The Darkest Minds – Die Überlebenden

Auf eines ist Verlass: Romanstoffe für Young Adult-Fantasyfilme gibt es noch zuhauf. Seit dem durchschlagenden Erfolg der Die Tribute von Panem-Reihe drängen jährlich neue Verfilmungen erfolgreicher Jugendbücher in die Kinos. Nicht in jedem Fall gelungen oder von Erfolg gekrönt. Im Schicksal mancher Titel wird eine Fortsetzung auch erst dann eingeplant, wenn sich der erste Film bewähren konnte. Dieses Schicksal erfährt auch The Darkest Minds – Die Überlebenden. Der Pilotfilm adaptiert den ersten Band der Roman-Trilogie von Alexandra Bracken und schreibt sich ein dystopisches Szenario auf die Flagge. Hinzu kommen weitere beliebte Zutaten wie Superkräfte, eine gespaltene Gesellschaft und eine Liebe, die unter den schlimmsten Umständen entsteht. Doch nicht in jedem Fall geht man mit dieser Zutatenliste auf Nummer sicher…

  

Die Welt gerät in Aufruhr als von heute auf morgen immer mehr Teenager beginnen, übernatürliche Kräfte zu entwickeln. Die Regierung sieht sich zum Handeln gezwungen und inhaftiert jene Jugendlichen. Dazu zählt auch die 16-jährige Ruby (Amandla Stenberg, berühmt geworden in der Rolle der Rue in Die Tribute von Panem – The Hunger Games). Ihr gelingt die Flucht aus dem Camp dank der Hilfe einer Ärztin. Als Ruby sich in der Gegenwart deren Freundes nicht sicher fühlt, flieht sie und stößt zu einer Gruppe anderer Teenager, die ebenfalls auf der Flucht sind. Die Reise soll an einen sicheren Ort führen, von dem niemand Näheres weiß. Schon bald wird die Suche von Kopfgeldjägern beeinträchtigt und die Gruppe muss lernen, ihre Kräfte einzusetzen…

Als Fragen getarnte Handlungslücken

Originaltitel The Darkest Minds
Jahr 2018
Land USA
Genre Action, Superpowers
Regisseur Jennifer Yuh Nelson
Cast Ruby Daly: Amandla Stenberg
Liam Stewart: Harris Dickinson
Su: Miya Cech
Chubs: Skylan Brooks
Cate: Mandy Moore
Rob Meadows: Mark O’Brien
Präsident Gray: Bradley Whitford
Clancy Gray: Patrick Gibson
Lady Jane: Gwendoline Christie
Laufzeit 104 Minuten
FSK

Ein wenig Die Tribute von Panem hier, ein wenig X-Men dort, hier etwas Stranger Things, dort noch etwas Maze Runner… Originalität ist nicht die Stärke von The Darkest Minds – Die Überlebenden. Es gibt Filme, die wissen bekannte Elemente aufzunehmen und etwas Neues zu erzählen und dann sind da noch jene wie dieser hier, die von allem etwas haben, nur eben nichts Eigenständiges. Liegt dann noch ein eigentlich recht ausbaufähiges Grundszenario vor, ist das umso ärgerlicher. Wieso werden gezielt Kinder getötet? Warum nur manche von ihnen? Weshalb wusste die Regierung von der sich anbahnenden Katastrophe? Fragen gibt die Handlung zur Genüge auf. Und zwar so viele, dass nur zu häufig der Eindruck entsteht, dass dies nicht etwa ein Mittel ist, um den Zuschauer miträtseln zu lassen, sondern schlicht und ergreifend Logiklücken, die sich unabsichtlich in die Handlung gemogelt haben. Davon gibt es nicht wenige und manche sind so offensichtlich, dass dem Zuschauer auch regelrecht aufs Auge gedrückt wird, dass die Handlung einfach nur mit Scheuklappen auf den Augen nach vorne preschen möchte. Dadurch werden mitunter die offensichtlichsten Fragen nicht einmal angesprochen: Es vergeht viel Zeit, bis in Rubys Gruppe überhaupt mal jemand auf die Idee kommt, Rubys Kräfte zu hinterfragen. Doch das würde nicht funktionieren, sonst wäre viel zu früh bekannt, dass Ruby zur Gruppe der besonders gefährlichen Kinder – den Orangenen – gehört.

