Rotschühchen und die sieben Zwerge

Bislang waren Disney und Dreamworks so gut wie konkurrenzlos im Genre des animierten Trickfilms unterwegs. Mit dem südkoreanischen Animationsstudio Locus wagt ein weiterer Player den Schritt auf den umkämpften Markt. Rotschühchen und die sieben Zwerge (Kinotermin: 5. Dezember 2019) kommt nicht nur mit märchenhafter Hintergrundgeschichte, sondern auch Anspielungen auf Shrek und viele weitere Filme daher. Die zweite Produktion des Regisseurs Hong Sung-Ho (Egg-Cola: A Miracle in the Desert) ist ein Plädoyer für ein besseres Weltbild mit weniger Oberflächlichkeit.

   

Seitdem der Vater von Schneewittchen (Chloë Grace Moretz, Bad Neighbors 2) verschwand, ist in dessen Königreich nichts mehr wie zuvor. Noch dazu ist Schneewittchens Stiefmutter Regina (Gina Gershon, Riverdale) die nachfolgende Königin. Durch ein Missgeschick gelangt Schneewittchen an Glindas verzauberte Schuhe. Wenn sie diese trägt, verändert sich ihr Aussehen auf magische Weise. Als Glinda davon Wind bekommt, nimmt Schneewittchen Reißaus. Verfolgt von Glindas Handlangern, findet sie Unterschlupf bei den furchtlosen Sieben. Aber auch diese bergen ein Geheimnis …

Stehe immer zu dir selbst

Originaltitel Red Shoes and 7 Dwarfs
Jahr 2018
Land Südkorea
Genre Animation, Familie, Fantasy
Regisseur Hong Sung-Ho
Cast Schneewittchen: Chloë Grace Moretz / Katrin Heß
Merlin: Sam Claflin / Louis Friedemann Thiele
Regina: Gina Gershon / Ilya Welter
Prinz Mittälmaß: Jim Rash / Lars Schmidtke
Magischer Spiegel: Patrick Warburton / Volker Wolf
Jack: Frederik Hamel / Martin Bross
Laufzeit 91 Minuten
FSK
Seit dem 14. April 2020 im Handel erhältlich

Die Anzahl an Filmen und Serien mit Figuren, welche nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, bewegen sich in einem überschaubaren Rahmen. Dazu zählt auch Rotschühchen und die sieben Zwerge, denn im Gegensatz zu Disneys Prinzessinnen bringt Rotschühchen ein paar Kilos mehr auf die Waage. Dieses Manko lässt sich durch die verzauberten Schuhe beheben, welche ihr Erscheinungsbild zum Positiven formen. Nicht ganz unähnlich geht es den furchtlosen sieben Zwegen: Klein, rundlich und grün. Das war nicht immer so, denn ihr ursprüngliches Auftreten erhalten sie erst dann wieder, wenn sie nicht angeschaut werden oder aber einen Kuss wahrhafter Liebe erhalten. Die individuellen Looks der Zwerge (auch in der realen Form) sorgen für Spaß und Abwechslung. Hinzu gesellen sich unterschiedliche Fähigkeiten: Merlin (Sam Claflin, Die Farbe des Horizonts) kann zaubern, einer von ihnen hat einen durchsichtigen Zauberumhang, der andere kämpft mit Pfannen, drei von ihnen sind Techniker und ein weiterer besitzt ein Schwert namens Excalibur. Aufmerksame Leser haben es bereits mitbekommen: Dahinter verstecken sich allerlei Anlehnungen an große Filmtitel, nie als Parodie, immer als Hommage. Zu den witzigen Momenten trägt Prinz Mittälmaß (Jim Rash, The First Avenger: Civil War) bei, welcher ebenfalls Schneewittchen auf den Fersen ist; geschickt von der Stiefmutter, um Schneewittchen zu einem Ball einzuladen. Nur sollte man ihn besser niemals als Prinz Mittälmaß ansprechen …

Vertraute Optik, gewöhnungsbedürftiger Soundtrack

Alle designtechnischen Aspekte sind auf Familienfreundlichkeit bedacht und könnten locker von Dreamworks selbst stammen. Selbst Tiere werden nicht in Gefahr gebracht und ohnehin sehen Bären und Hasen eher so aus, als seien sie aus Holz geschnitzt. Zielgruppengerecht werden hier keine düsteren Elemente oder extreme Gefahrensituationen eröffnet. Eher musikalisch als optisch ist Rotschühchen und die sieben Zwerge anzumerken, dass die Wurzeln des Films in Südkorea liegen. Ziemlich gewöhnungsbedürftig fällt die Untermalung durch Popsongs aus, die sich selten so wirklich in die Szenerie einfügen wollen. Als Zuschauer ist nicht immer klar, wie ernst sich der Film dabei nimmt und ob die akustische Untermalung nun (unfreiwillig) komisch ist oder sich selbst ernst nimmt. Wer sich durch den Abspann gekämpft hat, wird darüber hinaus mit einem Ende nach dem Ende belohnt, welches auf die individuellen Figuren eingeht.

Fazit

Rotschühchen und die sieben Zwerge ist Südkoreas Kampfansage an Disney und Co.! Ein liebevoll aufgemachter Film, dem man eine Chance geben sollte, selbst wenn der Trailer Vorurteile wecken könnte. Auch ich habe mit einem anderen Film gerechnet, als ich ihn letztlich aufgetischt bekam  – im positiven Sinne. Vor allem optisch muss sich dieser Film nicht hinter der Konkurrenz verstecken. Das Charakterdesign der Regina weckt sogar ein wenig Erinnerungen an Disneys Gothel aus Rapunzel – Neu verföhnt. Aufgrund der positiven Message, die brandaktueller denn je erscheint, und der sonstigen Aufmachung erhält der Film meine wärmste Empfehlung.

© Splendid Film

Historia Christa

Bedingt durch ihre Arbeit hat Historia Christa kaum Zeit für Privates. Dennoch liebt sie ihre Arbeit und dortigen Menschen sehr. Bei der Musik-Richtung ist sie völlig offen, da können es Klassik, Schlager, Pop, Rap und Rock sein. Gerne geht sie ins Kino, mindestens 1x im Monat. Und Nervennahrung darf in ihren Leben nicht fehlen.

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