Der Dunkle Turm (Band 3): tot.
Ändert man den Fluss der Zeit, kann das schwere Auswirkungen haben. Was, wenn sich dadurch plötzlich zwei verschiedene Versionen eines Ereignisses überlagern? Roland, letzter Revolvermann einer sterbenden Welt, muss sich genau damit auseinander setzen. Jedoch ist das nicht das einzige Problem, was den Leser im dritten Band tot. des Dunklen Turm-Zyklus von Horrorkönig Stephen King (Der Outsider) erwartet: Ein Junge muss ein dämonisches Haus überleben, es gilt einen Sukkubus abzulenken und die Rätsel eines durchgedrehten, lebenden Zuges zu lösen. Ein Teil des Bandes wurde für die Verfilmung Der Dunkle Turm aus dem Jahre 2017 verwendet.
Als Roland durch die dritte Tür am Strand geht, landet er im Körper von Jack Mort. Er verhindert so den Mord an den Jungen Jake, welcher dadurch aber nicht in der Zwischenstation landet, wo er Roland begegnen würde. Wieder zurück in seiner Welt leidet der Revolvermann unter zunehmender geistiger Verwirrung. Da er den Fluss der Zeit verändert hat, überlagern sich zwei verschiedene Versionen in seinem Kopf. In der einen gibt es einen Jungen namens Jake, den er bei einer Zwischenstation traf und der ihn daraufhin bei der Jagd nach dem Mann in Schwarz begleitet hat. In der anderen Version schafft es Roland ganz alleine durch die Berge und zu dem Palaver mit seinem Erzfeind. Eddie und Susanne, die in der Kunst des Schießens unterrichtet werden, beobachten mit immer mehr Sorge, wie das Verhalten ihres Lehrmeisters sich verändert. Jedoch haben sie zuerst einmal andere Sorgen. In dem Wald, in dem sie ihr Lager seit Wochen aufgeschlagen haben, wecken sie einen gigantischen Bären auf. Es handelt sich dabei um den Balkenwächter Shardrik, der durch eine Krankheit seinen Verstand verloren hat und daher voller Zorn auf die Gruppe losgehen möchte. Für Susanne und Eddie ist damit die Zeit des Lernens vorbei und sie müssen zeigen, ob sie es wert sind, Revolverfrau und -mann genannt zu werden.
Tiefer in die Welt des Dunklen Turms
Beginnt der Leser in Schwarz die Reise mit Roland durch Mitwelt, so gibt es extrem viele Fragen, aber nur wenige Antworten. Im dritten Band tot. liefert Stephen King endlich einige wichtige Erklärungen. So wird das komplette Balkensystem und das der Wächter eingefügt, welches dem Ganzen sehr viel mehr Substanz gibt als nur ein einfacher schwarzer Turm, der irgendwo herumstehen soll. Außerdem baut der Autor hier eine untergegangene Kultur — das sogenannte Alte Volk — ein, welches Technik entwickelt hat, die unserer Welt ähnelt, aber teilweise viel weiter fortgeschritten ist. Diese Geräte strömen eine gewissen mystische Aura aus, wie zum Beispiel die Balkenwächter. Kombiniert mit der Magie von Rolands Welt entsteht ein interessantes spannendes Konzept. Gerade das Alte Volk wirft viele Fragen auf, die sich im Laufe des Bandes nie ganz beantwortet werden. Das ist aber nicht schlimm, da so der Schleier des Mysteriums weiterhin über der Geschichte schwebt. Einen der Balkenwächter lernen wir gleich zu Beginn des Bandes kennen. Es ist der mächtige Bär, der das Lager von Roland und seinen Gefährten angreift. Jedoch ist er mehr, als er auf den ersten Blick zu sein scheint. Daher darf sich der Leser über ein paar Überraschungen freuen.
Jake ist zurück!
