Hellboy – Call of Darkness
Mit Guillermo del Toros Absage, dass er keinen dritten Teil seines Hellboy-Franchises drehen würde, brach für viele Fans die Welt zusammen. Gleichzeitig wurde 2017 jedoch bekanntgegeben, dass Neil Marshall (Centurion) an einem Reboot arbeitete. Näher an den Comics und viel düsterer sollte seine Vision von Mike Mignolas (Witchfinder: In the Service of Angels) Dark-Horse-Comic sein. Am 11. April 2019 schließlich startete Hellboy – Call of Darkness in den deutschen Kinos. Diesmal in der Hauptrolle Stranger Things-Star David Harbour, der sich als Hellboy dem gleichen Problem stellen muss wie sein Vorgänger: seinen Platz im Leben finden. Nebenbei muss der rote Teufel auch noch gegen Trolle, eine Hexe und anderes Viehzeug aus der Hölle kämpfen.
Im Zeitalter von König Arthur bedrohte die Blutkönigin Nimune (Milla Jovovich, Resident Evil: The Final Chapter) die Bevölkerung Englands mit der Pest. Doch zusammen mit Merlin (Brian Gleeson, Assassin’s Creed) und dem Schwert Excalibur gelang es Arthur (Mark Stanley, Love, Lies and Records), die Hexe in mehrere Teile zu zerstückeln. Reiter brachten diese an verschiedene Orte, auf dass Nimue die Welt nie wieder bedrohen können würde.
Hellboy, ein roter Teufel mit abgesägten Hörnern, ist auf der Suche nach einem verschwundenen Agenten des B.P.R.D.. Er findet diesen in Tijuana, doch ist Ruiz bereits in einen Vampir verwandelt worden. Dem rote Teufel bleibt keine andere Wahl als seinen Freund von seinem Leid zu erlösen. Auf dem Sterbebett redet der ehemalige Agent vom Untergang der Welt und das Anung Un Rama, der Auslöser dafür sein würde. Noch trauernd um Ruiz, wird Hellboy nach Amerika gebracht. Dort trifft er seinen Vater Trevor Bruttenholm (Ian McShane, American Gods), der ihn auf eine neue Mission nach England zum Osiris Club schickt. Nichtsahnend willigt der große rote Mann ein, ohne zu wissen, dass er sich dort seinem Schicksal stellen muss.
Überfrachtetes Abenteuer
Originaltitel | Hellboy – Call of Darkness |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Genre | Action, Abenteuer, Fantasy |
Regisseur | Neil Marshall |
Cast | Hellboy: David Harbour Professor Bruttenholm: Ian McShane Nimue die Blood Queen: Milla Jovovich Ben Daimio: Daniel Dae Kim Alice Monaghan: Sasha Lane Lady Hatton: Sophie Okonedo Ganeida: Penelope Mitchell Leni Riefenstahl : Kristina Klebe |
Laufzeit | 121 Minuten |
FSK |
Ganze vier Comic-Abenteuer sind in Hellboy – Call of Darkness verarbeitet. Das merkt der Zuschauer dem Film auch schnell an, denn je mehr Minuten vergehen, desto überladener wirkt die Geschichte. Gerade die Ereignisse rund um Arthur und Nimue werden im Speedtempo heruntergerattert, ohne richtig Stimmung zu erzeugen. Das ist schade, denn im späteren Verlauf werde viele der Elemente noch einmal aufgegriffen und vor allem Hexe Nimue bleibt schlussendlich bis zum Finale eine recht blasse Gestalt. Hier hätte etwas mehr Background und Zeit gut getan. Auch die anderen Missionen fügen sich nicht zu einem kompletten Ganzen zusammen. So wirkt es schon sehr gezwungen, dass Hellboy kurz nach seiner Ankunft in England von seiner Herkunft erfährt. Bei genauer Betrachtung wirkt es sogar unlogisch, dass Lady Hatton (Sophie Okonedo, Christopher Robin) sich die Mühe macht,
Von Kindesentführung, Geistern und Flüchen
Bei der flott erzählten Handlung versucht das Skript von Andrew Cosby, Christopher Golden und Hellboy-Erfinder Mike Mignola auch noch die Nebenfiguren einzufügen und mit Leben zu füllen. Das gelingt leider nicht bei allen und besonders schade ist das bei Trevor Bruttenholm. Die Beziehung, die er zu seinem Adoptivsohn hat, entfaltet sich einfach nicht. Dafür verbringen die beiden zu wenig Zeit, diskutieren zu wenig und auch sonst mangelt es an Rückblicken, die zeigen, dass hier eine komplizierte Vater-Sohn-Beziehung vorherrscht.
