Zimmer 1408

Wer hat sich nicht schon einmal in einem fremden Hotelzimmer die Frage gestellt, wer vor ihm in diesem Bett genächtigt hat und wer davon wohl krank oder gar gestorben ist? In seiner langen Schreiblaufbahn hat sich auch Horrorautor Stephen King (Mind Control) mit dieser Fragestellung beschäftigt, woraufhin er 1999 die Kurzgeschichte 1408 schrieb. Mikael Håfström (Escape Plan) setzte 2007 die Geschichte mit Hauptdarsteller John Cusack (Chi-Raq) in einem 100-minütigen Gruselstreifen um, der bis heute zu den besten King-Verfilmugen zählt. Der zynische Hauptcharakter Mike Enslin darf in Zimmer 1408 eine ganz besondere Nacht in eben diesem Hotelzimmer verbringen, wodurch seine Weltbild völlig auf den Kopf gestellt wird!

    

Der Schriftsteller Mike Enslin reist für Recherchezwecke von Ort zu Ort, um sich verschiedene übernatürliche Plätze anzuschauen. Zurzeit stehen auf seiner To-Do-Liste die gruseligsten Hotels des Landes. Eine Postkarte in seinem Briefkasten macht ihn auf das Dolphin Hotel in New York City aufmerksam, welches das Zimmer 1408 beherbergt. Im Laufe der Jahre sind in diesem Zimmer 56 Menschen ums Leben gekommen. Mikes Neugier ist geweckt, doch versucht Hotelmanager Gerald Olin (Samuel L. Jackson, Kong: Skull Island) ihn mit allen Mitteln davon abzubringen, in diesem Raum zu übernachten. Ein wenig wird Mike das Ausmaß des Schreckens bewusst, aber er besteht trotzdem darauf eine Nacht dort zu verbringen. Nur widerwillig gibt der geschlagene Olin ihm den Schlüssel, jedoch mit den letzten Worten: „1408 ist ein verdammt mieses Zimmer!“

Das Hotelzimmer des Grauen

Fast der komplette Film spielt im besagten Zimmer 1408, dessen Quersummer übrigens die Zahl 13 ist. Wer ein wenig aufpasst, wird noch häufiger auf diese Nummer stoßen, denn sie zieht sich wie ein böses Omen durch die Geschichte. Wer zu Beginn Sorge hat, dass es wegen der gleich bleibenden Räumlichkeiten zu optischer Langeweile kommt, kann beruhigt werden. Das Zimmer lässt einen kaum zur Ruhe kommen. Dabei sind einige der Geistererscheinungen noch das geringste Übel, womit Mike zu kämpfen hat. Zimmer 1408 schafft es mit alltäglichen Dingen, wie selbst angehenden Radioweckern, einem kaputten Thermostat und hässlichen Bildern an den Wänden eine intensive Stimmung zu erzeugen. Diese steigert sich durch immer grauenvollere Ereignissen, bei denen das, was im Zimmer herrscht, sich der tiefsten seelischen Verletzungen von Mike annimmt und diese gegen ihn verwendet. Der Radiowecker, der anfängt von 60 Minuten herunter zu zählen, gibt übrigens nicht für Mike einen höllischen Countdown: Damit ist auch die Laufzeit des Films gemeint, der exakt nach 60 weiteren Minuten zu Ende ist.

„In einem Hotel geht es immer um die Präsentation und Wohl des lebendigen Leibes.“
Gerald Olin, Zimmer 1408

Wie eine Seele nicht aufgibt

Originaltitel 1408
Jahr 2007
Land USA
Genre Horror, Drama
Regisseur Mikael Håfström
Cast Mike Enslin: John Cusack
Gerald Olin: Samuel L. Jackson
Lily Enslin : Mary McCormack
Katie Enslin: Jasmine Jessica Anthony
Laufzeit 100 Minuten
FSK