Originaltitel | The Dark Tower: The Waste Land |
Ursprungsland | USA |
Jahr | 1991 |
Typ | Roman |
Bände | 3 / 8 |
Genre | Western, Fantasy, Horror |
Autor | Stephen King |
Verlag | Heyne |
Er war Rolands junger Begleiter im Auftakt der Reihe, er tauchte unerwartet im zweiten Band Drei auf und nun darf er endlich wieder eine wichtige Rolle einnehmen: Jake. Es ist ein freudiger Moment, als in Kapitel zwei der Blickwinkel von Roland und seinen Gefährten zu Jake ins New York des Jahres 1977 wechselt. Genauso wie der Revolvermann leidet auch er unter zwei verschiedenen Versionen, wovon eine ihm erklärt, dass ihn ein Auto überfahren hat. Nicht gerade etwas, was man so einfach hinnehmen möchte! Daher wird schnell klar: Jake gehört nicht mehr in diese Welt. Doch wirft das mehrere spannende Fragen auf, denn anders als im zweiten Band gibt es keine weiteren Türen. Oder doch? Jedenfalls nicht an dem Ort an dem Roland und seine Freunde sich befinden. Daher gilt es hier einen anderen Weg zu gehen. Beide Seiten —Jake in New York und Roland und Co. in Mittwelt — arbeiten parallel zueinander, weswegen der Blickwinkel immer wieder hin und her springt. Der Autor fügt im diesen Abschnitt der Reihe auch eine neue Symbolik zu: die Rose. Was genau sie ist, spielt im übernächsten Band Wolfsmond eine sehr wichtige Rolle. Geduld ist also wieder einmal gefragt!
Zwischenfinale
Die Spannungskurve nimmt viel an Fahrt auf und endet in einem nervenraufreibenden Finale, bei dem alles möglich ist.
Es kommt jedoch, wie es kommen muss, und Roland und Jake können gerettet werden. Es folgt ein emotionales Wiedersehen, denn immerhin opferte der Revolvermann den Jungen. Natürlich bleibt daher offen, ob er für den Turm nicht erneut seine Gefährten opfern wird. Ein Fakt, der es dem Leser schwer macht, Roland zu mögen. Da die Figur jedoch selbst mit sich kämpft, besteht die Hoffnung, dass es anders kommt.
Rolands Ka-Tet
Ein jeder Dunkler Turm-Leser wird ihn nie wieder vergessen: Blaine. Die Lösung für ein Problem, welches nun vor den Gefährten liegt. Zwar gibt es dank des Balkens einen Weg, der sie auf kurz oder sehr lang zum Turm führt, doch dafür müssen die Freunde ein Gebiet durchqueren, das so verseucht ist, dass sie es nicht lebend schaffen würden. Eine Antwort darauf kennt Jake: Es gibt eine Stadt, und dort gibt es einen Zug. Doch alles, was der Leser weiter darüber erfährt, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren. Selbst das eingebaute fiktive Bilderbuch Charlie Tschuff-Tschuff — das anlässlich der Filmversion zum Leben erweckt wurde —, welches Jake in New York erworben hat, lässt einen gruseln, obwohl die Geschichte kindliche Element beinhaltet. Es bleibt daher spannend, was Roland und seine Freunde in der düsteren Stadt Lud erwarten wird. Vorher jedoch schließt sich ein weiteres Mitglied der Gruppe an: der Billy-Bumbler Oy. Ein Wesen, das eine Mischung aus Waschbär und Murmeltier ist, welches zählen und sprechen kann und ein treuer Gefährte wird.
Wenn Züge nicht einfach nur Züge sind
Die Stadt Lud, in der der letzten Abschnitt des Bandes spielt, ist ein gruseliger, postapokalyptischer Ort, der wirklich nicht zum Verweilen einlädt! Symbolisch steht sie perfekt für den Zustand, in dem sich Rolands Welt befindet: Am Abgrund und mit keinem wirklichen Blick auf eine Rettung. Hier müssen erneut alle Figuren ihr Können an den Tag legen, denn es steht nicht nur einmal ihr Leben auf dem Spiel. Hierbei überrascht der Autor immer wieder mit neuen, unerwarteten Wendungen —es gibt ein Wiedersehen, mit dem keiner gerechnet hat —, die in dem Highlight enden, dass wir Blaine kennenlernen. Dass Stephen King begeisterter Tolkin-Leser ist, verriet er bereits im Vorwort zum ersten Band. Wer Der Hobbit gelesen hat, wird daher beim Verhalten des Zuges unweigerlich an den Rätselwettbewerb von Bilbo und Golum denken. Was auch beabsichtigt ist, denn auch hier gibt es Rätsel, die gelöst werden müssen, denn sonst erwartet einen ein qualvoller Tod. Jedoch endet der Roman mittendrin und an einer wirklich fiesen Stelle.
Fazit
In diesem Band passiert wirklich sehr viel und es gibt kaum Zeit zum Verschnaufen. Über allem hängt dieser Druck, dass die Zeit knapp ist und dass viel auf dem Spiel steht. Es fällt daher sehr schwer, den Roman tot. in die Ecke zu legen. Allen voran liegt es daran, dass sich hier die Welt so richtig entfaltet. Das System mit den Balken und deren tierischen Wächtern übt eine besondere Magie auf mich auf.
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