Jumanji: The Next Level

Als Sony 2017 seine Neuauflage des Klassikers Jumanji ausgerechnet im Weihnachtsgeschäft gegen Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi ins Rennen schickte, rechnete niemand Jumanji: Willkommen im Dschungel große Chancen ein. Schließlich gilt das Original mit dem verstorbenen Robin Williams als moderner Klassiker und in der Regel rührt man solche besser nicht an. Doch unerwarteterweise traf der Film sowohl bei Kritikern als auch dem Publikum einen Nerv und spielte weltweit rund 960 Millionen US-Dollar ein. Ein sensationeller Erfolg, der ein Sequel zur reinen Formsache macht. Erneut mit Regisseur Jake Kasdan und dem bewährten Cast an Bord wurde kurzerhand Jumanji: The Next Level aus dem Hut gezaubert. Nun stellt sich die große Frage, ob es sich um einen klassischen Schnellschuss handelt oder die Fortsetzung an die Qualität des Vorgängers anzuknüpfen weiß.

     

Ein Jahr ist vergangen, seitdem Bethany (Madison Iseman, Riot Girls), Martha (Morgan Turner, Wonderstruck), Fridge (Ser’Darius Blain, Charmed) und Spencer (Alex Wolff, Hereditary – Das Vermächtnis) ein lebensgefährliches Abenteuer in dem Videospiel “Jumanji” erlebten. Seitdem ist viel passiert und Spencer hat sich immer weiter von der Gruppe und damit auch von Martha, mit der er nach dem Abenteuer zusammenfand, entfernt. Beim weihnachtlichen Besuch seiner Großeltern schraubt Spencer spontan an der alten Konsole herum und verschwindet plötzlich in dem Videospiel. Schließlich kommen seine Freunde dahinter und versuchen Spencer aus dem Spiel zu retten. Doch das kaputte Spiel hat sich verselbstständigt und lässt sie nicht mehr selbst ihre Avatare auswählen. Außerdem werden Spencers Opa Großvater Eddie (Danny DeVito, Dumbo) und dessen ehemaligen Geschäftspartner Milo (Danny Glover, Lethal Weapon) nach Jumanji befördert. Doch nicht nur von Spencer fehlt jede Spur: Auch Bethany erwacht nicht mit den anderen zusammen. In den Körpern der Spielfiguren Dr. Smolder Bravestone (Dwayne Johnson, Skyscraper), Ruby Roundhouse (Karen Gillan, Guardians of the Galaxy), Shelly Oberon (Jack Black, School of Rock) und Mouse Finbar (Kevin Hart, Ride Along) macht sich die neu zusammengewürfelte Truppe auf eine Reise, die sie weit über den Dschungel hinausführen wird …

Ich bin jetzt du

Originaltitel Jumanji: The Next Level
Jahr 2019
Land USA
Genre Action, Komödie
Regie Jake Kasdan
Cast Martha: Morgan Turner
Bethany: Madison Iseman
Fridge: Ser’Darius Blain
Spencer: Alex Wolff
Milo: Danny Glover
Eddie: Danny DeVito
Dr. Smolder Bravestone: Dwayne Johnson
Mouse Finbar: Kevin Hart
Ruby Roundhouse: Karen Gillan
Shelly Oberton: Jack Black
Laufzeit 123 Minuten
FSK
Seit dem 23. April 2020 im Handel erhältlich

Die Wiederbelebung des Jumanji-Franchises brachte nicht nur zwei Filme, sondern ein eigenes Videospiel (JUMANJI: Das Videospiel) mit sich. Und auch nach dem zweiten Teil sieht es so aus, als sei hier noch lange nicht Schluss. Theoretisch – und das stellt The Next Level unter Beweis – lässt sich die Geschichte auch mit anderen Spielern und Avataren erzählen, sodass keinerlei Abhängigkeit zwischen Drehbuch und der Verpflichtung der einzelnen Schauspieler besteht. Doch darum muss sich der zweite Teil keine Gedanken gemachen: Das gesamte achtköpfige Ensemble des Vorgängers kehrt in seine Rollen zurück. Oder besser gesagt: In den Film, denn zumindest die Zugehörigkeiten zwischen Spielern und Avataren wurde dieses Mal gehörig auf den Kopf gestellt, was frischen Input in die Handlung bringt, aber auch dem Zuschauer weitere Möglichkeiten offenbart. Das bringt eine Menge Spaß mit sich, aber auch die eine oder andere Ungereimheit.

