Halo (Folge 1×09)

Die erste Staffel von Paramounts Halo hat ihr Finale erreicht. Folge 9 (»Transzendenz«) wartet mit einigen kleinen Überraschungen auf und stellt die Weichen für die bereits bestätigte zweite Staffel. Wer schafft es lebend heraus? 

Inhaltsangabe

John erwacht verletzt im Hangar nach seiner Auseinandersetzung mit den Spartanern. Die durch Makee ausgelöste Explosion hat den gesamten Stützpunkt beschädigt und viele bewusstlos zurückgelassen. John rennt los, doch Makee ist bereits mit dem Artefakt verschwunden. Zurück im Hangar hält Vannak seine Pistole an Kais Kopf. John offenbart ihm und Riz die Wahrheit über das Spartaner-Programm. Sie glauben ihm zunächst nicht, doch Keyes schreitet ein und agiert als Zeuge – und Mittäter. 

Auch Halsey ist dabei von Reach zu fliehen. Die wutentbrannte Kai rennt los, um das zu vereiteln, springt auf das Schiff und beschädigt die Maschinen. Im Freien Fall konfrontiert sie Halsey. Adun wird dabei getötet. Halsey gelingt die Flucht per Fluchtkapsel, während das Schiff abstürzt. Kai überlebt.

John beginnt Vertrauen zu Cortana zu fassen und evaluiert mit ihr gemeinsam den Planeten, auf den die Allianz zu finden ist. Er lächelt sie das erste Mal an. Parangosky will 10.000 Marines dorthin schicken, John besteht aber auf »nur das Silver Team«. Als sie den Condor betreten, verfällt das Silver Team das erste Mal in nettes Geplänkel. Makee kehrt währenddessen zum Rat der Propheten zurück.

Halsey wird von den Marines geschnappt und verhört. Im Verlauf der Folge stirbt sie an Gehirnblutungen. Miranda wird klar: Dies war einer von Halseys Schnellklonen. John und Cortana vertiefen ihre Kameradschaft. Cortana habe Halseys Direktive missachtet, weil sie durch John gelernt habe, dass das, was Halsey aus der menschlichen Rasse eliminieren will, genau das ist, was sie zum Überleben benötigt.

Das Silver Team trifft auf dem Planeten ein und bahnt sich seinen Weg zur heiligen Stätte. Allianz-Soldaten tauchen auf, unter ihnen auch der Brute aus Episode 5, bei dem es sich nicht um Tartarus handelt, sondern um Atriox. Die Spartaner haben eine harte Zeit und ehe Atriox Chief komplett zu Brei zerstampft, berührt Makee erneut das Artefakt, was zur einer Schockwelle führt, die alles und jeden von den Füßen fegt. Die Karte nach Halo entfaltet sich, gleichzeitig flüchtet sich Makee in ihre Vision des Halos. John ist ungewollt mit dabei und darin gefangen, während in der Realität alles drunter und drüber geht.

Erst als Kai Makee erschießt, gelangt John zurück in die Realität, wo Silver Team kurz vor der Niederlage steht. Die Mission ist gefährdet. Chief beschließt zu sterben, damit Cortana ihn übernehmen und den Job erledigen kann – was sie auch tut. Mit dem Artefakt hebt Silver Team ab. Die tote Makee bleibt zurück.

Zurück auf Reach sehen wir die echte Dr. Halsey wie sie in ihr Tagebuch schreibt. Die Menschheit habe das Ende der Fahnenstange erreicht. Sie wird von einem Assistenten eskortiert, der sie offenbar vom Planeten herunter bringen will. Im Hauptquartier starren Keyes, Parangosky und Miranda auf eine riesige »Wanted: Halsey«-Notiz.

Die Spartaner im Condor lecken ihre Wunden. Kai geht zum Master Chief bzw. »Master Cortana« vorne ins Cockpit und fragt, ob John dort unter dem Helm sei. Der Chief gibt keine Antwort.

Gemeinsam starren sie in die Leere des Alls.

Mehr Zeit für die Spartaner, bitte!

