Mutant River – Blutiger Alptraum
Eine Kanalfahrt, die ist lustig. Eine Kanalfahrt, die ist schön. Eigentlich tuckert das titelgebende Boot in Mutant River – Blutiger Alptraum einfach nur über den britischen Kennet-und-Avon-Kanal. Auf die “People” kommt es an, denn erst dank denen nimmt das Unheil erst seinen Lauf. Regisseur Charlie Steeds (Labyrinthia) orientiert sich für seinen Bootstrip augenscheinlich an Klassikern wie The Hills Have Eyes und The Texas Chainsaw Massacre. Ohne dabei je deren Klasse zu erreichen. Denn gerade dann, wenn Mutant River so richtig aufdreht, wird es ärgerlich. Die deutsche Erstaufführung fand auf dem Obscura Filmfest 2019 statt, im Juni 2020 gelangte der Film dann in den Handel.
Kat (Katie Davis-Speak, Winterskin) und ihr naturverbundener Freund Mark (Mark McKirdy, Electric Man) verbringen einen Wochenendtrip mit Kats Schwester Sophie (Natalie Martins) und deren Partner, dem Workoholic Ben (Matt Swales). Nach dem Tod der Eltern sind die Schwestern noch mehr zusammengewachsen und freuen sich schon lange auf die Tage auf dem Wasser. Doch wie sie feststellen müssen, sind ihre Partner einfach zu unterschiedlich, um miteinander klarzukommen. Kompliziert wird die Lage erst, als ihr Boot das einer einheimischen Gruppe streift. Doch das alles ist nichts gegen die Eindringlinge, die sie bei Nacht überraschen: Deformierte Gestalten übernehmen das Boot und haben Lust auf Menschenfleisch …
Backwater-Slasher
Originaltitel | The Barge People |
Jahr | 2018 |
Land | Großbritannien |
Genre | Horror |
Regisseur | Charlie Steeds |
Cast | Kat: Kate Davies-Speak Mark: Mark McKirdy Ben: Matt Swales Sophie: Natalie Martins Jade: Makenna Guyler Ricky: Kane Surry |
Laufzeit | 98 Minuten |
FSK | |
Seit dem 25. Juni 2020 im Handel erhältlich |
Die Grundzutaten kennt man: Eine gemischte Gruppe betritt ein Irgendwo-im-Nirgendwo, Ärger mit Einheimischen und dann erst rückt die eigentliche Gefahr an. Strukturell hangelt sich Mutant River an allen Backwood-Slashern der letzten Jahrzehnte ab und biedert sich dabei geradezu an. Frisch ist an dem Setting eigentlich nur eine Tatsache: Zur Abwechslung reist hier eine Gruppe mal nicht in Wald oder Wüste, sondern bewegt sich einfach nur auf einem Kanal fort. In diesen Plot eingebettet wird noch der Vermerk, dass in den letzten zehn Jahren mehr als 150 Personen auf dem Kennet-und-Avon-Kanal verschwanden, was Raum für Spekulation schafft, in diesem Fall dann aber einen Aufhänger für die Mutanten aus dem Wasser darstellt.
Zeit für ein Blutbad muss sein
Das überschaubar Positive zuerst: Mutant River lässt sich für seine derbsten Szenen genüsslich Zeit und spart dabei auch keine Details aus. Es folgt eine wilde Splatter-Orgie an Bord des Bootes, die im direkten Vergleich zu anderen Titeln betrachtet erstaunlich viel Zeit beansprucht. Auch das Kreaturendesign kann im Rahmen eines Low Budget-Titels überzeugen. Man sieht ihnen durchaus an, dass das Budget lediglich für den Kopf ausreichte. Wann immer es ans Eingemachte geht, weiß die Produktion Basis-Ansprüche an einen Mutanten-Slasher zu erfüllen. Größere Überraschungen oder Momente, die einen festen Platz im Gedächtnis sichern, bleiben ganzheitlich aus.
Öde Charaktere
Besonders wenn es um die Figurenzeichnung geht, wirkt der Titel sichtlich lustlos. Wenn dann dem großkotzigen Workoholic das Smartphone ins Wasser fällt, ist das weder lustig, noch sah man das nicht kommen. All solche Dinge geschehen, weil man sie erwartet. Das trifft auf die beiden Pärchen ebenso zu wie die Einheimischen, die sich ganz im Stile vergleichbarer US-Titel wie dämliche Hillbillies verhalten. Dazwischen schauen ein paar Einheimische vorbei, die maximal Klischees erfüllen und jeden von ihnen ereilt auch exakt das Schicksal, das man ihm zumünzt. Den Darstellern merkt man ihre fehlende Erfahrung durchaus an. Einzig Katie Davis-Speak und Makenna Guyler in der Rolle einheimischen Jade zeichnen sich hier minimal positiver ab, wenngleich ihre Figuren keinen Raum für Entwicklung bekommen oder gar Sympathien erzeugen können. Beide sind weit davon entfernt, als Genre-Heldinnen in die Geschichte einzugehen, retten aber immerhin den Film vor Schlimmeren.
Fazit
Mutant River bringt kaum Vorzüge mit, die man nicht schon in anderer Form gesehen hat. Dafür ist das Geschehen immerhin on point: Sobald die Action einmal ins Rollen gekommen ist, hört sie auch nicht mehr auf und zieht sich bis zum Abspann hin durch. Das sorgt für 78 kurzweilige Minuten, in denen man ausgedehnte Todesszenen mit ansehnlichen Kreaturen erleben darf. Schade, dass das Figurenensemble aus einem einzigen uninspirierten Trupp mit 08/15-Backgroundstories besteht und das Drehbuch nur bewährte Formeln wiederholt. Mit mehr Spielzeit und dem Verzicht auf Klischees hätte man hier viel herausholen können.
© Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Seit dem 25. Juni 2020 im Handel erhältlich