Pretty Little Liars: Original Sin (Staffel 1)

Pretty Little Liars wird wohl auch 2023 noch vielen Serienfreunden ein Begriff sein. Immerhin lief die auf den gleichnamigen Büchern basierende Mystery-Serie zwischen 2010 und 2017 sehr erfolgreich und begeisterte mit verrückten Wendungen. Als 2020 ein Revival namens Pretty Little Liars: Original Sin angekündigt wurde, waren Fans dennoch skeptisch, schließlich endete das Original erst drei Jahre zuvor. Die Serie sollte aber stärker in Richtung Horror gehen und sich vor allem vom Erstling lösen, indem diesmal ganz andere Charaktere mit einer neuen Geschichte im Fokus stehen. Einzige Gemeinsamkeit: Das gemeinsame Serien-Universum und dass es wieder um jemand Unbekannten geht, der sich “A” nennt und fünf Jugendliche quält. Nachdem die Serie bereits 2022 auf dem Streaming-Dienst HBO Max lief, können deutsche Interessierte sie seit Mai 2023 auf RTL+ abrufen. Ob die zehn Episoden umfassende erste Staffel gelungen ist, lest ihr im Folgenden.

 

An Silvester des Jahres 1999 begeht die Jugendliche Angela Waters (Gabriella Pizzolo, Beaches) Selbstmord und erschüttert damit die Kleinstadt Millwood. Zeuginnen dabei sind auch fünf Mädchen, die der verzweifelten Angela zuvor die kalte Schulter zeigten. 22 Jahre nach diesem Vorfall werden nun die Teenager Imogen (Bailee Madison, Meine erfundene Frau), Tabby (Chandler Kinney, Zombies 2: Das Musical), Faran (Zaria Simone, Black-ish), Mouse (Malia Pyles, Baskets) und Noa (Maia Reficco, Kally’s Mashup) von einer unbekannten Person namens “A” terrorisiert. Angeblich sollen sie für die Sünden, die ihre Mütter als Jugendliche begangen haben sollen, leiden. Diese scheinen auch mit Angela Waters Suizid verbunden zu sein. Die unterschiedlichen Mädchen schließen sich deshalb zusammen, um die gemeinsame Bedrohung zu identifizieren und aufzudecken, was ihre Mütter einst mit Angela Waters Suizid zutun hatten …

Fünf gegen A

Originaltitel Pretty Little Liars: Original Sin
Jahr 2022
Land USA
Episoden 10 in Staffel 1
Genre Drama, Mystery, Horror
Cast Imogen Adams: Bailee Madison
Tabby Haworthe: Chandler Kinney
Faran Bryant: Zaria Simone
Minnie “Mouse” Honrada: Malia Pyles
Noa Olivar: Maia Reficco
Karen Beasly: Mallory Bechtel
Kelly Beasly: Mallory Bechtel
Shawn Noble: Alex Aiono
Sidney Haworthe: Sharon Leal
Marjorie Olivar: Elena Goode
Veröffentlichung: 10. April 2023 auf RTL+

Die fünf Protagonistinnen der Serie sind ähnlich wie in Pretty Little Liars sehr unterschiedlich: Imogen schlägt sich als schwangerer Teenager durch die Highschool, Tabby träumt von einem selbstproduzierten Film, Faran ist eine begeisterte Ballet-Tänzerin, Noa eine vorbestrafte Sportlerin und Minnie, genannt “Mouse”, ein zurückhaltendes Mädchen. Alllerdings lernen sich die fünf Hauptfiguren erst dadurch kennen, dass sie alle durch A schikaniert werden und die fiese Mobberin Karen (Mallory Bechtel) verdächtigen, hinter diesem Pseudonym zu stecken. Dass ihre Mütter in der Highschool eine Clique waren, wissen sie nicht. Lediglich Imogen und Tabby kannten sich bereits zuvor und verbindet deshalb eine besonders dicke Freundschaft. Bei den Charakteren fällt auf, dass diese zwar allesamt interessant sind, nach den zehn Episoden aber nicht zu gleichem Maße ausgearbeitet wurden. Um nicht zu sagen, dass speziell Mouse so wenig zutun bekommt und selbst von sich zeigt, dass die Geschichte wohl genauso ohne sie funktioniert hätte. Auch Tabbys ständiges Einwerfen von Filmzitaten wirkt teilweise übertrieben, so als müsse den Zuschauern ins Gedächtnis gehämmert werden, dass sie ja ein Film-Fan ist.

