Angel Sanctuary

Bei Angel Sanctuary handelt es sich bisher um das einzige Werk von Kaori Yuki (Alice in Murderland), welches als Anime umgesetzt wurde. Allerdings nur dessen Prolog als dreiteilige OVA-Reihe, die im Juni 2018 von Nipponart als DVD-Gesamtausgabe veröffentlicht wurde. Langjährigen Fans ist die OVA durch deren Ausstrahlung auf dem Musiksender VIVA in Erinnerung geblieben. Anfang der 2000er stellte Angel Sanctuary einen der Vorreiter unter den Animes mit “erwachsener” Handlung im deutschen Fernsehen dar, was gleichzeitig einen Kontrast zum kindlich geprägten Anime-Programm von RTL2 bildete. Die Geschichte des Animes, die sich stark der Mythologie bedient, erstreckt sich bis Band 4 des Mangas und bildet einen animierten Einstieg in das Erzähluniversum von Angel Sanctuary

    

Den 16-jährigen Setsuna Mudo verbindet mit seiner Schwester Sara weitaus mehr als nur Geschwisterliebe, aber beiden ist bewusst, dass ihre Liebe von niemandem akzeptiert werden würde. Doch für Setsuna stellt dies noch das kleinste Problem dar. Die wahren Probleme kommen direkt aus dem Himmelreich. So kommt es zu Verstrickungen mit Engeln und Dämonen, die sein Leben noch weiter erschweren. Setsuna wird offenbart, dass die Seele des weiblichen Engels Alexiel in ihm ruht und er daher sterben muss, damit Alexiel wieder aufersteht. Einst verbündete sich Alexiel mit Dämonen, um Gott zu stürzen und eine Idealwelt zu gründen.

Menschen, Engel, Dämonen und ein Hauch von verbotener Liebe

Setsuna wird zu Hause von seiner Mutter verteufelt und als nicht ”normal” beschrieben. Doch so zu tun, als würde er seine Schwester Sara nicht lieben, fällt ihm schwer, gerade wenn die Liebe auf Gegenseitigkeit beruht. Beide leiden unter diesen Umständen sehr. Dazu prügelt sich Setsuna immer mit anderen Jungs, die es auf ihn abgesehen haben. Nur Sara oder sein Freund Kira, können Schlimmeres verhindern. Kira bildet für Setsuna eine wichtige Stütze, aber auch er ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Spätestens als die Dämonen Kurai und Arakune auftauchen, muss sich Setsuna eingestehen, dass er wirklich nicht normal ist. Alle wollen, dass der weibliche Engel Alexiel wieder aufersteht. Sein Leben spielt für die anderen keine Rolle, denn sie wollen seinen Tod. So auch der Engel Rosiel, der Bruder von Alexiel, der ebenfalls seine Schwester liebt und zu harten Mitteln greift, um sein Ziel zu erreichen. Hier lässt sich eine große Ähnlichkeit zwischen Rosiel und Setsuna beobachten. Doch die Liebe von Rosiel hat schon etwas mit krankhafter Obsession gemein. Denn wenn seine Schwester ihn nicht liebt, würde er sie einfach töten. Nicht verwunderlich, dass sich Rosiel als einer der skrupellosesten Charaktere und als gefährlicher Psychopath erweist. Letztendlich liegt die Entscheidung in Setsunas Hand, ob die Menschen, Dämonen oder die Engel sterben. So muss er sich als Messias der Herausforderung stellen, den Weltuntergang zu verhindern….

