Sengoku Basara: Samurai Kings – The Last Party

Es ist der Wendepunkt der japanischen Geschichte: Die Schlacht von Sekigahara. Die Familie Tokugawa konnte diese für sich entscheiden und läutete damit ihre über 200-jährige Herrschaft ein. Die Zeit der ständigen Kriege war damit endlich vorbei. Kein Wunder also, dass dieses Ereignis den Abschluss der Sengoku Basara-Reihe von Production I.G (Eden of the East) bildet. Basierend auf dem dritten Teil der Spielreihe von Capcom (Devil May Cry 4), in Deutschland unter dem Titel Sengoku Basara: Samurai Heroes erschienen, produzierte das Studio den Film Sengoku Basara: Samurai Kings – The Last Party, der sich historisch kaum noch an den damaligen Gegebenheiten orientiert. Viel eher geht es in gewohnter durchgedrehter Manier weiter, mit bombastischen Kampftechniken, der Außerkraftsetzung von physikalischen Gesetzen und coolen Sprüchen. Wer jetzt Lust auf die allerletzte Party hat, der schnappt sich seine Essstäbchen, denn hier wird zum größten Fondue-Essen der Geschichte eingeladen!

Masamune Date tötete Hideyoshi Toyotomi, womit er dessen brutalen Eroberungsfeldzug ein Ende setzte. Für Mitsunari Ishida bricht dadurch eine Welt zusammen. Als treuer Gefolgsmann der Toyotomis schwört er Rache für die Ermordung seines Herrn, egal was es ihn kostet. Um sich dem einäugigen Drachen von Ōshu entgegenzustellen, braucht er jedoch eine Armee, was er seinem Berater Yoshitsugu Ootani überlässt. Nach all den Ereignissen beschließt Ieyasu Tokugawa Japan zu einigen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger möchte er aber einen Weg der Empathie und emotionalen Verbundenheit gehen, der dafür sorgen soll, dass die Gewalt ein Ende findet. Seinen Freund Mitsunari bittet er, sich ihm anzuschließen. Doch der ist vor lauter Hass regelrecht geblendet und es kommt zum Streit, bei dem beide am Ende getrennte Weg gehen. Während Masamune Date sich einem neuen gefährlichen Feind gegenüber sieht, soll Yukimura Sanada endgültig den Posten seines Meisters Shingen Takeda übernehmen. Doch ist der junge Tiger von Kai bereit?

Fakten kann man auch mal umschreiben

Originaltitel Sengoku Basara: The Last Party
Jahr 2011
Laufzeit 95 Minuten
Genre Action, Samurai, Historie
Regisseur Kazuya Nomura
Studio Production I.G

Mit dem Ende der zweiten Staffel von Sengoku Basara entfernte sich die Handlung sehr weit von den geschichtlichen Ereignissen. Während im realen Leben der gute Toyotomi friedlich verstarb, sorgte sein Erbe für eine Spaltung unter seinen Untergebenen. Auf der einen Seite Ieyasu Tokugawa und auf der anderen Mitsunari Ishida, der dem Sohn seines Herren die Treue hielt. Dieser Konflikt weitete sich aus und es kam zur Schlacht von Sekigahara. Genau diesen Verlauf konnte der Film aber nicht einschlagen, da die Bedingungen durch Hideyoshi Toyotomis Tod anders gesetzt sind. Geschichtlich daher absolut nicht mehr korrekt, dürfen sich Zuschauer dafür über eine interessante alternative Handlung freuen. Während Mitsunari auf Rache brennend nur den Kampf gegen Masamune Date vor Augen hat, plant im Hintergrund sein Berater einige andere Dinge. Mit involviert in die geheimen Machenschaften sind der geheimnisvolle Priester Tenkai, der ängstliche Lord Hideaki Kobayakawa und die seelenlose Marionette Oichi. Was genau sie damit bezwecken, Ieyasus guten Ruf in den Schmutz zu ziehen und alle anderen Lords in das Tal in der damaligen Provinz Mino zu locken, offenbart sich spannenderweise erst sehr spät.