Das Wichtigste zuerst: Kai ist nicht gestorben! Wundervoll. Dennoch hat sie ihre Lektion in Sachen »Helm ab« immer noch nicht gelernt, tut sie es doch auf Halseys Schiff erneut und bekommt von Adun sogleich eine Stange auf den Schädel. Schön ist aber, dass die Serie ein weiteres Mal zeigt, wie agil und schnell die Spartaner sein können – etwas, das in den anderen Bewegtbild-Adaptionen nur selten bis gar nicht zur Geltung kommt (von Halo Legends einmal abgesehen). Auch schön, dass man das Silver Team endlich mal beim Geplänkel erleben kann nachdem alles Unausgesprochene geklärt wurde. Die hormonell bedingte Kühlheit von Vannak und Riz wird dabei von Kai einfach in eine freundliche Kabbelei umgewandelt. Ein netter Moment, davon bitte unbedingt mehr in Staffel 2.

Als Finale: solide

Als finale Episode gestaltet sich »Transzendenz« etwas unbefriedigend. Ja, es gibt diese eine finale Battle-Szene, doch in ihrer Tragweite und Dringlichkeit kommt sie nicht an den Kampf aus Episode 5 heran. Amüsant ist es dagegen, dass der Rat der Propheten – quasi der Rädelsführer des ganzen Krieges – die ganze Zeit über in der Luft schwebend rumchillt und keiner auf die Idee kommt, ihn abzuschießen. Amüsant ist es auch, wenn Cortana davor warnt, dass die Gegner in Wellen kommen – wie in Halos Horde-Modus. Generell kommt hier wieder gutes altes Ego-Shooter-Feeling auf mit so manch nahe gehender Kameraeinstellung. In dieses Feeling mit hinein spielt auch der kurze Einsatz des berühmten »Halo Theme Mjolnir Mix«, der aber so dermaßen von den Soundeffekten überlagert wird, dass man ihn auch hätte weglassen können. Generell zitiert Komponist Sean Callery nur sehr selten die Themen von O’Donnell und Salvatori, den originalen Komponisten der Halo-Soundtracks, und wenn er es tut, dann immer außerordentlich dezent.

Master Cortana

Die Folge schließt mit Halseys Monolog über die Neudefinition des Menschseins. Das, der Titel der Folge und die Eigenheit der Serien-Macher:innen, die Figuren neu zu interpretieren, könnte – wenn die Serie denn radikal genug wäre – in einen wahrlich neue Existenz münden: John bleibt tot und Cortana am Drücker, wie wär’s? Aber dann hätte die Serie ihre einzige Figur, die mit der Blutsväter-Technologie agieren kann, verloren und Pablo Schreiber dürfte in Zukunft nur noch hirntote Gesichter spielen. Also ist das eher unwahrscheinlich. Trotz allem weckt der Ausklang der Folge mit dem wortlosen Closeup des Master Chiefs eher mulmige Gefühle. Eine gewisse Vertrautheit damit kann man jedoch auch nicht leugnen, denn genau so kennt man ihn doch: stumm und starrend. Master Cortana ist mehr Master Chief als Chief selber und es hat nur neun Episoden gebraucht, bis er auf den Plan tritt.

Fazit

Worauf hatte ich noch gleich spekuliert? Staffel 1 endet mit dem Untergang von Reach, dem Tod des Silver Teams und der Entdeckung des Halos? Pustekuchen. Als Abschluss fühlt sich Episode 9 etwas unbefriedigend an. Wenn man zurück blickt, dann scheint von den Figuren lediglich Kwan ein angemessenes Plot-Ende bekommen zu haben; verbunden mit Sieg, Selbsterkenntnis und einem Hinweis auf ihre zukünftige Rolle. Für alle anderen endet die erste Staffel von Halo mit einem gemeinen Cliffhanger (Chief tot?), einigen Fragen (Wo Halsey? Wo Halo? Wie lautet Kais wahrer Name? Doch nicht etwa Kelly?) und dem definitiven Gefühl, dass wir geradewegs auf Staffel 2 zusteuern, auch wenn das vermutlich noch bis ins Jahr 2023/2024 dauern wird – und ich freu mich darauf. Als jemand, der den Großteil der Spiele gespielt, die Filme/Serien geschaut und immerhin zwei Bücher gelesen hat, bin ich wirklich angetan von der Neuinterpretation und sehe keine Probleme dabei, die Serie als Ergänzung zum Halo-Kosmos zu begreifen.

© Paramount+ 

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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