Kaori Yukis erfolgreichster Manga in animierter Form

Originaltitel Tenshi Kinryouku
Jahr 2000
Episoden 3
Genre Fantasy, Drama, Romanze
Regisseur Kiyoko Sayama
Studio Hal Film Maker

Angel Sanctuary gilt als Meilenstein in Kaori Yukis Laufbahn als Mangaka und umfasst insgesamt 20 Bände. In Deutschland hat die bei Carlsen Manga erschienene Reihe 2004 den Sondermann-Publikumspreis verliehen bekommen, in der Kategorie ,,Manga/Manhwa international”. Um den Bekanntheitsgrad des 1994 erschienen Mangas zu erhöhen, produzierte das Studio Hal Film Maker die drei Episoden starke Anime OVA. Verglichen mit heutigen Produktionen kann der Anime nicht mehr mithalten und man sieht ihm seine Entstehung um die Jahrtausendwende herum an. Farblich ist der Anime recht düster gehalten, was der Art der Handlung angemessen ist. Das Charakterdesign der Vorlage wurde weitgehend originalgetreu adaptiert. Nur musikalisch bietet Angel Sanctuary nicht viel. Der Original Soundtrack von Hikaru Nanase (Phantom:Requiem for the Phantom) bringt es auf insgesamt 30 Tracks, aber so wirklich im Gedächtnis bleibt nur das Musikstück ”Setsuna’s Theme”. Einerseits hat dessen Klang etwas Trauriges und andererseits etwas Himmlisches an sich, was sehr passend von  Nanase zur Thematik mit den Engeln umgesetzt wurde. Beim Opening und Ending wird kein besonderes visuelles Erlebnis geboten. Das Opening “Messiah” stammt von Yayoi Yura und entspricht nicht dem Mainstream, den Anime-Fans sonst aus Japan gewohnt sind. Leider ist das Opening bei den OVAs so kurz, dass es nicht die gleiche Wirkung erzeugt, wie die Vollversion. Das Ending “Knife of Romance” von Phl erinnert schon an ähnliche Vertreter, wie die Band Buck-Tick (Ending 2 von Shiki), die mit rockigen, aber leicht düsteren Songs überzeugen können. Die Musik kann für die Serie als durchaus passend eingestuft werden, denn es wurde schon bei anderen Animes im Negativen bewiesen, dass es auch anders geht.

Synchronisation mit bekannten Stimmen

Die deutsche Synchronisation stammt aus den Berliner Bikini Studios. Nipponart übernimmt hier die bereits vorhandene Synchronisationsspur. Im Großen und Ganzen kann die Vertonung des Animes als durchschnittlich betrachtet werden. Die Stimme von Sara (gesprochen von Rubina Kuraoka) ist etwas gewöhnungsbedürftig, besonders in den Szenen, in denen sie schreit. Setsunas Synchronsprecher ist kein Unbekannter, denn Sebastian Schulz (Yami Yugi in Yu-Gi-Oh!) ist der Anime-Community weitgehend bekannt. Auf der DVD-Gesamtausgabe von Nipponart ist selbstverständlich auch die japanische Tonspur mit deutschen Untertiteln vorhanden. Als Extras hat Nipponart ein Poster (Motiv mit Sara und Setsuna) und einen Sticker (Kira und Setsuna) beigefügt. Die Illustrationen hierfür stammen von Kaori Yuki und dürften ein Highlight in jeder Sammlung sein.

Trotz der Tatsache, dass ich die zwei Artbooks von Angel Sanctuary als Hardcover besitze, habe ich den Manga noch nie gelesen. Allerdings zeigt dies nur, wie beeindruckend die Zeichnungen von Kaori Yuki sind. Normalerweise würde ich mir keine Artbooks einer Serie kaufen, die ich nicht kenne. Die OVA dient daher als mein erster Einblick in die Geschichte von Angel Sanctuary. Das Werk und die Idee an sich gefallen mir sehr gut und das, obwohl ich normalerweise Geschwisterliebe als Thema nicht viel abgewinnen kann. In vielen anderen Animes wird dies auf eine nervige Art und Weise dargestellt, doch bei Angel Sanctuary empfinde ich diesen Aspekt als vorbildlich umgesetzt. Wahrscheinlich liegt das auch an der übergeordneten Thematik mit Menschen, Dämonen und Engeln. Letztendlich wird die Geschichte in der Adaption nur angeschnitten und das Tempo ist relativ schnell, daher sollte man nicht zuviel erwarten. So stellt mich der Anime nicht voll und ganz zufrieden. Dennoch fasziniert er mich auf eine gewisse Weise, wodurch ich gerne auch die Manga-Vorlage nachholen möchte. Sehr schade, dass sich kein Studio an der Fortführung der Geschichte versucht hat, denn ich hätte mir den Titel zum Beispiel gut bei Madhouse (Death Parade) vorstellen können.

