The Twilight Zone (Folge 1×08)

Ein schönes Zuhause, ein harmonisches Familienleben und genug Angestellte, die alles Wichtige übernehmen. Der amerikanische Traum. Nur blöd, wenn einem der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Da klopft die Regierung an und hat ein paar Fragen zur Herkunft. In der Twilight Zone eine knifflige Frage.

Eve Martin (Ginnifer Goodwin) ist Ehefrau und Mutter. Lächelnd gibt sie Anweisungen für eine Party, plant genau wie sie Aufgaben zu delegieren hat und erfreut sich an ihrem schicken Ausblick. Sie wirkt wie aus dem Katalog bestellt. Ihre Haushälterin Anna bittet sie darum, die noble Adresse zu benutzen, damit ihr Enkel auf eine bessere Schule gehen kann und natürlich willigt Eve ein. Anna ist doch ein Teil ihrer Welt, Teil ihrer Familie. Obwohl ihr nicht mal bewusst war, dass Anna ein Kind, geschweige denn Enkel hat. Eve schwebt über den Dingen und weiß doch, dass sie ein guter Mensch ist. Da kommen plötzlich ein paar Männer in dunklen Anzügen und nehmen Anna mit, denn sie ist illegal im Land. Beim Kaffeekränzchen ist Eve empört und bekundet, dass sie einen Anwalt einschalten möchte. Aber am Tisch sind sich alle einig, dass das Gesetz halt das Gesetz ist und „diese Leute“ wissen doch, worauf sie sich einlassen, wenn sie einfach herkommen. Eine einfache Sache. Weniger einfach ist es für Eve, sich plötzlich selbst um ihre Kinder und den Einkauf zu kümmern. Sie ist schon ziemlich aufgeschmissen. Und dann stehen die ominösen Agenten wieder hinter ihr – und sie nehmen Eve selbst mit.

Point of Origin

Originaltitel The Twilight Zone
Jahr 2019
Land USA
Episode 8 / 10
Genre Fantasy, Horror, Science-Fiction
Cast Eve Martin: Ginnifer Goodwin
Anna Fuentes: Zabryna Guevara
Allendale: James Frain
Otto: Michael Eklund
William Martin: Toby Levins
Der Erzähler: Jordan Peele

Immigration ist immer ein aktuelles Thema, in den letzten Jahren umso mehr. Erzähler Jordan Peele bringt die Sache am Ende der Folge aber wunderbar auf den Punkt – wir sind alle irgendwie Immigranten. Von einem Land ins andere, von einer Stadt in die nächste, die ständige Bewegung von Menschen und immer die Frage, wie gut die Assimilation wohl gelingt. Im Falle von Eve ist sie so gut, dass sie vollkommen vergessen hat, dass ihr Ursprungsort jenseits der bekannten USA liegt. Die Folge lässt früh Hinweise fallen, dass es einen tristen Ursprungsort gibt. Konzentriert sich aber zunächst darauf den Zuschauer spüren zu lassen, wie hilflos Eve ist. Sie hat keine Information darüber, warum sie festgehalten wird und keine Möglichkeit auf sich aufmerksam zu machen. Ab in ein überfülltes Auffanglager und Ruhe. Als Anna zu Beginn eingesammelt wird, ist klar, dass sie aus Südamerika stammt (Guatemala wird explizit erwähnt) und wird somit als klassische illegale Einwanderin gebrandmarkt. Da ist es egal, wie sehr sie hilft Eves Familie überhaupt am Laufen zu halten. Ihr Wert ist ihr Geburtsort. Aber tatsächlich ist da noch ein science-fiction-lastiger Kniff im Spiel. Beide Frauen stammen aus einer parallelen Dimension. Vor 30 Jahren ist eine Karawane von Flüchtlingen in unsere Dimension eingedrungen und hat sich einfach benommen, als gehörten sie hier her. Dem muss Einhalt geboten werden, sind sie auf atomarer Ebene doch ein wenig anders.

Unsympathische Hauptfigur als Identifikationsfigur

Diese Episode der Twilight Zone hält es ganz klassisch, indem nach und nach der Vorhang zurückgezogen wird und die Vorgänge erklärt werden. Es ist zunächst beklemmend zu sehen, wie Eve Martin, eindeutig eine Frau aus der Oberschicht, ohne Angabe von Gründen festgesetzt wird. Sie ist es gewohnt, dass Geld Probleme lösen kann und man ihr zuhört. Die Unterhaltung mit ihren Bekannten zuvor untermalt, dass am Ende des Tages halt Gesetze gelten und die sollen den Bürger doch helfen. Eve ist mit etwas einfachem wie dem Lebensmitteleinkauf schon überfordert, weil sie sich auf Anna verlässt. Und Eve möchte sich in einem guten Licht sehen, da sie sofort hilft dem Enkel einen Platz an einer guten Schule zu sichern. Viel Geschwafel und doch wenig Substanz. Besonders sympathisch wirkt Eve nicht, viel zu naiv für die harsche Realität. Sie lebt in ihrer Blase und redet sich die Dinge schön. Das soll den Zuschauer anschubsen, mal über den eigenen Tellerrand zu blicken. Und im klassischen Stil endet die Folge dann auch, ohne eine Lösung anzubieten. Es geht nur darum, Fragen aufzuwerfen. Wie ist das wohl, wenn andere bestimmen, wie viel man noch wert ist.

Meinung

Ich bin ehrlich gesagt fast ein wenig enttäuscht, dass das nur eine 40-minütige Episode der Twilight Zone ist. Die Idee, dass ein paar Flüchtlinge von einer anderen Erde aufgespürt werden, ist ziemlich reizvoll. Wovor genau sind sie geflohen, wie viele sind es und wie kämpfen sie für ihre neu gefundenen Familien. Das ist Stoff für einen ganzen Film. Und wie mit Flüchtlingen umgegangen wird, kann weiterhin allegorisch aufgegriffen werden. Mir gefällt Ginnifer Goodwin als Eve sehr gut (nicht nur, weil ich sie als Snow White in Once Upon A Time mag). Sie ist so verzweifelt, weil ihr alles entrissen wird und sie es einfach nicht fassen kann, dass das System nun gegen sie ist. Das Drehbuch ist mal so konsequent und macht sie als Figur dadurch nicht stärker oder moralischer oder erhabener. Sie ist naiv, unbeholfen und ihren eigenen Status zu sehr gewohnt. Und doch bleibt die Frage, was sie getan hat, um eine solche Behandlung zu verdienen. Ohne dass das persönliche Mitleid hoch ausfällt, denn immerhin kann sie keine Fragen über Anna beantworten, die angeblich wie ein Familienmitglied für sie ist.

© CBS

Misato

Misato hortet in ihrer Behausung fiktive Welten wie ein Drache seinen Goldschatz. Bücher, Filme, Serien, Videospiele, Comics - die Statik des Hauses erlaubt noch ein bisschen, der Platz in den Regalen weniger. Am liebsten taucht sie in bunte Superheldenwelten ein, in denen der Tod nicht immer endgültig ist und es noch gute Menschen gibt. Íhr eigenes Helfersyndrom lebt sie als Overwatch Support Main aus und adoptiert fleißig Funko Pops.

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