Schwerpunkt Generationenkonflikte

Die Gruppe startet zunächst mit zwei Teenagern und zwei Großvätern. Generationenkonflikte scheinen somit vorprogrammiert und bilden die Grundlage von Jumanji: The Next Level. Dabei wird eine Generation, die nicht mit Videospielen groß wurde, durch den Kakao gezogen. Eine große erzählerische Schwäche wirft die Frage auf, warum zwei Teenager, die bereits einmal in Jumanji waren, sich so lange Zeit lassen müssen, um die beiden neuen Mitstreiter in das Spiel einzuführen. Da sorgt das Drehbuch für einige Gags auf Kosten der Logik, denn bis Eddie und Milo endlich davon erfahren, dass sie gerade einmal drei Versuche (Leben) besitzen, befindet sich die Gruppe bereits in der ersten großen Gefahrensituation. Auch auf die individuellen Fähigkeiten wird vergleichsweise spät eingegangen, sodass die berechtigte Frage aufkommt, wie solche Schlüsselinformationen unter den Tisch fallen können. Wichtige Fakten dürfen nicht erst dann zur Sprache kommen, wenn die Dramatik sie einfordert, sondern sollten im Sinne der Nachvollziehbarkeit der Figuren frühzeitig fallen. Auch für die neu hinzugekommenen Fähigkeiten der einzelnen Avatare hat die Handlung keine zufriedenstellende Erklärung. Das ist jetzt eben so.

Garantierter Einfallsreichtum

Die Geschichte lässt keine Verschnaufpausen aufkommen: Routiniert und dynamisch wird eine Gefahrensituation nach der nächsten abgeklappert, neue Mitstreiter stoßen hinzu und dümmliche NPCs leiern ihren programmierten Text herunter. Die Actionszenen fallen noch rasanter als im ersten Teil aus und machen auch effekttechnisch einiges her. Somit lässt sich gar nicht direkt sagen, ob nun die Begegnung mit einer wilden Straußenherde in der Wüste oder der Hängebrückenpark das größere Highlight darstellt. Es bleibt abwechslungsreich, wofür unterschiedliche Zonen und Gefahrensituationen sorgen. Diese lassen sich im Grunde auch x-beliebig zusammenstecken. Jumanji: The Next Level rennt nicht in die Gefahr, Abschnitte durch große Erklärungen überbrücken zu müssen. Der Start ergibt sich von selbst, das Ziel ergibt sich durch das Briefing (wieder einmal muss das Juwel gefunden werden, was auch sonst) und der Weg dorthin kann durch abwechslungsreiche Schauplatz- und Gefahrenmodule angereichert werden. Ein simples, aber routiniert funktionierendes Konzept, welches sich im zweiten Teil noch nicht abgenutzt hat.

Diebische Verstärkung

Das größte Ass im Ärmel holt Regisseur Jake Kasdan erst in der zweiten Hälfte hervor: Rapperin Awkwafina (Ocean’S 8) in der Rolle der Diebin Ming. Ming bringt frischen Wind in die Gruppe, deren Witze schneller beim ersten Teil ausgeschöpft sind. Vor allem Eddie und Milo haben bis zu diesem Zeitpunkt zur Genüge bewiesen, dass alte Menschen scheinbar schwer von Begriff sind, nur an alten Zeiten festhalten können und sich nach früheren Zeiten sehen. Der neue Schwung durch Ming sowie die aufkommende Möglichkeit, untereinander Rollen tauschen zu können, retten den Film davor, sich in repetitiven Szenen zu verlieren. Davon einmal abgesehen glänzen sämtliche Akteure mit einer beispiellosen Spielfreude und besonders Jack Black sowie Karen Gillan bekommen noch mehr Präsenz zugesprochen, welche die Figuren beider Darsteller für sich nutzen können. Aus dem Ensemble der realen Charaktere spielen Danny DeVito und Danny Glover den Jungcast binnen kurzer Zeit regelrecht an die Wand. Ihre kauzigen Charaktere treffen mitten ins Herz, insbesondere weil ihre agilen Fähigkeiten in Verbindung mit den neuen Avataren wieder zurückkehren, was zu einem dementsprechend großen Thema wird. Schnell vergessen ist hingegen wieder der Bösewicht Jürgen, prominent mit Rory McCann (Game of Thrones) besetzt.

Fazit

Trotz Kritikpunkten bewegt sich Jumanji: The Next Level mindestens auf demselben Niveau wie seine Vorgänger und legt in Hinblick auf die Actionszenen sogar noch zwei Schippen drauf. In einer Zeit, in der klassischen Abenteuerfilme kaum noch ins Kino kommen, nimmt das Franchise damit eine kaum noch umkämpfte Nische ein, um sich mit dem zweiten Teil dort zu etablieren. Man muss fairerweise sagen, dass Teil 2 viel Herz durch den Themenmix Altertum und Nostalgie erhält. Dieses Kernthema zieht sich durch den gesamten Film, sodass ein dritter Teil unbedingt frische Impulse benötigt. Die Geschichte um die verlorene Freundschaft zwischen Eddie und Milo besitzt nämlich bei Weitem mehr Strahlkraft als das Auseinanderleben des Teenager-Quarttets.

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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