In Darkness

Selten sind blinde Menschen in Filmen ohne Grund blind. Entweder sie verfügen über ein besonders gutes Gehör, was ihnen ein paar Vorteile verschafft (Julia’s Eyes), überwinden Oberflächlichkeiten (Die geheimen Farben der Liebe) oder sind besonders widerspenstig (Warte bis es dunkel wird). Selten stellen sie auch mal eine Gefahr mit Handicap dar (Don’t Breathe). In Anthony Byrnes Thriller In Darkness trifft alles davon ein wenig zu. Game of Thrones-Star Natalie Dormer schlüpft nicht nur in die Rolle der Hauptfigur, sondern war auch ausführende Produzentin und am Drehbuch beteiligt. Was auf den ersten Blick nach einem Horrorfilm aussehen mag, schlägt allerdings eine völlig andere Richtung ein…

Die blinde Pianistin Sofia (Natalie Dormer) mag zwar nichts sehen können, besitzt jedoch einen besonders ausgeprägten Hörsinn. So wird sie Zeugin eines Streits in der Wohnung über ihr, wo es laut zugeht. Wenige Sekunden später stürzt ihre Nachbarin Veronique (Emily Ratajkowski, We are your Friends) aus dem Fenster. Die Polizei ist ratlos und kann kaum glauben, dass Sofia angibt, nichts mitbekommen zu haben. Dieser Zwischenfall sorgt dafür, dass die Blinde selbst Nachforschungen anstellt. So gelangt sie in die Londoner High Society, wo sie auf Veroniques Vater Radic (Jan Bijvoet, The Broken Circle) trifft, der noch vom Krieg in Jugoslawien Blut an den Händen kleben hat. Außerdem verfolgt plötzlich der geheimnisvolle Marc (Ed Skrein, Deadpool) Sofia… Steckt die Pianistin etwa doch tiefer in den Verstrickungen als gedacht?

Orientierung durch Bild und Ton

Originaltitel In Darkness
Jahr 2018
Land USA
Genre Suspense-Thriller
Regisseur Anthony Byrne
Cast Sofia: Natalie Dormer
Veronique: Emily Ratajkowski
Marc: Ed Skrein
Alex: Joely Richardson
Radic: Jan Bijvoet
Laufzeit 100 Minuten

Ganz im Sinne von Sofias Erblindung unterstreicht In Darkness das Spiel mit den Sinnen. Visuelle und akustische Spielereien dominieren den Film und lassen den Zuschauer tiefer in Sofias Leben eintauchen. So finden etwa etliche Szenen bei Nacht oder in Dunkelheit statt. Eine Liebesszene mit völliger Sinnesgleichheit prägt den Film ebenso wie Schattenspiele, gedimmte Zimmerbeleuchtungen und geheimnisvolle Farbgebungen in Schlüsselszenen. Auf der Hörebene spielt der Film ein überschärftes Sounddesign aus und natürlich spielt die musikalische Untermalung eine ganz besondere Rolle. Unter diesem Stern zieht In Darkness alle Register, um zu unterstreichen, dass Bild- und Tonsprache besonders bedächtig produziert wurden. All diese Einwürfe sorgen für eine gewisse Orientierung in Soafias Leben, auch auf der Meta-Ebene.

Dick aufgetragen

Wer In Darkness völlig ohne Kenntnisse über den Inhalt sieht, wird frühzeitig davon abrücken, einen Horrorfilm zu erwarten. Bei der Produktion handelt es sich um einen Suspense-Thriller, wie er im Buche steht. Spannung entsteht dann, wenn sich Sofia etwa durch die Wohnung bewegt und ihr Gegenüber ohne ihr Wissen nur einen Atemhauch von ihr entfernt ist. Solche Szenen sind die Höhepunkte des Films, denn sonst verfolgt die Handlung einen krimiartigen Subplot, welcher unspektakulärer nicht sein könnte. Dabei fallen die überkonstruierten Ereignisse ebenso negativ auf wie die überzeichneten Figuren. Abgesehen von Sofia lassen sich alle Figuren schnell in ein bekanntes Schema einsortieren und brechen dort auch nicht mehr aus. Letztlich geht das alles zu Lasten der Glaubwürdigkeit und das gewollte Kuddelmuddel erweist sich als laues Lüftchen.

One Woman Show

Für Natalie Dormer stellt In Darkness die erste Drehbuch- und Produktionsarbeit dar. Ihre Darstellung warf einige Vorwürfe in sozialen Medien auf. Nicht nur tauchte die Frage auf, weshalb eine blinde Figur von einer sehenden Schauspielerin gespielt wird. Auch Vorwürfe, die Schauspielerin wolle mit einer Sexszene Zuschauer anlocken, machten die Runde, was von Dormer bestritten wird. Über In Darkness schwingt zudem das Stigma, dass es sich hierbei um ein Eitelkeitsprojekt Dormers handle, um sich von einer neuen Seite zu zeigen. Ohnehin stand die Konzeptionsphase unter einem schlechten Stern. Wie Dormer verriet, kam es beim Schreiben zu häufigen Streitereien mit ihrem Co-Autoren Anthony Byrne, der gleichzeitig ihr Verlobter ist. Ihre Darstellung der blinden Sofia überzeugt allerdings in Mimik und Gestik. Es ist das Drehbuch, das verhindert, dass man ihr die Rolle abnimmt, da Sofias Fähigkeiten in vielerlei Hinsicht so stark ausgeprägt sind, dass ihre Blindheit sie nur dann beeinträchtigt, wenn die Dramaturgie es erfordert, doch sonst eben nicht.

In Darkness könnte die Definition eines mittelprächtigen Suspense-Thrillers sein. Die Blindheit der Protagonistin ist die einzige Komponente, die den Film inhaltlich aus der Masse hervorhebt. Davon einmal ab erweist sich der Film im weiteren Verlauf als immer unübersichtlicher und konstruierter, gleichzeitig aber selten glaubhaft. Das lässt das Ergebnis umso flacher wirken. So kann einzig Natalie Dormer gelegentlich positiv auffallen.

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Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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