American Gods (Staffel 3)

Mit einem großen Paukenschlag endete 2019 die zweite Staffel von American Gods. Für die Zuschauenden hieß es dann wieder ausharren, beten und das eine oder andere Gummibärchen als Opfergabe an die Produktionsgötter essen. Denn wie immer gab es personelle Änderungen, bei denen nicht klar war, wie sich diese auf die etwas andere Pilgerfahrt von Shadow Moon auswirken. So übernahm Showrunner Charles Eglee (Chefarzt Dr. Westphall) als Ersatz für Jesse Alexander das oberste Steuer von Odins Betty und von den Schauspielern Mousa Kraish oder Orlando Jones hieß es Abschied nehmen. Allerdings warten auch viele neue Gesichter auf uns! Mit der nun dritten Staffel weichen wir noch weiter von Neil Gaimans (Der Sternwanderer) Roman-Umsetzung ab, weswegen wir uns zu Recht fragen, ob wir unseren Glauben an die am 22. März 2021 geendete Serie verlieren müssen.

Shadow Moon (Ricky Whittle, The 100) ist Allvater Odins (Ian McShane, Hellboy – Call of Darkness) Sohn. Mit dieser schockierenden Nachricht setzt sich der Ex-Häftling erst einmal ab, landet aber auf Wunsch seines Vaters bald im kleinen Ort Lakeside in Wisconsin. Was er dort machen soll, weiß er nicht. Doch schnell verschwindet ein junges Mädchen, an dessen Suche er sich beteiligt und auch die anderen Götter bleiben trotz kalter Jahreszeit nicht still zu Hause vor dem Kamin sitzen. Gerade Mr. World (Crispin Glover, Alice im Wunderland) versucht mit moderner Technik die alten Götter endgültig aus der Welt zu schaffen. Während Shadow sich im kleinen Ort Lakeside eingewöhnt, ständig von A nach B fährt, um göttlichen Beistand zu leisten, schleicht sich Odin an seine alte Liebe Demeter (Blythe Danner, Gypsy) heran, die nichts mehr von ihm wissen will.

Time to say Goodbye

Originaltitel American Gods
Jahr 2021
Land USA
Episoden 10 (in Staffel 3)
Genre Fantasy, Drama
Cast Shadow Moon: Ricky Whittle
Laura Moon: Emily Browning
Mr. Wednesday: Ian McShane
Bilquis: Yetide Badaki
Demeter: Blythe Danner
Salim: Omid Abtahi
Mr. Ibis: Demore Barnes
Mr. World: Crispin Glover
Ms. World: Dominique Jackson
Der Technische Junge: Bruce Langley
Seit 22. März 2021 komplett auf Amazon Prime Video verfügbar

Keine neue Staffel von American Gods, ohne dass es zuvor schlechte Nachrichten gibt. Mr. Nancy-Schauspieler Orlando Jones verkündete, dass er von Charles Eglee gefeuert wurde, da seine Darstellung „eine falsche Nachricht für das schwarze Amerika“ bot. Nicht gerade das, was wir hören wollen, denn gerade seine Figur sorgte für offenes Verständnis für die dunkle Geschichte des Landes. Ebenfalls Abschied nehmen müssen wir von dem magischen Jinn alias Mousa Kraishdem. Für den friedlichen Salim (Omid Abtahi, The Mandalorian) entsteht dadurch ein ganz neuer Weg. Gerade diese Figur durchlebt im Zuge dessen eine so sympathische Wandlung mit einer modernen Lösung für den Konflikt zwischen Liebe und Religion. Da bleibt fast nur zu sagen, dass es charaktertechnisch fast besser ist, dass das Liebespaar getrennte Wege geht. Neben all den verschwundenen Wesen begrüßt die dritte Staffel aber auch viele neue schillernde Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Odins Helferin Cordelia (Ashley Reyes).

Selbstfindungstrip bei Göttern und Menschen

Die wohl größten Sorgen mussten Zuschauende sich um unseren Lieblingskobold Mad Sweeney machen. Nach dem packenden Finale der letzten Staffel war nicht klar, ob er bei all der Magie nicht doch zurück ins Leben findet. Gerade daraus zaubern die Drehbuchautoren einen emotionalen Story-Faden rund um Laura Moon (Emily Browning, Pompeii), die sich nach all dem ihrem Leben stellen muss. Dabei bekommen nicht nur wir tiefe Einblicke, denn die Gute verschlägt es unter anderem ins grauenvolle Fegefeuer, wo sie in einer Kinovorstellung ihr Leben Revue passieren lässt. Doch nicht nur Laura muss sich ihrer Vergangenheit stellen und zu sich selbst finden. Gefühlt alle Figuren überdenken noch einmal ihr Tun und Handeln. Schließlich gibt es neue Begegnungen wie Shadows mysteriöse drei afrikanische Göttinnen, die ihm die Richtung leiten, oder Ereignisse der Vergangenheit, die den einen oder anderen einholen.

