Die Unglaublichen – The Incredibles

Superhelden kämpfen gegen das Böse, gewinnen immer, sind einfach cool – und die Welt will sie nicht mehr. Pixar Animation Studios zeigt in dem 2006 erschienen Werk Die Unglaublichen – The Incredibles, was passieren kann, wenn sowohl die beim Einsatz für Ordnung und Gerechtigkeit entstandenen Schäden als auch eine Klagewelle der Geretteten die Sympathiepunkte für Superhelden ins Bodenlose fallen lassen: Berufsverbot für Superhelden. Brav gliedern sich die nun arbeitslosen Superhelden in die Reihen der normalen Bürger ein und gehen stumpfsinnigen Jobs nach, immer bemüht, nicht aufzufliegen. Aber es wäre ja wirklich langweilig, wenn das klappen würde, zumal es außer Superhelden immerhin auch noch die Gattung Superschurken gibt.

    

Auch die Familie von Bob “Mr. Incredible” Parr und seiner Frau Helen, ehemals Elastogirl, fristet seit fünfzehn Jahren ein unauffälliges Dasein. Während Helen sich perfekt angepasst hat und bemüht ist, die Auflagen der Regierung hundertprozentig zu erfüllen, kommt Bob in seinem Job bei einer großen Versicherung an seine menschlichen Grenzen. Irgendwann reichen die nächtlichen Ausflüge mit seinem Kumpel Lucius Best aka “Frostzone” (der Name ist Programm), bei denen die beiden als heimliche Superheldenpatrouille unterwegs sind, nicht mehr aus, um seinen Frust zu kompensieren. Bob gerät derart mit seinem Chef aneinander, dass ein Orts- und Identitätswechsel der gesamten Familie nötig wird – mal wieder. Davon sind natürlich weder Helen noch die Kinder der beiden angetan. Baby Jack Jack ist noch zu klein, um die Lage zu verstehen, aber die Jugendliche Violetta und der zehnjährige Flash verlieren wieder einmal ihr soziales Umfeld. Nicht, dass die beiden durch ihr etwas anderes Elternhaus nicht schon geplagt genug sind, sie besitzen zudem wie ihre Eltern Superkräfte, die sie nicht einsetzen dürfen, eine Vorgabe, die zumindest Flash beharrlich ignoriert.

Mein Gott, bist du fett geworden

Originaltitel The Incredibles
Jahr 2004
Land USA
Genre Animation, Action, Comedy
Regisseur Brad Bird
Cast Bob Parr/Mr. Incredible: Craig T. Nelson / Markus Maria Profitlich
Helen Parr/Elastigirl: Holly Hunter / Katrin Fröhlich
Violetta Parr: Sarah Vowell / Felicitas Woll
Robert „Flash“ Parr: Spencer Fox/ Marco Iannotta
Lucius Best/Frozone: Samuel L. Jackson / Kai Pflaume
Laufzeit 111 Minuten
FSK

Auch Superhelden kommen in die Jahre. Ohne Training und immer in dem Bemühen, sich harmlos und unauffällig zu geben, haben sich bei Bob etliche Kilo zu viel auf die Hüften geschummelt. Dazu noch der unbefriedigende Job und das frustrierende Gefühl, nicht wirklich gebraucht zu werden, und schon wird eine ganz normale Midlife Crisis zum Nährboden für unbesonnene Aktionen. Bob greift zu, als ihm ein geheimes Angebot gemacht wird, und der Zuschauer kann es ihm nicht verdenken, so eindrücklich wird sein monotones, angepasstes, langweiliges Leben dargestellt. Aber auch die Probleme der anderen Familienmitglieder kommen nicht zu kurz. Helen möchte unbedingt, dass ihre Familie in Ruhe leben kann, und verbiegt sich innerlich bis zur Schmerzgrenze. Violetta kämpft mit wildgewordenen Hormonen und ihrer ersten Liebe, versteckt sich hinter ihren langen Haaren und verschwindet manchmal ungewollt ganz aus dem Blickfeld ihrer Mitmenschen. Flash dagegen zeigt so ziemlich jedes ADHS-Symptom und spielt seinen Lehrern ständig mit Hilfe seiner Superkraft Streiche. Nur Baby Jack Jack wirkt wie ein völlig normales, zufriedenes Kleinkind.

