Final Fantasy XVI

Am 22. Juni 2023 war es nach sieben Jahren Zeit, dass ein neuer Hauptteil der erfolgreichen Final Fantasy-Reihe in ein Abenteuer einlud. Für Fans weltweit stellte sich die große Frage, ob die Arbeit von Produzent Naoki Yoshida (Final Fantasy XIV) und seinem Team auf Gegenliebe stößt, denn schließlich liegt die Latte extrem weit oben und schon der 15. Teil ging mit gutem Anlauf voran, um leider leichte bis größere Schwierigkeiten zu entwickeln. Allerdings sind wir mutige Barden. Daher begaben wir uns in das von blutigen Kämpfen gebeutelte Land und begleiteten den von Rache getriebenen Clive durch seine ersten Prüfungen. Euch packt die Neugier, ob ihr ebenfalls den Ruf nach Kampf und Drama folgen sollt? Somit ab mit euch in unsere Redaktionsschenke, denn dort berichten wir von den ersten Spielstunden Final Fantasy XVI, von dem sich Square Enix viel erhofft.

   

Überall auf dem Kontinent Valisthea verteilen sich gigantische magische Mutterkristalle, die den Leuten ein einfacheres Leben bieten. Gerade um diese Machtstätten toben blutige Kämpfe zwischen den verschiedenen Parteien. Im Großherzogtum Rosaria erbte der jüngste Sohn aus dem Königshaus Rosefield das Erbe des Phönixes. Damit ist Joshua ein Dominus, der zum Wohle für sein Volk stark sein muss, aber der Junge ist kränklich, weswegen sein älterer Bruder Clive alles daran setzt, ihn zu beschützen. In einer verhängnisvollen Nacht greifen feindliche Truppen des Heiligen Kaiserreichs Sanbrèque an, töten den Regenten und auf unerklärliche Weise erscheint eine zweite Feuer-Esper, die den erwachten Phönix tötet. Clive überlebt all dies. Abgestempelt als niederer dienender Träger muss er daraufhin seinen Dienst in der kaiserlichen Armee ausüben. 13 Jahre voller Rache getrieben, findet Clive die ersten Hinweise und ein Wiedersehen löst schlussendlich eine Kette weltbewegender Ereignisse aus.

Game of Thrones lässt grüßen

Originaltitel Final Fantasy XVI
Jahr 2023
Plattform Playstation 5
Entwickler Square Enix
Publisher Square Enix
Genre Action-Rollenspiel
Spieler Einzelspieler
USK
Veröffentlichung: 22. Juni 2023

Im Gegensatz zu älteren Teilen verzichtet Final Fantasy XVI auf technologische Elemente und entführt in ein sehr realistisches, mittelalterliches Setting mit magischen Kristallen. Wenn verschiedene Königshäuser Intrigen und Krieg führen, unser Held mit ansehen muss, wie seine Familie stirbt, summt sich eine bestimmte Titelmelodie fast von selbst. Kein Wunder. Naoki Yoshida schaute vor dem Produktionsstart Game of Thrones an und entschied, dass sein nächstes Werk ähnlich, aber kein Abklatsch sein würde. Und dies gelang ihm, denn trotz der vielen Parallelen entwickelt Clives Abenteuer eine eigene Dynamik. Drama ist dabei mehr als nur vorprogrammiert, da Zuschauende mehr Informationen bezüglich des Attentats auf den Phönix besitzen. Allerdings stehen andere große spannende Fragen im Burghof. Vor allem, wie unser Held mit all dem umgehen wird.

Ein Kontinent voller Probleme

Neben den persönlichen Problemen bauen sich weitere packende Themen schnell auf. So bedroht zum einen eine gefährliche Fäule das Land, denn wo diese erscheint, stirbt alles Leben, zum anderen schwächeln die Mutterkristalle und der Kampf um die restliche Macht verstärkt sich. Zudem wird eine Menschengruppe stark diskriminiert und das auf eine Weise, die unter die Haut geht. Clive und Co. haben also alle Hände voll zu tun. Die Geschichte aus der Schreibfeder von Kazutoyo Maehiro (Final Fantasy XIV: Heavensward) entwickelt einen heftigen Sog. Schließlich stellen sich viele Fragen, gerade zur Herkunft der Fäule, den Kristallen und dem alten Volk, dessen Ruinen sich über das ganze Land verteilen. Clives Schicksal nimmt natürlich auch eine wichtige Rolle ein, dem sich zu entziehen ebenfalls schwerfällt. Schließlich umgibt ihn das eine oder andere Geheimnis.

Weniger schweigsam als erwartet

Mit einer grimmigen Miene starrt Clive vom Motiv des Key Visuals. Allerdings ist der junge Mann alles andere als ein einzelgängerischer Wolf, denn seine Herkunft spiegelt sich in seinem Verhalten zum Glück wider. So ist er trotz seines Verlustes ein hilfsbereiter, lernfähiger Mensch, der Ratschläge annimmt und sich zum Glück auch weiterentwickelt. Alles in allen also ein sympathischer Kerl. Damit pendelt sich der Protagonist wunderbar in die Reihe, die Final Fantasy-Riege, ein, ohne einem davon zu ähnlich zu sein. Es bleibt jedoch abzuwarten, in welche Richtung es für ihn geht, denn große Herausforderungen formen eine Figur erst so richtig. Zum Glück stellt er sich Problemen nicht immer alleine, denn er bekommt schnell Gefährten, die uns schnell ans Herz wachsen. Gerade der gute Cidolfus „Cid“ Telamon – kein FF-Teil ohne einen Cid! – ist die gute Fee der ersten Stunde.

