Sherlock Holmes (2009)

Sir Arthur Conan Doyle erschuf mit Sherlock Holmes einen etwas anderen Detektiv. Holmes ist ein Mann, der zwar mit seinem Verstand auch den schwierigsten Fall zu lösen weiß, aber unter einem Drogenproblem und anderen charakterlichen Schwächen leidet. In vielen älteren Verfilmungen wurde jedoch aus Sherlock Holmes der perfekte britische Gentleman mit Hut und Mantel. Guy Ritchie (King Arthur: Legend of the Sword) wollte in seiner Verfilmung einen moderneren Helden, der seine Ecken und Kanten behalten darf. Und so schlüpfte Robert Downey jr. (Avengers: Infinity War) in die Rolle des arroganten, kindischen Meisterdetektives, der sich zusammen mit Dr. John Watson, gespielt von Jude Law (Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen), auf der Suche nach der Wahrheit dem Okkulten stellen muss. Lasst die Violinen und Banjos erklingen, denn Sherlock Holmes beginnt zu ermitteln!

    

Die Stadt London wird im Jahr 1891 von grauenvollen Morden erschüttert. Während Scotland Yard noch ratlos ist, ist der berühmte Privatdetektiv Sherlock Holmes dem wahren Täter bereits auf der Spur. Während eines okkulten Rituals, bei dem ein weiteres junges Mädchen sterben soll, wird Lord Henry Blackwood (Mark Strong, Kingsman: The Golden Circle) von dem Gespann Holmes und Watson auf frischer Tat ertappt. Nach einer Gerichtsverhandlung wird der Täter gehängt. Doch nach kurzer Zeit erreicht Holmes die Nachricht, dass sich Lord Blackwood aus seinem Grab erhoben habe. Für den Mann des Verstandes kann es nur eine logische Erklärung dafür geben. Zusammen mit seinem Partner macht er sich daher auf die Suche nach den wahren Ereignissen. Dabei eröffnet sich ihm ein viel größerer und gefährlicherer Fall als zunächst erwartet.

Der Kampf gegen das Okkulte

Für sein erstes Sherlock Holmes-Filmabenteuer wählte Guy Ritchie keine der von Doyle erschaffenen Geschichten, sondern ließ den Autoren freie Hand. Heraus kam eine Handlung, die einen eigenen Fall in mitten der bekannten Geschichte ansiedelt und so Elemente aufgreift, die Leser wiedererkennen können. So spielt zum Beispiel im kompletten Abenteuer eine Rolle, dass Watson seine geliebte Mary heiraten will. Und auch Professor Moriarty darf schon seine ersten Schachzüge gegen den Meisterdetektiv führen. Für Kenner der Geschichten finden sich noch weitere kleinere und größere Eastereggs, die den Sehgenuss verstärken. Der große Fall, mit dem es Sherlock Holmes hier zu tun hat, weißt hingegen einige Schwächen auf. So wirkt es schon sehr erzwungen, welchen Plan Blackwood sich ausdachte. Auch der von Mark Strong gespielte Bösewicht hebt sich nicht sonderlich aus der Masse hervor und vor allem sein Motiv ist langweilig, weil zu standardisiert. Trotzdem gibt es das eine oder andere gute Rätsel, das der Meisterdetektiv lösen muss. Dabei hat sich das Team hinter dem Film eine besondere Art einfallen lassen, die Deduktionen auf moderne Art darzustellen. Der Zuschauer darf aktiv am Gedankengang teilhaben und erlebt so schon vor den Ereignissen, was Sherlock Holmes plant. Gerade bei den Kämpfen ist das sehr von Vorteil, da die Handgemenge zügig und mit strategischen Schlägen geführt werden. Wüssten wir nicht, was geplant ist, wäre es ab und an schwierig mitzukommen.

