Bleach

Der Live Action-Film Bleach reiht sich in die lange Liste der Netflix Originale ein. Der gleichnamige Manga-Klassiker von Tite Kubo bietet ein weit verzweigtes Beziehungsnetz vieler Charaktere, epische Kämpfe mit teilweise monströsen Waffen, bis weit in die Vergangenheit reichende Intrigen und mehr. Kein Problem für die 366 Episoden lange Animeserie (2004 bis 2012), aber eine zu komplexe Vorlage für eine Realverfilmung – bis sich Regisseur Shinsuke Sato im Auftrag von Warner Bros. der Vorlage annahm.

     

Der 15-jährige Schüler Ichigo Kurasaki hat es nicht immer leicht, denn er ist in der Lage, die Geister von Verstorbenen zu sehen und mit ihnen zu kommunizieren. Als ein Hollow, ein seelenverschlingender Geist, seine Familie angreift, bekommt Ichigo die Kräfte der Shinigami Rukia Kuchiki übertragen, um den Hollow besiegen zu können. Damit beginnen seine Probleme allerdings erst so richtig. Eine Rückübertragung der Kräfte ist nicht möglich, somit kann Rukia ihren Pflichten als Shinigami nicht weiter nachgehen. Um die Menschen vor den Angriffen der Hollow zu schützen, muss Ichigo diese Aufgaben übernehmen, was er zunächst nur widerwillig tut. Gleichzeitig machen Rukias Vorgesetzte Jagd auf sie, da sie gegen die Regeln der Shinigami verstoßen hat. Ihrer beider Überleben hängt nun davon ab, dass Ichigos Training zum Shinigami erfolgreich ist und es ihm gelingt, Grand Fisher, einen gefürchteten Hollow, zur Strecke zu bringen.

Das Original gut getroffen

Originaltitel Bleach
Jahr 2018
Land Japan
Genre Action, Fantasy
Regisseur Shinsuke Sato
Cast Ichigo Kurosaki: Sota Fukushi
Rukia Kuchiki: Hana Sugisaki
Renji Abarai: Taichi Saotome
Byakuya Kuchiki: Miyavi
Uryuu Ishida: Ryo Yoshizawa
Yasutora Sado aka Chad: Yu Koyanagi
Orihime Inoue: Erina Mano
Kisuke Urahara: Seiichi Tanabe
Isshin Kurosaki: Yosuke Eguchi
Masaki Kurosaki: Masami Nagasawa
Laufzeit 108 Minuten
FSK

Den Schauspielern in der Bleach Live Action-Adaption gelingt es durchweg, ihren Charakter der Vorlage entsprechend darzustellen. Sota Fukushi (Gentaro Kisarag in Kamen Rider) spielt Ichigo, der zunächst unwillig ist, die seinen neuen [geliehenen] Kräften entsprechende Bestimmung zu übernehmen. Ichigo kann aber auch nicht wegsehen, wenn andere in Not sind. Dabei wird er immer wieder mit den Konsequenzen seines oft unüberlegten Handelns konfrontiert. Hana Sugisaki (Rin Asano in Blade of the Immortal) ist trotz veränderter Frisur Rukia Kuchigi, wie sie im Manga porträtiert wird. Ihre Rukia zeigt deutlich die innere Zerrissenheit zwischen der ihr auferlegten Order als Shinigami und ihrer wachsenden Verbundenheit mit Ichigo. Der Moment, in dem sie voller Freude strahlt, weil Ichigo es geschafft hat, seine Kräfte sichtbar zu steigern, wirkt im Hinblick auf ihre sonstige spröde Art unglaublich intensiv.  Die meisten anderen Charaktere spielen in der Bleach Live Action im Gegensatz zum Manga eher Nebenrollen. Hierbei sticht aber besonders Uryuu Ishida hervor. Die kühle und abgeklärte Art des jungen Quincy kommt durch Ryo Yoshizawa (Sougo Okita in Gin Tama) besonders gut zur Geltung und steht in einem spannungsgeladenen Kontrast zum impulsiven Ichigo. Eine gemeinsame Basis lässt sich allerdings in beider Sturheit finden, wobei der Dritte im Bunde Renji Abarai wäre. Taichi Saotomes (Jo Toda in Memoirs of a Murderer) Darstellung des prinzipientreuen Underdogs Abarai überzeugt ebenso wie das kühle Spiel von Miyavi (Mutsuhiro Watanabe in Unbroken), der Byakuya Kuchiki darstellt. Den wortkargen Yasutora Sado, von allen nur Chad genannt, spielt der Hüne Yuu Koyanagi (Birukawa Keisuke in Suishou no Kodou) mit hohem Erkennungswert für Bleach-Fans. Auch Kisuke Urahara, dargestellt von Seiichi Tanabe (Sendou Arata in Liar Game: The Final Stage), ist auf den ersten Blick erkennbar. Erina Manos (Nadeshiko Misaki in Kamen Rider) Orihime Inoue besitzt deutlich Potenzial, ist aber auch ebenso deutlich noch ausbaufähig. Absolut gelungen ist die Figur von Ichigos schrägem Vater Isshin Kurosaki. Yosuke Eguchi (Saitou Hajime in Rurouni Kenshin) bringt in seinem Spiel sowohl dessen kindische als auch ernste Züge wunderbar zur Geltung.