Personaländerungen bei den kriegerischen Parteien

Langweilig wird es daher wirklich nicht, denn American Gods holt wirklich alles aus seinen Figuren heraus. Selbst Odin lässt einmal tiefer blicken, denn mit der Göttin Demeter zeigt sich der alte Mann von seiner verliebten Seite. Die Chemie stimmt dabei zwischen Ian McShane und Blythe Danner, die ganz schön Konter geben kann, sodass selbst dem Allvater fast die Worte fehlen. Diese herrlichen Szenen sprühen vor Witz und Charme nur so. Von dem überraschenden Ausgang zwischen den beiden einmal abgesehen, dass so nicht abzusehen war. Über all dem schwebt natürlich noch immer der gewaltige Konflikt zwischen den alten und neuen Göttern, doch hier tut sich vor allem im Personalbereich noch einmal einiges. Bruce Langleys Rolle als technischer Junge rückt dabei endlich etwas mehr in den Vordergrund. Allerdings geht es insgesamt auch wieder nur etwas langsam bei diesem Thema voran.

… und was macht Shadow?

Krieg, Glaube und ein verschwundenes Mädchen – mit diesen Dingen muss sich Shadow befassen. Vor allem aber auch mit sich selbst, schließlich weiß er jetzt, dass er göttliche Kraft besitzt. Jedoch hält sich die Serie hier noch sehr bedeckt und streut im Laufe der Folgen kleine faszinierende Brotkrumen, deren Zusammensetzung es nur nicht einfacher macht, welchen Weg unser Held gehen muss. Es bleibt insofern dramatisch, denn bis jetzt schafft es Shadow nicht aus dem Schatten (hihi) seines Vaters heraus. Doch mit dem großen Finale könnte sich alles ändern. Da prallen nämliche einige Figuren aufeinander und es entlädt sich eine gewaltige Spannungsexplosion. Eine, die so perfekt funktioniert, dass sich nur die letzte Episode etwas lasch anfühlt. Vor allem der fiese Cliffhanger sorgt für einen leichten bitteren Nachgeschmack, wenn es wieder hießt: warten, beten und Gummibärchen opfern.

Von Pinguinen, Hasen und Pfauen

Dass auch dieser Streich von American Gods optisch nicht an die Vielfalt der ersten Staffel heranreicht, war zu erwarten. Trotzdem gibt es hin und wieder ein paar nette Ideen und Spielereien für die Augen. Gerade einige Symbole setzte das Produktionsteam perfekt. Wer im Büro von Mr. oder Ms. World sitzt, sollte ein wachsames Auge auf die Videoleinwand haben, denn wenn dort Seelöwen glücklose Pinguine fressen, dann steht das mehr als nur ein wenig dafür, was einem selbst widerfahren wird! Da die kalte Jahreszeit auch nicht gerade für viel Farbe sorgt, ist vor allem das Hotel Peacock eine wahre Augenweide. Hier setzt die Serie dann auch ein schönes Statement für Queer-Love. Passend dazu mit dem chinesischen Hasengott, der gerne noch einmal auftauchen darf. Musikalisch bietet diese Produktion des etwas anderen Götterepos auch einiges. Vor allem, wenn Bild und Ton sich harmonisch ergänzen.

Fazit

In der dritten Staffel von American Gods dreht sich das Figuren-Roulette angenehm weiter. Schließlich warten viele anziehende und abwechslungsreiche Entwicklungen, die sich mehr als sehen lassen. Ob nun Bilquis zu ihrer Bestimmung findet, Laura ihren Verlust verarbeitet oder Shadow seinen Weg im Leben sucht – es bleibt dank der lebendigen Figuren spannend. Trotz der Tatsache, dass mein Lieblingscharakter Mad Sweeney zu Asche wird! Viele kleine oder große Charaktermomente machen diese Staffel wirklich sehenswert. Dass dabei der Götterkonflikt etwas ins Hintertreffen gerät, ist diesmal nicht so schlimm. Schließlich spinnt Mr. World seine Fäden weiter. Weswegen meine Neugier mehr als nur ein wenige entflammte, denn da braut sich etwas Großes im Hintergrund zusammen, was wirklich vielversprechend wirkt. Was mir dieses Mal auch wieder mehr gefällt, ist die visuelle Aufbereitung der Szenen. Viele schöne kleine Symboliken bis hin zu ganz großen Wow-Momenten, bereiten ein großes Sehvergnügen und dann erst noch die Musik! Jetzt heißt es nur zu hoffen, dass die vierte Staffel alle losen Fäden zu einem gelungenen Ende verbindet.

© Amazon Prime Video

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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