Alles schonmal dagewesen

Regisseurin Jennifer Yuh Nelson (Kung Fu Panda 2) lässt nichts unversucht, um in ihrem Film alles unterzubringen, was sich in den letzten Jahren in irgendeiner Form bewährt hat. So ist es überhaupt kein Wunder, dass auch ein Liebesdreieck (ein eher schlechtes als rechtes) seinen Weg in die Handlung findet und das, obwohl einem Teil davon bereits “Bösewicht” auf die Stirn geschrieben steht. Demnach sind auch Enthüllungen klein gehalten. Selbst wenig erfahrene Filmseher werden maximal ein müdes Lächeln für die Twists übrig haben, welche in wirklich keinem Fall als Überraschung zünden können. Also bleibt die berechtigte Frage, mit welchen Stärken The Darkest Minds – Die Überlebenden seine Innovationsarmut kompensieren will. Als Antwort darauf klafft eine erneute Lücke. Weder das Setting, noch die flachen Charaktere können Eindruck schinden. Während sich Ruby wenigstens noch mit einem sympathischen Lächeln durch den Film schlagen kann, sieht es bei ihren Mitstreitern schon wieder ganz anders aus. Diese leisten zwar mit ihren Ethnizitäten und Kräften einen Beitrag für die Diversität, doch ihre Persönlichkeiten bestehen aus nur einer Facette.

 

Abgespeckte und schnell heruntererzählte Version

Selbst Zuschauer, die nicht wissen, dass der Film einem Roman nachempfunden ist, werden das frühzeitig merken. Informationen bleiben aus,  als habe man hier ein paar Seiten übersprungen. Figuren werden in einem Satz eingeführt und sind eben da (wie etwa die Kopfgeldjägerin Lady Jane, bei der sich der Eindruck auftut, als sei das eine etablierte Figur, doch was man von ihr erfährt, hat einen Wert von null). Drehbuchautor Chad Hodge (Wayward Pines) jagt die Gruppe von A nach B ohne erkennbaren Mehrwert und ohne dass dies auf das Finale einzahlt. Schließlich kommt es dann zu einem hübsch inszenierten, aber wenig eindringlichen Showdown. Bis es soweit ist, mäandert die Handlung stets auf höchstem Erzähltempo herum. Immer, wie die Dramaturgie es eben erfordert. Das gilt auch für den Einsatz der Kräfte der Kinder. Entweder müssen sie sich gegenseitig daran erinnern oder sie setzen sie nicht ein, was manche Situation noch viel gefährlicher macht. Passiert endlich etwas, dann immer imposant in Szene gesetzt, aber eben im Gesamten inkonsistent.

The Darkest Minds – Die Überlebenden ist erzähltechnisch geradezu missraten und weist keine Besonderheiten auf. Selbst von den vermeintlichen Highlights einmal abgesehen, sind alle Elemente bekannt und überall schon einmal in spannenderer Form erzählt worden. Das ist schade für den an sich sympathischen Cast, doch ganz ohne eigene Qualitäten wird The Darkest Minds – Die Überlebenden wohl zu den Adaptionen gehören, für die nach dem ersten adaptierten Buch bereits Schluss ist. Das pausenlose auf-Nummer-sicher-gehen drängt sich viel zu stark auf und während der Film um die Gunst des Publikums bettelt, hat er noch nicht einmal Antworten für den inhaltlichen Flickenteppich parat.

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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Ayla
Redakteur
23. August 2020 11:32

Ich hab mir den Film gestern angesehen und muss sagen, dass das echt nichts war. Es würde mich nicht einmal stören, dass sich das Ganze großzügig an anderen populären Werken bedient, wenn denn die Umsetzung gut wäre, aber das ist sie leider gar nicht.

Zunächst stören mich die vielen Logiklücken. Keine Ahnung, ob das in der Romanvorlage vielleicht geklärt wird, aber hier jedenfalls nicht. Wie hat es Ruby geschafft, sechs Jahre lang nicht als Orangene aufzufallen? Die werden doch wohl regelmäßige Tests/Scans machen, um die Entwicklung der Fähigkeiten oder sowas zu überprüfen. Mir scheint es mehr als unrealistisch, dass da sechs Jahre niemand darauf kommt, zumal Ruby als Grüne ja auch hochintelligent sein müsste, das muss doch auch jemandem auffallen. Auch die Aussage, dass es gar keine Kinder mehr geben würde, irritiert mich. Es sind sechs Jahre vergangen und seitdem wurde kein Kind geboren? Also wenn nicht auf einmal alle Menschen unfruchtbar sind, halte ich das für Quatsch, selbst wenn die Regierung die Geburt von Kindern unterbinden würde, würde es welche geben, wenn auch im Geheimen.

Dann das dumme Liebesdreieck. Wieso brauchen solche Geschichten immer ein absolut unnötiges Liebesdreieck? Schon die Romanze zwischen Ruby und Liam war in meinen Augen echt unglaubwürdig und Rubys anderer “Kandidat” hatte den Bösewicht schon auf die Stirn geschrieben, aber sie schöpft natürlich nicht einmal Verdacht … Ich wünschte man hätte die Laufzeit dafür lieber in ein wenig Charakterisierung gesteckt, mir waren die Figuren nämlich total egal.

Ich mag die Grundidee, also gebe ich vielleicht dem Roman mal eine Chance, aber die Verfilmung hat mich schon dezent abgeschreckt.