The Following
Den Begriff “Follower” bringen wir in erster Linie mit Freunden oder Anhängern in Social Media in Zusammenhang. Tatsächlich verbirgt sich dahinter in Originalsprache die Anhängerschaft einer Person oder Gemeinschaft, wie man sie etwa aus Sekten kennt. Dies ist der Kerngedanke hinter der Serie The Following von Kevin Williamson, der sich als Schöpfer von Dawson’s Creek und Scream – Schrei! in den 90ern einen Namen machte. In der Serie dreht sich alles um den Psychopathen und Serienmörder Joe Carroll (James Purefoy, High Rise), der mittels modernster Technik einen Kult um sich herum aufgebaut hat. Auf der gegenüberliegenden Seite steht der FBI-Fallanalytiker Ryan Hardy (Kevin Bacon, Taking Chance). Zwischen den beiden Männern entbrennt eine Rivalität auf vielerlei Ebenen. Die 2013 erschienene Serie bahnte sich auch mit ihren drei Staffeln den Weg nach Deutschland, wurde allerdings nur für eine Staffel von RTL ausgestrahlt, ehe die Folgestaffeln auf den Spartensender RTL Nitro verbannt wurden.
Der psychopathische Serienkiller und einstige Literaturprofessor Joe Carroll ist aus dem Gefängnis in Virginia ausgebrochen. Der frühere FBI-Agent Ryan Hardy nimmt die Spur auf. Schließlich war auch er es, der einst Carroll erfolgreich hinter Gitter brachte. Wie sich herausstellt, hat Carroll während seiner Zeit im Gefängnis ein riesiges Netzwerk aufbauen können: Überall lauern Anhänger, welche seine Weltanschauung teilen. Diese Schar bildet einen fanatischen Kult, der aus blutrünstigen Killern besteht. Carroll, auf den die Todesstrafe wartet, sieht sich selbst als legitimen Nachfolger des Schriftstellers Edgar Allen Poe. Der erste Schritt ist die Entführung von Carrolls Sohn Joey (Kyle Catlett), was Ryan Hardy besonders trifft. Wie sich nach und nach herausstellt, ist er der Protagonist in einem Buch, welches Carroll hinter Gittern zu verfassen begann …
Sie lauern überall
Originaltitel | The Following |
Jahr | 2013 – 2015 |
Land | USA |
Episoden | 45 (in 3 Staffeln) |
Genre | Crime, Thriller |
Cast | Ryan Hardy: Kevin Bacon Dr. Joe Carroll: James Purefoy Dr. Claire Matthews: Natalie Zea Mike Weston: Shawn Ashmore Emma Hill / Denise Harris: Valorie Curry Annie Parisse: Debra Parker Max Hardy: Jessica Stroup Luke / Mark: Sam Underwood |
Bereits ab der ersten Folge entfalten sich die Stärken von The Following: Die Serie ist mörderisch spannend und lässt keinen Cliffhanger aus, um den Zuschauer sklavisch bei Stange zu halten. Frühzeitig zeichnet sich ab, dass Carrolls Anhänger das gesamte System infiltriert haben und sich überall verstecken. Sauber wurde alles über Jahre hinweg geplant, sodass der Zuschauer erst einmal von der Tatsache überrollt wird, dass das Kindermädchen Emma (Valorie Curry, Blair Witch) ebenso zu dem Kult zählt wie das nette schwule Paar aus der Nachbarschaft. Carrolls Ex-Frau Claire (Natalie Zea, The Detour) muss erkennen, dass sie gar keine Möglichkeit hatte, ihren Sohn Joey vor den Anhängern zu beschützen. Dieselbe Erfahrung müssen auch Ryan Hardy und seine FBI-Partner Mike Weston (Shawn Ashmore, X-Men) und Debra Parker (Annie Parisse, Law & Order) machen, für die sich allmählich offenbart, dass sich auch innerhalb der Polizei und des Rechtssystems Mitglieder des Kults befinden. Obendrein kommt hinzu, dass Ryan einst eine Affäre mit Claire hatte, was ihn auf persönlicher Ebene umso stärker triggert und ihn dazu neigen lässt, ganz und gar unkonforme Ermittlungsmethoden anzuwenden.
Kevin Bacon als ramponierter FBI-Agent
The Following zehrt neben seiner Spannung im Besonderen von den Überraschungseffekten, wenn sich immer wieder neue Personen als Joes Gefolgschaft entpuppen. Sicher vor dem Tod ist keine Person, selbst Ryan Hardy und Joe Carroll nicht. Diese gnadenlose Unvorhersehbarkeit und auch der sonstige rauhe Umgang mit den Figuren der Handlung machen einen Großteil des Suchtfaktors aus. Dass dies auf Kosten der Glaubwürdigkeit geschieht, ist oftmals verzeihbar, mit ein wenig Abstand zur Handlung dafür umso ärgerlicher. Denn jeder noch so perfekt geplante Mord funktioniert und das Netzwerk Caroll kennt auch keinerlei Schwächen. Kaum zu glauben, wie er also im Gefängnis derart professionell die Strippen ziehen konnte. Da die Handlung unmittelbar beginnt, werden viele Ereignisse der Vergangenheit erst nach und nach mittels Flashback eingeworfen.
