Star Trek: Picard (Folge 1×08)
“Bruchstücke” heißt Folge 8 von Star Trek: Picard und in der Tat werden jetzt allerorts Informationsbruchstücke zusammengesetzt und das Dunkel um die bisher gehüteten Geheimnisse lüftet sich. Ein wenig. Denn noch sind wir nicht am Ziel der Reise, dem Planeten, wo die Androiden herkommen, angelangt. Jetzt müssen erst einmal Informationen gesiebt und neue Vorgehensweisen erörtert werden. Nach der Wohlfühlfolge von letzter Woche geht es nun wieder um Verrat, Verschwörungen und finstere Pläne.
Rückblende: Auf einem Wüstenplaneten trifft sich ein weiterer Frauenorden in eindrucksvollen Kapuzenkostümen. Die Zhat Vash. Unter den Mitgliedern: Commodore Oh, Narissa und Ramdha, die Mythenforscherin, die sich als Narissas Tante herausstellt. Commodore Oh kündigt eine Offenbarung an, die die Mitglieder in den Wahnsinn treiben oder für die Zukunft stählen wird. Wie schon mehrmals angetriggert, geht es um die Zerstörung, die einst von Androiden herbeigeführt wurde. Mit den wenigen, die die Weltuntergangsvision heil überstehen, plant Commodore Oh jenen Anschlag auf den Mars, der ein Ende der Androidenforschung nach sich ziehen wird. Gegenwart: Auf der La Sirena sind Picard und seine Crew wieder vereint, aber Misstrauen und Konflikte überschatten das Wiedersehen. Bei Sojis Anblick ist Rios sehr außer Fassung, offenbar hat sie etwas mit seinem alten Schiff und seinem ehemaligen Käptn zu tun. Raffi widerum kann Picards Vertrauen in Agnes Jurati nur als grenzenlose Naivität betrachten, denn mittlerweile ist klar, dass Agnes Dr. Maddox umgebracht hat und dank des Trackers in ihrem Körper die Zhat Vash auf ihre Spur geführt hat. Auf dem Borg-Kubus trifft landet Seven of Nine just im richtigen Moment, um Elnor aus der Klemme zu helfen. In der Kammer der Königin verkabelt sie sich mit dem System und wird für einen kurzen Moment zur Borg-Königin. Damit hätte sie Narissa und ihre Schergen wohl loswerden können, hätte Narissa nicht in diesem Moment alle noch ruhenden Borg in den Weltraum hinauskatapultiert. Immerhin, Seven of Nine kann sich von den Kabeln wieder lösen und die Ex-Borg überwältigen Narissa, die sich im letzten Moment wegbeamen kann. Auf der La Sirena setzt Soji, die die Bevormundung von allen Seiten satt hat, Kurs auf ihre Heimatwelt. Hinter ihnen flutscht noch ein Raumschiff hinterdrein. Das wird wohl Narek sein.
Puzzeln und Tüfteln
Da fügt sich doch mittlerweile ein Steinchen ans Andere. Das passt zu dem sehr schön gestalteten Opening, wo ein Splitter aus dem makellosen Himmel über Südfrankreich herausbricht und durch allerlei lose thematisch verbundene Bilder schwebt, bis er sich in das Gesicht von Picard einfügt. Nur, dass man anfangs all die Bilder gar nicht einzuordnen weiß. Und wenn die Steinchen nicht von allein an den richtigen Platz rutschen, dann werden sie mit List und Beharrlichkeit an die richtige Stelle eingefügt. Richtig Spaß macht die Szene, wo alle fünf Rios-Hologramme in einem Raum vereint sind und Raffi all ihre jeweiligen Gedächtnislücken hervorkitzelt, bis sich endlich Rios’ Backstory enthüllt: er hatte schon einmal eine Begegnung mit einer Androidin wie Soji. Sein Käptn musst sie auf Befehl von Commodore Oh ermorden und beging daraufhin Selbstmord. Deshalb ist Rios also so rotzig-melancholisch und verweigert sich einer Anführerfigur wie Picard. Commodore Oh widerum war von Folge 1 an die Schurkin, jetzt wissen wir: sie steckt hinter allem, auch dem Anschlag auf den Mars. Wirklich überraschend ist das nicht, aber andererseits ist es schön, wenn ein schwelender Verdacht sich bestätigt. Was die merkwürdigen Ringmuster bedeuten, die die Ex-Borg-Romulaner malen, jetzt wissen wir es. Auch die verstörte romulanische Mythenforscherin, die in einer früheren Folge einen kleinen Auftritt hatte, hat nun ihren Platz im großen Ganzen gefunden. Als Zhat Vash-Agentin, Narissas Tante und die Frau, die den Borg-Kubus lahmgelegt hat. Schön, wie so alles seinen Platz findet.
