American Gods (Staffel 2)
Oh mein Gott, das dauerte jetzt aber lange! Bis die zweite Staffel von American Gods zur Ausstrahlung bereit war, verging mehr Zeit als die Produzenten eingeplant hatten. Budget-Streitigkeiten, Personalwechsel und Umänderungen des Skripts waren der Grund für die Wartezeit. Doch am 11. März 2019 war es endlich soweit und die zweite Staffel von Neil Gaimans (Der Sternwanderer) Romanumsetzung startete bei Amazon Prime mit einer wöchentlichen Ausstrahlung. Wie würde es weitergehen im großen Konflikt zwischen den alten und neuen Göttern? Schlaufuchs Odin hat auf jeden Fall einen Plan, den selbst sein Bodyguard Shadow nicht zu durchschauen weiß. Jedoch bleibt auch Gegenspieler Mr. World nicht untätig …
Es herrscht Krieg zwischen den alten und neuen Göttern in Amerika! Doch anstatt sich gleich auf dem nächstbesten Schlachtfeld die Köpfe einzuschlagen, heißt es erst einmal die Waffenlager aufzusuchen und die Mitstreiter zu rekrutieren. Im Fall von Mr. World (Crispin Glover, Alice im Wunderland), dem Anführer der Neuen Götter, heißt es Media wiederzufinden und seine Geheimbasis aufzusuchen. Allvater Odin (Ian McShane, Hellboy – Call of Darkness) hat es in diesem Punkt schon etwas leichter, da er bereits einige Kameraden für die bevorstehende Konfrontation fand. Was ihm jedoch fehlt ist eine mächtige Waffe. Sein Speer Gungnir ist zerbrochen und muss repariert werden. Außerdem ist Shadow Moon (Ricky Whittle, The 100) entführt worden und dessen tote Ehefrau weilt auch noch irgendwie unter den Lebenden, was nicht zum Plan gehört.
Langsam mahlen die Mühlen der Kriegsmaschinerie
Originaltitel | American Gods Season 2 |
Jahr | 2019 |
Episoden | 8 in Staffel 2 |
Genre | Fantasy, Drama |
Cast | Shadow Moon: Ricky Whittle Laura Moon / Essie McGowan: Emily Browning Mr. Wednesday: Ian McShane Mad Sweeney: Pablo Schreiber Bilquis: Yetide Badaki Mr. Nancy: Orlando Jones Der Technische Junge : Bruce Langley Salim: Omid Abtahi Mr. Ibis: Demore Barnes Mr. World: Crispin Glover |
Jedenfalls erweckt die zweite Staffel American Gods diesen Eindruck. Da nach dem Finale der ersten Staffel (“Komm zu Jesus”) die Katze aus dem Sack ist, Shadow also endgültig weiß, dass sein neuer Boss kein Geringerer als Gott Odin ist, brauchte die zweite Staffel dringend ein neues Zugpferd. Schließlich sind es gerade die Mysterien und Spielereien um die Identitäten der Götter, die ein Kernelement des Erfolgs der vorangegangen Folgen ist. Wie also füllen die Produzenten und Showrunner diese Lücke? Ihre Antwort: mehr kritische Dialoge. Schließlich sollte klar sein, warum der eine oder andere Gott sich in die Schlacht stürzt. Es gelang den Story-Schreibern hier wirklich viel herauszukitzeln. Alleine als sich drei afrikanische Götter über den schlechten Stand der farbigen Bevölkerung in Amerika auslassen, zeigt die Serie, dass sie mehr als nur etwas fürs Auge ist. Jedoch sorgen die langen Gespräche auch dafür, dass es nur sehr langsam in der eigentlichen Handlung vorangeht. Ein Manko, das auch schon die erste Staffel hatte.
Shadow Moon, der Schatten von Odin
Interessant ist immerhin zu sehen, dass sich die Serie Zeit für ihre Figuren nimmt. So erfahren wir endlich ein bisschen mehr über Shadow Moon, wodurch der Mann etwas mehr Substanz bekommt. Für viele stand nämlich immer die Frage im Raum, warum gerade er für Odins großen Plan auserwählt worden ist. Die vielen kleinen Anhaltspunkte diesbezüglich verdichten sich zu einer netten Überraschung für das Finale:
Von den Toten und Lebenden
Doch nicht nur um Shadow dreht es sich im großen Kreis des Konflikts. Noch immer sucht Laura Moon (Emily Browning, Pompeii) einen Weg wieder lebendig zu werden. Dabei muss sie sich vielen Fragen stellen, welche auch den Zuschauer beschäftigen. Ist es zum Beispiel wirklich Shadow, den sie haben möchte? Ihre Reise führt sie an verschiedene, interessante Orte, wo ihr Wesen weiterhelfen ihren verwesenden Zustand aufzubessern. An ihrer Seite hängt immer noch der sympathische Kobold Mad Sweeney (Pablo Schreiber, Orange Is the New Black), der einem nur leid tun kann, da ihn das Glück doch oft verlässt. Eine ganze Folge widmet sich seiner persönlichen Hintergrundgeschichte, da diese der Anlass für eine wichtige Entscheidung ist, die der Story eine ganz neue Wendung verpasst.
