Crabs!

Schon die erste Szene von Crabs! gibt Aufschluss darüber, mit was für eine Art Film man es hier zu tun wird: Ein junges Paar liebt sich im Rausch der Sinne nackt am Strand, eine riesige Krabbe wird herangespült und bespringt daraufhin das Gesicht des Mannes, während die Dame kreischend daneben steht. Jawoll, es ist Trash-Alarm! Für seine erste Regie-Arbeit hat sich Pierce Berolzheimer nicht vorgenommen, das Rad neu zu erfinden, wohl aber einen neuen Kultfilm anzuvisieren. Er setzt in seinem Creature-Feature auf ein paar Krabben, Ekeleffekte und nervige bis schrullige Figuren, die das Ding schon irgendwie stemmen sollen. Crabs! lief im Programm des Fantasy Filmfest 2021 und gehörte zu jenen Filmen, die sozusagen den Verstand in einen Pause-Modus schicken. Wer sich also bei einem Dosenbier auf Kosten anderer amüsieren möchte, liebäugelte mit diesem Titel.

Ein friedliches Küstenstädtchen bereitet sich auf die jährliche Prom Night vor und die ansässigen Teenager gehen dem nach, was eben alle Teenager machen: Party, kiffen und Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht sammeln. Als ein durch Radioaktivität mutierter und höchst gefräßiger Schwarm Pfeilschwanzkrebse das Örtchen überrennt, fühlt sich der kreative Geek Phil (Dylan Riley Snyder, Karate-Chaoten) dazu berufen, der Invasion mit seinen Erfindungen die Stirn zu bieten, und bereitet sich mit seinen Freunden darauf vor, zurückzuschlagen …

Lässt sich Kult planen?

Originaltitel Crabs!
Jahr 2021
Land USA
Genre Horrorkomödie
Regie Pierce Berolzheimer
Cast Phil: Dylan Riley Snyder
Annalise: Jessica Morris
Maddie: Allie Jennings
Sheriff Flanigan: Robert Craighead
Sequola: Dash Pomerantz
Radu: Chase Padgett
Laufzeit 80 Minuten
FSK unbekannt
Titel im Programm des Fantasy Filmfest 2021

Die passende Kulisse, keine über die Maße talentierten, aber liebenswerte Darsteller, kleine Ekel-Viecher und ein niedriges Budget – im Grunde bringt Crabs! alles mit, was einen guten Trashfilm auszeichnet.  Nur die wichtigste Zutat, die bekanntermaßen aber auch immer im Auge des Betrachters liegt, fehlt: Der Humor. Das mit dem Humor ist so eine Sache. Worüber der eine lacht, lässt den anderen kalt und umgekehrt. Ein Wagnis, das sich jede Komödie aufhalst, ehe man sie auf ein Publikum loslässt. Und trotzdem gibt es so eine Art Konsens. Ein Grau-Bereich, in dem man runde Gags treffsicher platzieren und damit rechnen kann, dass ein Großteil des Publikums schon eine Miene verziehen wird. Diesen Grau-Bereich verfehlt Crabs! mit Anlauf und landet dort, wo nur noch eine Nische lacht. Das Gespür für ein gutes Gag-Timing ist nicht vorhanden und und am Ende geht alles auf Kosten einer ganz speziellen Figur. Der verhaltensauffällige und lerngestörte Redu (Chase Padgett) ist nämlich die Nervensäge des Films. Im Grunde eine Figur, die jedem leid tun sollte. Nicht so in Crabs!: Da muss Redu für jeden schlechten Gag herhalten und entwickelt sich zu einer einzigen Nervbacke.

Gewolltes Amateur-Nivau

Anstatt in die Gänge zu kommen, verbringt Regisseur Berolzheimer viel zu viel Zeit mit seinen Figuren und deren Befindlichkeiten. Im Grunde eine lobenswerte Idee, wirft aber auch Sichtbarkeit auf den Drehbuch-Flickenteppich. Hier und da werden mögliche Subplots angerissen, welche scheinbar erst ent- und dann wieder verworfen wurden. So gibt es etwa einen Sci-Fi-Subplot um einen Rollstuhlfahrer und einer Möglichkeit, wie dieser wieder laufen kann, aber schlüssig ausgeführt wird die Idee nicht. Interessant ist aus dem Figurentrupp niemand, aber Geeks und Nerds werden wohlwollend anerkennen, dass Phil nicht der unsympathischste Hauptcharakter ist und ein paar verspielte Ideen einbringen darf. Die können immerhin eine Zeit lang bei Laune halten und auch der Cast hat sichtlich Freude daran. Die Krabben selbst sehen zwar eher nach kleinen Staubsaugern aus, aber das verzeiht man ganz schnell. Wer sich auf diesen Film einlässt, weiß in aller Regel, dass Schauwerte gering sind und die Unterhaltung als No-Brainer durchgeht. Insofern: Die Effekte sind erwartungsgemäß wenig ansehnlich. Das Finale lässt sich am ehesten noch als Kaiju-meets-Power Rangers-Orgie beschreiben und bringt sicherlich Fans beider Thematiken zum Gröhlen (sofern entweder Bier oder Trash-Vorliebe oder beides vorhanden ist), ist aber nichts für die breite Masse.

Fazit

Wäre Crabs! allein am Strand trashiger Unterhaltung, sähe die Lage sicherlich anders aus. So krebst der Film allerdings am unteren Ende der Unterhaltungsbucht herum. Mit viel Wohlwollen ein durchschnittlicher Unterhaltungsfilm, falls sich mal nichts anderes im Streaming finden sollte (sofern Crabs! dort auftaucht) und einem der Sinn nach non-intellektueller Unterhaltung steht. Doch gerade im Trash- und Komödien-Bereich gibt es auch weitaus hochwertigere und intelligentere Produktionen, die weniger ungelenk darin sind, auf das Ziel eines geplanten Kultfilms hinzuarbeiten.

© Raven Banner

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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