Wenn Dante anerkennend nickt

Auch Final Fantasy XVI entfernt sich von den guten alten rundenbasierten Kämpfen. In Echtzeit prügelt sich Clive durch die Gegnerhorden, wobei er neben seinem Schwert auch auf magische Attacken zurückgreift. Vor allem die Esper-Fähigkeiten sehen nicht nur verdammt cool aus, sondern bereiten auch so richtig Laune. Schließlich können diese abwechslungsreich kombiniert werden. Als Highlight folgen in größeren Boss-Duellen sogar richtige filmische Abschnitte mit Quick-Time-Events. Außerdem stehen sich im Verlauf der Handlung sogar unsere geliebten Esper gegenüber, die in spektakulären Zweikämpfen um den Sieg ringen, wodurch kein Stein auf dem anderen mehr bleibt. Combat Director Ryota Suzuki (Devil May Cry 5) steckte sein Herzblut in das Kampfsystem und das zahlt sich aus. Einige von Clives Moves ähneln zwar dem eines gewissen Halbdämons mit rotem Mantel, grenzen sich dank den passenden Final Fantasy-Elementen wieder ab.

Du spielst einen Film

Zwischen den Cutscenes und der Ingame-Grafik ist so gut wie kein Unterschied mehr zu sehen. Dadurch entsteht fast schon die Illusion, einen Film zu spielen. Dieses beeindruckende Gefühl setzt sich fort, denn die detaillierte Grafik spiegelt sich in den Landschaften, Ortschaften und der Kleidung wider. Abwechslung fürs Auge ist schon in den ersten Spielstunden vorhanden. Die Tagezeiten wirken ebenfalls positiv, denn bekannte Orte sehen gleich wieder anders aus. Ein Augenschmaus sind vor allem die Figuren selbst. Mittelalterliche Kleidung gemischt mit leichten modernen Einflüssen ergeben schicke Designs, die schon fast nach dem eigenen Kleiderschrank rufen. Dabei sind Clives und Dion Lesages (Dominus von Bahamut) Outfits ein schönes Kontrastprogramm. Ganz viel Liebe steckt in Torgal, unserem tierischen Begleiter, den wir zur großen Freude sogar streicheln können, der im Kampf unterstützt und zu tollen Combos führt.

Musikalisch schwächelt es zu Beginn

Für den Soundtrack schreibt sich Masayoshi Soken (Final Fantasy XIV) verantwortlich. Dem gelang genau für die Kämpfe ein episches Arrangement, während hingegen die Melodien der Ortschaften schnell in Vergessenheit geraten. Was zu Beginn fehlt, ist so ein richtiges Thema, das wir mit dem Titel verbinden. Das kann sich natürlich im Laufe von Clives Reise ändern. So ein „Stand by me“ wie bei Final Fantasy XV wäre toll, denn visuell bleiben keine Wünsche übrig, da wäre so eine Glanzleistung auch für den musikalischen Bereich klasse. Wobei die Hintergrundgeräusche die Welt sehr lebendig machen und damit auch das Gesamtbild schön ergänzen.

Für ihn ging ein Traum in Erfüllung

Square Enix setzte bei Final Fantasy XVI auf eine volle Lokalisierung und spendierte dem Spiel verschiedene Sprachausgaben. Für Vincent Fallow (Ren Honjo in Nana) ging damit ein Traum in Erfüllung. Selbst mit der Spielreihe aufgewachsen, ist er schon lange Fan und durfte sich für Clive ans Mikro stellen. Er legt eine solche Hingabe an den Tag, dass es schwerfällt, sich zwischen ihm und seinem japanischen Gegenstück Yuya Uchida (Takenaka Hanbei in Nioh 2) zu entscheiden. Daniel Welbat (Aoi in Jujutsu Kaisen) spricht Cid. Er verleiht dem erfahrenen Kämpfer eine gute Portion Lebenserfahrung in der Stimme. Bei Jill Warrick ist die deutsche Stammstimme von Maria “Jennifer Lawrence” Koschny zu hören und wenn Elwin Rosfield den Mund aufmacht, erklingt niemand Geringeres als Torsten Michaelis, die einheimische Stimme von Sean Bean, der passender wohl nicht sein könnte. Auch in vielen Nebenrollen erklingen bekannte Sprechende und so muss ein Lobgesang auf die deutsche Vertonung folgen.

Erster Eindruck

Da hat sich das lange Warten aber gelohnt! Jedenfalls die ersten 30 Prozent des Spiels ziehen einen sofort in seinen Bann, da die komplexe Handlung mit viel Konfliktpotenzial aufwartet. Das tragische Schicksal von Clive lässt einen nicht los. Schließlich werfen viele Punkte sofort Fragen auf, deren Antworten wir mehr als nur etwas wissen möchten. Die spektakulären Kämpfe machen von Anfang an Spaß. Diese gehen sehr abwechslungsreich über die Bühne, denn es gibt unglaublich viele Kombinationsmöglichkeiten, dass selbst ein normaler Kampf schon episch aussieht. Wenn dann erst gegen oder mit Espern Kämpfe folgen, geht richtig die Post ab. Visuell bleiben wirklich keine Wünsche übrig. Nur auf musikalischer Ebene ist noch ein Chocobo-Sprung nach oben Luft. Was hingegen die deutsche Sprachauswahl betrifft, so gibt es eine klare Empfehlung für diese. Bleibt also zu hoffen, dass Final Fantasy XVI dieses hohe Niveau bis zum Ende hält.

© Square Enix

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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