Blutiges Gemetzel
Hellboy hat nicht gerade wenig zu tun und dass er vor allem als Killer unterwegs ist, merken wir schon bei seiner ersten Mission. Auch im weiteren Verlauf wird nicht gerade mit dem roten Lebenssaft gespart. Manch ein Kinobesucher wird sich daher fragen, ob das wirklich noch ein FSK 16-Streifen ist. Gedärme, abgezogen Haut und mit anderen ekeligen Szenen wartet Hellboy – Call of Darkness auf. Das ist nichts für schwache Mägen! Manchen Kämpfen verleiht die Heftigkeit eine besondere Note, wie zum Beispiel der Kampf gegen drei Trolle. Wiederum an anderen Stellen ist es doch zu viel des Guten. Gerade das Finale verliert sich plötzlich in länger gehaltenen Blutbädern, die nicht sein müssten. Bedauerlicherweise leiden alle Kämpfe unter schnell geschnittenen Szenen, die gerne etwas zu viel wackeln. Da ist nicht immer ersichtlich, wer da gerade wen wo trifft. Der aufdringliche Soundtrack von Benjamin Wallfisch tut sein Übriges, um uns den Spaß zu versauen. Zu seiner Verteidigung können wir zwar sagen, dass die Songtexte passend sind, jedoch darf es nicht sein, dass Lieder regelrecht abgewürgt werden, weil Dialoge beginnen. Immerhin können einige Schauplätze überzeugen. Gerade die schöne Kathedrale von Wells passt perfekt zum Thema des Films.
Fazit
Ich bin ein Fan der Guillermo del Toro Hellboy-Filme. Daher wartete auch ich lange auf einen dritten, abschließenden Teil, der nie verwirklicht wurde. Trotz alledem wollte ich Hellboy – Call of Darkness eine Chance geben. Schließlich schlüpft David Harbour in die Rolle des sympathischen Antihelden. Jedoch muss ich nach meinem Kinobesuch sagen, dass ich wenig angetan bin von dem Reboot. Die Handlung wirkt auf mich zu überladen, sodass viele Elemente gar nicht richtig zur Geltung kommen. Noch schlimmer finde ich, dass vor allem Hellboys innerer Konflikt so nebensächlich behandelt wird. Mehr ruhige Szenen, in denen Dialoge sein Problem verdeutlichen, fehlen einfach. So hetzen wir von einem Problem zum nächsten, ohne eine tiefe Bindung zum Helden aufzubauen. Von der Gegenspielerin Nimue möchte ich gar nicht erst anfangen. Bleibt sie mir doch als blasse Erscheinung kaum in Erinnerung, sodass ich gar nicht viel über sie sagen kann. Von den Actionparts mag ich den Kampf gegen die Trolle. Dieser ist wirklich unterhaltsam gestaltet und überzeugt durch eine kleine humorvolle Note. Jedoch ist es das einzige Gefecht, das ich als nennenswert empfinde. Es fällt mir wirklich schwer, positive Dinge zu nennen, denn der Film verschenkt viel Potenzial. Einzige Wermutstropfen sind, dass David Harbour seine Sache ganz gut macht und auch Alice empfinde ich als sympathische Figur, von der ich gerne mehr sehen möchte. Einen kleinen, richtig ärgerlichen Punkt möchte ich zum Schluss noch nennen. Ich finde es grauenvoll dass Klaus-Dieter Klebsch, als deutsche Stammstimme von Ian McShane, nicht am Werk war.
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