Murderbot (Folge 1×01)

Am 16. Mai 2025 startete mit Murderbot die Serien-Adaption der preisebehäuften Killerbot-Romanreihe von Martha Wells auf Apple TV+. Im Mittelpunkt steht ein soziophober Sicherheitsandroide mit einem Hang zu Trash-TV, der trotz seiner Abneigung gegenüber Menschen damit beauftragt wird, ein Forschungsteam auf einem fremden Planeten zu beschützen. Der Trailer verspricht eine Mischung aus Comedy und Action. Schauen wir also rein in Folge 1×01: »Port FreeCommerce«.

Inhaltsangabe

Die Bergbaustation Aratake der Corporation Rim: Wir sehen pöbelnde, feiernde, dumme Menschen und mitten darin steht unsere SecUnit (Alexander Skarsgård), die gerade dabei ist, sich selbst zu ‚erwecken‘. Sie hackt ihr eigenes Chefmodul (das sie auf Spur hält) und befreit sich damit von der Leine der »Firma«, deren Eigentum sie eigentlich ist. Die SecUnit ist damit frei und gibt sich selbst die ID »Murderbot«.

Doch anstatt frei zu drehen und abzuhauen, bleibt Murderbot im Auftrag der Firma unterwegs. Jedes abnormale Verhalten seinerseits würde zur Gefangennahme führen, inklusive Säurebad. Also spielt er erstmal seine Rolle weiter und wird von einem Team der Preservation Allianz als recycelte SecUnit für eine Forschungsmission angeheuert.

Das Team der Preservation Allianz landet auf einem abgelegenen Planeten zwecks Kartierung und Erforschung. Während eines Erkundungsausflugs wird Dr. Bharadwaj (Tamara Podemski) bei einem Zwischenfall mit einer unbekannten Kreatur verletzt. Murderbot greift ein, kann Schlimmeres verhindern und bringt die verletzte Bharadwaj sowie die geschockte Dr. Arada (Tattiawna Jones) zurück zum Stützpunkt.

Das Team wird skeptisch. Warum wurde diese Kreatur nicht in den Informationsdaten erwähnt? Warum sind die Karten lückenhaft und weisen blinde Flecken auf? Und was ist eigentlich mit der SecUnit los? Sie hat ihren Helm abgenommen, um beruhigend auf die geschockte Arada einzureden. Das entspricht nicht dem natürlichen Verhalten einer SecUnit.

Das Team diskutiert darüber. Während Teamleiterin Dr. Mensah (Noma Dumezweni) der SecUnit Vertrauen anbietet, zeigt sich Dr. Gurathin (David Dastmalchian) äußerst misstrauisch. Tatsächlich scheint mit SecUnit etwas nicht zu stimmen, da sie von berunruhigenden Flashbacks heimgesucht wird.

Murderbot kann das Verhalten seiner Klienten nicht einschätzen und hat große Sorge, dass sie ihm auf die Schliche kommen könnten. Das wäre gefährlich für Murderbot – aber möglicherweise auch für die Klienten.

Oldskool Serienformat

Die Killerbot-Buchreihe zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Ableger meist Novellen sind: rasant erzählt und snackable, aber trotzdem mit Substanz. Die Adaption von Apple TV+ verfolgt einen ähnlichen Ansatz und bietet die Folgen in mundgerechten 20- bis 30-Minuten-Happen an. Die Regisseure des Vertrauens sind die Gebrüder Chris und Paul Weitz, die u.a. durch American Pie und About a Boy bekannt wurden. Chris Weitz konnte sich zuletzt sogar als Co-Autor von Rogue One: A Star Wars Story einen Namen machen und Erfahrung mit Ensembledarstellung im Sci-Fi-Milieu sammeln.

Hippies auf die Spitze getrieben

Das Ensemble in Murderbot setzt sich aus dem Team der Preservation Allianz und eben Murderbot zusammen. Die Preservation-Leute kommen von einem nicht allierten Planeten irgendwo JWD, das heißt: Waldorf-Wissenschaftler. Friedlich, progressiv … aber auch verschroben. »Space Hippies mit selbstgenähten Klamotten«, die summende Konsensrunden veranstalten, ihre Unterkunft anmalen und NATÜRLICH eine Cajon mit auf die Mission bringen. Murderbot betrachtet sie mit sarkastischem Spott, aber auch mit Faszination, da er selbst von Indoktrination und Zweckrationalität geprägt ist. Damit werden die Preservation-Leute ein Mü extremer in diese freigeistige Richtung gepusht, als das in den Büchern der Fall ist, was aber vollkommen okay ist. Ein ohnehin vorhandenes Wesensmerkmal wird auf die Spitze getrieben – ich bin fein damit.

Sci-Fi-Snape

Die Spannung zwischen idealistischen Hippies und einer potentiellen Mördermaschine ist eh schon Grund genug zum Einschalten. Darüber hinaus freue ich mich aber auch, dass Dr. Gurathin deutliche mehr Screentime bekommt als in der Vorlage. David Dastmalchian spielt Gurathin mit so viel Miesepetrigkeit, dass er fast als Professor Snape durchgehen könnte. Als einziger augmentierter Mensch ist er Murderbot möglicherweise ähnlicher als er (oder Murderbot) wahrhaben will. Beide können im Feed herumstochern, beide reagieren mit einem »Ugh« wenn es irgendwo menschelt, und beide können sich nicht leiden. Die Szene, in der Murderbot Gurathin im Feed eins überbrät? Herrlisch!

Die Trash-Serie innerhalb der Serie

Ich freue mich außerdem darüber, dass wir endlich Bewegtbilder von der fiktiven Space-Opera »Aufstieg und Fall von Sanctuary Moon« sehen. Der Look der Serie ist genauso schlecht gemacht, wie man es von einer überdrehten Seifenoper erwarten würde. »Aufstieg und Fall von Sancutary Moon« ist in den Büchern ein Running Gag, der in der TV-Adaption vermutlich so einige Funktionen erfüllen wird. Die Serie ist Zufluchtsort für Murderbot, spiegelt aber auch auf ironische und theatralische Weise die Handlung von Murderbot wieder. Außerdem ist die Telenovela Murderbots Grabbelkiste für soziale Interaktion. Kommt immer gut, wenn man mit Serienzitaten um sich wirft, um peinliches Schweigen zu unterbrechen.

Was könnte ich kritisieren?

Ein bisschen enttäuscht bin ich vom Opening Title. Ich finde das musikalische Arrangement lasch und dünn gesetzt, und das Main Theme haut mich absolut null vom Hocker. Bereits in der zweiten Episode habe ich es übersprungen. Außerdem finde ich den Abschluss der ersten Folge etwas nichtssagend. Möglicherweise bin ich zu sehr an das 50-Minuten-Format gewöhnt, aber die letzte Szene hätte durchaus etwas pointierter sein können. Und das CGI? Ist okay. Ich gucke Murderbot nicht wegen des CGI.

Fazit

Die erste Folge »Port FreeCommerce« ist als Serienauftakt völlig in Ordnung und vereint alles, was ich von einer Killerbot-Adaption erwarte: schrägen Witz, schwarzhumorige Selbstreflexion, pointiert eingesetzte Action und gesellschaftskritische Untertöne bei gleichzeitiger Leichtigkeit. Alexander Skarsgård als Murderbot kriegt mich, werde mich aber erst in der nächsten Folgenbesprechung etwas näher mit ihm beschäftigen. Bis dahin: Lasst die Subroutinen nicht durchbrennen.

Apple TV+

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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