The Magic Order
Wenn die Rede von weltberühmten Comicautoren ist, darf sein Name nicht fehlen: Mark Millar. Kick-Ass, Wanted und The Secret Service lauten die Titel der größten Erfolge des Schotten. Auch sein eigenes Comic-Label Millarworld wird regelmäßig erweitert und so wurde Mitte 2018 mit The Magic Order eine Mini-Reihe veröffentlicht, die sich als Magie für Erwachsene beschreibt. Millar selbst ordnet den Titel als Mischung aus Harry Potter und Sopranos ein, was bereits Erwartungen wecken dürfte. Seit Februar 2019 ist der Titel in den USA vollständig. Es bleibt abzuwarten, ob eine Deutschland-Veröffentlichung oder eine Filmadaption schneller ist…
Wir leben in einer Welt, in der Menschen noch nie einem Monster begegnet sind. Dies alles ist des Magic Order zu verdanken. Fünf Magierfamilien, die sich einst schworen, die Welt generationenübergreifend zu beschützen. Doch eines Tages taucht ein unbekannter Feind auf, der gezielt eine Familie nach der anderen auslöscht. Die Mitglieder des Magic Order leben am Tag als freundliche Nachbarn oder hilfsbereite Kollegen, doch nachts sind sie Magier, die gegen die Mächte der Finsternis kämpfen. Oder von diesen bekämpft werden…
Sechs straff erzählte Hefte voller Ideenreichtum
Originaltitel | The Magic Order |
Jahr | 2018 – 2019 |
Land | USA |
Genre | Fantasy, Action |
Autor | Mark Millar |
Zeichner | Olivier Coipiel |
Verlag | Image Comics |
Die Zeichnungen stammen von dem Franzosen Olivier Coipiel, der für Marvel bereits an X-Men– und Thor-Comics arbeitete. Die ersten beiden der sechs Ausgaben geben Einblicke in die einzelnen Familien, die nicht in allen Fällen das herzlichste Verhältnis zueinander pflegen. Da ist zum Beispiel die gewiefte Entfesselungsmagierin Cordelia, die ihren Widersachern immer eine Nasenlänge voraus ist. Oder Gabriel, der sich vor den tragischen Ereignissen drückt und lieber einkaufen geht, als einer Beerdigung beizuwohnen. Der zweite Band beeindruckt mit einer spektakulären Todesszene, in der ein Fahrzeug vollständig unter Wasser gesetzt wird, bis die darin befindliche Zielperson qualvoll ertrunken ist. Auch die darauf folgende Todesszene ist originell inszeniert und lässt den Leser mit einem gemeinen Cliffhanger zurück. Vor allem der düstere Zeichenstil ist gefällig und passend gewählt für die ernst erzählte Geschichte. Die erwachsene Zielgruppe bekommt hier und dort zwar den obligatorischen Mix aus Nacktheit und Blut vorgesetzt, allerdings in Maßen. Eher findet eine Ansprache auf inhaltlicher Ebene statt, auch wenn die plakativen Heftcover anderes suggerieren.
Alle Register werden gezogen
Bei nur sechs Bänden bleibt nicht viel Zeit, alle Figuren zu etablieren. Das ist leider auch schon die größte Schwäche des Titels: Er ist einfach zu kurz. Kaum hat man Freundschaft mit den Figuren geschlossen, sind sie auch schon wieder weg. Dabei sind Cordelia, Regan, Gabriel und Leonard spannende Persönlichkeiten, die allesamt eine individuelle Geschichte mitbringen. Angekratzt wird alles früher oder später, doch die Geschichte spielt sich eher an der Oberfläche ab. Und wo “Magic” im Titel ist, will auch Magie enthalten sein. Dementsprechend originell sind die Zaubersprüche, deren Darstellung frisch und unverbraucht daherkommt. Oder um dies zu konkretisieren: vor Innovation strotzt. Das sind echte Glanzmomente, in welchen sich The Magic Order durchdacht und erhaben anfühlt.
Fazit
The Magic Order ist eine durch und durch faszinierende Nummer. Das hohe Erzähltempo drängt die Geschichte zwar regelrecht ins Action-Genre, doch die originellen Zaubersprüche und sympathischen Charaktere bleiben im Gedächtnis. Es bleibt nur zu hoffen, dass aus diesem Stoff mehr herausgeholt wird. Da Netflix Millarworld aufgekauft hat, besteht also auch die Hoffnung auf eine eigene Serie, welche sich wie etwa Titans oder The Umbrella Academy Zeit für ihre Figuren nehmen kann.
© Image Comics