Hollywood
Denkt man an großartige Filme mit grandiosen Schauspielern und Regisseuren, kommt einem wahrscheinlich sofort die Filmschmiede in Hollywood in den Sinn. Dass dort in den frühen 40er-Jahren bei weitem nicht alles friedlich und tolerant zuging, zeigen die Regisseure Ryan Murphy (Glee) und Ian Brennan (LA to Vegas) in ihrer siebenteiligen Netflix-Miniserie Hollywood. Thematisiert wird der steinige Weg von jungen Schauspielern, Regisseuren und Drehbuchautoren auf dem Weg zum Erfolg, gekoppelt mit allen Widrigkeiten, die das Leben so begleiten. Wer Ruhm ernten möchte, muss in Hollywood ein dickes Fell mit sich bringen.
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Junge Talente auf ihrem Weg nach oben: Dazu zählen der halb-asiatische Regisseur Raymond Ainsley (Darren Chris, American Crime Story: The Assassiation of Gianni Versace) mit dessen afroamerikanischer Schauspieler-Freundin Camille Washington (Laura Harrier, Spider-Man: Homceoming), sowie der Nachwuchsschauspieler und ehemalige Kriegsveteran Jack Castello (David Corenswet, The Politican). Ohne Ausbildung und die richtigen Beziehungen hat Jack es allerdings schwer, eine Karriere als Schauspieler einzulegen. Allerdings lässt er sich auf ein unmoralisches Angebot des Tankstellenbesitzers Ernest West (Dylan McDermott, The Practice) ein und verkauft als Tankwart auch gleich sexuelle Dienstleistungen mit. Außerdem auf dem Studio-Gelände anzutreffen: Claire Wood (Samara Weaving, The Babysitter) die Tochter eines mächtigen Filmstudio-Moguls, der afroamerikanische Drehbuchautor Archie Coleman (Jeremy Pope, The Ranger) und der mit Geheimnissen behaftete Filmdarsteller Rock Hudson (Jake Piking, No way out – Gegen die Flammen).
Wo Licht ist, ist auch Schatten
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Originaltitel | Hollywood |
Jahr | 2020 |
Land | USA |
Episoden | 7 in 1 Staffel |
Genre | Drama |
Cast | David Corenswet: Jack Costello Raymond Ainsley: Darren Criss Camille Washington: Laura Harrier Richard “Dick” Samuels: Joe Mantello Ernest “Ernie” West: Dylan McDermott Roy Fitzgerald / Rock Hudson: Jake Picking Archie Coleman: Jeremy Pope Ellen Kincaid Cantrell: Holland Taylor Claire Wood: Samara Weaving Henry Willson: Jim Parsons |
Seit dem 1. Mai 2020 auf Netflix verfügbar |
Im Zentrum der Serie stehen die Produktion und Verfilmung der verhängnisvollen Erzählung der Schauspielerin Peg Entwistle, die in den frühen 30er-Jahren mit einem Suizid Schlagzeilen machte. Vom Druck und den negativen Seiten Hollywoods zerfressen, stürzte diese sich von dem Buchstaben H des berühmten Hollywood-Schriftzeichens und steht seitdem als Symbol für die finstere Kehrseite der Traumfabrik. Basierend auf dieser Tragödie und ihrer geplanten Verfilmung begleiten die Zuschauer eine Gruppe von aufstrebenden Schauspielern und Filmemachern, die versuchen, sich in der Filmindustrie um jeden Preis einen Namen zu machen. Jeder Charakter zeigt hierbei, dass das goldene Hollywood auch Schattenseiten besitzt und diese auch bis heute noch präsent sind. Neben Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe, ethnischer Herkunft oder Sexualität, spielen Sexismus und allerhand Machtspiele eine essenzielle Rolle.
Nichts als die Wahrheit?
Dass Fiktion und Realität in solchen Serienformaten des Öfteren vermischt werden um einiges an Interesse herauszuholen, ist längst kein großes Geheimnis mehr. Doch was ist wahr an der Glanzparade Hollywoods? Unter anderem gab es zum Beispiel den Schauspieler Rock Hudson, der genau wie sein Serien-Pendant ein geheimes, homosexuelles Leben führte. Anders als seine Serienfigur, die sich recht früh ihren Neigungen stellt, wurde seine Homosexualität aber erst kurz vor seinem Tod bekannt gemacht. Ein weiteres Abbild der Realität, welches es in die Serie geschafft hat, ist Anna-May Wong (Michelle Krusiec, Saving Face), eine Schauspielerin, der es als erste Amerikanerin mit chinesischer Herkunft gelang, eine weltweite Filmkarriere zu erarbeiten. Auch den Schauspielmanager Henry Wilson, gespielt von Jim Parsons (The Big Bang Theory), gab es im goldenen Zeitalter des Films wirklich. Dieser war zum einen bekannt für den Karriereaufstieg meist männlicher Darsteller und zum anderen für diverse Affären mit den eigenen Klienten und deren freizügiger Vermarktung. Der Großteil des sehr divers gestalteten Casts ist allerdings zu großen Teilen reine Fiktion.
Old but Gold
Serienschöpfer Ryan Murphy, der immer wieder spürbar mit seiner Arbeit politische Ansichten und Kontroversität vermitteln möchte, lässt auch in Hollywood keine Chance aus, all diese Ansichten auf den Tisch zu packen. Dies geschieht mit dem zum Teil hochkarätigen Cast, der eindrucksvoll aufzeigt, wie es wohl wäre, wenn man in den 40er-Jahren zu einigen Themen eine etwas offenere und damit modernere Einstellung gehabt hätte. Allen voran die großartige Patti LuPone (The Song Spinner), die als Ehefrau des Filmmoguls von jetzt auf gleich das Zepter in die Hand bekommt und das ganze Filmbusiness gewaltig auf den Kopf stellt. Auch Jim Parson beweist, dass er nicht nur den Geek verkörpern kann, sondern auch den erfolgshungrigen und skrupellosen Talent-Agenten. Ebenso brilliert Dylan McDermott mit seiner Rolle als Tankstellen-Prostitutionsbetreiber und gleichzeitig guter Seele plus Vaterfigur der Nachwuchstalente. Stellt man im Vergleich die jungen Schauspieler gegenüber wie Darren Chriss, David Corenswet oder Laura Harrier gegenüber, machen diese zwar allesamt eine sehr gute Figur, können aber nicht mit dem Tiefgang der Figuren ihrer älteren Kollegen mithalten. Die Serie strahlt zu einem Großteil mit den Handlungen und Geschichten der Seniordarsteller, die nichtsdestotrotz wunderbar mit den Geschichten der jungen Akteure vernetzt werden.
Fazit
Hollywood gibt einem durch die Bank weg das Gefühl, ein wenig Ruhmesluft schnuppern zu können. Besonders prägnant ist dabei aber die toxische Seite des Filmimperiums. Man bekommt Einblicke darin, wie es ist, sich von einem Niemand zu einem Jemand hocharbeiten zu müssen und das mit vor allem vielen unschönen Hindernissen. Auch heute noch stehen politische Themen wie Diskriminierung und Rassismus an der Tagesordnung. Man kann nur hoffen, dass sich die Offenheit und Toleranz untereinander festigt und stetig weiterentwickelt. Empfehlenswert ist Hollywood für all diejenigen, die auf eine Reise hinter die Kulissen der Erfolgsindustrie gehen möchten und somit Eindrücke darüber sammeln können, dass oftmals nicht alles Gold ist, was glänzt.
© Netflix