Der Meisterdetektiv mit Macken

Originaltitel Sherlock Holmes
Jahr 2009
Land USA
Genre Action, Abenteuer, Krimi
Regisseur Guy Ritchie
Cast Sherlock Holmes: Robert Downey jr.
Dr. John Watson: Jude Law
Irene Adler : Rachel McAdams
Lord Henry Blackwood: Mark Strong
Inspektor Lestrade : Eddie Marsan
Mary Morstan: Kelly Reilly
Laufzeit 129 Minuten
FSK

Schon viele große Schauspieler schlüpften in die Rolle des bekanntesten literarischen Detektivs. Basil Rathbone, Ronald Howard und Jeremy Brett sind nur drei Namen aus einer langen Liste. Keine kleinen Fußstapfen, in die Robert Downey jr. da treten durfte, doch er meisterte die Aufgabe mit Bravour. Das liegt vor allem daran, dass er, im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger, alle Facetten von Holmes auf die Leinwand bringt. So sieht der Zuschauer Holmes’ lethargische Phasen, sein kindisches Verhalten gegenüber Mary Morstan (Kelly Reilly, True Detective), der Zukünftigen von Watson, sein arrogantes Verhalten gegenüber Inspektor Lestrade (Eddie Marsan, Deadpool 2) und seine kreativen Ideen, die oft Früchte tragen. Die Darstellung von Downey ist einfach gelungen, so dass Sherlock Holmes eine sympathische Identifikationsfigur ist. Für seine Leistung gewann er sogar einen Golden Globe in der Kategorie Bester Hauptdarsteller – Komödie/Musical.

Ohne ihn fehlt etwas sehr Wichtiges

Doch was wäre der Meisterdetektiv ohne seinen Partner? Der von Jude Law verkörperte Doktor ist alles andere als ein Klotz am Bein. Etwas, was er leider in vielen älteren Verfilmungen ist. Dieser Watson ist dem Glücksspiel verfallen, Sherlock Holmes immer einen Schritt hinterher, aber ein guter Arzt, Schütze und jemand, der immer ein wachsames Auge auf die Gesundheit seines Freundes hat. Es macht extrem viel Spaß, den Dialogen und Gesten dieser zwei Charaktere zuzuschauen. Gerade die spritzigen, teils bissigen Kommentare der beiden sind wirklich gekonnt und beweisen, dass sprachlicher Humor immer noch der Beste ist. Dass Robert Downey jr. und Jude Law ihren Spaß hatten, sieht der Zuschauer ihnen an, denn die Chemie zwischen den beiden stimmt. Daher funktionieren auch die wenigen dramatischen Momente. Neben den Männern sind auch die zwei wichtigen Damen passend besetzt. Die gewiefte Diebin Irene Adler, die es in den Geschichten von Doyle geschafft hat, Sherlock Holmes zu schlagen, wird von Rachel McAdams mit Verstand und Schönheit verkörpert. Die Szenen zwischen ihr und Holmes funktionieren wunderbar auf zwei Ebenen: Das, was gesagt wird, ist nicht immer das, was die beiden wollen. Hingegen weiß Kelly Reillys Figur Mary genau, wen sie will, doch muss sie dafür auch etwas tun.

Es wird gefiedelt was das Zeug hält

Sherlock Holmes ist in einer dreckigen Zeit angesiedelt und das bekommt der Zuschauer hier mehrfach zu Gesicht. Die gedeckten Farben sind gerne schmutzig und versetzen einen perfekt in die Industrialisierung. Die Kleidung ist passend für die Zeit gewählt, doch ist sie hier und da auch etwas modernisiert. Das schadet jedoch nicht und verschafft gerade der Figur Sherlock Holmes noch einmal eine sehr individuelle Eigenheit. Besondere Hingucker sind die unterschiedlichen Sets, an denen gedreht wurde. Die Wohnung in der Baker Street strotzt nur so vor Details, dass die Augen nicht einmal beim zweiten oder dritten Besuch alles erfassen können. Auch andere Schauplätze sind mit Liebe gestaltet und der Zuschauer sieht, dass hier noch nicht alles am Computer entstanden ist. Negativ fallen nämlich die CGI-Szenen auf, die auch nicht gut gealtert sind. Hingegen entführt uns der Soundtrack von Hans Zimmer mit jeder Komposition in den Film. Die Palette der Stücke reicht von dezenten, ruhigen Violinenparts zu zum Tanz einladenden Banjo-Stücken, bei denen der Fuß automatisch mitwippt. Besonders gelungen ist „Discombobulate“, das als Main Theme fungiert oder das Stück „Rocky Road to Dublin Song“ von The Dubliners, welches zum Beispiel bei der Boxszene läuft. Der in Federzeichnungen gehaltene Abspann ist zudem ein schöner Hingucker, der uns passend in die Realität zurückführt.