Tiger und Drache

Im Fokus von Sengoku Basara: Samurai Kings — The Last Party stehen vier Hauptcharaktere. Jeder von ihnen hat seine eigenen Probleme zu lösen, was nicht heißen soll, dass dies jeweils einen langen Storyabschnitt beansprucht. Yukimuras Entwicklung zum Kriegslord erfolgte beispielsweise bereits in den Staffeln. Dort stellte er sich den Problemen, die so ein Posten mit sich führt und die damit verbundenen Verantwortungen, die er übernehmen muss. Abschließend für seine Geschichte präsentiert uns die Handlung daher die schöne Idee, dass er als Nachfolger von Takeda erwählt wird. Natürlich in der typisch witzigen Weise, wie es für diese beiden üblich ist: Sie schlagen sich die Birne ein und der Letzte, der steht, wird neuer Anführer. Auch Date Masamunes Selbstzweifel über die Fehleinschätzung von Mitsunari Ishida, was zu überfallenen Dörfern führte, legen sich schnell. Das passt zu seinem Charakter oder besser gesagt zu den beruhigenden Worten seines treuen Gefolgsmannes Kojuurou Katakura, aus denen der Lord Kraft schöpft. Dass Sanada und Date daher eher in den Hintergrund rücken ist zu verschmerzen, denn mit Ieyasu Tokugawa und Mitsunari Ishida rücken zwei interessante Figuren nach vorne.

Weg frei, hier kommen die Neuen

Ieyasu Tokugawa tauchte schon in der ersten Staffel von Sengoku Basara: Samurai Kings auf, nahm aber dort eine untergeordnete Rolle ein. Seinen großen Auftritt hat er nun in der letzten Party, was sehr passend ist. Schließlich musste der junge Lord erst einiges lernen und zu dem Mann heranwachsen, der Japan einigen möchte. Seine geradlinige und freundliche Art macht ihn sehr sympathisch, weswegen wir Zuschauer nicht anders können, als ihm bei seinem Vorhaben die Daumen zu drücken. Während er sich wie die strahlende Sonne über die anderen erhebt, schleicht der wutentbrannte Mitsunari Ishida um die Trümmer des Hideyoshi Toyotomi Imperiums. Sein unbändiger Zorn ist nachvollziehbar doch erweckt er in uns den Wunsch, dass der Krieger noch rechtzeitig zur Besinnung kommt. Vor allem, dass er bemerkt, dass seine Berater die Fäden im Hintergrund ziehen und dabei nicht in seinem Sinne handeln. Während viele geschichtlich Fakten bei Sengoku Basara: Samurai Kings — The Last Party ignoriert werden, passt es, dass die Freundschaft der beiden Lords in die Brüche geht. Wer dieses Thema noch stärker ausgearbeitet haben möchte, der sollte zur Anime Staffel Sengoku Basara: Judge End greifen. Diese ist eine alternative Umsetzung von Telecom Animation Film und widmet sich einer der Hauptrouten des Spiels, in der Ishidas Zorn sich direkt auf Tokugawa richtet.

Are you ready for the fight?

Neben all der Dramatik kommen die abgedrehten Kämpfe bei Sengoku Basara: Samurai Kings — The Last Party natürlich nicht zu kurz. Fans der Reihe dürfen sich vor allem darauf freuen, dass die bekannten Moves aus der Spielevorlage nun ein zu eins übernommen wurden. So brüllen die Charaktere unter anderem die stylischen Kampfnamen, während sie versuchen, ihre Gegner fertig zu machen. Für uns bedeutet das eine Menge Spaß, denn gerade Lieblingsgegner dürfen sich aufeinander stürzen. Yukimura Sanada und Masamune Date, die ewigen Rivalen, dürfen die Klingen sogar gleich zwei Mal wetzen. Ein richtiges Kampffest ist natürlich die Schlacht von Sekigahara. Knappe 30 Minuten Action pur, das lässt so manches Actionherz höher schlagen. Hier dürfen wirklich einige austeilen und gerade der finale Kampf hat es in sich, denn niemand Geringeres als Dämonenlord Nobunaga Oda betritt den Ring erneut. Der Begriff letzte Party passt daher wie die Faust aufs Auge, denn wenn die Lords sich im Tal neben einem gewaltigen Fonduetopf prügeln, ist das einfach Sengoku Basara-Humor.

