Beim Leben meiner Schwester
Ob man von Titanic emotional mitgerissen werden muss, darüber kann man sich streiten. Nicht jeden rühren Romanzen zu Tränen. Anders sieht das da mit menschlichen Dramen aus. Will der Tod ein Familienmitglied aus der Mitte reißen, geht das schon stärker an die Substanz. Noch schwieriger als der Verlust eines Elternteils ist es, wenn ein junges Leben einer tödlichen Krankheit zum Opfer fällt und die Chancen auf Rettung beinahe ausweglos sind. In der Adaption des Bestseller-Romans Beim Leben meiner Schwester liegt eine Lösung nahe, doch diese überschreitet ethische Grenzen. Dadurch entstehen bei dem betroffenen Zuschauer eine Menge Fragen. Und gleichermaßen trifft der Tearjerker mitten ins Herz.
Das Ehepaar Sara (Cameron Diaz, The Counselor) und Brian Fitzgerald (Jason Patric, Wayward Pines) erfährt, dass ihre Tochter Kate mit nur zwei Jahren an Leukämie erkrankt ist. Als Spender kommen weder sie selbst, noch ihr Sohn Jesse (Evan Ellingson, Letters From Iwo Jima) in Frage. Deswegen entscheiden sie sich dafür, ein drittes Kind zu bekommen. Dieses ist genetisch auf Kates Bedürfnisse abgestimmt und stammt aus dem Labor. Während der Krebs bei Kate (Sofia Vassilieva, Hurt) voranschreitet und immer wieder zurückkehrt, dient ihre künstliche Schwester Anna (Abigail Breslin, Little Miss Sunshine) fortan als Ersatzteillager. Als sie elf Jahre alt ist, beginnt sie sich plötzlich zu weigern, da sie nicht möchte, dass über ihren Willen hinweg bestimmt wird, was mit ihrem Körper geschieht. Als Sara von Anna die Spende einer ihrer Nieren verlangt, sucht Anna einen Anwalt auf. Campbell Alexander (Alec Baldwin, A Star is Born) soll ihre medizinische Unabhängigkeit vor Gericht einklagen. Damit wird die Familie vor eine noch größere Herausforderung gestellt…
Leben oder sterben?
Originaltitel | My Sister’s Keeper |
Jahr | 2009 |
Land | USA |
Genre | Drama |
Regisseur | Nick Cassavetes |
Cast | Anna Fitzgerald: Abigail Breslin Kate Fitzgerald: Sofia Vassilieva Sara Fitzgerald: Cameron Diaz Brian Fitzgerald: Jason Patric Jesse Fitzgerald: Evan Ellingson Kelly: Heather Wahlquist Campbell Alexander: Alec Baldwin |
Laufzeit | 109 Minuten |
FSK |
Jodi Picoults gleichnamiger Bestseller (2004, seit 2006 auf deutsch im Piper Verlag erhältlich) diente zur Verarbeitung eigener Erfahrungen mit Krebs. Die Autorin (u.a. Wonder Woman) zog ihre eigene Situation als Basis für die Geschichte heran. Ihr erkrankter Sohn erschien ihr viel optimistischer und fröhlicher als die Betroffenen um ihn herum, was Picoult für die Figur Kate inspirierte. Gleichzeitig baute sie eine damals brandaktuelle Thematik ein: Das Retortenbaby. Gleich doppelter Zündstoff für den Roman, dessen filmische Umsetzung dadurch doppelt so stark wirkt. Wenn auf der einen Seite Kate steht, die zu sterben droht, und auf der anderen Seite Anna, die sie zwar retten könnte, aber selbst nicht mehr für Operationen zur Verfügung stehen möchte, tut sich ein ethisches Dilemma auf. Der Zuschauer wird plötzlich zum Betroffenen, denn was ist hier richtig und was ist falsch? Darf eine 11-jährige eine solche Entscheidung treffen, wenn die Eltern anderes mit ihr vorhaben und das zu einem ganz persönlichen Zweck?
Schwere Kost aus unterschiedlichen Perspektiven
Der Film wird unchronologisch und aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Er beginnt mit Anna, die von ihrem Schicksal als künstlich erzeugtes Kind erzählt. In Rückblenden erfahren wir von der Entwicklung der beiden Schwestern, aber auch dem Umgang der anderen Familienmitglieder mit der Situation. Dabei erzählt die Geschichte nicht fortwährend nur von Kate, sondern macht auch Schlenker nach links und rechts. Diese sind zwar meist rührend erzählt, manchmal aber auch dick aufgetragen.
Starke Leistung der Kinderdarsteller
Ursprünglich waren Elle und Dakota Fanning für die Rollen von Anna und Kate vorgesehen. Allerdings lehnte Dakota Fanning es ab, ihre Haare für die Rolle der Kate abzurasieren. So wurden die Rollen schließlich an die weniger bekannte Sofia Vassileva sowie Abigail Breslin, die kurz zuvor mit Little Miss Sunshine einen Erfolgsfilm verbuchen konnte, engagiert. Abigail Breslin brilliert sowohl in ernsthaften als auch komödiantischen Szenen. Die Rolle der informierten Elfjährigen steht ihr auf den Leib geschrieben. Vassilieva mimt eine sympathische Kate, bei der insbesondere ihr Äußeres in Erinnerung bleibt. Eine liebenswerte Persönlichkeit, die von innen heraus viel Wärme ausstrahlt. Kritischer wird es bei der aufgesetzten Figur Sara. Cameron Diaz versucht zwar alles aus der energischen Mutter herauszuholen, trägt stellenweise jedoch zu dick auf. Sara nimmt man die Löwenmutter ab, doch insbesondere mit Bezug auf Anna sammelt sie kaum Sympathiepunkte. Eher blass bleiben drehbuchbedingt die anderen Figuren.
Fazit
Beim Leben meiner Schwester ist einer jener Filme, in dem die Tränen wie von selbst fließen. Das geschieht mal auf natürliche, mal auf beinahe erzwungene Weise. Die Autorin lässt kaum eine Gelegenheit aus, das emotionale Spektrum zwischen völliger Glücksseligkeit und Todesschmerz auszureizen. Beeindruckend ist auch der familiäre Zusammenhalt über einen langen Zeitraum hingweg sowie das ethische Dilemma, das der Zuschauer mitausbaden muss. Auch audio-visuell glänzt der Film. Die Kamera fängt emotionale Bilder ein, die mit einem passenden Score untermalt sind. Ein atmosphärisches Familienporträt für alle, die sich in dem Glauben befinden, dass ihre Tränenkanäle nicht funktionieren.
© Warner Bros.
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