Happy Deathday 2U

Nicht einmal ein Jahr war nach Happy Deathday vergangen, als Jason Blum im August 2018 verkündete, dass die Fortsetzung bereits abgedreht sei. Bei einem Einspielergebnis von 125 Mio. US-Dollar zu einem Produktionsaufwand von 5 Mio. US-Dollar ist es nachvollziehbar, dass die Blumhouse-Schmiede nicht lange fackelte. Der Anspruch war allerdings ein anderer, als einfach nur einen Aufguss des Vorgängers auf die Beine zu stellen: Das Sequel mit dem cleveren Titel Happy Deathday 2U verlässt die bisherigen Horrorgefilde weitgehend, um sich als Science-Fiction-Komödie neu zu erfinden.

  

Tree Gelbman (Jessica Rothe, Lights Out) hat sich wohl zu früh gefreut. Nachdem sie ihre Mitbewohnerin als Mörderin identifizieren und aus dem Fenster stoßen konnte, schien der Zeitschleifenfluch zunächst gelöst zu sein. Doch dann stellt sich heraus, dass Carters (Israel Broussard, To All the Boys I’ve Loved Before) Mitbewohner Ryan (Phi Vu, Preacher) fortan jeden Tag aufs Neue erlebt. Tree und Carter sind alarmiert. Schließlich hat Tree den ganzen Ärger gerade hinter sich. Eine Erklärung scheint zunächst schnell gefunden: Ryans überambitioniertes Wissenschaftsprojekt ist geradezu revolutionär…

Mehr Substanz für die Handlung, mehr Entwicklung für die Hauptfigur

Originaltitel Happy Deathday 2U
Jahr USA
Land 2019
Genre Komödie, Science-Fiction
Regisseur Christopher Landon
Cast Tree Gelbman: Jessica Rothe
Carter Davis: Israel Broussard
Ryan Phan: Phi Vu
Samar Gosh: Suraj Sharma
Andrea ‘Dre’ Morgan: Sarah Yarkin
Danielle Bouseman: Rachel Matthews
Lori Spengler: Ruby Modine
Laufzeit 100 Minuten
FSK

Christopher Landon (Scouts vs. Zombies) ist erneut als Regisseur an Bord, um das umzusetzen, was Fans von einer guten Fortsetzung erwarten: in die Fußstapfen des Vorgängers zu treten. Mit frischen Ideen, aber ohne den eigenen Kern zu verlieren. Dieses Kunststück gelingt Happy Deathday 2U ohne Anlaufschwierigkeiten. Zwar haben wir es weiterhin mit einer Jagd nach dem Mörder zu tun, doch das verläuft eigentlich völlig nebensächlich. Viel spannender ist das, was im ersten Teil nur angerissen wurde: das Ausloten der Möglichkeiten. Eine Gelegenheit, Fehler zu korrigieren und mögliche Konsequenzen auszutesten. Denn wie sich herausstellt, existiert mehr als nur ein Verlaufspfad der Realität und was in der einen Verzweigung der Geschichte glattgeht, kann in einer anderen schon anders aussehen. Das funktioniert prima, denn Tree bekommt dadurch spürbar mehr Profil verliehen und stellenweise wird der Film erstaunlich emotional. Kenner der ersten Teils werden gleichzeitig eine Menge Szenen wiedererkennen, welche um spannende neue Facetten bereichert werden.

Ein Team sollst du bekommen

Was ebenfalls zu den neuen Mechanismen zählt: Happy Deathday 2U ist ein Ensemblefilm, keine One-Woman-Show mehr. Vergleichbar mit der Entwicklung der Mission: Impossible-Reihe, hat die Protagonistin nun ein Team hinter sich. Da sind Carter und Ryan, die permanent mit ihr auf der Suche nach des Rätsels Lösung sind. Völlig im Hintergrund aktiv bleiben die beiden grauen Eminenzen Andrea (Sarah Yarkin, The Good Place) und Samar (Suraj Sharma, Pi in Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger), die immer dann aushelfen dürfen, wenn sie gerade benötigt werden. Auch die Nebenfiguren erhalten weit mehr Screentime, so etwa Trees Mitbewohnerin Lori (Ruby Modine, Shameless) und Gegenspielerin Danielle (Rachel Matthews). Das alles erweckt die Erzählwelt von Happy Deathday 2U zum Leben und lässt sie ähnlich eigenständig wie Detention – Nachsitzen kann tödlich sein aussehen. Ohnehin haben beide Filme eine Menge gemeinsam, sodass kaum noch eine Erinnerung daran bleibt, dass der erste Teil noch als Versatzstück eines Slashers á la Scream startete.