Fazit

Vor allem die Darbietungen von Robert Downey jr. und Jude Law sind es, die Sherlock Holmes für mich so sehenswert machen. Es bereitet mir einfach Spaß, den bissigen, schnellen Dialogen zuzuhören und dabei zu sehen, wie sehr die beiden Männer ihre Freundschaft schätzen. Ein großer Bonuspunkt ist für mich, dass beide Figuren ihre Ecken und Kanten haben. Sherlock ist kein perfekter Gentleman sondern ein ziemlich Querkopf, der nur eine handvoll Menschen um sich haben möchte. So mag ich meinen Meisterdetektiv schon in den Büchern und genau dem kommt er hier recht nahe. Bei Watson finde ich es perfekt, dass er nicht, wie in vielen älteren Verfilmungen, der dicke, dumme Assistent ist. Er arbeitet hier mit Sherlock zusammen und das ergibt eine flotte Dynamik. Da kann ich auch etwas darüber hinwegsehen, dass der eigentlich Fall um Blackwood mich nicht ganz so stark anspricht. Ist doch schließlich von Anfang an klar, dass es keine Magie gibt.  Trotzdem: auf die eine oder andere Lösung war ich beim ersten Mal Anschauen gespannt. Der geniale Soundtrack von Hans Zimmer passt wie die Faust aufs Auge und sorgt für das richtige Feeling der Zeit. Genauso wie die schicken Kostüme und die detaillierten Sets. Leider stört meine Augen das eine oder andere computergenerierte Objekt, was wieder etwas von der Bewertung abzieht. Alles in allem ist Sherlock Holmes ein Film, der mir zwar gefällt, aber nicht perfekt ist.

 

Zweite Meinung:

Für einen großen Fan der Romane von Sir Arthur Conan Doyle ist Sherlock Holmes fast schon Pflicht. Als beeindruckender Schauspieler zeigt Robert Downey Jr. deutlich, dass Holmes kein steifer Engländer ist, der gerne Pfeife raucht oder perfekte Manieren hat. Genau das denken viele von unserem Detektiv, aber der Film stellt ihn so dar, wie er in den Büchern beschrieben wird. Er hat einige Macken, wie zum Beispiel seinen Dickschädel, aber diese machen ihn unheimlich interessant und vor allem liebenswert. So gerne ich Sherlock habe, muss ich aber sagen, dass Watson mein Lieblingscharakter ist. Ich bezeichne ihn nicht als Holmes’ Assistenten, sondern einen perfekten Partner, der auch mal Kontra gibt, wenn Sherlock ihn aufregt. Wenn es hart auf hart kommt, ist er aber da und hilft seinem Freund wo er kann. Bei gemeinsamen Ermittlungen spielt auch der Humor eine große Rolle. Dies zeigen vor allem die Wortgefechte der beiden, die ein Highlight des Films sind. Watson und Mr. Holmes streiten manchmal fast schon wirklich wie ein altes Ehepaar. Ich finde Jude Law als Dr. Watson richtig toll. Nicht nur optisch, sondern sein Auftreten ist für mich so authentisch und damit perfekt. Mit den Ermittlungen rund um Lord Blackwood kann ich mich nicht richtig anfreunden gerade wegen der Sache rund um Magie und Wiederauferstehung. Ansonsten ist es für mich wirklich ein super Film mit viel Humor und zwei Protagonisten die das perfekte Team bilden.

 

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Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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Ayres
Redakteur
6. März 2019 20:21

Ich mag den 2009er Sherlock Holmes sehr. Damals war ich extrem angetan von Sherlocks Charakter, seinem subtilen Humor, seiner Analysefähigkeit und seiner Cleverness. Neben einer ganz tollen Zeitlupen-Sequenz ist vor allem Sherlocks Analyse von Marys Charakter bei mir hängen geblieben. Auf der negativen Seite dann leider auch Jude Law, den ich partout nicht mag (obwohl ihm die Watson-Rolle echt steht) und dann auch eine Figur: Irene Adler, ein absolutes 08/15-Love Interest.
Ich sollte den Film unbedingt mal wieder ansehen und bei der Gelegenheit auch Teil 2 eine Chance geben.

Iruka
Iruka
29. März 2019 18:44

Ein toller Film. Die Schauspieler, der Humor, Action und Deduktion, all das wurde passend umgesetzt. Es macht einfach Spaß, Sherlock und Watson zu beobachten. So langsam könnte ich mir die beiden auch mal wieder anschauen…