Peter Grant: Der Geist in der British Library

Mit einer Bitte der Buchhandelskette Waterstones fing es an: Die erste Kurzgeschichte aus dem Peter Grant-Universum erblickte das Licht der Welt und sorgte dafür, dass noch weitere folgten. Schließlich ist es schwer einmal aufzuhören, wenn man einmal drin ist! Jedenfalls ging es Ben Aaronovitch so, wie er in seiner am 18. März 2021 erschienenen Kurzgeschichtensammlung Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly erzählt. Darin muss sich unser Zauberlehrling mit so einigen Dingen herumschlagen, wovon manches eher durchsichtiger Natur ist. Aber auch andere Figuren verlangten endlich ihren großen Scheinwerfermoment, das teilweise so sehr fordernd, dass der Autor nicht anders konnte, als endlich nachzugeben. Wer genau, das verraten wir hier.

2012 herrschen in London die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele. Schlecht, wenn daher ein französischer Herr in einem Café Geiseln nimmt und es sich dabei definitiv um einen Einsatz für das Folly handelt. Genauso schlecht ist es, wenn bei einem Ehekrach ein Geist im Spiel ist oder in einer Buchhandlung ein anderes magisches Wesen sein Unwesen treibt. Vor allem wird es noch schlimmer, wenn in der größten Bibliothek des Landes Dinge anfangen, sich zu bewegen. Doch keine Panik, denn wofür gibt es Peter Grant? Und während er die eine oder andere Nachtschicht einlegt, schlägt sich Abigail mit einem seltsamen Familientreffen herum, Vanessa Sommer verschenkt Opfergaben an vielleicht vorhandene Götter in ihrer Heimat und der eine oder andere Flussgott wird geboren.

Buntes Geschichten-Potpourri

Originaltitel Tales from the Folly: A Rivers of London Short Story Collection
Ursprungsland Großbritannien
Jahr 2021
Typ Roman
Bände 1
Genre Urban Fantasy, Krimi
Autor Ben Aaronovitch
Verlag dtv
Veröffentlichung: 18. März 2021

Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly wartet mit einem bunten Sammelsurium an Geschichten auf. Diese lassen sich in zwei Teile aufteilen: Die, bei denen wir im Kopf von Peter Grant live mit dabei sind, wenn er seiner spannenden, abwechslungsreichen Polizeiarbeit nachgeht und die Geschichten mit anderen Figuren als Hauptakteuren. Dabei fühlt sich der erste Part am vertrautesten an. Vor allem für diejenigen, die schon den einen oder anderen Comic lasen, denn so ähnlich sind die Abenteuer auch hier aufgebaut. Kurz und knackig – so wie die Polizeiarbeit auch einmal sein kann. Nicht immer muss ein Dunkler Magier – sorry Peter! – im Spiel sein, damit wir Spaß haben. Schön ist, dass vor allem in einigen Geschichten viel Wissenswertes drinsteckt. Wie zum Beispiel in “Heimspiel, bei der wir mehr über die französische Magierwelt erfahren.

Hallo! Wer bist denn du?

Im zweiten Teil verlassen wir die vertrauten Gefilde und schlüpfen in andere Köpfe. Wobei uns Aaronovitch sogar einmal überrascht, denn in “Vanessa Sommers zweite Weihnachtsliste verlassen wir die Ich-Erzählperspektive komplett. Ungewohnt vielleicht, jedoch schöpft der Autor so von der einen oder anderen Möglichkeit. Allgemein fühlt sich dieser Teil sehr kreativ an, da mit anderen Figuren auch andere Gedanken, Wünsche und vor allem Stile dazukommen. Besonders möchte die Redakteurin hier die Geschichte “A Dedicated Follower of Fashion erwähnen, da diese nur so vor Humor, Charme und Einfallsreichtum strotzt. Die in den 60ern angesiedelte Handlung schildert einen etwas anderen Drogendealer, der eine große Leidenschaft für Mode und bald ein wässriges Problem hat. Absolute Leseempfehlung, selbst für nicht Folly-Kennende! Doch wie das mit verschiedenen Figuren so ist, liegt einem nicht jede Geschichte. Der sehr kurze Ausflug zu Agent Reynolds gestaltet sich zum Beispiel als etwas trocken.

Fazit

Dank den erklärenden Vorworte des Autors ist es einfach, in die aktuellen Situationen der unterschiedlichen Kurzgeschichten zu schlüpfen. Denn oft geht es ohne große Vorwarnung gleich ins lustige Getümmel, wobei Aaronovitch sogar Action und Spannung bietet. Oder wer würde bei einem wie ein Facehugger angreifenden Buch nicht die Beine in die Hand nehmen? Ja, gerade die titelgebende Geschichte erfüllte mein Herz mit viel Freude, da ich so einen tieferen Einblick in eine wunderbare Bibliothek bekam. Doch vor allem schlägt in dieser Sammlung mein Herz für “A Dedicated Follower of Fashion. Sprachlich so gewandt, erzählt der Autor hier eine Geschichte, von der ich einfach nicht genug bekam. Doch wie das halt so mit Kurzgeschichten ist, überzeugt nicht jede gleich stark, wobei Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly fast eine Ausnahme macht, da das Weiterlesen wie von Geisterhand passiert.

© dtv


Veröffentlichung: 18. März 2021

 

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
guest
1 Kommentar
älteste
neuste beste Bewertung
Inline Feedbacks
View all comments
Sapamo
Redakteur
18. Mai 2021 18:09

Zu aller erst möchte ich sagen, dass ich das Titelbild des Artikels wahnsinnig passend finde. Einfach genial. Das komplette Buch und die Geschichte sind ansprechend. Die eine Kurzgeschichte gefällt einem mehr, die andere weniger. Peter Grant-Geschichten machen mich immer neugierig. Besonders toll finde ich die Angaben, wo sich die Geschichten in der kompletten Reihe einordnen. Auf jedenfall hilfreich. Als Buch- und Bibliotheksliebhaberin gefallen mir Handlungen in Bibliotheken meistens. So auch hier. Mir hat ebenfalls “A Dedicated Follower of Fashion“ mit am besten gefallen. Die Geschichte ist so spritzig und mit Witz erzählt. Dadurch war sie auch noch schneller vorbei.