Star Wars: Andor (Staffel 1)
Mit Andor schließt sich das Star Wars-Jahr 2022 und schüttelt gleichzeitig noch eine spannende Serie aus einer weit, weit entfernten Galaxis aus dem Ärmel. Cassian Andor (Diego Luna, Wander Darkly), der bereits in Rogue One dem Imperium ein großer Dorn im Auge war, kehrte in seiner namensgebenden Serie auf Disney+ zurück und findet dort seinen Weg zur Rebellion – die Anfänge eines bedeutenden Rebellen-Kämpfers werden gelegt und gleichzeitig gezeigt, wie düster die Galaxis ohne Hoffnung und die Jedi ist.
Auf der Suche nach seiner Schwester gelangt Cassian Andor in einen Konflikt mit zwei Mitarbeitern einer vom Imperium unabhängigen Sicherheitsfirma, die er tötet und fortan flüchtig auf dem Planeten Ferrix ist. Dies ruft Syril Carn (Kyle Soller, Brexit – Chronik eines Abschieds) auf den Plan, der den Mord an seinen Kollegen aufdecken will. Cassian unterdessen plant von Ferrix verschwinden und bittet seine Freundin Bix (Adria Arjona, Morbius) den Kontakt zu einem ominösen Käufer herzustellen, dem er seine erbeutete imperiale Starpath-Einheit verkaufen möchte. Der ominöse Käufer stellt sich als der Rebell Luthen Rael (Stellan Skarsgård, Dune) heraus, der Cassian tatsächlich gegenüber tritt. Gemeinsam können sie Syril und seinen Soldaten entkommen, wobei die meisten Soldaten sterben oder verletzt werden. Auf diesen Vorfall wird auch die Imperiale Sicherheitsbehörde (ISB) aufmerksam und Superivisorin Dedra Meero (Denise Gough, Mord im Auftrag Gottes) vermutet hinter diesen Taten den Kern einer aufstrebenden großangelegten Rebellenzelle. Fortan ist sie hinter Cassian her. Cassian gerät Dank Luthen immer mehr in den aktiven Kampf gegen das Imperium, dessen Willkür und Grausamkeit deutlich zum Vorschein tritt, während Luthen selbst alles dafür tut um die Rebellion in der Galaxis wachsen zu lassen. Unterstützung findet er hierbei auch direkt in der imperialen Politik bei Senatorin Mon Mothma (Genevieve O’Reilly, Three Families).
Das erwachsene Star Wars ist anders aber auch düster
Originaltitel | Star Wars: Andor |
Jahr | 2022 |
Land | USA |
Episoden | 12 in Staffel 1 |
Genre | Space Opera, Thriller, Drama |
Cast | Cassian Andor: Diego Luna Syril Carn: Kyle Soller Bix Caleen: Adria Arjona Luthen Rael: Stellan Skarsgård Maarva Andor: Fiona Shaw Mon Mothma: Genevieve O’Reilly Dedra Meero: Denise Gough Vel Sartha: Faye Marsay Cinta Kaz: Varada Sethu Kleya Marki: Elizabeth Dulau Saw Gerrera: Forest Whitaker |
Vollständig auf Disney+ verfügbar |
Eines lässt sich auf keinen Fall bestreiten: Andor ist anders als andere Star Wars-Serien wie Obi-Wan Kenobi oder auch The Mandalorian. Grund hierfür ist nicht einmal unbedingt das langsame Erzähltempo, um der Geschichte und den Charakteren mehr Tiefgründigkeit zu geben, sondern eher das völlige Fehlen von in vorherigen Star Wars-Filmen etablierten märchenhaften Aspekten wie der Macht, der Jedi und Sith sowie dem Kampf „Gut gegen Böse“. In Andor spielen die Jedi keine Rolle, Darth Vader taucht nicht einmal auf – vom Imperator wird nur einmal kurz gesprochen. Stattdessen lernen die Zuschauenden die Funktionsweise des imperialen Machtapparats kennen. Lucasfilm schreckt nicht davor zurück, die düsteren Schattenseiten in der Galaxis zu zeigen: egal ob brutale Willkür, Folter und Manipulation auf Seiten des Imperiums oder die Skrupellosigkeit der Rebellion. Immerhin nimmt Luthen im Namen der Rebellion zahllose Leben in Kauf. Die Grenzen zwischen „Gut“ und „Böse“ verschwimmen daher zunehmend. Der Tod wird in Andor eine sehr reale Konsequenz und die Sturmtruppen treffsicher und angsteinflößend wie viele Bewohner von Ferrix und auf anderen Planeten feststellen mussten. Mit Mon Mothma rückt dagegen zum ersten Mal der Imperiale Senat und dessen Politik ein bisschen mehr in den Vordergrund.