Spaßiger Anything-goes-Trip mit viel Unsinn

Wieviel Vergnügen das Schreiben des Drehbuchs und die Produktion machten, sieht man dem Film an. Ein paar Tritte weniger auf das Spaßpedal wären an einigen Stellen sogar auflockernder gewesen (Stichwort “Blindenszene”), wodurch der Humor nur allzu erzwungen und infantil wirkt. Und so verzettelt man sich auch mit den dramatischen Momenten immer wieder mal. Es ist, als hätte man einem Kind einfach nicht gesagt, wann Schluss mit lustig ist. Auch das fröhliche Zitieren innerhalb der Popkultur will einfach kein Ende finden. Besonders prominent sind Zurück in die Zukunft sowie Und täglich grüßt das Murmeltier. Happy Deathday 2U haut einfach so sehr auf die Kacke, dass wir es nicht nur mit einem Zeitschleifen-, sondern gleichzeitig einem Zeitsprungfilm zu tun haben. Horrorfans werden wenig Verständnis für diese (falsche) Abbiegung haben und sollten sich daher zweimal überlegen, ob sie sich den Klamauk wirklich geben möchten.

Fazit

Happy Deathday 2U ist von Anfang bis Ende überfrachtet mit Ideen, wahnwitzig gestaltet und in einem irre hohen Tempo erzählt. Die große emotionale Wucht ist jedoch trotz familiärer Backstory nie so richtig vorhanden. Das macht allerdings nichts, denn das spielfreudige Ensemble, die Weiterentwicklung des Schauplatzes Bayfield University und seiner Figuren, sowie der immense Ideenreichtum tragen die Geschichte locker bis zum Ende. Nur die Jagd nach dem Mörder könnte kaum uninteressanter sein: Wenn diesem schließlich die Maske abgenommen wird, interessiert das schon gar nicht mehr. Freunde des ersten Teils werden die Kontinuität allerdings lieben.

 

Zweite Meinung:

Sequels erfolgreicher bzw. als gut befundener Filme sind immer eine Klasse für sich. Entweder sind die eigenen Erwartungen an die Fortsetzung unermesslich hoch oder man weiß von vorneherein, das eine Fortsetzung zum Scheitern verurteilt ist. Bei Happy Deathday 2U, welcher mit einem gut gewählten Titel vielversprechend erscheint, erlebt man ein gefühlt permanente Achterbahnfahrt diesbezüglich. Inhaltlich orientiert sich das Ganze am ersten Teil, wobei hier im Gesamten nur ein paar neue Zweige der bisherigen Story hinzugefügt wurden, um dem Ganzen einen anderen Drive zu verpassen. Man könnte hier wiederholt meinen, Und täglich grüßt das Murmeltier trifft auf eine nicht ganz so stumpfe Version der Scary Movie-Reihe. Der Film bringt durchaus seine witzigen Momente mit sich, dennoch wird es schnell recht anstrengend, hinterherzukommen, wenn zu gehäuft Plot auf Plot folgt. Schauspielerisch sind keine großen Glanzleistungen dabei, wobei auch hier ganzheitlich alle Rollen angenehm besetzt wurden. Leider ist mir persönlich der Slasher-Aspekt des Ganzen nicht ausreichend erkennbar, sodass ich das ganze eher als Zeitschleifen-Komödie betiteln würde.

© Universal Pictures

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
guest
1 Kommentar
älteste
neuste beste Bewertung
Inline Feedbacks
View all comments
Misato
Redakteur
13. Juni 2019 15:34

Ich liebe Tree Gelbman. Sie hat sich schon mit dem ersten Teil eines festen Platz in meinem Herz voller Final Girls gesichert. Deshalb war ich begeistert, dass ein zweiter Teil kommt und es war mir erstmal egal, wie das überhaupt aussehen soll. Vom Endergebnis bin ich begeistert, was aber auch daran liegt, dass Happy Deathday 2U einem für mich maßgeschneiderten Film sehr nahe kommt. Meine Lieblingsgenres sind schließlich Science-Fiction und Horror. Zwei Genres, die man sowohl ernst als auch humoristisch angehen kann. Auf der einen Seite der Skala ist Alien und auf der anderen für mich nun HDD2U.

Tree hat sich im ersten Film schon entwickelt und ihre weitere Reise gefällt mir. Da ich sehr anfällig für Mutter/Tochter-Szenarios bin, hat mich die emotionale Seite der Erzählung dann auch erwischt. Die Änderungen in dieser parallelen Welt sind interessant und ich bin froh, dass auch Trees Verbindungsschwestern einbezogen werden.

Eigentlich jammern doch so viele Leute immer rum, dass Fortsetzungen zu sehr wiederkäuen und sich nichts trauen würden. Da, bitte, hier ist ein Film der es wagt neue Wege zu gehen. Und schon wird an vielen Stellen extrem gemeckert. (Genauso wie viele Zuschauer sich über “Vorhersehbarkeit” beklagen, obwohl Twists aus dem Nichts und wirre Plots absolutes Gift sind. Meckern des meckerns wegen ist leider noch immer in.)

Es gibt leider manche Momente, wo der Humor zu sehr in wenig gelungenen Slapstick driftet. Trifft es gut es hier mit dem Kind ohne Grenzen zu beschreiben. Dem kann ich zustimmen. Ich hoffe einfach trotz allem, dass wir den dritten Teil auch noch zu sehen bekommen, der im Kopf von Jason Blum rumschwirrt. Eigentlich müsste nach dem Timeloop und der Parallelwelt (die ein what-if darstellt) jetzt ein Bodyswap folgen. Der einzige Nachteil daran ist, dass ich Jessica Rothes Mimik als Tree vermissen würde und wer soll die so gut hinbekommen?