Blue Lock

”Für jeden Gewinner gibt es auch einen Verlierer. Mit anderen Worten, meinen Traum zu erfüllen bedeutet, den Traum eines anderen zu zerstören”. So lauten die entschlossenen Gedanken des Protagonisten Yoichi Isagi aus der Manga-Serie Blue Lock. Nach dem Bestseller Haikyu!! wagt sich Kazé Manga direkt in die nächsten sportlichen Gefilde, denn seit November 2021 kann Blue Lock in die heimischen Bücherregale wandern. Doch wer von einem gewöhnlichen Sport-Titel mit Fußballern ausgeht, der irrt. In diesem Werk von Autor Muneyuki Kaneshiro (Jagaaan) und Zeichner Yusuke Nomura (Dolly Kill Kill) geht es nämlich nicht um Teamwork und Freundschaften, sondern sich ständig unter psychischem Druck gegen andere Spieler zu behaupten und der beste Stürmer der Welt zu werden. Und wer ausgesiebt wird und aus der Institution namens “Blue Lock” fliegt, erleidet schlichtweg den Karrieretod.

 

Die Geschichte nimmt ihren Lauf, als Japan aus der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 ausscheidet und dies den japanischen Fußballverband dazu veranlasst, ein Programm zu starten, bei dem auserwählte Spieler von der Oberschule mit dem Training für den Cup 2022 beginnen. Der Stürmer Yoichi Isagi erhält eine Einladung zu diesem Programm, nachdem sein Team die Chance verpasst hat, sich für die nationale Meisterschaft zu qualifizieren. Dies lag daran, dass Yoichi das entscheidende Tor nicht selbst ausführte, sondern es seinem weniger qualifizierten Teamkollegen überließ, der das Tor verfehlte. Als Trainer der Mannschaft kommt Jinpachi Ego zum Zug, der nicht nur den japanischen Verliererfußball “zerstören” will, sondern zugleich ein hartes neues Trainingsprogramm einführt. In einer gefängnis-ähnlichen Institution namens “Blue Lock” werden 300 Stürmer isoliert und einer strengen Ausbildung unterzogen. Dies dient dazu, den besten Stürmer der Welt zu erschaffen.

Fußball der etwas anderen Art

Originaltitel Blue Lock
Jahr 2018
Band 1 / ?
Genre Action, Drama, Sport
Autor Muneyuki Kaneshiro
Mangaka Yusuke Nomura
Verlag Kazé Manga (2021)
Veröffentlichung: 4. November 2021

Zu Beginn der Handlung findet eine Sitzung des japanischen Fußballverbandes statt, da die Niederlage der Weltmeisterschaft 2018 zeigte, dass eine andere Strategie von Nöten ist. Zu den Mitgliedern des Fußballverbandes gehört Anri Teieri, die sich zum Ziel gesetzt hat, Japan den Weltmeistertitel zu bringen. Zwar stößt sie mit ihren Ideen nicht unbedingt auf Begeisterung, aber die Pläne werden schnell zur Realität und der Trainer Jinpachi Ego wird mit ins Boot geholt. Doch schnell zeigt sich, dass der Coach eine etwas ungewöhnliche Herangehensweise bei der Ausbildung der Fußballer an den Tag legt. In der Ausbildungsstätte macht er deutlich, dass nicht Teamwork, sondern Egoismus der Schlüssel zum Sieg ist. Die ersten Konflikte lassen nicht lange auf sich warten, denn immerhin fegt er mit seinen fragwürdigen Ansichten alles weg, was die Spieler bisher über Fußball gelernt haben. Das ”Ego” in seinem Namen stellt hier sicher keinen Zufall dar, denn hierbei wird eindeutig schon auf sein eigenes Ego angespielt und auch auf das, worauf er abzielt. Der groß gewachsene, schlanke und seltsam anmutende Charakter, wirkt nahezu wie ein Psychopath, der sich in der Rolle eines Trainers eingefunden hat. Am Ende wird klar: Wer die Ansichten des Trainers nicht teilt, der hat schon verloren, bevor es richtig losgeht.

Eiskalt wird die Spreu vom Weizen getrennt

Blue Lock besitzt mit Yoichi Isagi einen ehrgeizigen Protagonisten, der nicht allzu lange zögert, um seine Chance (oder besser gesagt den letzten Strohhalm) zu ergreifen. Er ist bereit, den Egoisten zu spielen, was auch auf seine schlechte Erfahrung mit Teamwork zurückzuführen ist. Allerdings gehört er mit der Nummer 299 von 300 zu den schlechtesten Spielern. Dieser Rang bleibt jedoch nicht in Stein gemeißelt, denn um aufzusteigen, muss er einfach die gestellten Aufgaben erfolgreich abschließen und die anderen Spieler nach und nach loswerden. Die Tests des Trainers sind dabei abwechslungsreich und manchmal braucht es nur ein paar Sekunden, um den Traum eines anderen Spielers zu zerstören. Mitleid kann sich Yoichi nicht leisten, wenn er seinen eigenen Traum verwirklichen will. Es lässt sich schon erahnen, dass hierin logischerweise noch eine Menge Konfliktpotenzial liegt. Das Ganze wird noch damit befeuert, dass die Spieler nach Rängen unterschiedlich behandelt werden und das nicht nur bei der Qualität des Essens. Neben Yoichi sticht noch ein weiterer Spieler im ersten Band hervor, nämlich Meguru Bachira. Dieser fällt durch eine recht durchgeknallte Persönlichkeit auf und wird bestimmt noch für einige Überraschungen sorgen. Zudem scheint der überaus gelenkige Meguru in Yoichi einen Art Seelenverwandten gefunden zu haben. Wie sich die Beziehungen der Figuren im Verlauf entwickeln, wird sicher spannend zu verfolgen sein. Insbesondere, wenn bedacht wird, dass hier Egoismus angestrebt wird.

