Hanna

Als 2011 der Film Wer ist Hanna? in die Kinos kam, war Saoirse Ronan (Lady Bird) gerade einmal 16 Jahre alt und noch weitgehend unbekannt, was sich in den nächsten Jahren ändern sollte: Mit nur 21 Jahren erhielt sie bereits eine Oscar-Nominierung als Beste Schauspielerin. Das Action-Drama von Joe Wright (Pan) bekam überwiegend positive Kritiken, auch für die Darstellungen von Cate Blanchett (Ocean’s 8) und Eric Bana (Lone Survivor). 2017 wurde bekannt, dass der Stoff in Serie gehen sollte. Amazon Prime sicherte sich die weltweiten Rechte an Hanna (so auch der Filmtitel im Original), welcher seine Deutschland-Premiere am 29. März 2019 auf Amazon Prime Video feiert. Dass der Streamingdienst hohe Erwartungen an dieses Format hat, bewies er mit seinem Super Bowl-Trailer. Es bleibt abzuwarten, ob Serienschöpfer David Farr die ruppige Action und die Sensibilität der Charakterinteraktionen ebenfalls zu transportieren versteht.

Erik Heller (Joel Kinnaman, Rick Flag in Suicide Squad) dringt im Jahr 2003 in eine rumänische Einrichtung ein, überlistet den dortigen Sicherheitsdienst und rettet ein Baby mit dem Namen Hanna. 15 Jahre später lebt er mit Hanna (Esme Creed-Miles, Mister Lonely), die er als seine Tochter großgezogen hat, tief in einem polnischen Wald. Er bringt ihr das Jagen, das Töten sowie Allgemeinwissen bei. Denn: Hanna wird darauf vorbereitet, eine Killerin zu sein. Doch Hanna will aus diesem von der Außenwelt abgeschotteten Leben entkommen. Dabei zieht sie die Aufmerksamkeit der CIA-Agentin Marissa Wiegler (Mireille Enos, World War Z) auf sich…

Wer ist Hanna?

Originaltitel Hanna
Jahr 2019
Land USA
Episoden 1 / 10
Genre Action, Drama
Cast Hanna: Esme Creed-Miles
Marissa: Mireille Enos
Erik: Joel Kinnaman
Arvo: Aleksandr Gorchilin

Das Serienformat bietet der Geschichte um Hanna die Möglichkeit, das Leben der Hauptfigur noch ausführlicher zu beleuchten: Immerhin wächst Hanna nicht nur unter besonderen Umständen auf, sondern ist auch ein besonderes Kind. Die Gründe dafür werden im Verlauf der Handlung beleuchtet. Folge 1 konzentriert sich ausschließlich auf das Verhältnis von Vater und Tochter mitten im polnischen Wald. Naturliebhaber bekommen ein paar ansprechende Bilder serviert, wenngleich häufig auch bei Nacht. Viele Szenen spielen im Dunkeln, was angesichts des Ortes nachvollziehbar ist: Eine besondere Ausleuchtung bietet ein polnischer Wald nicht. Im Vergleich zum Film, dem sich die Serie immer wieder stellen müssen wird, fehlt es allerdings an aufregenden Bildern. Wer ist Hanna? setzte zu Beginn in Finnland ein, was nicht nur die Umstände des Jagens und Überlebens verschärfte, sondern auch für stärkere Bilder sorgte. Die gibt es in Hanna nur zu Beginn der Serie, wenn Actionfans mit Explosionen auf ihre Kosten kommen sollen. Danach setzt ein deutlich ruhigerer Ton ein.

Berechtigte Origin Story oder doch nur Light-Version des Hollywoodfilms?

Obwohl Erik die einzige Bezugsperson in Hannas Leben ist, bekommen wir fast nur ihr Training zu sehen. Erik trainiert Hanna mit einer Härte, die kaum Raum für Liebe lässt. Dass bei einem pubertierenden Mädchen in Isolation Konfliktpotenzial wächst, versteht sich von selbst. Und dann trifft Hanna ausgerechnet auf einen Jungen ihres Alters. Arvo (Aleksandr Gorchilin) öffnet ihr nicht nur das Tor zur Welt, sondern führt sie auch in die Welt der Schokoriegel ein. Beinahe schon klischeehaft, dass eine solch schnelle Annäherung stattfindet, kaum dass Hanna einen Fuß aus dem heimischen Versteck setzt. Darin zeigt die Serie leider keinerlei Originalität, sondern spult nur das herunter, was man schon mehrfach anderswo gesehen hat. Natürlich bleibt der Ausflug nicht ohne Konsequenzen und läutet die Grundsituation für alles Weitere ein: Hanna und ihr Vater werden getrennt. Es bleiben also neun weitere Folgen, die Hannas Reise begleiten werden. Diese haben mächtig viel zu tun: Wir erfahren nahezu nichts über Hannas Persönlichkeit abseits der Umstände, in denen sie lebt.

Erster Eindruck:

Noch ist unklar, weshalb es diese Serie gibt: Erzählt sie nur die Geschichte des Films nach oder bringt sie neue Ansätze mit? Die Pilot-Folge gibt darüber zunächst keinen weiteren Aufschluss, auch wenn mit dem Verlassen des Waldes eine Szene gezeigt wird, die im Film nicht existiert. Die Schauspieler erreichen selten das Niveau ihrer Hollywood-Vorbilder, fallen allerdings auch nicht weiter negativ auf. Die Serie muss sich inhaltlich beweisen und wird in den folgenden Episoden hoffentlich mehr in Sachen Charakterinteraktion bieten. Zu Beginn sind die Dialoge noch ziemlich rudimentär und es bleibt zu hoffen, dass Hanna im weiteren Verlauf eine wirkliche Existenzgrundlage erhält.

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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