Polaroid – Du weißt nicht, was Du auslöst

Fotoaufnahmen und Horrorfilme – alles andere als erklärungsbedürftig. Tatsächlich geknipstes und fertiges Bild unterscheiden sich in der Regel frappierend, indem sich irgendjemand oder irgendetwas auf das Bild schleicht, was zuvor nicht dort war. Polaroid – Du weißt nicht, was Du auslöst treibt das auf die Spitze und lässt den Titel hier Programm werden. Das ist in etwa genauso unverbraucht wie Spielerien mit Spiegeln oder aus dem Schrank springende Katzen. Regie-Debütant Lars Klevberg versucht zwar das Möglichste aus dem Stoff herauszuholen, doch wo nichts ist, kann auch nicht viel passieren. Da ist es nur bezeichnend, dass der Film im Januar 2019 in die Kinos kam. Immerhin ist dieser Monat in den USA bekannt dafür, Ödland für Filme mit geringen Erwartungen zu sein.

Neben der Highschool arbeitet Bird (Kathryn Prescott, Skins – Hautnah) in einem Antiquitätenladen. Einer ihrer Kollegen schenkt ihr eine alte Sofortbildkamera. Schnell muss Bird erkennen, dass mit dem Sammlerstück etwas nicht stimmt. Wen immer sie knipst, findet bald einen grauenvollen Tod. Dummerweise hat sie auf einer Party ein Gruppenbild geschossen und nun beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn der Tod holt sich einen Mitschüler nach dem nächsten…

Leerlauf im Apparat

Originaltitel Polaroid
Jahr 2019
Land USA
Genre Horror
Regisseur Lars Klevberg
Cast Bird Fitcher: Kathryn Prescott
Connor Bell: Tyler Young
Kasey: Samantha Logan
Devin: Keenan Tracey
Mina: Priscilla Quintana
Laufzeit 88 Minuten
FSK

Ursprünglich ist Polaroid ein Kurzfilm Klevbergs, der bereits 2015 entstand. Schnell entsprang der Idee eine Spielfilm-Variante, die auch schon 2017 in die Kinos kommen sollte, bis der Bankrott der Weinstein Company den Plan mächtig durcheinanderbrachte. Anfang 2019 erfolgte erst die Kinoauswertung. Nicht dramatisch, denn sämtliche Versatzstücke, aus denen der Film besteht, sind bereits seit Jahren auf dem Markt: Final Destination, The Ring, Before I Awake. Ob nun Videobänder, Spieldosen oder Kameras: Filme um verfluchte Gegenstände gibt es zuhauf. Anstatt neuen Schwung ins Genre zu bringen, klappert Polaroid lieber alte Klischees ab. Das wäre sogar noch verzeihlich, würde man die dünne Prämisse nicht auf anderthalb Stunden ausdehnen. Dummerweise dient die beste Szene gleich auch noch als Einführung, sodass nur noch wenig bleibt, das für den Film spricht. Da wissen genreähnliche Beiträge wie Wish Upon mehr aus ihrer Spielzeit zu holen.

08/15-Personal folgt Schema F

Fotografie ist per se ein reizvolles Thema. Einst eine bedachte Kunst, werden wir heute in sozialen Medien mit Datenmüll geflutet, den Smartphones überall produzieren. Da kommt eine alte Polaroidkamera umso exotischer daher. Bezeichnend ist auch eine Szene, in der sich ein Teenager darüber wundert, dass das Bild völlig weiß ist. Mehr weiß das Drehbuch allerdings mit dem in die Jahre gekommenen Gerät nicht anzufangen. Ohnehin muss man sich fragen, was wohl schief gelaufen ist, wenn es einer Figur gelingt, ein Polaroid zu zerreissen. Jeder, der ein solches schon einmal in der Hand hatte, weiß, wie es um dessen Stabilität bestellt ist. Die meiste Kreativität fließt in die Todesmomente der Figuren. Allerdings mit Hinblick auf die Altersfreigabe relativ harmlos und blutfrei. Die Darsteller bleiben natürlich komplett austauschbar, was auch für Kathryn Prescotts Figur gilt, deren an sich traurige Hintergrundgeschichte wenig zur Geltung kommt. Alle anderen sind ohnehin maximal schmückendes Beiwerk. Attraktiv, aber nichtssagend.

Fazit

Bei Polaroid – Du weißt nicht, was Du auslöst handelt es sich um lustlos abgewickelten Spuk. Als Zuschauer ist man sowieso ganz schnell auf der Seite des Oldschool-Bilderapparates und darf also mitansehen, wie die Teenagermorde aneinandergereiht werden. Neben der lustlos erzählten Geschichte nervt obendrein, dass sich viele Szenen in der Dunkelheit abspielen und häufig gar nicht klar erkennbar ist, was da nun eigentlich geschieht. Hat der Film eine Daseinsberechtigung? Sicherlich, denn das gute Polaroid ist im Zeitalter von Instagramfiltern und Snapchat einer ganzen Generation nicht bekannt. Doch darum alleine lässt sich keine Geschichte aufbauen, wenn alle wichtigen Faktoren nicht überzeugen können. Selbst in mittelmäßigen jüngeren Teenie-Horrorstreifen wie Wahrheit oder Pflicht oder Wish Upon ist das Verhältnis aus Drehbuchqualität, Inszenierung und Spannung ausgewogener.

 

© Capelight Pictures

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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