Kein Cape! KEIN CAPE!

Bei dieser Familienaufstellung wirkt es fast erlösend, als es endlich zur Sache geht. Bob gerät in Lebensgefahr, und Helen eilt zu seiner Rettung. Und hier sind die Prioritäten einer korrekten Rettungsaktion auf witzige Weise logisch aufgebaut, denn an erster Stelle steht – die Bekleidung. Es gibt keinen Superheldeneinsatz ohne das passende Superheldenkostüm, und Designerin Edna Mode achtet mit peinlicher Gründlichkeit auf die ihrer Meinung nach passende Garderobe. Szenen wie diese finden sich im Film immer wieder und lassen das Dasein eines Superhelden ganz normal aussehen, Superheld als ganz alltäglichen Beruf wirken. Und dieses Alltägliche wiederum ist es, das den Charakteren ihre Glaubwürdigkeit verleiht. Es sind Menschen, denen man täglich begegnet, auch wenn diese mit Sicherheit nicht über Superkräfte verfügen und ihre Umwelt in ein Eisfeld verwandeln oder unsichtbar werden. Wahrscheinlich jedenfalls nicht…

Kann die Welt nicht mal gerettet bleiben?

Wenn Die Unglaublichen die Frage mit einem klaren “Nein” beantworten, dann ist diese Antwort einfach konsequent. Superschurken wird es im Pixar-Universum weiterhin ebenso geben wie miese Versicherungsagenturen und Superhelden werden weiterhin ihrem Beruf nachgehen, denn auch in unserem Alltag ist die Aussicht auf eine friedliche Welt und verbraucherorientierte Versicherungen verschwindend gering. Und so ist von Mr. Incredible und Co. noch eine Menge zu erwarten.

Ich liebe Die Unglaublichen, weil das Konstrukt auch ohne den ganzen Superheldenkram funktionieren würde. Superhelden sind eben auch nur Menschen mit ganz normalen Problemen und Sorgen. Und sie wollen einfach wie jeder andere auch das machen, was sie am besten können, in ihrem Falle eben die Welt retten. Warum auch nicht, Köche und Zahnärzte und Königinnen tun ja auch nichts anderes…

 

 

 

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Ayres
Redakteur
6. Oktober 2019 19:20

Der Film ging damals komplett an mir vorbei. Das lag allerdings auch Thema, denn ich hatte mich grade mit den X-Men Filmen angefreundet und dann kam da plötzlich so etwas Animiertes daher. Kein Verständnis meines Twenty-Something-Ichs.
Als dann die Fortsetzung ins Kino kam, war ich eher überrascht, dass man die Reihe nach so langer Zeit wieder ausbuddelte. Kein Wunder, wenn Superhelden Hochjunktur feiern. Gesehen habe ich ihn noch nicht, dafür nun den ersten Teil.

Wow, ich war wirklich platt, wie schlecht die Optik 15 Jahre später aussieht. Bei Animationsfilmen merkt man den Alterungsprozess immer am schnellsten (auch die Rotkäppchen-Verschwörung von 2005 sieht heute aus wie ein PlayStation 2-Spiel). Das machte es meinem verwöhnten Auge zunächst schwierig, in den Film zu finden, da alles so verdammt stark nach Post-2000er Game aussieht. Inhaltlich hat mich die Geschichte nicht umgehauen, zumindest nicht aus Superhelden-Sicht. Der Einsatz der Kräfte ist nichts Besonderes und so sympathisierte ich dann eher mit solchen Kleinigkeiten wie der Vorstellung der Outfits sowie den Familienangelegenheiten. Ich denke, dass man damals auch noch gar nicht auf dem Schirm hatte, was einmal mit dem Erfolg des MCUs kommen würde. Sonst hätte man wahrscheinlich schneller einen zweiten Teil nachgeschossen oder die Familie in Serie gehen lassen.

Was mir positiv in Erinnerung bleiben wird, ist eben der Fokus auf Familie und nicht auf Superhelden-Team. Das Miteinander kommt sonst einfach viel zu häufig viel zu kurz.