Ein gelungener Auftakt von Blue Lock

Die Grundidee von Blue Lock erinnert an Spiel oder Stirb-Serien, aber mit dem Unterschied, dass der Karrieretod die Konsequenz des Verlierers ist. Gerade bei Sport-Mangas eine recht unverbrauchte und erfrischende Idee, die das Duo aus Muneyuki Kaneshiro und Yusuke Nomura hervorgebracht hat. Damit hebt sich das Werk von typischen Sport-Mangas ab und kann daher durchaus Leser begeistern, die normalerweise mit Sport nicht viel am Hut haben. Der erste Band beinhaltet vier Kapitel, die schon einen aussagekräftigen Einblick in die Geschichte bieten. Daneben können die dynamischen und eindrucksvollen Zeichnungen mit einer durchdachten Perspektivenwahl überzeugen. Zudem tauchen ab und zu Gesichtsausdrücke auf, die aus einem Horrorstreifen entstammen könnten. Damit besitzt Blue Lock genauer betrachtet einen etwas ungewöhnlichen Stil der Darstellung. Doch auch der Aspekt, dass auf die Psyche der Charaktere der Fokus gerichtet wird, lässt spannende Entwicklungen erwarten. Was auch noch zu erwähnen ist: Hin und wieder tauchen in den Panels Begriffe aus der Welt des Fußballs auf, die von Kazé Manga mit einer Fußnote versehen und erklärt werden. Somit kann die Serie in Sachen Fußball durchaus noch etwas lehrreich werden. Dem ersten Band liegt ein Ausklappposter als Extra bei, welches Yoichi Isagi als Motiv zeigt. Wie gewohnt eine qualitative Veröffentlichung des Verlags.

Erster Eindruck

Blue Lock stellt ein gutes Beispiel dafür dar, was noch alles im Sport-Genre möglich ist. Denn die Serie ist anders – und das ist auch gut so. Es ist spannend und faszinierend zu verfolgen, wie die Figuren unter psychischen Druck gesetzt werden, um ihren Traum von der Nationalmannschaft zu erklimmen. Jedoch sind die Träume der Fußballspieler nach jedem Test des Trainers so zerbrechlich wie Glas. Denn jeder Tag kann schon das Ende in Blue Lock bedeuten. Am Ende liegt es an Yoichi, wirklich alles zu geben und bis zum Ende egoistisch zu sein, denn nur so kann er zum besten Stürmer werden. Doch seine Rivalen sind zahlreich und nicht zu unterschätzen. Im Verlauf wird der Trainer sicher noch viele gemeine Tests und Psychospielchen in petto haben, um die Spieler noch weiter zu Egoisten umzuerziehen. Damit steigt direkt die Vorfreude auf die nächsten Bände. Ich habe jedenfalls keine Zweifel daran, dass Kazé Manga mit Blue Lock den nächsten großen Fisch an Land gezogen hat.

Zweite Meinung:

Blue Lock geht mit einem wirklich interessanten Konzept an den Start. Damit hebt es sich schon nach dem ersten Band von anderen Sport-Mangas ab, denn hierin verschmelzen psychologische Konzepte und ein Battle-Royale-Thema mit dem Fußball zusammen. Gerade wer sonst nichts mit diesem Sport zu tun hat, wird trotzdem hierbei seine Freude haben. Schließlich stellt sich schnell die Frage, was sich Kaneshiro noch alles einfallen lassen wird, um die Jungen vor Herausforderungen zu stellen. Hauptcharakter Yoichi scheint zwar auf dem ersten Blick ein ganz normaler Junge zu sein, doch schon nach dem ersten Test lässt sich erahnen: Da ist mehr. Mit Trainer Ego hält ein waschechter Psycho die Zügel in der Hand und auch seine Mitspieler werden ebenfalls einige Überraschungen unter dem Trikot verstecken. Von den dynamischen, detaillierten Zeichnungen, die neben realistischen Spielbewegungen vor allem auch noch mit kranken Gesichtszügen aufwarten, geht eine starke Anziehung aus. Gerne mehr davon!

© Kazé Manga


Veröffentlichung: 4. November 2021

 

Alva Sangai

Alva Sangai beschäftigt sich in ihrer Freizeit gerne mit Medien verschiedenster Art. Egal, ob Serien, Filme, Anime oder Manga. Dabei spielt es keine Rolle aus welchem Land die Produktionen stammen, denn Alva ist da sehr weltoffen. Des Weiteren hört sie gerne Musik, schreibt Geschichten und zeichnet ab und zu. Ein Tee oder ein Cappuccino darf dabei natürlich nicht fehlen. Nebenbei beschäftigt sich Alva mit den vielen Funktionen von Clip Studio Paint EX, denn sie möchte sich in der Zukunft an einem Web-Comic versuchen. Der Name Alva Sangai setzt sich aus dem Vornamen der Protagonistin ihrer ersten längeren Geschichte, sowie ”Sangai”, Hirschen die nur in Manipur (Indien) zu finden sind, zusammen. Sangai spielt also auf ihre Bollywood-Artikel an.

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