Ein Masterplan über 45 Folgen?
Damit die Handlung auch immer aufgeht, müssen sämtliche Zahnräder ineinandergreifen. Dabei offenbaren sich weitere Schwachstellen: Carrolls Jünger besitzen nur zu häufig unplausible Handlungsmuster und agieren mal höchst bedacht, mal völlig dumpf, wenn es darum geht, ihrer Agenda zu folgen. Der vermeintliche Masterplan offenbart sich als ein vom Drehbuch zurechtgerücktes Erzählelement, das vor allem in Staffel 2 und 3 regelmäßig ins Wanken kommt. Alleine die Anzahl der Episoden, 45 an der Zahl, verdeutlicht, dass die Umsetzung offenbar auf einen langen Zeitraum ausgedehnt wird. Dementsprechend künstlich muss das Feuer am Lodern gehalten werden und so tun sich immer wieder neue Subplots auf, zahlreiche Nebenfiguren treten in Erscheinung und verlassen das Geschehen auf blutige Weise wieder. Als der Serie in Staffel 3 aufgrund schlechter Einschaltquoten der Saft abgedreht wurde, ließ sich noch schnell ein Abschluss erzählen, doch spätestens hier wird auch klar, dass dieser viel eher hätte eintreten sollen.
Es wird geschnetzelt
Irritierend wirkt vor allem die hohe Bereitschaft der Kultmitglieder, ihr Zielobjekt abzustechen. So zahlreich die Möglichkeiten des Umbringens auch sind: In The Following werden Kevin Williamsons Wurzeln deutlich. Wie in seiner Scream-Reihe kommt auch diese Serie einem Slasher gleich, wenn es um den Gebrauch von Messern als Mordinstrument geht. Das alles geschieht zu Lasten der Glaubhaftigkeit, erweist sich dieses Einheitsbild doch als krudes Horror-Motiv, welches gar nicht zwingend in dieser Form Einzug finden müsste. So richtig blutig wird es nie und mit der Zeit wird die Darstellung sogar heruntergefahren. Dennoch ist die Gewaltbereitschaft jederzeit präsent und es lassen wirklich nicht wenige Figuren in den drei Staffeln ihr Leben. Mit der Zeit stumpft man jedoch auch ebenso rasch ab, da man niemandem wirklich hohe Überlebenschancen einräumt.
Karussell mit wenigen personellen Highlights
Im Laufe der Serie sieht man viele Figuren kommen und gehen. Jede neu in die Handlung geschriebene Person wird man mit der Zeit direkt als Follower abstempeln, da das Drehbuch selten etwas dem Zufall überlässt. Und auf jede neu hinzugekommene Figur sterben pro Folge fünf andere. Ohne Kevin Bacon als Konstante würde sich dieses Personalkarrussel schnell abnutzen. Als Ankerpunkt hält er trotz (eigentlich dauerhaft) aussichtsloser Situation die Handlung im Griff. Shawn Ashmore als sein Partner Mike bleibt eher blass und schafft es nie, den Status als Ryans Schatten abzulegen. Selbst wenn es in Staffel 3 endlich mehr über ihn zu erzählen gibt, wird aus ihm kein Charakter mit Erinnerungswert. Vor allem in der ersten Staffel überzeugen Valorie Curry als fanatisches Kindermädchen und natürlich James Purefoy als genialer Psychopath. Beide Figuren können die Handlung über einen langen Zeitraum hinweg fast im Alleingang stemmen.
Fazit
Seinem Anspruch als Unterhaltungsserie, die das Rad nicht neu erfindet, aber ganz schnell süchtig macht, kommt The Following routiniert nach. Die erste Staffel erweist sich als intensiver und packend erzählter Nagelbeißer. In der zweiten und dritten Staffel merkt man dem Drehbuch leider nur allzu deutlich an, dass die Handlung künstlich in die Länge gezogen und ihrem Fokus nicht mehr gerecht wird. Dass die Serie trotzdem noch unterhält, liegt vor allem an den beiden Polen Ryan Hardy und Joe Carroll, deren unorthodoxe Methoden abgründige Persönlichkeiten offenbaren. Insbesondere mit dem Ableben einiger in Staffel 1 noch sehr präsenter Figuren und der Einführung neuer Charaktere köchelt das Süppchen schließlich nur noch auf Sparflamme. So reizvoll das Gesamtpaket auch erscheint, ist The Following schließlich Opfer des US-Networks FOX geworden: Die Kuh muss gemolken werden, solange sie Milch gibt. Die Milch schmeckt auch, nur eben mit dem Wissen, dass die Kuh längst tot ist.
© Warner Home Video
Ach, The Following…die Serie hatte ich fast vergessen. Ich hatte die damals nur wegen James Purefoy angefangen, weil ich ihn in “Rome” als Marc Anton so toll fand. Die erste Staffel war richtig gut und echt spannend. Ich hab mir auch die anderen beiden noch ganz gerne anschaut, obwohl gerade die dritte Staffel gar nicht mehr hätte sein müssen. Die Serie ist insgesamt wirklich nicht schlecht; aber es ist genauso wie du gesagt hast: Eine Kuh, die man halt weiter gemolken hat, obwohl man sie schon nach der ersten Staffel ruhigen Gewissens in die Freiheit hätte entlassen können.