The Nun

Als James Wans The Conjuring – Die Heimsuchung in die Kinos kam, war weder der Erfolg des Films absehbar, noch, dass bis 2018 insgesamt fünf Ableger erscheinen sollten. Horrorproduktionen am Fließband. Nach dem Sequel Conjuring 2 und den beiden Spin-offs Annabelle und Annabelle 2 steht mit The Nun eine weitere Nebengeschichte des Erzähluniversums an. Hierbei geht es um den Dämon Valak, welcher in Gestalt einer Nonne bereits in Conjuring 2 auftritt. Die Geschichte macht nicht nur einen ausführlichen Schlenker in Richtung Okkultismus, sondern fällt auch angesichts ihrer Erzählqualität aus der Reihe. Das liegt nicht etwa an der Inszenierung des Regisseurs Corin Hardy (The Hallow), sondern an eklatanten Schwächen im Drehbuch.

  

Vatikanstadt in den 1950ern: Die Novizin Victoria (Taissa Farmiga, American Horror Story), die ihr Gelübde noch nicht abgelegt hat, wird gebeten, den Priester Burke (Damián Bichir, Alien: Covenant) nach Rumänien zu begleiten. Dort sollen die beiden mit Hilfe des Bauern Frenchie (Jonas Bloquet, Elle) den Selbstmord einer Nonne (Charlotte Hope, Game of Thrones) untersuchen, die sich in einem Kloster das Leben genommen hat. Dort angekommen stellt das Trio fest, dass es bei der Nonnenschaft alles andere als erwünscht ist, aber auch etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

Von einer Attraktion in die nächste

Originaltitel The Nun
Jahr 2018
Land USA
Genre Horror
Regisseur Corin Hardy
Cast Pater Burke: Demián Bichir
Schwester Irene: Taissa Farmiga
Frenchie: Jonas Bloquet
Valak: Bonnie Aarons
Schwester Oana: Ingrid Bisu
Schwester Victoria: Charlotte Hope
Laufzeit 97 Minuten
FSK

The Nun kränkelt gleich auf mehreren Ebenen. Eine davon liegt in dem mit Ereignissen zugestopften Erzählfluss. Hier folgt ein Schreck auf den anderen, selten aber im größeren Kontext. Wie in einer Achterbahn werden die Figuren von einem Schauermoment in den nächsten getrieben. Als hätten sich die Drehbuchautoren Gary Dauberman (ES) und James Wan zuvor eine Liste mit Ideen gemacht und diese dann attraktionenartig zwischen Anfang und Ende verteilt. Es fehlt The Nun an der großen einen Idee, die für etwas Besonderes sorgt. Aus drehbuchbedingten Gründen kommt es immer wieder zur Trennung der Gruppe, um jeden von ihnen auf einen Einzelpfad zu schicken, auf dem möglichst viele Einfälle jener Liste abgebildet werden können. Teilweise kündigen diese sich bereits weit im Vorfeld an (Stichwort “Grabglöckchen”). Als auch nur halbwegs erfahrener Horrorfilmseher ist man auf so manche Idee bereits eingestellt.

Blasses Protagonistentrio

Der zweite Mangel geht auf die Kappe der Figuren. Genauer gesagt auf den Charakter Frenchie, der den gesamten Film über wie ein störendes Element wirkt. Nicht nur, dass seine Hipster-Persönlichkeit völlig die 50er verfehlt. Auch gibt es für ihn keinen ersichtlichen Grund, sich an den Priester und die Nachwuchsnonne zu hängen. Doch im letzten Drittel offenbart sich schließlich, dass er für das Finale gebraucht wird und auch danach noch als neuer Wirt herhalten muss.  Darüber hinaus stören seine Flirtversuche sowie seine unbändige Energie, wenn es darum geht, pausenlos dort zu sein, wo die Action tobt. Der Mexikaner Damián Bichir bekommt als Pater eine herausragende Szene spendiert (lebendig in einem Sarg begraben) , schultert sonst jedoch nur das Drumherum. Taissa Farmiga, die im echten Leben übrigens die Schwester von Vera Farmiga (Lorraine Warren, die Hauptfigur der Reihe) ist, stellt den einzigen Lichtblick dar. Ihre Leinwandpräsenz ist stark und ihre Figur ist als einzige mit einer Entwicklung gesegnet. Die Schwesternschaft besteht ohnehin aus völlig austauschbaren Figuren und auch für Schwester Victoria hätte eine weniger bekannte Darstellerin vollkommen ausgereicht.

Die dämonische Nonne fällt zumindest ansehnlich aus

Auf der Plus-Seite steht einmal mehr die opulente Inszenierung, welche sich wie ein roter Faden durch die Reihe zieht. Mit einem Budget von 22 Millionen Dollar wurde in einem rumänischen Schloss gedreht, um ein besonders authentisches Gefühl einzufangen. Die Gewölbe beeindrucken und wirken auch innerhalb von Kamerafahrten mächtig. Auch hinsichtlich seiner Effekte überzeugt The Nun. Nicht für jeden Effekt griff man auf CGI zurück. Dadurch fällt die Mischung digitaler und handgemachter Effekte angenehm aus. Ob die Nonnen gruseln können, liegt einmal mehr in der persönlichen Wahrnehmung, immerhin wirken auch Clowns unterschiedlich auf Menschen. Da der Dämon, dessen Geschlecht mit dem Pronomen “er” betitelt wird, im Nonnenhabit in Erscheinung tritt, wirkt er umso bizarrer.

Fazit

Sieht man einmal davon ab, dass die Figuren keinen Eindruck hinterlassen, besteht immerhin noch die Chance, sich von einzelnen Attraktionen auf der Landkarte im Kloster und drumherum bespaßen zu lassen. Die Liste an Ideen ist lang, aber ein großes Ganzes will sich einfach nicht bilden. The Nun ist somit ein weiterer Okkultismus-Horrorfilm, der gegenüber mancher Genrekonkurrenz immerhin noch den Vorteil hat, eine kostenintensive Produktion zu sein und dadurch ansehnlich auszufallen. Für Conjuring-Fans wird am ärgerlichsten sein, dass The Nun kaum einen Fußabdruck im bisherigen Erzähluniversum hinterlässt und somit einfach nur einen Fall aus der Mottenkiste darstellt. Die Zusammenhänge werden angedeutet, doch größere Verbindungen bestehen erst einmal nicht. Damit ist The Nun eher als erzählerischer Ausflug zu verbuchen, der das Conjuring-Universum ausweitet, aber nicht unbedingt bereichert.

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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