Killer’s Bodyguard
Es gibt genau eine Regel: In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt. Naja, und dass sich gute Freunde so dermaßen aufs Korn nehmen dürfen, ja mein Gott, sogar sollen, bis einer weint. Und gibt es etwas Schöneres als Ryan „Deadpool 4 Life“ Reynolds und Samuel „Nick Fury“ L Jackson beim Ankeifen zuzuschauen? Als ob man Waldorf und Statler von den Muppets beim Ballern beiwohnt. Regisseur Patrick Hughes dürfte vielen Zuschauern dank The Expendables III bekannt sein. Dass er es besser kann, hat er mit seinem Leinwanddebüt Red Hill und vor allem hier mit Killer’s Bodyguard bewiesen. Gary Oldman (The Dark Knight-Trilogie) hat hier als böser Weißrusse sichtlich so viel Spaß wie der Rest des Casts. Die Fortsetzung hätte bereits 2020 anlaufen sollen, wurde aber der COVID-19 Pandemie und Angst der Studios auf August 2021 verschoben. Der Titel? Vielsagend: The Hitman’s Wife’s Bodyguard.
Gestatten: Bryce. Michael Bryce. Genialer und überlegender Personenschützer. Liebt das Jetset-Leben, charismatisch, nie um einen Spruch verlegen. War mal. Sein Klient ist per Kopfschuss aus extremer Entfernung getötet worden. Reputation im Eimer, Midlife-Crisis umarmt. Was kann da noch schlimmer kommen? Außer, dass die Frau schuld (sein muss) ist? Genau, die Ex-Frau hat Karriere gemacht und ruft plötzlich um Hilfe. Es geht nicht schlimmer? Doch. Beim Hilferuf des blanken Bösen handelt es sich um die Nemesis von Bryce. Kincaid (Samuel L Jackson ist das was er am besten kann – einfach nur ne coole Sau) hat belastende Beweise gegen den Präsidenten, Diktator Weißrusslands – Dukhovich (mit unglaublich viel Leidenschaft böse – Gary Oldman (Das fünfte Element)). Was kann bei der ganzen Abneigung, Geheimniskrämerei, Interpol und Ehrenkodex schon schiefgehen? Abgesehen von einer weißrussischen Armee, die einen verfolgt?
“I made a movie in Bulgaria. I’m ready for anything.“ Zitat.
Originaltitel | The Hitman’s Bodyguard |
Jahr | 2017 |
Land | Großbritannien |
Genre | Action, Komödie |
Regie | Patrick Hughes |
Cast |
Michael Bryce: Ryan Reynolds
Darius Kincaid: Samuel L. Jackson Sonia Kincaid: Salma Hayek Amelia Roussel: Élodie Yung Vladislav Dukhovich: Gary Oldman Seifert: Richard E. Grant Rebecca Harr: Kirsty Mitchell |
Laufzeit | 118 Minuten |
FSK |
Man bekommt als Zuschauer hier und da etwas Angst, wenn man sich über einen Film schlau macht. Wo spielt dieser? London, Amsterdam, Den Haag und Sofia. Seit Bruce Campbells My Name is Bruce weiß der Genre-Zuschauer: nicht schon wieder Bulgarien. In der Regel sind Filme, die in Osteuropa gedreht werden, B-Filme und Direct-to-Video. Nicht zwangsläufig ein schlechtes Qualitätsmerkmal, denn der ein oder andere Actionfilm hätte sonst nie das Licht der Leinwand erblickt. Als Perlen des jüngeren Actiongenres The Expendables II, Wrong Turn 5 und 6, Scott Adkins sowie Van Damme in Universal Soldier: Day Of Reckoning genannt. Dieser wurden ebenfalls wie Killer’s Bodyguard in den mittlerweile berühmt-berüchtigten Nu-Boyana Studios gedreht. Und ja, es gibt einen gewissen Wiedererkennungswert. Die CGI-Nachbearbeitung hat etwas von Robert Rodriguez Filmen. Schlecht als Markenzeichen. Wenn man die blutigen Shoot-In und -Outs außen vor lässt, was bekommt man?
Eine hoch philosophische Frage: Wer ist bösartiger? Der, der böse Motherfucker tötet oder der, der sie beschützt?
Nein, soweit kann man nicht gehen. Der Film besitzt seine kurzen moralischen Momente, aber keine Sorge. Das Zielpublikum sind nicht Leser George Sorels Reflexions sur la violence. Hier wird jeder und alles als Motherfucker bezeichnet und niedergeballert, was eine Waffe halten könnte. Dies wird ungewöhnlich arg blutig und kreativ eingefangen. So erinnert das erste Gefecht wohlwollend an John Wick oder auch Olympus Has Fallen. Dieser Linie bleibt sich der Film treu und der nervöse Zuschauer kann sich beruhigt zurücklehnen. Hier wird geklotzt statt gekleckert und Reynolds und Jackson funktionieren großartig. Sie haben richtig Spaß an der Sache. Jackson liefert Spruch um Spruch und Reynolds kontert und liefert passende Gesichtskirmes, für die er mittlerweile ebenso beliebt ist, wie für seine Paraderolle Deadpool. Genau hier liegt das zweischneidige Schwert. Jackson und Reynolds necken sich wie ein altes Liebespaar. Sie erfinden die Buddykomödie nicht neu, aber die Chemie stimmt und der Zuschauer spürt, wenn beide lachen und es von Herzen kommt. Aber auch die Krux, denn man wird nicht das Gefühl los, die ikonischen Rollen von den Schauspielern trennen zu können.
Wer von euch ist Frank Farmer und wer Rachel Marron?
Die obige Frage ist die ultimative Persiflage auf sehr viele kleine subtile
Fazit
Killer’s Bodyguard ist eine Komödie, die auf mehreren Ebenen funktioniert und nur ein Manko hat. Der in die Länge gezogene Showdown hätte gestrafft werden können. So entstehen leider zum Ende kleinere Hänger bzw. visueller Overkill. Man merkt, dass nicht jeder Gag, der geliefert wurde, geplant war. Dies haben beide Schauspieler in einem Interview bestätigt. Denn der Film sollte gar nicht als Comedy durchgehen. Aber beide konnten nicht anders, als alles und jeden durch den Kakao zu ziehen. Daher ist der Titel etwas zwischen Lethal Weapon und 48 Stunden mit einer Prise Stirb Langsam und ja, einem Road Runner-Cartoon. Patrick Hughes dreht alles durch den Mixer, drückt auf die R-Rated Schiene, die ebenfalls in der zweiten Hälfte der 2010er erfolgreich war. Alles ist stylisch, aber nicht geleckt, die Explosionen sind da und die obligatorischen Autoverfolgungsjagden sind vorhanden. Nur ohne einen Jaguar oder Bentley. Die Action ist komplett over the top, sodass physikalische Gesetze gar nicht erst in Frage gestellt werden können. Entweder genießt man diese Sorte Film und hat seinen Heidenspaß oder moniert fehlende Kreativität und überladende Brutalität. Die Zuschauer haben Gefallen an dieser seltsamen Freundschaft on-screen gefunden.
© 20th Century Fox
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