minuten spannende Unterhaltung. Nur: Je länger man darüber nachdenkt, desto irr(witzig)er wird das gesamte Unterfangen auch. Lumpraploeng besitzt darüber hinaus ein Gespür für fiese Situationen und baut sogar schwarzen Humor ein.
Tierfreunde sollten den Film tunlichst meiden.

© Busch Media Group

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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