Die Zeit am Abgrund
Wenn ein Mangaka den Nerv einer ganzen Generation trifft, dann Asano Inio (Solanin), mit Jahrgang 1980 selbst in Generation Y geboren. In seinen Titeln geht es nicht nur um das Erwachsenwerden und die Ansprüche, die plötzlich an einen gestellt werden, sobald man das Jugendalter verlässt. Auch Orientierung im Berufsalltag und fehlendes Vorankommen im Leben sind Motive, die seine Werke begleiten. Im August 2018 veröffentlichte Tokyopop eines seiner bislang düstersten Werke. Die Zeit am Abgrund liest sich so hautnah, als wäre es beinahe biografisch.
Der Mangakünstler Kaoru Fukazawa hat den Durchbruch geschafft. Seine Serie konnte sich über Jahre hinweg in der Gunst der Leser halten und kommt nun zu einem Ende. Damit schwindet nicht nur eine Jahre lang aufgebaute Routine, sondern eine Leidenschaft. Völlig ausgezehrt und ohne Struktur im Leben lebt er in den Alltag hinein. Längst ist er in einem schwarzen Loch angekommen, das ihn dazu zwingt, seine eigene Existenz zu hinterfragen. Gefangen in der Depressionsspirale beginnt er sich auch immer stärker von seiner Frau zu distanzieren, welche selbst kaum Zeit für die Ehe findet. Dass sie als Manga-Redakteurin erfolgreich ist, macht es ihm nicht leichter. Der Sog wird immer tiefer…
Entzauberte Generation
Originaltitel | Reiraku |
Jahr | 2017 |
Bände | 1 |
Genre | Drama |
Autor | Inio Asano |
Verlag | Tokyopop (2018) |
Die Zeit am Abgrund ist intensiv, empathisch und schonungslos. Genau so wie auch Asanos andere Titel Gute Nacht, Punpun oder Solanin, deren Hauptfiguren gezwungen werden, sich einer ungeschönten Realität zu stellen. Die Hauptfigur Kaoru ist Opfer der Spielregeln der eigenen Branche, welche mit der Persönlichkeit des Mannes kollidieren. Das Feedback in sozialen Medien ist maßgebend und das Wort des Verlags Gesetz. Dafür knechtet das Talent, dessen misantropisches Wesen früher oder später zusammenbrechen muss.
Pessimistisches Lebensbild als Reaktion auf unerfüllte Träume
Manchem Leser wird sich ein neues Bild eröffnen, das geprägt ist von Abscheu und Mitgefühl. Denn arbeiten in der Mangaszene ist oftmals brotlose Kunst, die den Zeichner physisch wie psychisch an seine Grenzen bringt. In Kaorus Fall sogar so sehr, dass das Beben sein Privatleben erfasst.
Fazit
Die Zeit am Abgrund ist bewusst schwere Kost. Die ernste Thematik liest sich, als würde Asano Inio aus dem eigenen Leben als Mangaka berichten und ein Stück weit auch persönliche Erlebnisse in dem Oneshot verarbeiten. Geschichten über die Manga-Industrie und Hintergründe zu einem Leben als Zeichner sind rar. Deshalb ist Die Zeit am Abgrund vor allem jenen Lesern empfohlen, die Titel wie Poison City mögen oder ohnehin bereits Asano-Fans sind.
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