Für eine solche Handlung ist es schlicht unabdingbar, einen Schauspieler für die Rolle des Mike Enslin zu wählen, der eine große Palette an Emotionen aufwenden kann. Zuerst war Keanu Reeves im Gespräch, doch ging der Zuschlag an John Cusack, der damit damals zum zweiten Mal an einer King-Verfilumg teilnehmen konnte. Bereits in Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers spielte er Denny Lachance und 2016 folgte dann noch die Rolle des Hauptcharakters Clay Riddell in der King-Verfilmung Puls. Etwas seltsam ist nur der Fakt, dass Samuel L. Jackson ein Werbeträger des Films ist, dabei taucht seine Figur Olin gerade einmal für zehn Minuten auf. Bei der Wahl des Schauspielers für den Hauptcharakter sind sich alle Kritiker einig: John Cursack liefert hier eine Meisterleistung ab, die seinesgleichen sucht. Während zu Beginn Mike Enslin ein zynischer Mann ist, der das Übernatürlich sucht, aber gar nicht daran glaubt, wachsen im Laufe seines Aufenthalts im besagten Zimmer die Zweifel. Wem würde das auch nicht so ergehen, wenn jeder Fluchtversuch aus dem Raum an immer unglaubwürdigeren Hürden scheitert. Wenn im Bad plötzlich der eigene verhasste Vater hockt und die verstorbene Tochter mit einem redet… Als Zuschauer wartet man regelrecht darauf, dass Mike zerbricht und aufgibt. Doch wartet der Film mit einer spektakulären letzten Wendung auf.

Die zwei unterschiedlichen Enden

Neben der normalen Fassungen gibt es auch einen Director’s Cut, der sieben Minuten länger ist und ein alternatives Ende zur Auswahl stellt. Das Ende der normalen Fassung folgte dem Wusch der Zuschauer, bei der Mike das Zimmer lebend verlassen kann. Dank seines Tonbandgerätes kann er seiner Ehefrau Lily (Mary McCormack, Falling Water) beweisen, dass ihre verstorbene Tochter Kath (Jasmine Jessica Anthony, Alles Betty!) ihn in Zimmer 1408 besucht hat.  Das Ende des Director’s Cut zeigt einen anderen Ausgang, der einen vor gemischte Gefühlen stellt: Mike kommt durch das selbst gelegte Feuer ums Leben. Doch zeigt die letzte Einstellung, dass seine Seele mit seiner Tochter vereint ist. Der Zuschauer wird vor die Wahl gestellt, ob es sich nun um ein Ende handelt, mit dem Mike glücklicher ist.

Unterschiede zur Kurzgeschichte

Wie so oft hält sich die Umsetzung nicht komplett an ihre Vorlage? Auch Zimmer 1408 folgt nur grob der Handlung der Kurzgeschichte. Die Ereignisse im Büro von Olin sind noch fast eins zu eins, danach folgt der Film seinem eigenen Weg. Kings subtiler Horror aus der Vorlage, bei der er vieles der Fantasie des Lesers überlassen hat, wird hier durch Dramatik ersetzt. Ein Beispiel: In der Kurzgeschichte wird erzählt, dass eines der Zimmermädchen in 1408 vorübergehend erblindet ist. Im Film sticht es sich mit einer Schere beide Augen aus. Ebenfalls attackieren Mike hier Geister. Er setzt auch das Zimmer am Ende in Brand. In Kings Version zündet er nur sein Hemd an, um sich selbst vom Bösen des Zimmers zu befreien.  Außerdem haben die Drehbuchautoren Scott Alexander, Matt Greenberg und Larry Karaszewski zwei Rahmenhandlungen hinzugedichtet: Die schwierige Beziehung zum Vater und der Verlust der Tochter. Übrigens ein kleiner trivialer Fakt: Die Zahl 1408 taucht in der Stephen King Verfilmung Der Dunkle Turm noch einmal auf.

Ich bin King-Fan, daher habe ich mir damals Zimmer 1408 ohne große Überlegungen gekauft. Dabei kannte ich zu dem Zeitpunkt die Kurzgeschichte nicht und hatte den Film auch nicht im Kino gesehen. Meinen Kauf sollte ich auf jeden Fall nicht bereuen, denn mir gefällt die Geschichte wirklich gut. Anstatt auf Gore und Splatter zu setzen, wird hier eine dichte, gruselige Spannung aufgebaut und das mit normalen Gegenständen in einem auf den ersten Blick einfach Hotelzimmer. Während Mike zu Beginn eine Figur ist, der ich interessiert zuschaue, entwickelt er sich zu einem Charakter, dem ich Mitleid entgegenbringe. Daher fiebere ich dem Film über auch mit, denn das Zimmer setzt auf immer heftigere Mittel. Mir kommt daher gerne einmal der Gedanke, dass sich hier einige wirklich am Set ausgetobt haben, so demoliert wie das Zimmer irgendwann aussieht!

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Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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