Die dunklen Machenschaften des Mr. World
Doch auch die Gegenseite bleibt nicht tatenlos. Für uns Zuschauer heißt das in erster Linie viel mehr über die andere Seite zu erfahren. War Mr. World bis jetzt ein undurchsichtiger Fiesling, bringen erste Kriegstaten Licht in seine Fähigkeiten. Recht passend wurde dafür eine geheime dunkle Basis gewählt, die sich prima in die Verschwörungstheorien Amerikas einfügt. Auch dem Technischen Jungen widmete man eine komplette Folge, die uns erklärt, wie er entstanden ist. Hier kann dann auch Bruce Langley (Deadly Waters) sein ganzes Können unter Beweis stellen. Der Weggang von Gillian Anderson (Akte X) sorgte dafür, dass sich die Schreiberlinge etwas einfallen lassen mussten. Mit Kahyun Kim (Timeless) als neue Media fand sich aber eine gute Lösung. Schließlich steht sie für die neuen Medien und ist daher bunter, schriller und vor allem aggressiver. Gerade ihre Fähigkeiten sind es, die im Finale symbolisch passend für die neuen Götter stehen.
Visuelle Einsparungen
Mit dem Ausstieg der Produzenten Bryan Fuller (Star Trek: Discovery) und Michael Green (Heroes) lässt sich leider festhalten, dass die zweite Staffel vor allem auf visueller Ebene schwächelt. Kann die erste Folge gerade noch mit einigen optische Ideen punkten, findet sich davon in den weiteren Episoden nur noch wenig wieder. Hier und da eine Spielerei mit den Kamerawinkeln und das war’s schon. Das ist wirklich ärgerlich, denn damit geht viel verloren, was die Serie aus der Masse hervorhebt. Besonders schade ist das in Bezug auf die ganz neuen Götter, die in dieser Staffel ihren Auftritt haben. So lernen wir zum Beispiel Baron Samedi (Mustafa Shakir, Marvel’s Luke Cage) und Maman Brigitte (Hani Furstenberg, Asylum City), zwei Gestalten aus dem Voodoo Bereich, kennen. Das Lokal, in dem sie anzutreffen sind, ist optisch ansprechend. Doch hätten die kreativen Köpfe bei einem solchen Thema viel mehr herausholen können. Auch in Sachen Kleidung wäre mehr Abwechslung nicht verkehrt. Dass der Kobold immer in den gleichen Klamotten herumläuft ist verständlich, da er kein Geld mehr hat. Doch dass Salim (Omid Abtahi, Argo) den immer gleichen, hässlichen Pullover trägt müsste wirklich nicht sein, wenn Zuschauer sehen, dass Mr. Nancy (Orlando Jones, Sleepy Hollow) verschiedene, stylische Anzüge tragen darf.
Fazit
Die erste Staffel von American Gods ist ein Feuerwerk aus visuellen Eindrücken, gepaart mit einer zwar langsam erzählten Geschichte, die mir aber durch die ganzen Hintergrundgeschichten zu den Göttern gefällt. Dieses Niveau können die acht Folgen der zweiten Staffel leider nicht halten. Mir persönlich gehen die Kriegsvorbereitungen etwas zu langsam voran. Dabei sind die Aktionen um den Speer zu reparieren sehr interessant, da wir uns viel in der nordischen Mythologie bewegen. Weltenbaum, Runen und Zwerge — so wünsche ich mir eine Geschichte mit Göttern. Dafür verliert sich die Handlung hier und da zu sehr in Nebengeschichten. Mir ist noch immer nicht klar, was mir zum Beispiel die Folge The Ways of the Dead mit der Geschichte um den Fluch sagen möchte. Auch finde ich, hätte ich keine so ausführliche Geschichte über Thor sehen müssen, wenn die Erkenntnis daraus in einen Satz passt. Zum Glück können die finalen Ereignisse viel herausholen, dass ich neugierig auf die dritte Staffel bin, welche hoffentlich nicht so lange auf sich warten lässt.