A als präsenter Killer

Während A in PLL teils fast schon übernatürlich wirkte und eigentlich nie so wirklich zu sehen war (maximal verhüllt im charakteristischen schwarzen Hoodie), scheint Original Sin geradezu ein Gegenentwurf zu sein: A ist stets präsent und das auch physisch. Er tritt wie ein typischer Killer aus Horror- und Slasher-Filmen auf, stilecht mit einer Ledermaske, die sein Gesicht verhüllt. Ein wenig erinnert er in seinem Verhalten dabei glatt an den berüchtigten Michael Meyers aus Halloween. Dieser Aspekt hat aber auch Nachteile, so können bestimmte Personen von Anfang an ausgeschlossen werden, wenn A nun einmal groß und stämmig wirkt. Zudem weiß die Enthüllung im Finale, wer denn nun hinter A steckt, nicht zu überzeugen. Zu viele Fragen bleiben offen und einige Handlungsaspekte und Charakterentwicklungen kommen schlichtweg aus dem Nichts. Das ist sehr schade, wird aber womöglich dann in der zweiten Staffel aufgegriffen. Diese wurde nämlich bereits bestätigt und soll den Titel Pretty Little Liars: Summer School tragen.

Angelehnt an Slasher-Filme

Dass der Horror-Einschlag bei Original Sin größer ist als einst bei PLL, wird schnell klar. Bereits die erste Folge endet damit, dass Imogen ihre Mutter blutüberströmt in der Badewanne findet und daraufhin schreiend in bester Horror-Manier aus dem Haus rennt. Trotzdem bleibt das Niveau der Gewalt und des Blutes auf einem mittelmäßigen Niveau, das nicht wirklich heftiger ausfällt als so manche Halloween-Episode von PLL. Dennoch sollte man natürlich mit Jumpscares, gruseligen maskierten Killern und nervenaufreibenden Verfolgungsjagden umgehen können. Insgesamt überzeugt die Handlung, die sich immer wieder mit einigen interessanten Wendungen präsentiert. Insbesondere die Verbindung zwischen A und den Müttern der Protagonistinnen ist stets spannend und auch die zahlreichen Rückblenden zu ihrer Schulzeit mit Angela sind interessant. Neben der Bedrohung durch A widmet sich aber auch Original Sin als Teen-Serie den alltäglichen Problemen der Hauptfiguren, insbesondere wenn es um ihre romantischen oder familiären Beziehungen geht. Innerhalb der zehn Episoden bleibt aber besonders das Liebesdrama noch erstaunlich im Hintergrund, die Plots der Hauptfiguren widmen sich eher anderen (und tatsächlich auch teils recht komplexen bis sehr ernsten) Themen.

Die Handschrift des Riverdale-Produzenten

Selbstverständlich gibt es zahlreiche Referenzen auf die erste PLL-Serie, allerdings nehmen diese angenehmerweise keine Überhand. Es werden Orte der Serie besucht (etwa das ehemalige Radley Sanatorium) und gerade die letzte Episode enthält eine nette Verbindung zu den alten Liars. Interessanterweise werden aber auch die Schwestern der stillen Gnade aus der Stadt Riverdale erwähnt, was heißt, dass die Serie wohl im gleichen Universum wie die ebenfalls von Roberto Aguirre-Sacasa produzierten Serien Riverdale und Chilling Adventures of Sabrina spielen. Ohnehin trägt Original Sin die eindeutige Handschrift des Produzenten: Einige Szenen könnten in ihrer übertriebenen Art glatt aus Riverdale stammen (erfreulicherweise ist sie aber bei weitem nicht so verrückt). Auch spielt sich viel in der Dunkelheit ab, was zwar zur Atmosphäre beiträgt, aber auch etwas anstrengt. Schließlich ist es manchmal schwer, überhaupt zu erkennen, was passiert und selbst alltägliche Szenen scheinen nur allzu häufig in einem Dämmerlicht stattzufinden. Absolut überzeugen können dafür die Schauspielerinnen der Hauptfiguren, insbesondere Mallory Bechtel als die Beasly-Zwillinge, die eine der komplexesten Rollen inne hat und diese mit Bravour meistert. Auch Bailee Madison, die zuvor eher für kleinere Nebenrollen bekannt war, schafft es, die emotional sehr angeschlagene Imogen authentisch zu verkörpern.

Fazit

Pretty Little Liars: Original Sin präsentiert sich in der ersten Staffel als eine spannende und abwechslungsreiche Serie, die einen vielseitigen Charakter-Cast zu bieten hat. Insbesondere, dass sich von der Mutter-Serie gekonnt abgehoben werden kann, zeigt sich als sehr positiv. Dadurch werden alteingesessene Liar-Hasen wie auch Neulinge Spaß haben. Der Ansatz einer an Slasher angelehnten Serie macht Spaß und sorgt für Nervenkitzel, selbst wenn das ein oder andere Logikloch vorhanden ist (wer die Erstlingsserie mochte, dürfte damit aber keinerlei Probleme haben). Besonders die individuellen Geschichten der Charaktere sind gut ausgearbeitet, auch wenn da in der zweiten Staffel definitiv noch Luft nach oben ist. Wer Pretty Little Liars mag und/oder Lust auf ein Mystery-Teen-Drama mit mildem Horror-Einschlag hat, sollte unbedingt reinschauen!

© RTL+

Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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