Star Wars: Geschichten der Jedi

Mit Star Wars: Geschichten der Jedi erweitert Regisseur und Produzent Dave Filoni das Star Wars-Portfolio von Disney und bringt das nächste Kapitel einer langjährigen und erfolgreichen Tradition auf die Mattscheibe: Star Wars in Animation. Die Realverfilmungen haben schon immer die Basis für das Franchise bestimmt, doch echte Fans wissen, dass es die Animationsecke ist, in der man sich nach reichhaltigen und kreativen Geschichten umgucken muss. Schauen wir doch mal, ob das auch auf Geschichten der Jedi zutrifft.

Geschichten der Jedi ist eine 6-episodige Miniserie.

In kurzen Folgen von 15 Minuten erzählt sie jeweils drei Stationen in den Leben der Jedi-Ritter Ahsoka Tano und Count Dooku erzählt – von Ahsoka erstem machtsensitiven Erlebnis im Kreise ihrer Familie bis hin zu Count Dookus Kniefall vor Imperator Palpatine.

Der große Bruder The Clone Wars

Originaltitel Star Wars: Tales of the Jedi
Jahr 2022
Land USA
Episoden 6
Genre Science-Fiction
Cast Ahsoka Tano: Josephine Schmidt
Obi-Wan Kenobi: Philipp Moog
Anakin Skywalker: Wanja Gerick
Captain Rex & sämtliche Klone: Martin Keßler
Count Dooku: Sebastian Walch
Qui-Gon Jinn: Bernhard Völger
Mace Windu: Helmut Gauß
Senator Palpatine: Friedhelm Ptok
Veröffentlichung: 26. Oktober auf Disney+

Geschichten der Jedi ist Ende 2022 das neuste in einer langen Reihe animierter Projekte, die abseits der Skywalker-Saga den Blick auf den galaktischen Konflikt erweitern und Lücken füllen sollen. Den Stein des Anstoßes gab damals im Jahre 2008 vor allem Star Wars: The Clone Wars, eine breit gefächerte Serie, die alle möglichen Stories der Prequel-Ära abdeckt. Kann man in der einen Folge Zeuge davon werden, wie sich Jar Jar Binks ein Love Interest an Land zieht, so gibt es in den nächsten Folgen einen dramatischen Arc darüber, wie etliche Klonkrieger von einem Jedi-Ritter ohne Moral in den Tod geschickt werden. Die Serie beinhaltet große Schwankungen in der Qualität und im Tonus und es braucht einige Zeit, bis sie in Fahrt kommt, doch mittlerweile gilt The Clone Wars in der Szene als Heiligtum, das seit 2021 durch The Bad Batch fortgeführt wird.

Ahsoka Tano? Kennt man die?

Dieselben kreativen Köpfe (u.a. Dave Filoni, Saul Ruiz und Charles Murray) kehren zurück, um mundgerechte Geschichten über den Aufstieg von Ahsoka Tano und den Fall von Count Dooku zu erzählen. Mit seinen sechs Episoden à 15 Minuten besitzt Geschichten der Jedi einen noch kleineren Umfang als Visionen. Keine Zeit also für Filler, die Folgen fokussieren sich immer auf Tano oder Dooku. Dabei betreibt auch GdJ das, was derzeit alle Star Wars-Serien in einer Form betreiben, ausgenommen vielleicht Andor oder Visionen: Sie ist darin verliebt, die Vergangenheit aufzuwärmen und verteilt großzügig Weißt-du-noch-Beeren. Das wiederholte Auftauchen von Ahsoka fühlt sich daher ermüdend an. Zwar ist sie eine der besten Figuren im Franchise, wird derzeit aber an jeder nur möglichen Stelle in Disneys Portfolio verbraten (The Clone WarsRebelsThe Mandalorian und bald auch in ihrer eigenen Live Action-Serie). Man bekommt das Gefühl nicht los, dass Filoni gerade dann, wenn er einen einfachen Sieg bei den Fans benötigt, die Ahsoka-Keule auspackt.

Der interessantere Part: Count Dooku

Die Folgen mit Count Dooku sind da schon deutlich überzeugender. Sie erzählen davon, wie in ihm der Keim der Skepsis gegenüber Senat und Rat heranwächst – stets unter dem besorgten Blick eines jungen Qui-Gon Jinn. Dabei bewegen sich die Figuren durch neuartige Kulissen wie etwa hölzerne Tavernen, die direkt aus einem Fantasy-Setting entnommen sein könnten, oder bunten Mammutbäumen, vor dessen Hintergrund sie mit gleichgültigen Senatoren konfrontiert werden, die ihre Heimatwelten herunter wirtschaften. Durch die Verwendung des üblichen Animationsstils nach Art des Hauses (kantig und matt) schaut auch Geschichten der Jedi wieder großartig aus.

Verpasste Chancen

Es ist ein bisschen schade, dass sich Geschichten der Jedi nicht der grenzenlosen Möglichkeiten bedient, die so ein allgemein gehaltener Serientitel impliziert, und sich stattdessen nur auf etablierte Lieblinge fokussiert. Natürlich werden sich einige (oder viele) Fans einen Keks darüber freuen, wenn Qui-Gon Jinn sein Animationsdebüt feiert, Kanan Jarrus als Jungspund in einer Ecke des Jedi-Tempels herumsitzt oder Jedi-Meisterin Yaddle aus Episode I (weiblicher Yoda mit langen Haaren) das bislang verwehrte Rampenlicht erhält, wenn sie Count Dooku die Stirn bietet. Doch bei manchem Fan-Service fragt man sich auch »Wieso?«. Das intensive Training zwischen Ahsoka und Anakin etwa dient offenbar allein dem Zweck, um der Beziehung zwischen Captain Rex und Ahsoka ein neues Element hinzuzufügen, welches schließlich im finalen Arc der letzten The Clone Wars-Staffel zum Tragen kommt. Nachträglich gesetzt und irgendwie unnötig, erfahren wir hier nichts Neues.

Fazit

Es wäre nicht abwegig, wenn man nach der Sichtung von Star Wars: Geschichten der Jedi nach mehr verlangen würde. Denn anstatt sich in neuen Szenarien mit neuen Jedi-Rittern auszutoben, tritt die Serie auf die Bremse, verharrt in vertrauten Gefilden und schickt Fan-Liebling Ahsoka Tano und Count Dooku vor. Schade, da andere (Animations-)Serien das Gleichgewicht zwischen Neuem und Altem durchaus hinbekommen. Kreativer Ehrgeiz steht also nicht an erster Stelle, trotzdem schafft es Geschichten der Jedi die Hintergrundgeschichten der zwei Protagonisten mit neuen emotionalen Elementen anzureichern. Die Serie ist jedem zu empfehlen, der The Clone Wars ohnehin mag; neues Material, das Fans vergnüglich stimmen dürfte und an die Hochzeiten von The Clone Wars erinnert.

© Disney+

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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