Zweite Meinung:

Wow, ich fühle mich alt. 2003 lief die OVA als einer der ersten Titel auf dem Sender VIVA. 22:30 Uhr war spät, aber noch nicht so spät wie die Animeblöcke auf VOX mitten in der Nacht, in der sie Premiere feierten. Für jemanden, der bis dato animetechnisch nur das damalige RTL2-Nachmittagsprogramm mit seiner kinderfreundlicheren Selektion kannte, war alleine durch das Vorhandensein von so epischen Elementen wie ewiger Krieg zwischen Engeln und Dämonen oder einer verbotene Liebe etwas ganz Neues. Nach heutigen Maßstäben ist die OVA nur mäßig gut gealtert. Die visuellen Produktionswerte der OVA waren für damalige Verhältnisse schon nicht die hochwertigsten und nun sehe ich auch noch sehr viel Melodrama in diesem abgespeckten Ausschnitt der Geschichte, die als Manga 20 Bände umfasst. Die OVA selbst endet leider im Nirgendwo nach dem ersten Arc, was mich aber auch sehr erfolgreich zur damals noch laufenden Mangaveröffentlichung von Carlsen Manga zog. Angel Sactuary ist ganz klar etwas für Nostalgiker oder Neugierige, die in ein Stück Anime-Geschichte der zweiten Mainstream Anime-Generation in Händen halten wollen. Der Soundtrack ist aber immer noch ein Ohrenschmaus.

Dritte Meinung:

Angel Sanctuary kann man als Fan von Fantasy-Geschichten mit religiösem Einschlag nur lieben. Dass die OVA nur einen Auftakt darstellt, hat zwar einen bitteren Beigeschmack, da ganz schnell der Wunsch nach mehr entsteht, doch als animierter Auftakt und für sich betrachtet, macht der Anime doch eine Menge her. Trennt man die Geschichte einmal von jeglichem Wissen über den Manga, kann man sagen, dass der Anime vor allem die Liebesgeschichte im Fokus hat, während der Manga seinen Schwerpunkt auf die Fantasy-Story legt.  Die Geschichte lebt davon, dass (noch) eine gewisse Linearität vorherrscht, die es einfach macht, dem Geschehen zu folgen, obwohl sich im Hintergrund ein komplexes Konstrukt aufbaut. Da der Anime auf ein reiferes Publikum abzielt, ist auch der Einsatz blutiger Szenen angenehm organisch und wirkt nie plakativ. Selbstverständlich lebt Angel Sanctuary auch von seiner Nostalgie, schließlich besaß der Anime damals mit seinem 90er Spirit ein regelrechtes Alleinstellungsmerkmal unter den Anime-Produktionen.

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Alva Sangai

Alva Sangai beschäftigt sich in ihrer Freizeit gerne mit Medien verschiedenster Art. Egal, ob Serien, Filme, Anime oder Manga. Dabei spielt es keine Rolle aus welchem Land die Produktionen stammen, denn Alva ist da sehr weltoffen. Des Weiteren hört sie gerne Musik, schreibt Geschichten und zeichnet ab und zu. Ein Tee oder ein Cappuccino darf dabei natürlich nicht fehlen. Nebenbei beschäftigt sich Alva mit den vielen Funktionen von Clip Studio Paint EX, denn sie möchte sich in der Zukunft an einem Web-Comic versuchen. Der Name Alva Sangai setzt sich aus dem Vornamen der Protagonistin ihrer ersten längeren Geschichte, sowie ”Sangai”, Hirschen die nur in Manipur (Indien) zu finden sind, zusammen. Sangai spielt also auf ihre Bollywood-Artikel an.

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