Andor lebt auch ohne seine vielen Easter-Eggs und Querverweise
Schön an Lucasfilms’ Schöpfung ist, dass Easter-Eggs vorkommen. Luthen Raels Antiquitätengeschäft ist immerhin vollgestopft mit Anspielungen quer durch das Star Wars-Franchise wie beispielsweise die Lord-Starkiller Rüstung aus dem Spiel Star Wars: The Force Unleashed oder diversen Jedi- und Sithholocrons. Allerdings sind sie nicht wirklich bedeutsam für den Serieninhalt. Die Serie lebt sehr stark durch tiefgründige Dialoge und ausdrucksstarke Bilder, Charakterentwicklung und einer in sich logischen Erzählstruktur. Gerade Dialoge zwischen Luthen und Saw Gerrera bleiben deutlich im Gedächtnis, genauso wie Mon Mothmas Minenspiel. Ein besonderes Augenmerk gebührt hier insbesondere dem Machtapparat der ISB, die wie in dem bereits erwähnten Imperialen Senat in dieser Form noch nie wirklich zum Vorschein trat. Dedra Meero zeigt die innerpolitischen Machtspielchen und internen Streitigkeiten mit Kollegen auf, während Luthen, Kleya und Mon Mothma deutlich machen wie man unter der Schreckensherrschaft des Imperiums ein Doppel-Leben führt, um die Rebellion im Gang zu halten. Andor braucht daher keine Easter-Eggs für eine spannende Geschichte, denn Andor steht für sich.
Langsames Pacing – ein Fluch und ein Segen
Etwas womit die Star Wars-Serie wirklich auffällt, egal ob jetzt positiv oder negativ, ist das langsame Erzähltempo mit vielen Gesichtsnahaufnahmen der Charaktere, die sich sehr darum bemühen, die Mimik von Cassian, Bix und insbesondere Mon Mothma einzufangen. Doch gerade die ersten drei – wichtigen ersten! – Folgen weisen deutliche Längen auf. Gerade zum Finale hinaus zeigt die langsame Erzählweise seine Wirkung. Unbestreitbar ist Folge 12 mit dem Aufmarsch der Blaskapelle zu Maarvas Trauerfeier und die darauffolgende Konfrontation mit den imperialen Einheiten unglaublich nervenaufreibend und spannend inszeniert. Durch die langsame Erzählweise bleibt auch mehr Zeit für Details wie die kleinen Mini-Sturmtruppen-Figuren, die Syril Carn in seinem Kinderzimmer auf Coruscant stehen hat. Ein netter kleiner Hinweis, der deutlich macht, wie das Imperium arbeitet, um bereits die Herzen und Köpfe der Kinder zu erreichen – sehr manipulativ, aber nur versteckt zwischen den Zeilen stehend.
Fazit
Andor ist eine Star Wars-Serie, die den Weg Cassians zur Rebellion zeigen soll. Cassian stolpert von einem Abenteuer ins nächstes und lernt dabei die Willkür des Imperiums kennen. Diese Willkür wird auch ungeschönt gezeigt, was neu ist und ich für eine interessante Abwechslung halte, auch wie bereits im Vorfeld folgende Charaktere aus Rogue One wie etwa Melshi etabliert werden, ist ein schönes in sich geschlossenes Storytelling, was ich bei Obi-Wan Kenobi eher vermisst habe. Das Finale von Andor liefert einen absolut runden Schluss für die erste Staffel, macht aber Lust auf mehr. Immerhin sind noch einige Fragen offen.
© Disney