Große Momente für Picard
Folge 8 macht wieder einmal klar, warum die Serie Star Trek: Picard heißt und nicht etwa Star Trek: Das Geheimnis der Androiden. Wieder einmal macht sich das Drehbuch daran, Picard einerseits zu demontieren und andererseits ganz in dem Mittelpunkt zu stellen. Da hat der alte Mann keine Ahnung, wie man ein modernes Raumschiff bedient. Da wirkt sein charakteristischer Glaube an das Gute schon sträflich naiv, wenn er Agnes Jurati in Schutz nimmt, wo der Zuschauer doch bereits weiß, dass sie eine feindliche Agentin und Mörderin ist. Andererseits bleibt er doch die moralische Instanz, die er stets war, denn er setzt dem mystischen Prophezeiungsgeschwurbel der Zhat Vash genau das richtige Argument entgegen: Nur weil in der Vergangenheit künstliche Intelligenzen eine Katastrophe verursacht haben, heißt das nicht, dass sich das zwangsläufig wiederholen muss. Und er findet ganz rührende Worte über Data. Das wird Zuschauern, die neu dazu gekommen sind, wenig bedeuten, aber die Fans wird es sicher glücklich machen.
Und auf dem Borg-Kubus?
Da darf Narissa nach wie vor die Schurkin geben. Diesem Affen gibt sie Zucker und zwar so großzügig, dass es wenig ermüdend wird, sie eins ums andere Mal zynisch, hämisch und skrupellos Untergebene triezen, Unschuldige niedermähen und Gemeinheiten aushecken zu sehen. Elnor darf noch ein wenig Kampfkunst zeigen und Seven of Nine hat ihren großen Moment. Ob das nach bisher etablierter Borg-Lore so einfach geht, sich in das System einzustöpseln, mal kurz zur Borg-Königin zu werden um sich gleich darauf wieder auszustöpseln und zum Menschsein zurückzukehren? Wer so cool ist wie Seven of Nine, der kann das.
Meinung
Star Trek:Picard bietet in der achten Runde eine Folge, die endlich einmal mehr Fragen beantwortet als sie aufwirft. Aber noch nicht zu viel vorwegnimmt, denn das große Finale ist noch zwei Folgen entfernt. Schön, wie die Crew jetzt aufeinander eingespielt ist und jeder seine kleinen Glanzmomente bekommt. Einzig und allein Soji hatte zwar viel Screentime, ist als Person aber blass geblieben. Aber das muss wohl so sein, schließlich ist die Frage, was für ein Wesen sie ist, das Grundthema der ganzen Serie. Dafür ist Patrick Stewart als Picard mal wieder zum Küssen.
“Wir sind die Borg!” – woah, klassischer Gänsehautmoment, das ballert jetzt so richtig! Und was passiert? Fenster auf, kosmischen Staubsauger angemacht und weg sind se… aaaaargh x_____x””
Hihi, da musste ich beim Schauen einen Moment über die Architektur eines Borg-Kubus nachdenken, haben wirklich alle ein Fenster nach draussen, sodass man alle auf einmal ins All pusten kann? Aber okay, wenn das Skript sagt, dass alle binnen eines Moments weg sein sollen…
Wer sind wir das Skript zu kritisieren.