Herausforderung gemeistert

Die Vorlage Bleach beinhaltet große Herausforderungen für eine filmische Realisierung. Mangaka Tite Kubo (Zombie Powder) erzählt in 74 Bänden eine komplexe Geschichte, die in drei verschiedenen Welten spielt. Getragen wird diese Geschichte von vielzähligen Charakteren, die in unterschiedlichen Beziehungen zueinander stehen. Ohne einen drastischen Einschnitt bei dieser Charakterfülle kann ein knapp 100minütiger Film nicht funktionieren. Und hier zeigt sich das Talent von Regisseur Shinsuke Sato (Gantz). Mit Mut zum Cut sind in der Bleach Live Action die wichtigsten Protagonisten am Start. Bei der Beschränkung auf eine einzige Welt, das Diesseits, entfallen Erklärungszwänge, die kostbare Filmzeit in Anspruch nehmen würden. Das Beibehalten kleiner Szenen, die typisch für Bleach sind, spricht besonders die Fans des Manga an. Und die Einbringung weiterer Charaktere, wenn auch nur in Nebenrollen, lässt Raum für mindestens eine Fortsetzung. Der Nachteil dieser Vorgehensweise liegt auf der Hand, denn ein intensiver Blick auf die einzelnen Charaktere und ihre Beziehungen zueinander ist nicht möglich. Großartig gelungen ist auf jeden Fall die Arbeit von Filmkomponist Yutaka Yamada (Tokyo Ghoul). Seine Stücke greifen den typischen Soundtrack der Animeserie Bleach auf, bilden aber etwas völlig Eigenständiges und runden den Bleach-Kosmos in dieser Live Action hervorragend ab.

Das Kreuz mit der Synchronisation

Netflix bietet die Möglichkeit, sich die Bleach Live Action neben dem japanischen Originalton auch in verschiedenen Sprachen mit Untertiteln anzusehen. Am schlechtesten schneidet dabei die deutsche Synchronisation ab. Besonders die männlichen Stimmen klingen fast durchweg zu theatralisch und flach. Oft stimmen sie mit den Lippenbewegungen nicht überein. In französischer Sprache ist dieses Manko nicht so groß, begeistert aber dennoch nicht unbedingt. Überraschend authentisch klingt die türkische Synchronisation. Hier passen nicht nur die Stimmen bestens zu den Rollen, sondern auch Ton und Lippenbewegung zueinander.

Ich bin Bleach-Fan, sowohl vom Manga als auch vom Anime. Ein komplexer Stoff, trotz aller Schwächen und unaufgelösten Anteilen. Deswegen war ich auf alles gefasst, als ich von der Bleach Live Action hörte. Denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass da ein vernünftiger abendfüllender Film zustande kommen konnte. Und ich muss gestehen, dass ich schon zu Beginn in leise Schreikrämpfe ausgebrochen bin, denn gleich in den ersten Szenen hat der kleine Ichigo im Gegensatz zu später schwarze Haare. Gomenasai? Die orangen Haare sind von Anfang an Ichigos Markenzeichen. Wahrscheinlich hat mich der Schock der ersten Sekunden so entspannt darüber hinwegsehen lassen, dass auch Orihime schwarzhaarig auftritt und die Schwerter so wirken, als seien sie aus Aluminium (was sie wahrscheinlich auch sind…)  Ansonsten begeistert mich die Umsetzung. Der Soundtrack klingt bleachlike, die Charaktere besitzen Wiedererkennungswert, Rukias Zeichnungen kommen vor und die Actionszenen lassen nichts zu wünschen übrig. Auch die Darstellung der Hollow gefällt mir. Ich bin jetzt wirklich gespannt, ob es weitere Filme geben wird. Ich wäre jedenfalls wieder dabei.

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Cynthia
Cynthia
Redakteur
26. November 2018 0:39

Der ist absolut gelungen und ich mecker echt gerne was sowas angeht. Für mich hätte der Film noch weiter in die Story gehen können, aber dann wäre er viel zu lang geworden. Das einzige was mich wirklich genervt bzw irritiert hat war die Haarfarbe von Orihime. Ich hoffe das noch mehr kommen wird. Wer da jetzt meckert, kann kein Fan sein, sondern meckert prinzipiell gerne.