Wer hat Lust den Samurai-Tanz zu lernen?

Dass sich der Abschlussfilm wie aus einem Guss zu den Staffeln anfühlt, liegt daran, dass sich in Punkto Produktion nichts geändert hat. Im Gegenteil: Studio Production I.G hat noch einmal eine Schippe draufgelegt, so dass die Kämpfe noch flüssiger animiert sind und vor allem die Farbspiele in den jeweiligen Situationen bestimmte Stimmungen erzeugen. Zum Beispiel sind die letzten Szenen des Films in einem angenehmen Sonnenuntergangsgelb getaucht. Beim Personal gab es auch keinerlei Änderungen, so saß Kazuya Nomura (Joker Game) auf dem Regiestuhl, Tooru Ookubo (Phantom of the Kill: Zero’s Rebellion setzte das Charakter-Design so dicht wie möglich an der Vorlage um und Hiroyuki Sawano (Aldnoah.Zero) schuf den Soundtrack. Gerade Letzterer darf sich auf die Schulter klopfen, denn neben der gelungen optischen Untermalung sorgen vor allem auch die Musikstücke für die passenden Stimmungen. Opening und Ending stammen beide von T.M. Revolution. “Flags” bietet einen rockigen Einstieg in die Story und die eingestreuten Pinselklekse werten es optisch noch weiter auf. Doch gegen “The Party Must Go On”, welches nicht passender für den Abschluss hätte sein können, kommt das Opening nicht an, denn Video und Song schießen den Vogel ab. Hier tanzen nämlich Samurai-Truppen einen wirklich seltsamen Tanz, dem man sich kaum entziehen kann. Wer Lust auf den Titel bekommen hat, muss leider auf die englischen Ausgaben ausweichen, da er hierzulande noch nicht erhältlich ist.

Fazit

Ich war sehr gespannt auf Sengoku Basara: Samurai Kings – The Last Party, denn das dazugehörige Spiel zocke ich unheimlich gerne. Allen voran, weil mir der Konflikt zwischen Mistunari und Ieyasu extrem gut gefällt. Da die zweite Animestaffel aber anders aufhörte, wurde der Inhalt der Fortsetzung dahingehend angepasst. Für mich hieß es daher erst einmal umgewöhnen, dass sich Mitsunaris Hass auf jemand anderen richtet. Mir gefällt die Story insgesamt, denn sie kombiniert die dramatischen Momente gekonnt mit den humorvollen Einlagen und den Charakterentwicklungen. So vergehen die 95 Minuten wirklich wie im Flug, denn hier wird so viel geboten. Mir gefällt zum Beispiel, dass Yukimuras Selbstfindungstrip hier ein Ende nimmt. Es passt einfach, dass nun er zum Lord aufgestiegen ist und damit auf Augenhöhe mit Masamune Date steht. Damit ist das letzte Hindernis einer ebenbürtigen Rivalität der beiden beseitigt und das zeigen sie ja auch wunderbar im Film. Insgesamt finde ich die Kämpfe wirklich klasse und vor allem stehen sie wieder mehr im Mittelpunkt, als in der zweiten Staffel. Gerade bei dem Thema Sekigahara mussten sie sich schon etwas einfallen lassen. Das was uns präsentiert wird, macht dem Titel auf jeden Fall alle Ehre und so ist Sengoku Basara: Samurai Kings — The Last Party wirklich ein krönender Abschluss. Nicht zu vergessen dieser lustige Samuraitanz im Ending, bei dem ich einfach nur lachen kann.

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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