A Cure For Wellness
Ganz 1:1 ins Deutsche übersetzen lässt sich das Wortspiel von A Cure for Wellness nicht, doch diejenigen, die der englischen Sprache mächtig sind, ahnen bereits, worum es hier geht. Dafür hat man als deutscher Mystery-Fan gleich doppelte Freude: Der überwiegend in Deutschland gedrehte Film liefert starke Schauwerte. Thüringen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg: In gleich drei Bundesländern wurden schaurig-schöne Kulissen gefunden, die dem überwiegend von deutschen Filmförderfonds geförderten Projekt zur Verfügung standen. Sitzfleisch muss der Zuschauer allerdings schon mitbringen: Die opulente Inszenierung von Gore Verbinski (Fluch der Karibik-Reihe) schlägt mit satten 147 Minuten zu Buche.
Aufregung in einem New Yorker Finanzunternehmen: Durch einen geheimnisvollen Brief erfahren die Vorstandsmitglieder, dass einer ihrer Kollegen nach einem luxuriösen Wellness-Urlaub in den Schweizer Alpen nicht mehr zurückkehren wird. Die Aufgabe, den Mann aufzusuchen und ihn zur Rückkehr zu überzeugen, kommt dem Nachwuchs-Broker Lockhart (Dane DeHaan, Valerian – Die Stadt der tausend Planeten) zu, denn die Zeit eilt: Eine große Firmenfusion steht bevor. Lockhart stellt sich die Sache einfacher vor, als sie ist. Bei seiner Ankunft im Wellness-Resort ist die Besuchszeit bereits vorbei und auf der Fahrt in das nächste Dorf kommt es zu einem spektakulären Unfall, der dafür sorgt, dass Lockhart selbst als Patient in der Klinik von Dr. Volmer (Jason Isaacs, Lucius Malfoy in Harry Potter und die Heiligtümer des Todes) erwacht. Problem Nummer 1: Sein Bein ist gebrochen. Problem Nummer 2: Etwas scheint mit der sonderbaren Wasserkur nicht zu stimmen. Problem Nummer 3: Noch nie hat einer der Patienten das Resort freiwillig verlassen…
Klotzen statt kleckern
Originaltitel | A Cure for Wellness |
Jahr | 2016 |
Land | USA |
Genre | Mystery, Horror |
Regisseur | Gore Verbinski |
Cast | Lockhart: Dane DeHaan Dr. Heinreich Volmer: Jason Isaacs Hannah: Mia Goth Mr. Wilson: Carl Lumbly |
Laufzeit | 147 Minuten |
FSK |
Um die größte Stärke des Films vorwegzunehmen: Das Produktionsdesign ist derart hochwertig, dass A Cure for Wellness jegliche Konkurrenz weit hinter sich lässt. Eve Stweart (Les Misérables), die bereits vier Oscarnominierungen vorweisen kann, und ihr Team sorgen dafür, dass dem Zuschauer buchstäblich der Atem geraubt wird: imposante Hallen und versteckte Gänge der Burg Hohenzollern in Baden-Württemberg auf der einen Seite, große steampunkartige Tanks und gruselige Gewölbe auf der anderen Seite. Das Aufeinanderprallen von Dekadenz und Düsternis fiel selten derart stimmungsvoll aus. All das wird von einem erfahrenen Kameramann eingefangen: Bojan Bazelli (Duell der Magier). Erfreulicherweise geschieht dies mit viel Handarbeit und wenig CGI-Einsatz. Dafür umso beeindruckender:
Shutter Island in den Alpen
Nach der Pirates of the Caribbean-Trilogie, dem Oscar-Animationshit Rango und Disneys Lone Ranger findet Gore Verbinski sich wieder dort ein, wo er 2003 mit The Ring einen sensationellen Horror-Hit ablieferte. A Cure for Wellness weist zwar Züge des Gothic Horrors auf, entpuppt sich allerdings mit all seinen Rätseln und den geheimnisvollen Figuren als Mystery-Kiste. Es dauert eine Weile, bis sich wirklich erpuzzlen lässt, ob nun die Geschichte des Resorts etwas mit dem seltsamen Verhalten aller Anwesenden zu tun hat oder nicht. Lockhart irrt über das mysteriöse Grundstück wie einst Leonardo DiCaprio in Shutter Island: Vertrauen sollte nicht jedem geschenkt werden und jeder Stein will umgedreht werden. Bis das Finale dann mal einsetzt, gibt es für den Zuschauer jede Menge subtile Momente, die einfache Kombinationsgabe erfordern. Allerdings will der Film überwiegend unterhalten: Auf dem Weg zur Auflösung werden einige Klischees nicht nur mitgenommen, sondern geradezu mitgerissen, die für stark entgleiste letzte 20 Minuten sorgen.
Angesichts der Ausstattung und der sonstigen Ambitionen, die hier an den Tag gelegt wwerden, fällt es jedoch leicht, darüber hinwegzusehen.
Visuell betörend ist A Cure for Wellness allemal. Inhaltlich wird der Film nicht jeden überzeugen, denn die ruhige Inszenierung und die Langatmigkeit, die diese mitbringt, setzen voraus, dass man sich während der Rätselmär zurücklehnen kann. Das klischeehafte Treiben in der Klinik ist ein weiterer Punkt, der vor allem erfahrene Horrorfans gründlich langweilen mag, denn inklusive Hauptfigur agieren alle Teilnehmer, wie man es voraussehen mag. Der mundfaulte Gärtner, das geheimnisvolle Mädchen, der Klinikleiter mit Dreck am Stecken – der Horror-Baukasten lässt grüßen. Nichtsdestotrotz heben seine Spannung und seine überragende Darstellung A Cure for Wellness deutlich aus dem Durchschnitt hervor und geben der Atmosphäre eine besondere Note.