Wahrheit oder Pflicht

Es gibt wohl niemanden, der noch nicht “Wahrheit oder Pflicht” gespielt hat, häufig in Verbindung mit Flaschendrehen. Das Spiel, das darauf abzielt, einander bloßzustellen, wird auch in der Blumhouse-Produktion Wahrheit oder Pflicht zum Gegenstand des Fürchtens. Regisseur Jeff Wadlow (Kick Ass 2) jagt Pretty Little Liars-Star Lucy Hale allerdings durch eine eher weniger packende Teen Horror-Geschichte, die nur selten das Potenzial abruft, das ihr eigentlich zustünde.

Anstatt während des Spring Breaks für eine Hilfsorganisation zu arbeiten, schließt sich Olivia (Lucy Hale) ihrer Clique auf einer Sauftour in Mexiko an. Dort lernt sie auf einer Party Carter (Landon Liboiron, Frontier) kennen, der die Gruppe in ein Kloster führt. Unter dem Vorwand, dort Bier deponiert zu haben, überredet er die Teenager zu einer Partie “Wahrheit oder Pflicht”. Doch schnell werden die Fragen ganz persönlicher Natur. Doch ein Spielabbruch ist unmöglich, denn ein Geist schaltet sich ein. Er zwingt die Gruppe, das Spiel am Laufen zu halten. Lügt jemand, stirbt er. Weigert er sich, ebenfalls…

Zutaten für halbgare Teenie Horror-Kost: vorhanden

Originaltitel Truth Or Dare
Jahr 2018
Land USA
Genre Horror
Regisseur Jeff Wadlow
Cast Olivia Barron: Lucy Hale
Lucas Moreno: Tyler Posey
Markie Cameron: Violett Beane
Penelope Amari: Sophia Ali
Tyson Curran: Nolan Gerard Funk
Carter: Landon Liboiron
Ronnie: Sam Lerner
Laufzeit 100 Minuten
FSK

Wahrheit oder Pflicht lässt keine Gelegenheit aus, seine Social Media-affine Zielgruppe zu bedienen. Olivia ist natürlich YouTuberin, ohne Facebook sowie Google geht es nicht und auch Snapchat will nicht zu kurz kommen. Ist eine Person besessen, verzieht sich ihre Mimik zu einem dümmlichen Grinsen, welches aussieht, als habe man einen Filter darüber gelegt. Dieser sieht aus wie ein Snapchat-Filter, was Olivia sogar selbst anmerkt. Dieser Effekt ist allerdings weit davon entfernt, in irgendeiner Form furchteinflößend zu wirken, sondern erinnert eher an gängige Weichzeichner-Grimassen. Doch auch jenseits visueller Albernheiten kränkelt der Film an allen Ecken und Enden. So darf das klassische Liebesdreieck nicht fehlen, an dem sich neben Olivia noch ihre beste Freundin Markie (Violett Beane, The Flash) sowie deren Freund Lucas (Tyler Posey, Teen Wolf) beteiligen. Diese Tatsache lässt bereits erahnen, welchen Verlauf eine Handlung nimmt, die sich auf das Aufdecken von Geheimnissen spezialisiert hat. Im Vergleich zum Rest der Gruppe, wurde das Trio immerhin in Ansätzen mit Persönlichkeitszügen bedacht. Andere Figuren wie der unerträgliche Ronnie (Sam Lerner) fordern den Zuschauer geradezu auf, sich den noch so kleinsten Funken Sympathie zu sparen. Das sorgt allerdings auch dafür, dass sowohl Mitleid als auch ein Mitfiebern ausbleiben.

Harmlos und konturlos

Dass ein tödliches Spiel mit einem Dämon auch origineller und spaßiger ausfallen kann, bewies bereits Long Time Dead (2002), welches den Zuschauer mehr Mitgefühl für die Gruppe aufbringen lassen vermochte. Selbst die hauseigene Produktion Unknown User bietet hierbei interessantere Ansätze als Wahrheit oder Pflicht. Die Entsorgung der Charaktere fällt weder böse, noch lustig aus. Die Figuren werden auf jugendfreie Weise in den Tod getrieben, was nicht zur zusätzliche Schauwerte nimmt, sondern das Ergebnis erstaunlich harmlos aussehen lässt. Alle zwischenmenschlichen Konflikte werden soweit erzählt, wie es dem Vorankommen der Handlung in die Karten spielt. Dafür werden Themen wie Vergewaltigung oder Coming Out angerissen, aber nicht soweit fortgeführt, wie sie den Charakteren mehr Kontur verleihen könnten. Stattdessen wird um die Spielregeln besonders viel Terz gemacht, die sich bis zum Finale hin in alle Richtungen auslegen lassen und nach purer Willkür ausgereizt werden können. Für den Zuschauer könnten dies Spannungsmomente sein, doch stattdessen versumpft das Spiel in einem wenig durchschaubaren Dickicht an viel Palaver.

Wird Wahrheit oder Pflicht sein Publikum finden? Ohne Frage. Der teenieschwarmtaugliche Cast (der im Grunde viel zu alt für die zu besetzenden Rollen ist) zieht  Zuschauer an, die selbst gerade erst der “Wahrheit oder Pflicht”-Phase entwachsen sind. Horror-Fans bekommen hier wenig serviert, das nachhallt. Hier haben andere Blumhouse-Produktionen wie Get Out und The Visit die Nase vorne, wenn es darum geht, nachhaltig Eindruck zu schinden und gleichzeitig für verstörende Momente zu sorgen. Unterm Strich bleibt ein weiterer Teenie Horor, dessen Qualitäten sich auf die Idee beschränken.

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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